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DER SAUDISCHE KÖNIG...
Aus Nr. 10 - 2007

Zu Wort kommt der Apostolische Vikar von Saudi-Arabien, Bischof Paul Hinder.

„Etwas noch vor ein paar Jahren Undenkbares“



Interview mit Paul Hinder von Giovanni Cubeddu


„Als Hirte kann ich nur sagen, dass die Begegnung zwischen König Abdullah und Papst Benedikt XVI. ein denkwürdiges Ereignis darstellt, das ein entspannteres Klima zwischen unseren beiden Religionen schaffen wird und – wie ich hoffe – auch der christlichen Minderheit in Saudi-Arabien hilfreich sein kann. Natürlich wird das alles seine Zeit brauchen, aber allein schon der Umstand, dass es einen Kontakt zwischen den höchsten Autoritäten gegeben hat, ist ein mehr als deutliches Zeichen des guten Willens und des Wunsches, eine Übereinkunft zu erreichen, ja vielleicht sogar eine intensivere Zusammenarbeit. Was nun die Folgen angeht, die wir ruhig als politisch definieren dürfen, werde ich für meinen Teil alles in meiner Macht Stehende tun … vielleicht gelingt es mir, noch den ein oder anderen Kontakt anzuknüpfen. Wir werden sehen. Es wäre jedenfalls verfrüht, Prognosen über eine mögliche Verbesserung unseres täglichen Lebens im Vikariat anstellen zu wollen.“ So die ersten Kommentare des Kapuziners Paul Hinder, Apostolischer Vikar in Saudi-Arabien, zu den Bildern, die Papst Benedikt XVI. und den Hüter der heiligen Stätten des Islam im Apostolischen Vatikanischen Palast zeigen.

Mitte, der Apostolische Vikar 
Paul Hinder bei einer interreligiösen Konferenz zum Thema Toleranz in Abu Dhabi am  23. Januar 2007.

Mitte, der Apostolische Vikar Paul Hinder bei einer interreligiösen Konferenz zum Thema Toleranz in Abu Dhabi am 23. Januar 2007.

Kann diese Begegnung neue Lockerungen einleiten?
PAUL HINDER: Ich hoffe, dass zumindest in der sunnitischen Welt eine Veränderung in der Haltung Saudi-Arabiens Auswirkungen nach außen haben wird. Bisher haben immer die anderen Bruderländer zuerst gehandelt. So unterhalten z. B. fast alle anderen Staaten der arabischen Halbinsel bereits diplomatische Beziehungen zum Vatikan, lassen auf ihren Territorien offiziell die Existenz christlicher Kultstätten zu. Eine veränderte Haltung der Saudis könnte für die anderen Länder, die stets sehr darauf bedacht waren, den Saudis nicht auf den Schlips zu treten, eine Art Ermutigung sein. Hoffen wir, dass nun etwas ins Rollen kommt.
Könnte es in Ihrem Vikariat nun auch im täglichen Leben zu einer Zusammenarbeit zwischen Christen und Muslimen kommen?
HINDER: Ich lebe nicht in Saudi-Arabien, und müsste zunächst einmal persönlich die richtigen Kanäle suchen, um mit Personen in Kontakt zu treten, die die nötige Sensibilität und Aufnahmebereitschaft haben, um zu erkennen, welche Botschaft man dem Empfänger am besten übermittelt. Man geht immer mit kleinen Schritten voran, und das ist auch gut so. Und wenn es uns – stets mit kleinen Schritten – wirklich gelingen sollte, die Seelsorge zumindest für einen Teil unserer Christen dort unten zu verbessern, würde das meiner Meinung nach zeigen, dass die Hoffnung auf dem besten Weg ist, die Angst zu besiegen. Und das wäre schon ein großer Schritt vorwärts.
Sind Ihnen im Vikariat auch Kommentare über den Besuch des Königs beim Papst zu Ohren gekommen?
HINDER: Unsere Christen hier in den Emiraten, die die Zeitungsberichte gelesen haben, mit den Fotos des Königs, der dem Papst Geschenke bringt, haben die Begegnung als ein „gutes Zeichen“ definiert; eines, das – wie sie hoffen, „Früchte bringen wird.“ Auch aus den Kommentaren verschiedener Diplomaten konnte ich eine gewisse Hoffnung heraushören. Kurzum: Heute geschehen Dinge, die noch vor ein paar Jahren undenkbar gewesen wären.


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