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NEUE SELIGE
Aus Nr. 12 - 2008

JAPAN. 188 Märtyrer des 17. Jahrhunderts zur Ehre der Altäre erhoben.

Darunter viele in odium fidei getötete Kinder


Interview mit Kardinal José Saraiva Martins, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, über die vergangenen November in Nagasaki abgehaltene Seligsprechungszeremonie.


Interview mit Kardinal José Saraiva Martins von Gianni Cardinale


Die Seligsprechungszeremonie für 188 Märtyrer im Baseball-Stadion von Nagasaki (24. November 2008). Die neuen Seligen wurden zwischen 1603 und 1639 an verschiedenen Orten Japans Opfer einer Religionsverfolgung. [© Afp/Grazia Neri]

Die Seligsprechungszeremonie für 188 Märtyrer im Baseball-Stadion von Nagasaki (24. November 2008). Die neuen Seligen wurden zwischen 1603 und 1639 an verschiedenen Orten Japans Opfer einer Religionsverfolgung. [© Afp/Grazia Neri]

Der Großteil (183 von 188) waren getaufte Laien, eine stattliche Zahl (18) Kinder im Alter von weniger als fünf Jahren. Sie alle wurden im Japan des 17. Jahrhunderts in odium fidei getötet, aus Glaubenshass. Ihr Martyrium wurde von der Kirche anerkannt; die Seligsprechungszeremonie fand am 24. November in Nagasaki statt. Dem Wunsch Benedikts XVI. zufolge fallen diese Zeremonien nun in den Zuständigkeitsbereich der Ortskirchen und werden im Beisein eines Repräsentanten des Papstes vorgenommen. Aus Rom war Kardinal José Saraiva Martins gekommen, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. 30Tage hat sich mit ihm unterhalten.

Eminenz, wer sind die 188 neuen japanischen Seligen?
JOSÉ SARAIVA MARTINS: Märtyrer, die von 1603 bis 1639 in 16 verschiedenen Episoden und an verschiedenen Orten Opfer der Religionsverfolgung durch Shogun Tokugawa wurden. Einer Verfolgung, die in Japan eine lange und absolute Verschlossenheit gegenüber der westlichen Welt und der westlichen Kultur – und der katholischen Religion – einläutete.
Handelte es sich um Märtyrer des katholischen Glaubens oder der westlichen Kultur?
SARAIVA MARTINS: Diese Märtyrer wurden nicht Opfer einer allgemeinen Feindseligkeit, die man für die Europäer empfand – vor allem für die Portugiesen und Spanier und deren Handelsaktivitäten. Wie aus den historischen Dokumenten hervorgeht, wurden die Märtyrer auf besonders spektakuläre, grausame Art und Weise getötet. Und der Grund war allein der Hass auf ihren Glauben an Jesus Christus. Es gab keine anderen Gründe.
Viele der 188 selig Gesprochenen waren Kinder, die noch nicht im vernunftbegabten Alter waren. Wie hat man so kleine Kinder als Märtyrer anerkennen können?
SARAIVA MARTINS: Das passiert nicht zum ersten Mal. Es ist inzwischen ein Kriterium der Kongregation, Kinder dann als Märtyrer anzuerkennen, wenn sie in einem Kontext der Religionsverfolgung getötet wurden und Teil einer christlichen Gemeinschaft waren, in der sich die Erwachsenen sehr wohl bewusst waren, warum man ihren Tod wünschte. Unter den neuen Seligen sind nicht nur Kinder, sondern ganze christliche Familien. Und das zeigt, wie intensiv der christliche Glaube in der Familie gelebt wurde: Ein schönes Vorbild für viele Familien unserer Zeit.
Wie hat die japanische Gesellschaft die Zeremonie aufgenommen?
SARAIVA MARTINS: Ich möchte vor allem daran erinnern, wie lebendig das Gedächtnis dieser Märtyrer unter den japanischen Christen bis heute geblieben ist – was man nicht nur an den zahlreichen Grabmälern sieht, sondern auch an den vielen Wallfahrten und Gedenkzeremonien. Die Zeremonie von Nagasaki fand ein großes Echo und eine starke Medienresonanz, vor allem wenn man bedenkt, dass die Katholiken in Japan ja bekanntlich eine Minderheit sind. An der Zeremonie nahm auch der Botschafter Japans beim Hl. Stuhl teil, stellvertretend für Ministerpräsident Taro Aso, der – zum ersten Mal in der Geschichte Japans – ein Katholik ist.


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