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MISSIONEN
Aus Nr. 08 - 2008

Der Apostel der Gehörlosen


Der hl. Filippo Smaldone widmete den Gehörlosen sein ganzes Leben. Eine Sendung, die die Salesianerinnen vom Heiligsten Herzen weiter vorantreiben. Auf der ganzen Welt. Und auf Knien.


von Davide Malacaria


Ein religiöser Orden, der sich den Gehörlosen widmet. Ganz so, wie es der hl. Filippo Smaldone wollte, ein neapolitanischer Priester, der im letzten Jahrhundert (1848 –1923) lebte: zu einer Zeit, als gehörlos sein auch Ausgrenzung bedeutete. Und nicht nur im sozialen Bereich. Da man den Gehörlosen oft auch Demenz unterstellte und sie daher für nicht in der Lage hielt, die Grundlagen des Katechismus zu erlernen, wurden sie ganz einfach mit den Heiden in einen Topf geworfen. Geweckt wurde die Berufung Don Smaldones ganz zufällig, nachdem er in der Kirche ein Kind erlebt hatte, das im Arm seiner Mutter herzzerreißend weinte und sich durch nichts beruhigen lassen wollte. Eine Rührung, die der Herr in Liebe verwandelte. Und die schon bald ausgeweitet werden sollte auf eine Vielzahl von Kranken, vor allem auf „seine“ Gehörlosen. Diese von Don Smaldone empfundene Liebe war eine glühende Liebe zum Herrn; eine Liebe, deren Zentrum die eucharistische Anbetung war, woraus sich auch die Gründung der „Lega eucaristica dei sacerdoti adoratori“ [Eucharistische Liga der Anbetungspriester] und dann, später, der „Dame adoratrici“ [Anbetungsfrauen] erklärt. Aber sein Name ist auch mit der Gründung eines von ihm gewollten Frauenordens verbunden: den Salesianerinnen vom Heiligsten Herzen. „Niemand kann etwas geben, das er nicht hat,“ erläutert Sr. Ines De Giorgi, Generalvikarin des Ordens: „Das Interesse für die Armen, für Menschen, die keine Stimme haben, kann nur verstehen, wer zu großem Mitgefühl mit unseren leidenden Brüdern und Schwestern fähig ist; wem eine Menschheit vorschwebt, in der sich das Antlitz Christi zeigt. Der Weg des hl. Smaldone ist eine Reise der Liebe, der weitsichtigen Fürsorge und der zuversichtlichen Hoffnung, die heute durch die Schwestern jenes Ordens vorangetrieben wird, dessen Gründung er – als Unterstützung seines Werkes – selbst gewollt hat.“
Mit ihren Schulen und Konvikten für Gehörlose ist die Kongregation in ganz Italien präsent, ganz besonders aber im Süden des Landes, Schauplatz des Lebens und des Wirkens von Don Smaldone. Ein Werk, das noch immer viele anzieht: besonders junge Menschen bieten ihre Hilfe und Unterstützung an. Seit kurzem gibt es die „Missione Effatà“ (www.missioneeffata.it), eine onlus [gemeinnützige Organisation ohne Gewinnabsichten], die „diesen Werken professionelle Unterstützung gibt und das Eintreiben des ‚otto per mille‘ [obligatorische Kirchen- und Kultsteuer in Italien] begünstigen will,“ erklärt Giancarlo Fedele, dem diese Initiative zu verdanken ist.
1972 gründete die Kongregation in Brasilien ihre erste Auslandsmission. Am Anfang waren nur ein paar Schwestern dort, schon bald aber begann in den Wäldern des Amazonas und in den problemgeladenen Städten des Landes eine wahre Blüte von Instituten, Berufungen und Werken.
1987 kamen die Salesianerinnen vom Heiligsten Herzen nach Afrika. Hier, unter den Geringsten der Welt, den Gehörlosen, diesen ausgegrenzten, für den täglichen Lebenskampf so wenig gerüsteten Menschen, sind sie die Geringsten der Geringsten. Nach vielen Mühen konnte in Ruanda eine Präsenz entstehen, die wehrlos den Schrecken des afrikanischen Völkermordes ausgeliefert war. Heute sind in dem kleinen afrikanischen Staat drei Gemeinschaften tätig. Sie kümmern sich nicht nur um gehörlose Kinder, sondern konnten auch eine Art „Schulnachbetreuung“ ins Leben rufen, bieten Fortbildungskurse an, die den Jugendlichen den Schritt ins Arbeitsleben erleichtern. In Afrika sind sie inzwischen in Benin (2007) präsent, seit kurzem auch in Tansania.
Auf den ersten Blick weniger „gewichtig“ ist die Präsenz in Osteuropa, vor allem in Moldawien, wo die Salesianerinnen vom Heiligsten Herzen mit Regina Pacis zusammen arbeiten. Einer Institution, die auf Drängen von Mons. Cosmo Ruppi, Erzbischof von Lecce, für die Straßenkinder ins Leben gerufen wurde. Die Ordensfrauen – wie eine ihrer Veröffentlichungen erklärt – müssen sich hier einer vollkommen neuen Aufgabe stellen, weil sie gerufen sind, ‚ohne jegliche strukturelle und organisatorische Leitung‘ die ‚evangelische Radikalität‘ zu leben.“ Eine Bedingung, unter der man – wie sie anfügen – , „mit kleinen Schritten lernt, sich als pilgernde Kirche zu erfahren, als arme Kirche, eine Kirche auf Knien, aufgeschlossen dafür, das barmherzige Antlitz Gottes anzunehmen und zu zeigen.“
Ein besonders schönes Bild, dieses Bild von der Kirche auf Knien. Eines, das bewahrt werden sollte.


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