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AFRIKA
Aus Nr. 07 - 2003

Zu Wort kommt Kardinal Emmanuel Wamala, Erzbischof von Kampala.

Eine internationale Friedenstruppe für Uganda



von Davide Malacaria



„Was wir in Uganda brauchen, ist eine internationale Friedenstruppe.“ Dieser Appell stammt von Kardinal Emmanuel Wamala, seit 15 Jahren Erzbischof von Kampala. Ausgesprochen hat er ihn im Rahmen eines 30Tage gewährten Interviews. Der 76jährige Wamala wurde 1981 zum Bischof von Kiyinda-Mityana ernannt. Im Jahr 1988 kam er als Koadjutor des damaligen Kardinals Emmanuel Nsubuga, dessen Nachfolge er zwei Jahre später antreten sollte, nach Kampala. 1994 wurde er von Johannes Paul II. zum Kardinal kreiert. Wamala ist Mitglied der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und des Päpstlichen Rates „Cor Unum“. Wir haben uns mit ihm über die dramatische Lage unterhalten, in der die Menschen im Norden des Landes leben müssen, und über seine Erinnerungen an den denkwürdigen Besuch von Paul VI., der 1969 nach Uganda kam – als erster Papst, der seinen Fuß auf afrikanischen Boden setzte.

Wie empfindet die ugandische Kirche die Tragödie, von der der Norden des Landes heimgesucht wird?
EMMANUEL WAMALA: Wir alle sind zutiefst betrübt über diese Situation, wir wissen nicht genau, was vor sich geht und können uns auch nicht erklären, warum man es nicht schafft, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Dieser Krieg dauert nun schon 17 Jahre, und die Situation wird jeden Tag schlimmer.
Welches Glaubenszeugnis hat Sie in diesem dramatischen Moment am meisten beeindruckt?
WAMALA: Wohl die Tatsache, daß die Bischöfe des Nordens gemeinsam mit den muslimischen und anglikanischen Leaders beschlossen haben, nachts bei den Kindern auf der Straße zu schlafen, die in der Nähe von Kirchen und Krankenhäusern Schutz suchen. Das ist meiner Meinung nach ein wunderbares Zeugnis.
Bemüht sich die Regierung Ihrer Meinung nach ausreichend darum, dem Ganzen ein Ende zu setzen?
WAMALA: Kurz vor Weihnachten hat sich der Präsident ziemlich lange im Norden des Landes aufgehalten. Er hat mit den Bischöfen der Zone gesprochen und sich deren Vorschläge angehört. Darüber hinaus hat Museveni auch versucht zu verstehen, warum es der ugandischen Armee einfach nicht gelingen will, die Zivilbevölkerung zu schützen und verlangt, daß Kommandanten, die Fehler begangen haben, ihres Amtes enthoben wurden. Ich bin also der Meinung, daß durchaus der politische Wille bestand, diesem Krieg ein Ende zu setzen. Und mit den Rebellen eine Gesprächsbasis zu finden, um die Situation, wie es die Kirche will, auf dem Verhandlungswege zu bereinigen. Aber die Rebellen haben nicht dazu Stellung genommen.
Die Lage soll sich jetzt noch verschlimmert haben...
WAMALA: Ja, jetzt ist das ganze Land im Norden in der Hand der Rebellen, die auch in Provinzen vorgedrungen sind, wo sie vorher nicht präsent waren. Die Situation ist derart außer Kontrolle geraten, daß ich fürchte, daß es ohne ein internationales Einschreiten – ähnlich wie im Kongo – keinen Ausweg geben wird.
Würde Präsident Museveni das akzeptieren?
WAMALA: Ich glaube nicht, daß ihm der Gedanke eines Einschreitens von internationaler Seite behagt. Aber ich muß auch feststellen, daß es Uganda in 17 Jahren nicht geschafft hat, der Situation allein Herr zu werden. Er selber, der Präsident, hatte im vergangenen Jahr versprochen, die Rebellion bis März niederzuschlagen – was aber nicht der Fall war.
Eine Studienkommission hat eine Verfassungsänderung ausgearbeitet, die – sollte sie angenommen werden – es dem Präsidenten ermöglichen würde, auch bei den nächsten Wahlen als Kandidat aufzutreten. Sie haben das öffentlich kritisiert. Warum?
WAMALA: Ich habe nicht gesagt, daß man die Verfassung nicht ändern soll. Ich bin lediglich der Meinung, daß man sie nicht nur im Interesse einer einzigen Person ändern soll. Außerdem glaube und hoffe ich, daß sich in Uganda ein politischer Pluralismus durchsetzen wird. Was meiner Meinung nach ganz einfach dem Naturrecht entspricht.
Im vergangenen Oktober hat der Vatikan das Martyrium von zwei jungen, ugandischen Katechisten anerkannt, Daudi und Jildo. Was hat das für Sie bedeutet?
WAMALA: Eine große Freude und auch eine große Ehre. Daudi und Jildo erlitten ihr Martyrium im Norden des Landes, dort, wo heute soviele Menschen leiden. Wir versuchen, sie den Menschen hier als Zeugen des für sie und mit ihnen leidenden Christus aufzuzeigen, gleichzeitig erflehen wir aber auch ihre Hilfe: ihre Fürsprache, damit in unser Land endlich Frieden einzieht. Am 3. Juni, bei der Feier der ugandischen Märtyrer (die Ende des 19. Jahrhunderts ermordet und erst unter dem Pontifikat von Paul VI. als Märtyrer anerkannt wurden), wurden auch die Reliquien der beiden Katechisten überführt. Es war ein großes Fest, an dem Gläubige aus vielen afrikanischen Ländern anwesend waren, auch aus Amerika und Europa.
Können Sie sich an den Besuch von Paul VI. in Uganda erinnern?
WAMALA: Ja, sehr gut sogar. Für Afrika war es eine Ehre und auch das Glaubenszeugnis auf unserem Kontinent war gewachsen, mit dieser Würde, dem Heiligen Vater Gastfreundschaft gewähren zu dürfen. Die Lehre, die er uns bei diesem Anlaß hinterlassen hat, war und ist noch heute eine große Quelle der Inspiration für uns. Ich kann mich noch daran erinnern, wie sehr es mich beeindruckt hat, welchen Akzent der Papst auf den Missionsgeist der afrikanischen Kirche setzen wollte. Ein Missionsgeist, der sich vor allem Afrika gegenüber zeigt, sich aber nicht auf unseren Kontinent beschränkt. Die vielen jungen Menschen, die in anderen afrikanischen Ländern in die Mission gehen, aber auch in Europa und Amerika, setzen das in die Tat um, was sich Paul VI. bei diesem Anlaß erhofft hatte.



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