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VEREINIGTE STAATEN
Aus Nr. 06/07 - 2009

NEW YORK. Interview mit dem neuen Erzbischof

Einheit im Glauben, Pluralismus der Kulturen


Begegnung mit Timothy Michael Dolan, neuer Metropolitan-Erzbischof von New York.


Interview mit Erzbischof Timothy Michael Dolan von Giovanni Cubeddu


Der Erzbischof von New York, Timothy Dolan, mit Arbeitern auf der Baustelle der neuen U-Bahn-Linie. [© Associated Press/LaPresse]

Der Erzbischof von New York, Timothy Dolan, mit Arbeitern auf der Baustelle der neuen U-Bahn-Linie. [© Associated Press/LaPresse]

An dem Tag, an dem Präsident Obama ins Weiße Haus einzog, haben ihn Hunderttausende Menschen erwartet. Die meisten davon Arme, die ihre ganze Hoffnung in den Präsidenten gesetzt haben.
TIMOTHY MICHAEL DOLAN: Ja, es stimmt, dass die Wahl Obamas und seine ersten Monate als Präsident Anlass zu Hoffnung gegeben haben. Man mag mit der Politik von Präsident Obama vielleicht nicht immer ganz einverstanden sein – und davon schließe ich mich selbst nicht aus –, aber man kann nicht leugnen, dass er klar und deutlich von Hoffnung spricht, dass viele seiner Träume und Ziele für die USA ermutigend und stimulierend sind. Und auch tröstlich. Er scheint es wirklich ehrlich zu meinen, wenn er sagt, eine Brücke schlagen, die Leute zusammenbringen zu wollen: das können wir nicht bestreiten. Ich würde soweit gehen zu sagen, dass wir uns wohl gar nicht vorstellen können, wie stolz die Afroamerikaner die Wahl des ersten afroamerikanischen Präsidenten gemacht hat. Es ist so schön zu sehen, wie stolz sie – zu Recht – darauf sind, dass einer der ihren ins Weiße Haus eingezogen ist. Es ist ein bisschen so, wie es für uns Katholiken 1960 war, als einer der unsrigen Präsident wurde: John Fitzgerald Kennedy, ein Katholik irischer Abstammung. Ich war damals 10 Jahre alt und kann mich noch gut an meinen Stolz, meine Freude, erinnern. Zurückblickend muss ich heute sagen, dass ich zwar nicht alle politischen Entscheidungen Kennedys gutheißen kann, aber doch nach wie vor stolz auf ihn bin. Und auch dankbar für die Hoffnung, den Elan und die Inspiration, die er uns allen damals gegeben hat. Und das gilt absolut auch für Präsident Obama.
Obama erscheint Ihnen also glaubwürdig.
DOLAN: Als ich zum Erzbischof von New York ernannt wurde, hat er mich angerufen. Es war ein absolut ehrliches Gespräch. Nicht eines, hinter dem eine politische Strategie steckte. „Meinen herzlichen Glückwunsch. Ich bete für Sie und bitte Sie, dasselbe auch für mich zu tun“, hat er zu mir gesagt. Und dann: „Ich weiß, wie wunderbar die katholische Kirche in der Erzdiözese New York ist – und das ist sie sicher überall in den Vereinigten Staaten von Amerika. Ich brauche euch wirklich und bete für euer leadership.“ Ich weiß, dass er das wirklich denkt. Meiner Meinung nach ist es sehr vielversprechend, was er über die Beziehungen zum Islam gesagt hat; über gewisse Öffnungen im Nahen Osten; seinen Wunsch, ein gerechtes und breitangelegtes soziales Netz zu schaffen; die Versuche, der Wirtschaft wieder auf die Beine zu helfen. Man mag vielleicht nicht damit einverstanden sein, „was“ er tut; „wie“ er sich dabei aber verhält, ist bewundernswert. Das muss man ihm lassen. Er hat uns Hoffnung gebracht.
Und wie ist die Situation in New York?
DOLAN: Hier gibt es viele Arme, viele Afroamerikaner, viele Einwanderer, denen der Präsident Enthusiasmus und Optimismus vermittelt hat. Es sind Menschen, die sich oft ausgegrenzt fühlen. Und dass nun jemand, der dieselbe afroafrikanische Herkunft hat wie sie das höchste amerikanische Amt bekleidet, gibt ihnen irgendwie das Gefühl, dazuzugehören, was sich besonders hier positiv auswirkt. Schließlich befindet sich in New York ja auch der traditionelle Sitz der Demokraten, die wären also auf jeden Fall zufrieden...
Aber…?
DOLAN: Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, dass diese hoffnungsvolle Freude für uns Katholiken durch die Einstellung getrübt wird, die der Präsident zu Themen hat, die das Leben betreffen. Themen also, die für uns Katholiken absolute Priorität haben. Ich bete inbrünstig darum, dass sich der Präsident der Armen annimmt, für die Wehrlosen eintritt, für eine gerechte und ehrliche Gesellschaft. Und dass das auch für das noch ungeborene Leben gelten möge, das am wehrlosesten ist: das Kind im Mutterschoß. Solange das nicht der Fall ist, werden viele Katholiken zögern, dem Präsidenten ihre volle Unterstützung zu geben.
Als Erzbischof tragen Sie eine große Verantwortung. Wie ist es um die Kirche von New York bestellt?
DOLAN: Eine interessante Frage, wenn man bedenkt, dass ich viele Jahre in Rom gelebt habe… Ich finde, dass sich New York und Rom sehr ähneln – und das schon wegen der Katholizität und Universalität Roms; wegen seiner Fähigkeit, alles unter einen Hut zu bringen. Das ist eine der wichtigsten Eigenschaften. Die Erzdiözese New York, der als Bischof vorzustehen ich nun die Ehre habe, ist ein wunderbares Mosaik der Universalität der Kirche. In der Saint Patrick’s Cathedral kann man jeden Tag Filipinos, Chinesen, Afrikanern, Lateinamerikanern, Haitianern, Menschen deutscher, irischer oder italienischer Abstammung begegnen. Ich treffe jeden Tag jüdische Leader, sehe jeden Tag Menschen aus allen nur möglichen Teilen des Globus, und muss dann unweigerlich an die von Bernini geschaffenen Kolonnaden desPetersplatzes denken, diesen „Empfangsraum“ für Menschen aus aller Welt – und ähnlich verhält es sich auch mit der Erzdiözese New York. Jeden Sonntag gibt es hier Messen in 33 Sprachen – das muss man sich einmal vorstellen! Die Universalität der Kirche ist wirklich etwas Großartiges!
Und was ist die zweite Eigenschaft?
DOLAN: Ich finde es beeindruckend, dass sich jeder hier in New York zuhause fühlt. Man könnte meinen, dass man die Stadt, in der schließlich so viele Einwanderer aus der ganzen Welt leben, als eine Art „Zwischenstation“ empfindet... Aber das stimmt nicht. Die Leute fühlen sich hier zuhause und sind stolz darauf, dass es so ist. Man sieht, dass sich die Leute mit ihren Nachbarn verbunden fühlen: mit ihrem Pfarrer, der ihnen von den neuen Pfarreien erzählt; ihnen sagt, wo man zur Messe und zur Schule gehen kann. Sie sind stolz auf New York, haben es als ihre Wohnstatt angenommen. In Amerika sind wir schließlich alle Außenseiter, weil außer den Indianern alle aus anderen Teilen der Erde gekommen sind. Und für die meisten war New York die erste Etappe in Amerika. In der Predigt zu meiner Amtseinführung habe ich gesagt, dass die Freiheitsstatue – die Frau, die die Ankommenden begrüßt und ihnen das Gefühl gibt, zuhause zu sein – von einem irdischen Gesichtspunkt aus das ist, was die Kirche in übernatürlicher Weise ist. Schließlich war es die katholische Kirche, die die Neuankömmlinge in Empfang genommen hat, ihnen Arbeit verschaffte, ihren Kindern eine Ausbildung gab, ihnen englisch beibrachte und ihnen half, Wurzeln zu schlagen. Das hat die Erzdiözese New York 200 Jahre lang getan. Und wir wollen, dass sich die Leute auch weiterhin hier zuhause fühlen – in Erwartung der himmlischen Wohnstatt, die eine ewige Wohnstatt ist. Und dann gibt es auch noch einen dritten Aspekt: wir haben zum Glück eine gut laufende Infrastruktur.
Obama mit Tochter Sasha. <BR>[© Associated Press/LaPresse]

Obama mit Tochter Sasha.
[© Associated Press/LaPresse]

Was meinen Sie damit?
DOLAN: Die Erzdiözese lässt sich ohne große Probleme leiten, und dafür möchte ich Kardinal Egan danken, und auch Kardinal O’Connor. Das moralische Profil der Kirche ist hoch. Die Politiker blicken auf sie, um sich Mut zu machen; die ; Die Kirche lebt nicht von Zahlen, sie lebt vom Geist. Sicher haben wir Probleme, genauso wie die anderen Diözesen auch, vielleicht sogar mehr. Die Erzdiözese New York ist aber immer noch eine Art Mikrokosmos der Vitalität der amerikanischen Kirche.
Würden Sie sagen, dass der Pluralismus New Yorks in der gesamten amerikanischen Kirche spürbar ist?
DOLAN: Ja, pluralistisch ist die Kirche wirklich: Das können Sie mir glauben! Aber die Genialität des Katholizismus drückt nicht aus, wie pluralistisch wir sind, sondern wie sehr wir im Pluralismus vereint sind. Wenn ich Sonntags in Saint Patrick die Messe zelebriere und mich umsehe, sehe ich Besucher aus der ganzen Welt: Leute aus den armen Pfarreien der Erzdiözese, gerade erst angekommene Einwanderer, die fünfte und sechste Generation irischer Polizisten, Leute aus Kalifornien, Harlem und aus der Bronx. Alle fühlen sich vereint. In der Kirche sind wir alle zuhause, es ist das Haus unserer Mutter. Es ist also nur recht und billig zu bekräftigen, dass im Pluralismus der amerikanischen Kirche die verschiedensten Erfahrungen miteinander leben, aber doch im Wesentlichen vereint sind. Und es gibt zwei Orte, an denen man das sehen kann…
Wo?
DOLAN: Zunächst einmal bei der Sonntagsmesse; danach im Yankee Stadium beim Baseball-Match, wenn wir alle zusammen die Nationalhymne singen, auch wenn die Yankees gegen Boston spielen!
Vielleicht würde auch Ihre amerikanischen Bischofs- und Kardinalskollegen im Yankee Stadium dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit überkommen…
DOLAN: Nun ja, das dürfte wohl etwas schwierig sein… no comment [lacht, Anm.d.Red.]. Im Juni haben wir die Begegnung der Bischöfe abgehalten und die Schwierigkeiten, mit denen die katholische Kirche in Amerika zu kämpfen hat, sind bekanntlich zahlreich. Aber dann ist ein Bischof nach dem anderen aufgestanden und hat gesagt, dass wir uns Gott sei Dank in den Dingen, die zählen, einig sind. Wir mögen vielleicht in dem Lösungsansatz zu der einen oder anderen Frage uneins sein, in Fragen des Stils, der Methode – wenn es aber wirklich um etwas Entscheidendes geht, ziehen wir alle an einem Strang. Wie hat schon Augustinus gesagt: „Einheit in den wesentlichen Dingen, Verschiedenheit in nicht wesentlichen, Liebe in allem.“ Und das gilt auch für die Bischöfe der Vereinigten Staaten.
Wie wurde die Sozialenzyklika des Papstes in einem Land aufgenommen, das eine große Wirtschafts- und Finanzkrise ausgelöst hat, die es nun wiedergutmachen will?
DOLAN: Hier bei uns lernen die Leute schnell, dass es mit unserer Wirtschaft so nicht weitergehen kann; dass eine Reform notwendig ist, und dass die Welt, in der sich der Handel, das Geschäftsleben, die Politik, die Investitionen und der Austausch abspielen, von biblischen Tugenden und Werten geleitet sein muss. Die Enzyklika von Papst Benedikt wird gut aufgenommen werden, wie ein Lichtstrahl.
Als Kirchengeschichtler haben Sie sich sicher mit der Frage der Identität der amerikanischen Kirche befasst. Zu welchem Schluss sind Sie gekommen, falls es einen solchen überhaupt gibt?
DOLAN: Das Thema der Identität der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten ist ein wirklich ernst zu nehmendes Thema. Der verstorbene Pater Richard John Neuhaus – ein hervorragender Theologe und aufmerksamer Beobachter der Religion in Amerika, den Sie sicher kennen – pflegte immer zu sagen, dass sich für uns die große Frage stelle, ob wir uns als „amerikanische Katholiken“ oder „katholische Amerikaner“ bezeichnen sollten. Er hätte es gerne gesehen, wenn wir uns als „amerikanische Katholiken“ bezeichnet hätten. Wir sind keine Amerikaner, denen das Schicksal zugefallen ist, Katholiken zu sein – wir sind Katholiken, die in den Vereinigten Staaten leben. Die Norm, auf die unser Leben ausgerichtet sein sollte, müsste unser katholischer Glaube sein. Und das sollte nicht nur für die Entscheidungen gelten, die wir treffen, sondern auch für die Werte, an denen wir uns orientieren, die Prioritäten, die wir uns im Leben setzen. Kurzum: unsere ganze Art zu denken, zu planen, müsste von unserem katholischen Glauben geprägt sein. Das ist sicher das Ideal, weil wir nämlich wissen, dass die größte Herausforderung, der wir uns stellen müssen, der Umstand ist, dass die uns umgebende Kultur eine stärkere normgebende Wirkung hat als unser Glaube. Und damit haben Sie doch auch in Europa zu kämpfen, oder? Wenn man eine weltliche Kultur hat, die dem Glauben nicht zuträglich ist, kann das unsere Seele gefährden. Natürlich müsste es in Europa, in Italien, eine Kultur geben, die zumindest traditionell den Werten des Glaubens verbunden ist. So ist ja auch das Hochfest Peter und Paul in Rom ein gesetzlicher Feiertag, nicht nur ein einfacher katholischer Festtag. Und da ihr einen katholischen Kalender habt, müsste das auch dabei helfen, euch eine katholische Kultur zu bewahren. In den Vereinigten Staaten dagegen behauptet der ein oder andere, dass wir gar keine christliche Kultur mehr hätten. Damit bin ich nicht einverstanden, denn ich glaube, dass wir uns eine solche Kultur durchaus bewahren konnten – auch wenn das auf unsere Politiker, Universitäten und die Unterhaltungsindustrie nicht immer zutrifft. Die Leute aber haben doch noch sehr grundlegende christliche Werte.
Timothy Michael Dolan vor der Saint Patrick’s Cathedral (15. April 2009, Tag der Inbesitznahme der Diözese New York). [© Associated Press/LaPresse]

Timothy Michael Dolan vor der Saint Patrick’s Cathedral (15. April 2009, Tag der Inbesitznahme der Diözese New York). [© Associated Press/LaPresse]

Wie macht man es also, „Katholik“ und „Amerikaner“ zu sein?
DOLAN: Das Schwierigste in der Geschichte der katholischen Kirche in Amerika ist es, ein guter Katholik und ein amerikanischer Patriot zu sein. Die katholischen Leader sagen uns immer, dass es nicht nur sehr wohl möglich ist, ein guter Katholik und ein guter Amerikaner zu sein, sondern dass es auch etwas Natürliches ist, weil die amerikanischen Werte im Naturgesetz gründen, im Glauben und in der jüdisch-christlichen Moral. So kann man ein loyaler Amerikaner und ein guter, ehrlicher Katholik sein: und genau hier sollte es ein Bündnis geben. Das war schon immer die Tradition und die Herausforderung, die Hoffnung und der Traum der Katholiken in den Vereinigten Staaten. Aber wir wissen auch, dass wir, um unseren Glauben nicht zu gefährden, entscheiden müssen, was für den Glauben wesentlich ist, und was nicht. Und daran müssen wir dann die uns umgebende Kultur anpassen. Wir müssen Änderungen vornehmen, ohne dass das Wesen des Glaubens davon berührt wird. Wir müssen entscheiden, was wesentlich ist und was nicht. Und das ist manchmal nicht ganz leicht, kann auf Irrwege führen.
Zwischen Kirche und Welt besteht ein kontinuierlicher Dialog. Denken wir nur an Ecclesiam Suam von Paul VI.
DOLAN: Das stimmt, und die Intuition, die Paul VI. mit Ecclesiam Suam hatte, wurde dann ja auch von Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. aufgegriffen. Letzterer bekräftigt, dass uns unsere katholischen Werte nicht unserer bürgerlichen Verantwortung entbinden, sondern diese sogar noch verstärken. So dass die katholische Kirche in ihrem verbindlichen Ausdruck all das bekräftigt und bestärkt, was es im menschlichen Plan an Edlem, Ehrlichem, Tugendreichem und Befreiendem gibt. Johannes Paul II. wurde nie müde, das herauszustellen. Und Papst Benedikt sagt, dass die Kirche ihr Bestes gäbe, wenn sie „ja“ statt „nein“ sagt… So sagen wir „ja“ zu allem, was es an Schönem in der Gesellschaft gibt; „ja“ zu allem, was es an Wertvollem und Befreiendem gibt, was den menschlichen Unterfangen Würde verleiht. Und dazu kommt es immer dann, wenn die Kirche das Licht der Welt ist, Salz der Erde, Sauerteig. Das ist es, was zu sein wir gerufen sind. Die Geschichte der amerikanischen Katholiken war eine bewegte Geschichte, weil all das nicht Teil der Kultur der Vereinigten Staaten ist...
Wo die Entscheidung für die Kirche eine freie individuelle Wahl ist…
DOLAN: In den Ländern katholischer Tradition nimmt man den Glauben manchmal als selbstverständlich, nicht aber in den Vereinigten Staaten. Hier muss man sich jeden Tag wieder aufs Neue für ihn entscheiden, weil man jeden Tag in einem Umfeld lebt, das den Glauben herausfordert und alles in Zweifel stellt. So kommt es, dass man ihn wählen, annehmen und lieben, immer wieder aufs Neue lernen muss. Ich sage nicht, dass das immer und in jedem Fall so ist. Ein Teil unserer Probleme liegt nämlich in dem Umstand, dass auch in den traditionell katholischen Familien der Glaube manchmal als selbstverständlich genommen wird und uns so aus den Händen gleitet. Sie kennen vielleicht die Ergebnisse, zu denen das Pew Center von Philadelphia kürzlich gekommen ist, eine namhafte Institution in Sachen Umfragen zu religiösen Themen. Die Meinungsforscher zeigen, dass die so genannten „ererbten Religionen“ im Argen liegen. Welche Religionen das sind? Judentum, Katholizismus, Orthodoxie und Islam. Über letzteren wird nicht viel gesagt, weil man dazu keine Statistiken hat; es ist jedoch eine Tatsache, dass den ererbten Religionen heute die Gläubigen weglaufen. Früher wäre jemand, der als Katholik geboren wurde, niemals aus der Kirche ausgetreten. Er hätte vielleicht aufgehört, ein praktizierender Katholik zu sein, sich aber doch immer noch als Katholik gefühlt. Und dasselbe galt für jene, die als Juden geboren wurden. Heute dagegen hört man die Leute sagen: „Ich bin zwar katholisch erzogen worden, aber aus der Kirche ausgetreten. Ich habe jetzt eine andere Religion angenommen.“ Für uns ist das eine enorme pastorale Herausforderung, weil die Kirche eine Mutter ist, die bittere Tränen vergießt, wenn ihre Kinder von zuhause fortgehen. Sie will sie zurückholen.


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