Fünfundzwanzig Jahre nach dem Konklave, bei dem Papst Luciani gewählt wurde.
Ein Papst von kurzer Dauer
Unser Chefredakteur stellt das Buch vor, das 30Tage zum 25. Todestag von Papst Luciani herausgeben wird
von Giulio Andreotti

Einige Augenblicke der Besitznahme von der Lateranbasilika durch Johannes Paul I. (23. September 1978).
ýin paar Tage später, als ich im „Gesù“ die Messe besuchte, kam einer meiner Mitarbeiter atemlos auf mich zu und brachte mir die erschütternde Nachricht: „Der Papst ist tot.“ Ich erfaßte den Ernst der Lage nicht sofort, glaubte zunächst an die Fehlinterpretation einer verschlüsselten Mitteilung des Präsidiums. Aber es war leider die reine Wahrheit.
Warum, oh Herr? Wenn sie ihn in Venedig gelassen hätten, in der Routine seines Alltags, ohne den ganzen Rummel, die vielen zermürbenden Verpflichtungen – dann hätte sein Körper vielleicht der Herzattacke standgehalten.
Es ist nun wahrlich nicht gestattet, das zu interpretieren, was Gott will oder erlaubt. Aber sein so plötzlicher, unerwarteter Tod läßt sich spirituell vielleicht damit erklären, daß so die Polemik vermieden wurde, die es zweifellos gegeben hätte, wenn das Konklave direkt einen Ausländer zum Papst gewählt hätte. Dieser nach so vielen Jahrhunderten erfolgte Vertrauensentzug Italien gegenüber eignete sich gut für Zensuren, politische Unterstellungen, nationalistische Dispute. Don Albino hatte von Paul VI. den Stab übernommen, um diesen dann wiederum einem Kardinal zu geben, der selbst die Erfahrung der Verfolgungen gemacht hatte, die links- und rechtsorientierte Diktatoren der Kirche auferlegten.
Wenn ich an ihn denke, denke ich natürlich an den Lateran. Aber mehr noch an den Bischof, der in den Palazzo Chigi gekommen war, um der Sorge über den bedingungslosen Rückzug der Katholiken Venetiens aus dem Kreditwesen Ausdruck zu geben. Er war schwarz gekleidet gekommen, wie ein ganz normaler Priester – so daß ihn die Amtsdiener schon am späten Nachmittag von der Liste strichen, in der Meinung, er wäre nicht erschienen.
Es gibt da einen Satz in der Bibel, der ihm wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint: „Schnell verzehrt explevit tempora multa.“