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HORN VON AFRIKA
Aus Nr. 11 - 2006

Interview mit dem Präsidenten der Bischofskonferenz von Äthiopien und Eritrea.

Warten auf die Gaben des neuen Jahres


Nach dem in Äthiopien gebräuchlichen Julianischen Kalender ist 2007 Heiliges Jahr. Und nicht ein Jahr des Krieges in Somalia. Armut und Hoffnungen eines Landes mit einer tausendjährigen Geschichte, in dem ein friedliches Zusammenleben zwischen Christen und Islam möglich ist. Zu Wort kommt Berhaneyesus Souraphiel, Erzbischof von Addis Abeba.


Interview mit dem Erzbischof von Addis Abeba, Berhaneyesus Souraphiel von Giovanni Cubeddu


Die Anbetung der Könige, äthiopische Ikone aus dem 19. Jh., Privatsammlung, Paris.

Die Anbetung der Könige, äthiopische Ikone aus dem 19. Jh., Privatsammlung, Paris.

Die unlängst in Rom abgehaltene Begegnung der Mitglieder der Bischofskonferenz von Äthiopien und Eritrea fand vor dem Hintergrund der alarmierenden Situation am Horn von Afrika statt. Der Krieg zwischen Äthiopien und den Kämpfern des sogenannten „Rats des islamischen Gerichts“, die im nahegelegenen Somalia das Sagen haben, scheint unausweichlich. Mit Eritrea gibt es noch immer „weder Krieg noch Frieden“: ein Zustand, der seit Ende des bewaffneten Konflikts 2000 und den danach entbrannten Grenzstreitigkeiten herrscht. Und als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, nun noch die starken Spannungen zwischen der Regierung Zenawi und den Oppositionskräften. An der Schwelle zum neuen Jahr, in dem Äthiopien sein Heiliges Jahr begeht, hat 30Tage Berhaneyesus Souraphiel um ein Gespräch gebeten. Er ist Erzbischof von Addis Abeba, ein Land, in dem 50% der Bevölkerung am Rande des Existenzminimums leben.

Exzellenz, obwohl sich Ihre Bischofskonferenz aus Bischöfen zweier Länder zusammensetzt, die seit Jahren einen zermürbenden Krieg führen, herrscht in ihren eigenen Reihen Eintracht. Wie wurde die Tagesordnung Ihrer Begegnung in Rom festgesetzt und wie sind die Arbeiten verlaufen?
BERHANEYESUS SOURAPHIEL: Zunächst einmal möchte ich 30Tage für die Gelegenheit dieses Interviews danken. Ich bin ein eifriger Leser Ihrer Zeitschrift, die mit ihren interessanten, informativen Artikeln über die universale Kirche und die jüngsten Entwicklungen im Vatikan manche Anregung geben kann. Ganz besonders freut es mich natürlich, daß sich 30Tage mit den Ländern des Südens der Welt beschäftigt, wie Südamerika, Asien und Afrika. Das ist recht, denn schließlich sind wir alle Teil der universalen Kirche.
Danke, Exzellenz.
SOURAPHIEL: Äthiopien und Eritrea waren in der Vergangenheit ein einziges Land. Vor ca. 15 Jahren erlangte Eritrea die Unabhängigkeit. Daß es uns gelungen ist, unsere Bischofskonferenz für beide Länder zu behalten – deren Vorsitz ich derzeit führe – ist nicht nur Ausdruck der Einheit der Kirche, sondern auch ein Hoffnungsschimmer für die Menschen dieser Länder. Es ist leider nicht möglich, unsere Begegnungen in Asmara oder Addis Abeba abzuhalten – zumindest beim heutigen Stand der Dinge. Deshalb kommen wir nach Rom, normalerweise in den Vatikan. Bei der letzten Vollversammlung wurden Äthiopien und Eritrea betreffende Fragen wie die gemeinsame Alexandrinische Liturgie diskutiert, Dinge wie Gerechtigkeit und Frieden. Am Schluß stand die Abfassung einer gemeinsamen Botschaft der Hoffnung. Es ist gut, daß unsere Begegnungen in Rom stattfinden, weil die Großmächte (und – wie ich einmal in den Raum stellen möchte – auch das restliche subsaharianische Afrika, mit Ausnahme Sudan) die derzeitige Situation in Äthiopien und Eritrea „vergessen“ haben. Wir hoffen, die Einheit unserer Bischofskonferenz aufrecht erhalten und uns zwischen Äthiopien und Eritrea frei bewegen zu können. Dazu muß aber erst einmal die Frage der Grenzen zwischen unseren beiden Ländern geklärt sein.
Zu welchen Punkten herrscht innerhalb der Bischofskonferenz die größte Übereinstimmung?
SOURAPHIEL: In Sachen christliche Tradition. Am 27. Oktober sind wir Bischöfe nach Rom gekommen. Jenem Tag, an dem laut lateinischem Ritus der Festtag des hl. Frumentius begangen wird. Er war der erste Bischof von Äthiopien und brachte es fertig, das Christentum sowohl in Eritrea als auch in Äthiopien zu stärken. Er wurde vom hl. Athanasius zum Bischof geweiht: der „Werdegang“ des Christentums hat bei uns also eine sehr alte Tradition. Der äthiopische Ritus ge’ez ist etwas, das uns eint. Was trennt, sind dagegen die Erklärungen der äthiopischen und eritreischen Regierung.
Sie sagen, daß der Ritus eint.
SOURAPHIEL: Ja, der Ritus hält uns zusammen, die Geschichte unserer Vergangenheit und Kultur vereint uns ebenso wie der Umstand, daß in einigen Gebieten dies- und jenseits der Grenzen dieselbe Sprache gesprochen wird. Und schließlich sind wir Teil der universalen Kirche, der sich dieses Problem auch schon anderswo gestellt hat. Weshalb uns die Erfahrung der anderen auch zeigt, wie wir unserem Volk helfen können.
Berhaneyesus Souraphiel.

Berhaneyesus Souraphiel.

Wie kann es dem Ritus gelingen, zwei Völker zu einen, die miteinander auf Kriegsfuß stehen?
SOURAPHIEL: Wir haben – was sehr positiv ist – einen gemeinsamen Kult, gemeinsame Feiern, Festtage und Bußzeiten. Und dann haben wir, was den äthiopischen Teil betrifft, auch noch unseren Kalender. Er war zuerst in beiden Ländern gebräuchlich, Eritrea folgt nun aber dem Gregorianischen Kalender – und gerade aus dem Kalender schöpfen wir unsere Hoffnung.
Wie meinen Sie das?
SOURAPHIEL: Nach unserem Kalender entpricht 2007 dem Jahr 2000, weshalb wir auch das Jubiläum feiern. Das versetzt uns in eine besondere Lage, weil unser Land über eine reiche Geschichte, Kultur, Spiritualität, Kunst verfügt... Im „Jahr 2000“ wollen wir der Welt beweisen, daß wir nicht nur mit Dürreperioden und Hungersnöten „aufwarten“ können, sondern auch mit einer Geschichte, deren christliche Tradition bereits zweitausend Jahre alt ist. Das Christentum ist so sehr mit Äthiopien verwoben, daß man fast nicht sagen kann, wo die Grenze zwischen Kultur und Religion verläuft. Wir haben auch den Heiligen Vater Benedikt XVI. eingeladen und hoffen, ihn zu unserem Jubiläum als Gast begrüßen zu dürfen.
Hoffen Sie, daß das Heilige Jahr auch dem politischen Frieden in der Region förderlich sein wird?
SOURAPHIEL: Ja. Das neue Jahrtausend, das Äthiopien feiern kann, beginnt Anfang September 2007 und klingt im September 2008 aus. Wir hoffen, daß es bedeutende Feierlichkeiten und Initiativen geben wird: der ein oder andere Minister könnte sich mehr für den Kampf gegen die Armut einsetzen, das Aufforsten der Wälder und dafür, der Desertifikation Einhalt zu gebieten. Das wäre eine große Sache. Und wir, als Kirche, werden zu diesen und anderen Programmen für das Gemeinwohl beitragen… Vor allem will unsere Kirche aber mitteilen, was die präzise Bedeutung eines Jubiläums ist: es ist ein seltenes Ereignis, das man nicht verpassen darf. Und das gilt für einen jeden von uns. Es ist ein ganz besonderes Jahr, eine Gelegenheit der Gnade Gottes, und damit eine Gelegenheit, für Frieden und Aussöhnung zu beten.
In Somalia steht der sog. „Rat des islamischen Gerichts“ mit der Übergangsregierung in Konflikt. Die Situation zwischen dem Rat und Äthiopien, das als Sponsor der Übergangsregierung gilt, hat sich zugespitzt.
SOURAPHIEL: Ein Großteil der Waffen kommt über Somalia: das Geschäft blüht. Wahrscheinlich profitieren davon viele Länder Osteuropas, Amerika und auch Südamerika. Diese Waffen gelangen dann aber bis nach Äthiopien, Nordkenia, Norduganda … Das ist ein Instabilitätsfaktor. Und nun kann über diese Regionen auch der islamische Fundamentalismus zusehends Fuß fassen. Somalia wurde in den letzten 16 Jahren vergessen, und das war ein Fehler, den wir nun bezahlen müssen. Wir beten für den Frieden und die Stabilität in Somalia. Und auch für den Sudan, einen weiteren Nachbarn von uns.
Wie funktioniert in Äthiopien das Zusammenleben zwischen den verschiedenen Religionsfamilien?
SOURAPHIEL: Christen und Muslime haben immer in Frieden und gegenseitigem Respekt zusammen gelebt, zumindest bis heute. Das ist auch der Grund, warum Äthiopien ein auf seine Art einzigartiges Land ist. Das Geschenk des Glaubens hat das Land schon früh erhalten. Das Christentum war bereits zur Zeit der Apostel hier. Dasselbe kann man vom Islam sagen, der zu Zeiten des Hedschra [622 n. Chr.: Flucht Mohammeds von Mekka nach Medina, Anm.d.Red.] nach Äthiopien gelangte. Der Prophet Mohammed war auf der Flucht vor der Verfolgung in Mekka nach Medina emigriert und schickte seine Familie nach Äthiopien, wo ein guter und friedliebender König herrschte. Dort nahm man sie als Flüchtlinge auf, gewährte ihnen Schutz. Und weil der Islam eben gerade in seinen „Geburtsjahren“ nach Äthiopien gelangte, betrachten uns die Muslime als ein Land, das sie in Frieden aufgenommen hat und in dem sie in Frieden leben können. Das einzige Mal, in dem es in Äthiopien zu einem islamischen Übergriff kam, war zur Zeit des großen Osmanischen Reiches, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Soweit die Geschichte. Wie aber stehen die Dinge heute?
SOURAPHIEL: Wir wollen, daß das friedliche Zusammenleben weitergeht. Und das hängt vom Werk der religiösen Autoritäten in Äthiopien ab, die ja in der Tat regelmäßige Treffen abhalten. „Dauergäste“ dieser Treffen sind der orthodoxe Patriarch Abuna Paulos – der auch der Vorsitzende der interreligiösen Räte ist –, der Präsident der evangelischen Kirche Mekanyeyesus, sowie der muslimische shaykh. Wir treffen uns nicht nur in Äthiopien, sondern veranstalten auch Treffen mit den eritreischen Religionsoberhäuptern, was dank Norwegian Church Aid möglich wurde. Unsere Begegnungen finden in Asmara, Addis Abeba, aber auch anderswo statt, und unsere gegenseitigen Besuche konnte auch der Krieg nicht verhindern.
Was ist das größte Problem Äthiopiens?
SOURAPHIEL: Die Armut. Die Bevölkerungszahl ist im Steigen begriffen, es gibt viel Arbeitslosigkeit und keine Infrastrukturen: wir sind immer noch eines der ärmsten Länder der Welt, und so ist die Lage am gesamten Horn von Afrika. Die Regierung tut, was sie kann, aber in der Zwischenzeit wandern viele Äthiopier in die arabischen Länder aus, vor allem in die Golfregion – nach Saudi-Arbien – und nach Nahost, in den Libanon. In diesen muslimischen Ländern ist der Großteil unserer Frauen gezwungen, ihren christlichen Namen gegen einen muslimischen einzutauschen, sich entsprechend zu kleiden, usw… Emigranten, denen die Stärke im Glauben fehlt, werden Muslime. Vielleicht erleben die Menschen zum ersten Mal in der Geschichte Äthiopiens, wie ihre christliche Würde untergraben wird, wie die christlichen Wurzeln und das christliche Erbe von der Armut auf eine harte Probe gestellt werden.
Äthiopische Soldaten patrouillieren an der Grenze zu Eritrea.

Äthiopische Soldaten patrouillieren an der Grenze zu Eritrea.

Wie verhält sich die Kirche dazu?
SOURAPHIEL: Im Einklang mit den anderen Kirchen und mit Unterstützung der Regierung wollen wir eine Änderung der Situation herbeiführen. Geschehen kann das durch das Bildungswesen, das der Schlüssel zur Entwicklung ist. Zum Glück sind die meisten unserer katholischen Schulen gute Schulen. In den ländlichen Gebieten sind viele Missionare tätig, die unentgeltlich arbeiten und mit ihrem Engagement, ihrer Liebenswürdigkeit gute Resultate erzielen. Das ist auch der Grund, warum sich die Ortsbischöfe inzwischen mit dem Gedanken an eine katholische Universität für Äthiopien tragen. Wer dann gezwungen ist, in den arabischen Ländern zu arbeiten, der wird mit einem Diplom dorthin gehen. Er wird mit besseren Jobs und einer besseren Bezahlung rechnen können, was ihn wiederum in die Lage versetzt, seiner Familie Geld zu schicken und somit auch seinem Land zu helfen. Wir haben für diese katholische Universität bereits ein Abkommen mit der Regierung unterzeichnet, mit offizieller Zustimmung des Hl. Stuhls. Man arbeitet daran, daß das Personal für die Universität hauptsächlich aus den Philippinen, Kolumbien und Afrika kommt, aber auch aus anderen Ländern: es wird ein Werk der Zusammenarbeit zwischen den Nationen des Südens der Welt sein. Für die notwendigen Fonds wenden wir uns an Europa und Nordamerika. Ich hoffe, daß uns 30Tage helfen kann.
Wie würden Sie die derzeitige Beziehung zwischen katholischer Kirche und Regierung definieren?
SOURAPHIEL: Als gut. Die Behördenvertreter wissen, was wir tun und sind sehr zufrieden damit. Wir haben nichts zu verbergen, informieren die verschiedenen Regierungsorgane über all unsere Initiativen, legen – gemäß der von der Kirche verfolgten Transparenz-Politik – die entsprechenden Bilanzen vor. Dasselbe tun wir auch mit unseren internationalen Geldgebern. Kurzum: ich kann Ihnen sagen, daß das wenige Geld, das unsere Ordensmänner und -frauen in den ländlichen Gebieten aus dem Ausland erhalten, direkt den entsprechenden Projekten zufließt. Wenn es für eine Schule bestimmt ist, bekommt es eine Schule; wenn es für ein Krankenhaus ist, bekommt es ein Krankenhaus. Die Ordensmänner und -frauen nehmen nichts von diesem Geld für sich selbst. In anderen internationalen Organisationen werden meist 30 oder 40% der Fonds für die Gehälter der Beamten oder andere Dinge aufgewendet...
Die Legalität des Wahlsiegs Zenawis wurde stark in Zweifel gezogen – was prompt die Unterdrückung der Opposition zur Folge hatte.
SOURAPHIEL: Als katholische Kirche vertreten wir eine klare Position. Vor der Wahl haben wir die Leute darüber informiert, was Wahlen sind, ihnen erklärt, daß nicht die Wahlen an sich schon ein Hoffnungsschimmer sind, sondern das, was danach kommt. Nach den Wahlen kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen es auch Tote gegeben hat. Dagegen haben wir schriftlich bei Regierung und Opposition protestiert und die Befreiung politischer Häftlinge gefordert.
Exzellenz, der Friede mit Eritrea könnte ein Segen für die Wirtschaft sein. Warum will sich Zenawi trotz seiner Versprechungen nicht an die bereits von einer internationalen Kommission anerkannten Grenzen zwischen Äthiopien und Eritrea halten?
SOURAPHIEL: Wie bereits gesagt, finden schon seit geraumer Zeit diesbezügliche Begegnungen der Autoritäten beider Länder statt. Seit 2000 hat es keine bewaffneten Konflikte mehr gegeben, und darüber sind wir sehr glücklich. Wir waren immer auf der Seite der Opfer, deren Tote vermieden hätten werden können. Als religiöse Autorität vertreten wir die Position, daß jeder weitere Krieg zwischen den beiden Ländern zu vermeiden ist, die Frage der Grenzen durch Fortführung der Gespräche gelöst werden muß. Wir können nicht verstehen, warum die beiden Regierungen nichts unternehmen. Wenn sie miteinander sprechen würden, könnten sie leicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen: warum also tun sie das nicht?
Die religiösen Leader haben einen Vorschlag gemacht…
SOURAPHIEL: Das stimmt. Man hätte die Entscheidungen jenen überlassen müssen, die an den Grenzen leben. Die religiösen Obrigkeiten waren für die Schaffung von „Dorfkomitees“ an den Grenzen, um diese unter Absprache mit den Einwohnern zu definieren, was ein Einschreiten der internationalen Organisationen überflüssig machen würde. Das wollten wir tun, aber man hat es uns nicht erlaubt... In Addis Abeba haben wir um ein Treffen mit den Behördenvertretern gebeten, um diese Begegnungen der Dorfhäuptlinge abzusprechen: da war nichts zu machen...
Was können Sie uns über das Leben der Kirche berichten, über ihre Pastoralaktivität, das Wohltätigkeitswerk, bei dem die Armen oft anderen Armen helfen?
SOURAPHIEL: Bei uns erwarten sich die Menschen viel von der katholischen Kirche. Wo immer sich eine Pfarrei befindet, hat man viele Bedürfnisse, und da erhofft man sich von den Priestern, Ordensmännern und -frauen natürlich auch eine entsprechend große Hilfe. Wichtig ist es jedoch, den Glauben zu stärken. Darum wird auch viel Wert auf das Katechese-Werk gelegt, das normalerweise von Laien-Katechisten getätigt wird. In den Dörfern, in denen kleine Kapellen stehen, ist es ihre Mission, den Glauben zu vermitteln, die Menschen formal in die katholische Kirche aufzunehmen. Das Katechemunat kann zwischen ein und dreieinhalb Jahren dauern. Dann kommt die Taufe. Danach kommt der Bischof zu Besuch, um das Sakrament der Firmung zu spenden. Für die Katholiken Äthiopiens ist die Pfarrkirche wichtig, Gott verdient etwas Schönes, und wenn unsere Häuser auch kleine oder einfache tukul sind, muß das noch lange nicht für das Haus Gottes gelten. Alle, wenn sie sonst auch noch so arm sind, geben soviel sie können. Den Katholiken Äthiopiens ist viel daran gelegen. In Europa versteht man das nicht, zahlreiche Organisationen spenden nur für Straßen, Wasserbrunnen, Krankenhäuser Geld… für die Kirchen dagegen wird herzlich wenig getan. Da machen es die Muslime schon besser.
Kämpfer des sogenannten „Rats des islamischen Gerichts“ bei einer Militärparade in der Stadt Balad, 40km von Mogadischu entfernt. Die Auseinandersetzung zwischen Äthiopien und den Kämpfern 
des „Rats des islamischen Gerichts“, die im nahegelegene Somalia die Macht an sich reissen konnten, scheint unausweichlich.

Kämpfer des sogenannten „Rats des islamischen Gerichts“ bei einer Militärparade in der Stadt Balad, 40km von Mogadischu entfernt. Die Auseinandersetzung zwischen Äthiopien und den Kämpfern des „Rats des islamischen Gerichts“, die im nahegelegene Somalia die Macht an sich reissen konnten, scheint unausweichlich.

Was meinen Sie damit?
SOURAPHIEL: Mit den aus dem Ausland kommenden Finanzhilfen bauen sie Moscheen, eine nach der anderen. Und mancher unserer Katholiken fühlt sich auf den Schlips getreten. Ich würde den Menschen der westlichen Welt so gerne verständlich machen, daß die Kirchen gar nicht groß sein müssen, nur schön! Denn dann lieben sie die Menschen.
Wie steht es mit den Berufungen?
SOURAPHIEL: An Berufungen fehlt es Gott sei Dank nicht, und das gilt sowohl für Ordensleute als auch Diözesanklerus.
Wie kommt es dazu?
SOURAPHIEL: Durch ein gutes Vorbild: die Menschen erwarten sich von Priestern und Ordensleuten ein gutes Vorbild.
Wie werden Sie in Addis Abeba Weihnachten feiern?
SOURAPHIEL: Einfach und der orientalischen Tradition entsprechend. Wie feiern am 7. Januar Weihnachten, nicht wie bei Ihnen am 25. Dezember. Wir haben keine Christbäume, keine Geschenke, nein, das nicht… es ist eher ein religiöses Fest. In den Städten stellen manche christliche Familien Krippen auf, vor allem für die Kinder, weil es auch in Äthiopien ein Fest für die Kinder ist. Bei den Äthiopiern ist es an Weihnachten Tradition, Hockey zu spielen [gena, das äthiopische Hockey: einer Legende nach jenes Spiel, das die Hirten in der Nacht spielten, in der Jesus geboren wurde, Anm.d.Red.]. Weihnachten erfreut sich auch bei uns großer Beliebtheit. Und das nicht zuletzt wegen der Heiligen Drei Könige: schließlich war einer von ihnen Äthiopier.


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