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ITALIEN
Aus Nr. 04 - 2006

Napolitano der elfte präsident der italienischen Republik

Präsident aller Italiener



von Giulio Andreotti


Giorgio Napolitano  am Tag seiner Wahl , Mittwoch, 10. Mai 2006.

Giorgio Napolitano am Tag seiner Wahl , Mittwoch, 10. Mai 2006.

Sieben von zehn mal war die Wahl des italienischen Staatspräsidenten ein alles andere als einfaches Unterfangen. Der Wunsch, Ciampi möge seine Wiederwahl annehmen, war auch aus dem Umstand erwachsen, daß uns der gerade erst hinter uns liegende Wahlkampf sichtlich zermürbt hatte. Ciampi aber blieb bei seiner Ablehnung und gab der Hoffnung auf ein Einverständnis der beiden Pole Ausdruck, auf die sich die italienische Politik eingeschworen hat. Im linken Lager hatte man eine abwartende Haltung eingenommen, während Forza Italia Gianni Letta, der ein optimaler Kandidat für das Einverständnis hätte sein können, „verheizte“, indem man ihn im Alleingang zum Präsidentschaftskandidaten erkoren hatte. Nach drei erfolglosen Wahlgängen fiel die Entscheidung schließlich auf Napolitano, wenn auch leider ohne Zustimmung der anderen Seite. Eine Art Vorurteil gegen jeden Ex-Kommunisten machte jegliches Einverständnis unmöglich. Ein Veto, das der Pressesprecher Berlusconis, Bondi, bekannt machte. Natürlich ist mir klar, daß zwischen einem Staatsoberhaupt und einem Pressesprecher ein Unterschied besteht, aber so wurde dieser noch deutlicher.
Giorgio Napolitano hat einen curriculum, der ganz im Zeichen des Parlaments steht (er ist Senator auf Lebenszeit); er war Innenminister und kann auch auf ein lobenswertes Engagement in Sachen Europa zurückblicken, hat auch am Projekt Giscard d’Estaing mitgewirkt. Bemerkenswert war seine Reise in die USA, im Mai 1978, als Kommunisten noch das „Visum“ verweigert wurde. Dabei hatte er Gelegenheit, an einigen amerikanischen Universitäten und in politischen Gesprächen nicht nur das Über­einkommen zu erläutern, das zu der von mir geleiteten Regierung geführt hatte (im gemeinsamen Kampf gegen die Roten Brigaden), sondern auch die Substanz des Euro-Kommunismus.
Auf der anderen Seite ist es fast schon etwas Spontanes, in Napolitano jene Art neapolitanischen Kommunisten zu sehen, mit denen man ein ehrliches Gespräch führen konnte: Giorgio Amendola, Mario Palermo, Maurizio Valenzi.
Nun ist er der Staatspräsident: der Präsident aller Italiener.




DAS GLÜckwunschtelegramm des papstes
Lesen Sie hier das Glückwunschtelegramm, das Benedikt XVI. an Giorgio Napolitano geschickt hat, der am 10. Mai zum Präsidenten der Italienischen Republik gewählt wurde:

An Seine Exzellenz M. Giorgio Napolitano
Präsident der Italienischen Republik

„Ich möchte Ihnen die herzlichsten Glückwünsche übermitteln zu Ihrer Wahl zum Präsidenten der Italienischen Republik. Mit dem Wunsch, daß Sie Ihren hohen Auftrag mit viel Erfolg ausüben, rufe ich auf Ihre Person den immerwährenden göttlichen Beistand herab für ein leuchtendes und wirksames Handeln zur Förderung des Gemeinwohls auf der Grundlage der authentischen menschlichen und christlichen Werte, die das bewundernswerte Erbe des italienischen Volkes bilden. Mit diesen Wünschen erteile ich Ihnen und der ganzen edlen italienischen Nation den Apostolischen Segen.“

BENEDICTUS PP. XVI


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