Der Papst in Vietnam? Jetzt vielleicht machbar
von Gianni Valente
Benedikt XVI. mit dem vietnamesischen Ministerpräsidenten Nguyên Tân Dung bei der Privataudienz vom 25. Januar 2007. [© Paolo Galosi/Vatican pool]
Der Besuch des Papstes wäre ein deutliches Zeichen für die vor mehr als 20 Jahren eingeleitete Entspannungsphase zwischen Vietnam, Hl. Stuhl und Ortskirche. Vorausgegangen war dem die dunkle Phase unmittelbar nach der Wiedervereinigung des Landes und die Machtübernahme des kommunistischen Regimes. Mit der Reise von Kardinal Roger Etchegaray, damals Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, nach Hanoi konnten die Kontakte im Jahr 1989 wieder angeknüpft werden. Seit damals waren 16 vatikanische Delegationen in Vietnam, um die Komplikationen, die die politische Kontrolle des kirchlichen Lebens mit sich brachte, durch Verhandlungen mit den zivilen Behörden zu lösen. Mit der Zeit konnten die neueröffneten Seminare ihre Arbeit wieder aufnehmen; man fand einen modus vivendi bezüglich der Vorgangsweise bei der Bischofswahl; und es wurden die Voraussetzungen für ein immer größeres Netz der sozialen und karitativen Initiativen der Kirche geschaffen.
In der letzten Zeit haben sich die Beziehungen zwischen der vietnamesischen Regierung und einigen Sektoren der Ortskirche wieder komplizierter gestaltet. Grund: die trotz wiederholter Versprechungen seitens des Regimes bisher nicht erfolgte Rückgabe von Kirchengütern, die in den 1950er Jahren konfisziert worden waren. Ein Zankapfel war im Dezember 2007/Januar 2008 beispielsweise der alte Sitz der Apostolischen Delegation in Hanoi. Zu einem neuerlichen Aufflackern der Spannungen kam es dann Ende August 2008, als in Hanoi die Bitte um Rückerstattung jener Gebiete einging, die einst zur von den Redemptoristen geleiteten Pfarrei Thai Ha gehört hatten. Für das einem Tourismusunternehmen übergebene Terrain war sogar die Erlaubnis erteilt worden, es als Baugrund für ein Hotel zu nutzen. In beiden Fällen waren die von katholischer Seite gestellten Forderungen von Prozessionen, Messen und Rosenkranzgebeten an den Orten begleitet gewesen, die zum Zankapfel geworden waren. Ende August 2008 kam es zu schlimmen Auseinandersetzungen, Verhaftungen und Polizeieinsätzen. Die auf Anordnung des Regimes von den Medien verbreiteten verbalen Attacken waren vor allem gegen den Erzbischof von Hanoi, Joseph Ngô Quang Kiêt, gerichtet (einige zweitrangige Politiker forderten sogar öffentlich seine Absetzung). Kiêt wurde auch von Ministerpräsident Nguyên Tân Dung kritisiert, den der Papst im Januar 2007 in Audienz empfangen hatte.
Mädchen bei der Messe in der Kathedrale von Phat Diem. [© Afp/Grazia Neri]
Die Vorbereitungen für die etwaige Papstreise könnten die Gelegenheit dazu bieten, das heikle Dossier der zurückgeforderten Immobilien zu entwirren. Dazu muss man allerdings auf eine Kompromisslösung setzen (das Regime hat sich zu einem Tauschhandel bereit erklärt) und jegliche Prinzipienreiterei beiseite lassen. Die einzige tatsächliche Hürde, die die Papstreise vielleicht doch noch vereiteln könnte, ist recht konkreter Art: die vietnamesische Kirche ist arm, die wenigen Ressourcen werden für das Wachstum der katholischen Gemeinschaft eingesetzt. Man muss also anderswo die notwendigen Mittel suchen, um dem Bischof von Rom die gebührende Gastfreundschaft bieten zu können. Auch darüber haben die vietnamesischen Bischöfe in Rom gesprochen. In der Hoffnung, dass irgendjemand – vielleicht eine der „besser betuchten“ Schwesterkirchen – Hand ans Portemonnaie legt.