WEIHEAMT. Der Hauptzweck des Priesters.
Nicht die Bräuche ändern, sondern die Menschen retten
von Lorenzo Cappelletti
„Auf Drängen vieler Mitbrüder“
veröffentlichte Pater Spicq wenige Jahre nach dem Erscheinen seines
umfangreichen Kommentars zu den Pastoralbriefen des Apostels Paulus auf
derselben Grundlage einen zugänglicheren Meditationstext: Spiritualité sacerdotale d'après saint Paul, Paris 1950 (Der Priester, wie
Paulus ihn sieht, Luzern 1964). Titel und
Erscheinungsjahr könnten dazu verleiten, das Werk als überholt zu
betrachten. Wie es bei jedem Werk eines echten Schriftstellers der Fall
ist, entsprechen traditionelle Feststellungen den Erwartungen der Menschen
von heute mehr als so viele mutmaßliche Neuheiten. Wir geben im
folgenden einige Auszüge aus dem ersten Kapitel (S. 11-25) mit dem
Titel „Das Mysterium der Frömmigkeit“ (ein abgewandelter
Ausdruck aus 1 Tim 3,
16) wieder.
„Paulus nennt dieses Geheimnis auch das Mysterium der Frömmigkeit (1 Tim 3, 16). Er versteht darunter das der Kirche anvertraute Lehrgut, den Gegenstand der christlichen Verkündigung, das Wesen selbst der neuen Religion. Dieses große, heilige Mysterium ist nichts anderes als der geheime Ratschluß Gottes, den Menschen das Heil zu verschaffen. Der Priester steht im Dienst der Kirche, um es mitgeteilt zu erhalten, in es einzudringen und es sodann den Menschen zu offenbaren, indem er dessen ganze Heilskraft auf sie wirken läßt. Vielleicht hat es keine Wahrheit heute so nötig, von neuem eingeschärft zu werden, wie dieses ‚Wesen des Christentums‘ und diese Aufgabe des christlichen Apostolates. Die Priester Christi setzen das Werk ihres Meisters fort. Sie sind weder Hüter einer irdischen Zivilisation noch Vorantreiber einer sozialen Revolution. Sie haben nicht einmal zur ersten Aufgabe, für bessere Sitten zu sorgen, und noch weniger, ihren Zeitgenossen das Glück auf dieser Welt zu sichern. Sie sind zu nichts anderem berufen als dazu, die Menschen zu retten, und zwar nicht so, wie diese sich das vorstellen, sondern indem sie sie zur Erkenntnis der religiösen Grundwahrheit führen, zur Erkenntnis Gottes und seines Heilswillens. [...] Dieses Geheimnis, das zunächst nur ein göttliches Vorhaben war, wurde verwirklicht und erhält eine objektive Existenz. Es ist in Christus ein historisches Ereignis geworden; die Apostel verkünden seine Verwirklichung und sozusagen seine ‚Gleichzeitigkeit‘. [...] Daß Gott solches im Sinn hat und den elenden Sündern, die wir sind, ein so unverdientes und großmütiges Geschenk macht, versetzte die Apostel, denen die Offenbarung zuerst zugute kam, in Staunen und Verwunderung. [...] Sie verkündeten nur das, was sie gesehen hatten.“ Sehen, um zu glauben und manchmal auch lesen, um zu glauben!
„Paulus nennt dieses Geheimnis auch das Mysterium der Frömmigkeit (1 Tim 3, 16). Er versteht darunter das der Kirche anvertraute Lehrgut, den Gegenstand der christlichen Verkündigung, das Wesen selbst der neuen Religion. Dieses große, heilige Mysterium ist nichts anderes als der geheime Ratschluß Gottes, den Menschen das Heil zu verschaffen. Der Priester steht im Dienst der Kirche, um es mitgeteilt zu erhalten, in es einzudringen und es sodann den Menschen zu offenbaren, indem er dessen ganze Heilskraft auf sie wirken läßt. Vielleicht hat es keine Wahrheit heute so nötig, von neuem eingeschärft zu werden, wie dieses ‚Wesen des Christentums‘ und diese Aufgabe des christlichen Apostolates. Die Priester Christi setzen das Werk ihres Meisters fort. Sie sind weder Hüter einer irdischen Zivilisation noch Vorantreiber einer sozialen Revolution. Sie haben nicht einmal zur ersten Aufgabe, für bessere Sitten zu sorgen, und noch weniger, ihren Zeitgenossen das Glück auf dieser Welt zu sichern. Sie sind zu nichts anderem berufen als dazu, die Menschen zu retten, und zwar nicht so, wie diese sich das vorstellen, sondern indem sie sie zur Erkenntnis der religiösen Grundwahrheit führen, zur Erkenntnis Gottes und seines Heilswillens. [...] Dieses Geheimnis, das zunächst nur ein göttliches Vorhaben war, wurde verwirklicht und erhält eine objektive Existenz. Es ist in Christus ein historisches Ereignis geworden; die Apostel verkünden seine Verwirklichung und sozusagen seine ‚Gleichzeitigkeit‘. [...] Daß Gott solches im Sinn hat und den elenden Sündern, die wir sind, ein so unverdientes und großmütiges Geschenk macht, versetzte die Apostel, denen die Offenbarung zuerst zugute kam, in Staunen und Verwunderung. [...] Sie verkündeten nur das, was sie gesehen hatten.“ Sehen, um zu glauben und manchmal auch lesen, um zu glauben!