Startseite > Archiv > 06/07 - 2008 > Kleine Indizien für die Auferstehung Jesu
TURINER GRABTUCH
Aus Nr. 06/07 - 2008

Die Bestätigung der Grabtuch-Daten im Johannes-Evangelium.

Kleine Indizien für die Auferstehung Jesu



von Lorenzo Bianchi


Mehr als 100 Jahre wissenschaftlicher Studien scheinen mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zu belegen (wie es 1902 schon der Biologe und Agnostiker Yves Delage der französischen Académie des Sciences tat), dass es sich bei dem Turiner Grabtuch tatsächlich um das Grabtuch Jesu handelt. Ein Ergebnis, das unwiderruflich scheint angesichts der perfekten Übereinstimmung der verschiedenen wissenschaftlichen Experimente mit den Evangelienberichten und mit dem, was man über Brauchtum und Gepflogenheiten im Palästina des 1. Jahrhunderts n. Chr. weiß. Die Untersuchung des Grabtuches liefert Indizien für das Leiden Christi, seinen Tod am Kreuz und die Grablegung. Aber die wissenschaftliche Betrachtung dieses so einzigartigen Objekts weist noch in eine andere Richtung: sie enthält nämlich auch Indizien für die Auferstehung Jesu. Die Wissenschaft kann das Wunder der Auferstehung Jesu nicht beweisen. Da es sich aber um eine „leibliche Auferstehung“ (Paul VI.) handelt, kann sie uns durchaus eventuelle Indizien dafür liefern.
Das auf dem Grabtuch sichtbare „Negativ“ – ein Bild, das laut wissenschaftlichen Forschungen unmöglich von Menschenhand geschaffen sein kann – ist auf ein physisches Phänomen zurückzuführen, das trotz verschiedenster Experimente auf der Grundlage der derzeit verfügbaren Kenntnisse und Mittel weder erschöpfend erklärt noch reproduziert werden kann. Geklärt werden konnte, dass die Abbildung auf die Gelbfärbung der dehydrierten und oxydierten Oberflächenfasern des Leinentuches zurückzuführen ist. Dabei ist keine Außeneinwirkung, also kein Anbringen irgendwelcher Substanzen, feststellbar. Die unterschiedliche Farbintensität an Vorder- und Rückseite hat mit dem Abstand des Tuches vom Körper zu tun; die Figur ist eine vertikale Projizierung des Leibes auf eine horizontale Fläche, hat dreidimensionalen Charakter und ist nicht nur auf den bloßen Kontakt des Leibes mit dem Tuch zurück zu führen. Außerdem ist der Abdruck unter den Blutflecken nicht erkennbar, die offensichtlich in dem Moment, als er sich gebildet hat, als Schutzschild fungierten. Er ist also sicher nach dem Umhüllen des Leibes mit dem Grabtuch entstanden. Eine der wahrscheinlichsten Hypothesen zur Entstehung der Grabtuch-Abbildung ist die – vor allem von Giulio Fanti, Professor für mechanische und thermische Messungen an der Universität Padua vertretene – eines außergewöhnlichen, vom Körper ausgehenden radioaktiven Phänomens mit einem intensiven und abrupten Energieausstoß. Ein physisches Phänomen, das heute allerdings nur beschränkt im Labor nachvollziehbar ist. Aber auch diese Hypothese würde uns lediglich die Entstehung des Negativbildes erklären. Da sind aber auch noch die Blutflecken, und auch die haben uns einiges zu sagen. Sie sind klar umrandet, weisen keine Krustenversehrungen auf und sind auch nicht verwischt, was in keinem Fall vermieden hätte werden können, wenn jemand das Grabtuch aufgeschlagen und den damit umhüllten Leib – auch mit noch so großer Vorsicht – herausgezogen hätte. Wir wissen auch, dass der Kontakt des Körpers mit dem Tuch nicht länger als 36 Stunden gedauert hat: es sind nämlich keinerlei Verwesungsspuren erkennbar. Gerade die Wissenschaft scheint also darauf hinzuweisen, dass es nur eine Erklärung dafür geben kann, die über alle wissenschaftlichen Erkenntnisse hinausgeht: die nämlich, dass der in das Grabtuch gewickelte Leib diesem einfach entschwunden ist; oder dass er mechanisch transparent wurde und die Hülle, in die er gewickelt war, ganz einfach verlassen hat, wobei diese unversehrt blieb.
Genau so, leer und unversehrt, haben Petrus und Johannes das Grabtuch vorgefunden. Es ist beeindruckend, wie genau die objektiven physischen Daten mit dem übereinstimmen, was im Evangelium des Johannes geschrieben steht, der ein Augenzeuge war. Dort können wir lesen: „Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat. Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als erster ans Grab“ (Joh 20, 1-4). „Er [Johannes] beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.“ In Anlehnung an das, was Don Antonio Persili vorschlägt (Sulle tracce del Cristo risorto. Con Pietro e Giovanni testimoni oculari [Auf den Spuren des auferstandenen Christus. Mit Petrus und Johannes als Augenzeugen], Tivoli 1988), der sich wiederum an Francesco Spadafora orientiert (La Risurrezione di Gesù [Die Auferstehung Christi], Rovigo 1978), wollen wir nun versuchen zu verstehen, was die Apostel tatsächlich gesehen haben.
Die Bezeichnung ta othonia keimeva (in der lateinischen Version linteamina posita), was in der deutschen Version mit „(…) er sah die Leinenbinden liegen“ übersetzt wird, meint „die Leinenbinden“ (also, wie man meinen sollte, das lange Leichentuch – das Grabtuch – das, unter und über dem Leib Jesu zusammengefaltet, diesen einhüllte, und die um den Leib gebundenen und aus demselben Leinenstoff bestehenden Binden), die im wahrsten Sinne des Wortes dort „liegen“, also „eingesunken“, „zusammengesunken“ sind. Das lateinische posita hat genau diese Bedeutung. Das ist sehr wichtig.
Johannes beugte sich also nieder, ohne hineinzugehen, und „sah die Leinenbinden liegen“ an ihrem Platz auf dem Grabstein, nicht auf dem Boden. Petrus dagegen ging in das Grab hinein, „sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte“, das Tuch also, das man über dem Grabtuch auf das Haupt Jesu gelegt hatte (die Binden, die man um das Grabtuch geschlungen hatte, reichten bis in Schulterhöhe), „es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben [dass diese Stelle in manchen Sprachen mit „gefaltet“ übersetzt wurde, entspricht nicht dem Sinn des griechischen Begriffes, ist eine ungerechtfertigte Verdrehung desselben] an einer besonderen Stelle“, also „abseits“. Persili kommentiert: „Der Satz muss so übersetzt werden, dass man versteht, dass sich das Schweißtuch für das Haupt in einer anderen Position befand als die Binden für den Leib, und nicht an einer anderen Stelle. Petrus sieht, dass die Binden auf dem Grabstein liegen, wo sich auch das Schweißtuch befindet, das jedoch im Gegensatz zu den Binden, die wie gesagt, dort eingesunken liegen, immer noch so aussieht, als umhülle es etwas, obwohl es jetzt leer ist.“
Kurzum: das Tuch und die Binden, in die Jesus eingehüllt war, sind immer noch an ihrem Platz, liegen jedoch wie eingesunken auf dem Grabstein, weil das, was sie umhüllten, der Leib Jesu, nicht mehr da ist; auch das Schweißtuch liegt noch auf seinem Platz, befindet sich in derselben Position, in der man es dort hingelegt hat. Alles ist, und das ist offensichtlich, unversehrt geblieben.
„ Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. “ Es sind dieselben Worte, die Jesus gebrauchte, als er sagte, dass jene selig sind, die nicht sehen und doch glauben – die also wie der Lieblingsjünger, obgleich sie den Auferstandenen nicht gesehen haben, kleine Indizien beobachten konnten und glaubten ( Italiano Español English Français Português