Die Herrschaft Christi in der Zeit
In der kurzen Zeitspanne von der Himmelfahrt Jesu Christi bis zu seiner Wiederkunft in Herrlichkeit zeigt sich der Sieg des Herrn bereits in dieser Welt. Zum 25. Todestag von Heinrich Schlier ein Blick auf die Essays des bayerischen Exegeten zum Thema Apokalypse.
von Lorenzo Cappelletti
Das Fresko an der Innenfassade der Kirche San Pietro am Monte Pedale bei Civate (Lecco), auf dem das 12. Kapitel der Apokalypse dargestellt ist.
Wir können uns diese Aktualität der Apokalypse also – wie man im Journalistenjargon sagen würde – unmöglich „durch die Lappen gehen lassen.“ Wir werden uns aber auf unsere Weise damit befassen: unter der Leitung von Heinrich Schlier. Ein maßgebender Leiter (kurzum: ein Exeget), wenn auch bereits zu Lebzeiten inaktuell: aber immerhin hat auch Kardinal Ratzinger in seinem kürzlich verfaßten Beitrag zur Hundertjahrfeier der Päpstlichen Bibelkommission an das Zeugnis Schliers erinnert (vgl. 30Tage, Nr. 6. Juni 2003, S.64).
Schlier, dessen 25. Todestag sich im kommenden Dezember jährt, befaßte sich in verschiedenen Essays mit der Apokalypse, drei hat er ausschließlich diesem Thema gewidmet (Die Zeit der Kirche, von 1965=ZK; Besinnung auf das Neue Testament=BNT; Das Ende der Zeit=EZ).
Wir haben hier nicht die Absicht, uns auf die blutigsten Phasen des apokalyptischen Kampfes zu konzentrieren, die auf das Ende der Zeit hindeuten, womit wir uns bereits mehrfach befaßt haben, sondern wollen vielmehr herausstellen, wie sich, laut der Apokalypse, in der noch verbleibenden Zeit „Jesu Christi Herrschaft, am Kreuz für uns aufgerichtet durch seine gehorsame Liebe, in dieser Frist eröffnet, die Gott dem einzelnen und der ganzen Menschheit noch läßt, erst zeichenhaft und unter Menschlichem verborgen“ (Das Ende der Zeit, Herder, Freiburg im Breisgau 1971, S. 60). Denn wenn auch mit dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi „die Zeit Gottes in der Zeit als Ende der Zeit aufflammte“ (ebd., S. 73), so bringt das doch nicht das unmittelbar bevorstehende Ende der Zeit mit sich: „Das Ende der Zeit ist mit Jesu Christi Geburt, Leiden und Erhöhung gekommen (vgl. z.B. Kap. 5 und 12 [11, 15 17f.; 19]). In ihr wird deshalb die ‚Nähe‘ des ‚Augenblickes‘, das ‚baldige‘ oder ‚schnelle‘ Kommen des Herrn, das ‚Wenige‘ der Zeit verkündigt (1, 1.3; 2, 16; 3, 11. 11, 14; 12, 12; 22, 6f. 10.12. 20). Doch diese ‚Nähe‘ des Endes schließt eine Frist, die der Welt gegeben ist, nicht aus, sondern ein [...]. Daß die Annahme einer solchen Frist nicht als Widerspruch zu der Nähe des Herrn empfunden wird, beweist, daß diese Zeit wirklich Gott überlassen ist, der, auch indem er Zeit gibt, ungreifbar nahe bleibt“ (ZK, S. 107). Wir wollen nun also sehen, wie diese wenige Zeit wirklich dem ungreifbar nahen Gott überlassen ist.
Der Kampf zwischen den von Erzengel Michael angeführten Engeln und dem feuerroten Drachen, der das Kind zu verschlingen sucht, das ihm sofort entrissen und in den Himmel entrückt wird.
Daß diese Zeit Gott überlassen ist, bestätigt vor allem die Tatsache, daß der Anfang des Endes beim Sieg Jesu seinen Ausgang nimmt und sich von dort aus entfaltet. Nach dem Öffnen des ersten Siegels – auf einem weißen Pferd, Zeichen seines auferstandenen Leibes – zog „der treue und zuverlässige Zeuge“ (Offb. 3,14 und 19,11), der „König der Könige und Herr der Herren“ (Offb. 19,16), „als Sieger aus, um zu siegen“ (Offb. 6,2). „Jesu Christi gehorsamer Tod am Kreuz [...] ist ‚der Sieg‘, – der Sieg der Liebe! Er ist nicht ihre Niederlage. Denn dieser Tote ist durch Gott auferweckt worden und zur Rechten Gottes erhöht“ (BNT, S. 318). Nicht eine Katastrophe ist es, den Anfang des Endes der Zeit zu bestimmen, sondern der Sieg, mit dem der von den Toten auferstandene und in den Himmel aufgefahrene Jesus Christus dem Tod und der Hölle den Schlüssel ihrer Herrschaft geraubt hat (vgl. ebd.). Es ist sehr wichtig, diesen Ausgangspunkt abzustecken, weil – wie wir noch sehen werden – Katastrophen und Zerstörung auf dem Fuße folgen, Zeichen des Endes der Zeit sind. Auf der einen Seite sind sie die Art und Weise, in der die offensichtliche Kraft der egoistischen Selbstbestätigung der Geschichte versucht, ihre Opposition aufzubauen, „ihren metaphysischen Zusammenbruch nicht wahrhaben will, und unter schrecklichen Geschicken und Katastrophen über ihrem Abgrund ein politisches und geistiges Reich baut, das ein Gegenreich gegen Gottes und Christi Reich ist“ (ebd., S. 322). Auf der anderen sind sie die Warnungen, die Ermahnung und das Urteil Gottes, das er „als Zeichen seiner kritischen Allmacht aus der Zukunft vorschickt“ (ebd., S. 329).
Der Sieg Christi hat nämlich Satan, in der Gestalt eines Drachens (vgl. Offb. 12,3 ff.), von seinem bisher neben dem Thron Gottes eingenommenen Platz gestürzt, mit seinen Engeln auf die Erde hinabgeworfen, und seine Wut war groß, da er wußte, daß ihm nur noch eine kurze Frist blieb (vgl. Offb. 12,12), und er ging fort, um Krieg zu führen mit den übrigen Nachkommen jener Frau, die und deren Sohn er vergebens zu verschlingen versucht hatte. „Irgendwie hat sich das Wissen um das Ende dem innersten Geist der Geschichte doch mitgeteilt. Er ‚weiß, daß er wenig Zeit hat‘, daß die Weltzeit befristet ist, und deshalb, meint der Seher der Apokalypse, gibt es das merkwürdige Phänomen der Wut der Geschichte“ (EZ, S. 78).
Von dieser Wut, diesem – wenngleich vergeblichen – Krieg, der „Ende auf Erden haben wird“ (ebd. S. 80), sind die Heiligen, also diejenigen, „die den Geboten Gottes gehorchen und an dem Zeugnis für Jesus festhalten“ (Offb. 12,17), „der letzte Feind“ (EZ, S. 80).
Das ist sehr seltsam – schreibt Schlier –, da es sich um „kleine bedrängte Leute“ (BNT, S. 326) handelt, „über die die Intelligenz des Weltstaates gewiß spottet“ (ebd., S. 327); nahezu immer besiegt: „und es wurde ihm erlaubt, mit den Heiligen zu kämpfen und sie zu besiegen“ steht in Offb. 13,7 zu lesen; „wenn auch gewiß unter großen Anfechtungen und unter Schwachheit und Versagen“ (EZ, S. 80) „ein paar“ (ebd. S. 80), so daß, wie Schlier schreibt, „der Leib Christi freilich zuletzt nicht Raum haben wird“ (ZK, S. 24), oder, an einer anderen Stelle, daß „von einer christlichen Welt nicht mehr die Rede sein wird, nur noch von zerstreuten Heiligen und Zeugen“ (BNT, S. 210). „Wieviele es annehmen und ihr Leben sich von Christus geben und im Gehorsam von ihm tragen und von ihm weisen lassen wollen, weiß kein Mensch. Doch eines scheint das Neue Testament zu zeigen. Je näher die Dinge dem unberechenbaren Ende kommen, und das heißt, der endgültigen Offenbarung der Herrschaft Jesu Christi zueilen, desto kleiner und einflußloser wird die Zahl derer sein, die Christus den Herrn sein lassen“ (EZ, S. 64).
Damit also „bedrohen sie den etablierten Gott des universalen Imperiums und lassen ihn seine Brüchigkeit spüren und erinnern ihn an seine Frist“ (ebd., S. 80), sogar ausgehend von der Tatsache, daß es „auch Atempausen des Schreckens für die Gläubigen und für die Menschheit überhaupt gibt“ (BNT, S. 330), daß also der Sieg des Tiers nie ein vollkommener ist: „Dabei fällt der Sieg auf Erden immer beinahe dem Tier zu, aber nie ganz“ (ebd., S. 327). Nicht das Tier also, sondern sie, die vom Sieg Jesu Christi leben, sind die Zeugen für einen irreversiblen Sieg. „Der Sieg Jesu Christi, in dem die verfinsternde und vernichtende Selbstmächtigkeit der Geschichte zerbrochen ist, rückt ihr auch auf den Leib in dem Volk, das selbst von ihm und auf ihn hin lebt und ihn so bezeugt. Es ist beachtenswert, daß sich in den Visionen des Sehers die Kirche schließlich nur noch als eine Kirche der Zeugen darstellt und ihr Handeln als ein Zeugnis geben“ (ebd., S. 320). Und doch sind sie, „nicht insgesamt lautere Zeugen“ (ebd., S. 362). Die Glieder der sieben Gemeinschaften in der Provinz Asien, die also die Gesamtkirche vertreten, mögen „‚tote‘ Glieder zum Teil“ (ebd.) sein, aber solche, „die auch ‚umkehren‘, wenn sie gefallen sind und versagt haben. Und so sind sie Zeugen des Sieges Jesu“ (ebd.). Laut einer treffenden Definition, die Don Giussani zum Begriff des Zeugnisses abgegeben hat, und die gerade in dem anfangs zitierten Text enthalten ist (S. 346), besteht es darin, „Christus durch die Veränderung, die Er in uns bewirkt, gegenwärtig zu machen.“
Glauben, WachHeit, Geduld, Hoffnung, Lobpreis
Das von 18 Märtyrern umringte Lamm, der dem Namen Jesu entsprechenden Zahl; in den Ecken versuchen vier Engel die vier Winde der Erde festzuhalten, Fresko an der Ziboriumskuppel der Kirche San Pietro am Monte Pedale bei Civate (Lecco).
1) Das erste Merkmal ist das Festhalten am Namen Christi: „‚Und du hältst an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet‘ (Offb., 2,13). ‚Nur haltet fest, was ihr habt, bis ich komme‘ (Offb., 2,25). Was haben sie? Im Glauben das Zeugnis des Herrn und seinen Geist und seine Prophetie. In dieser Geschichte kommt es entscheidend auf die Treue an, auf die unerschütterliche Treue zu Gott und seinem Herrn“ (BNT, S. 331). Der Glaube ist also „Festigkeit“, „Stehen“, „Bleiben“, „Festhalten“ (EZ, S. 82).
2) Neben der Festigkeit steht die Wachsamkeit (beziehungsweise die Nüchternheit), die „innere und äußere Bereitschaft für die Zukunft des nahen Herrn“ (BNT, S. 330). Hierin schließt Schlier auch den Scharfblick mit ein. „Nüchtern sein heißt, daß man die Dinge so sieht und nimmt, wie sie sind“ (EZ, S. 83). Auf einer Seite, die uns überaus aktuell erscheint (man könnte sie mit gewissen Passagen des kürzlich erschienenen La guerra von Alberto Asor Rosa vergleichen), entwirrt Schlier das Knäuel: „Alltäglich vor der äußersten Möglichkeit der Geschichte stehend, vor der Liebe Christi, die jetzt wahrhaft verborgen, aber wahrhaft wirklich aus der sie bestreitenden Geschichte ruft, wird man jede Illusion über die Geschichte dahingeben. Man wird nicht mehr träumen, ihren Vorgang planen und lenken und verfügen zu können. Und das nicht nur, weil sie sich, selbst im kleinsten Umkreis des Lebens, den meisten ins Unübersehbare entzieht, sondern weil ihr jeweiliger konkreter Anspruch so groß ist und so schwer zu erfüllen ist, daß dem ihn Hörenden Zeit und Lust und Vermögen vergehen, in ihr etwas anderes zu tun als ihrem Augenblick, dem durch sie dargebotenen Augenblick der gegenwärtigen Zukunft der Liebe Gottes, standzuhalten“ (ZK, S. 273).
Andererseits „heißt Nüchternsein unterscheiden“ (EZ, S. 83). „Nichts ist in dieser Geschichte so schwer, wie alltäglich Jesus Christus vom Antichristen zu unterscheiden“ (BNT, S. 332). In dieser Geschichte, die alles imitiert, muß es der spirituelle Instinkt also erlauben, „zu prüfen und zu differenzieren“ (ebd.).
3) Von der Geduld, die, wie das Zeugnis und der Glaube, die Geduld Christi ist, stellt Schlier in BNT (S. 332) nur einige Merkmale heraus, die er in anderen Werken dagegen ausführlichst schildert: „unermüdliches Ertragen von Leid und Verführung“; „verschwiegene Gelassenheit“; „Vorsicht“; „das hilfreiche Ertragen des anderen und schließlich in bestimmtem Sinne auch meiner selbst“; „einfache Festigkeit im Wiederstand gegen die Woge der Anbetung des totalen Weltstaats“; „Eilen und Warten“ (ebd.).
a) Was das unverdrossene Ertragen von Schmerz und Tod und die bewahrte Ruhe betrifft, werden sie besonders nahe an den Glauben gestellt: „Der Prophet [der Verfasser der Apokalypse] fordert die Leser seiner Schrift jetzt auf, zu hören, und ermahnt sie, gelassen zu sein: ‚Gilt es Gefängnis, dann Gefängnis. Gilt es Sterben durchs Schwert, dann Sterben durchs Schwert. Da braucht es Geduld und Glauben der Heiligen‘ (Offb. 13,9-10). [...] Christen empören sich aber auch nicht gegen das Tier. Sie sind keine politischen Rebellen. Sie beten es nicht an, sie bekämpfen es aber auch nicht mit Gewalt. Sie wissen, daß sie zu der Zahl der Seelen gehören unter dem Altar (6,9ff.), die noch nicht voll ist, daß sie dem Leiden nicht entgehen. Sie setzen Geduld und Glauben gegen den Zorn des Tieres. Es ist die Geduld, die von der Geduld Christi lebt (vgl. Offb. 3,10), und es ist der Glaube, den Christus bezeugt hat“ (ZK, S.25-26).
b) Der Widerstand gegen die Verherrlichung des totalitären Weltstaates bezieht nicht den loyalen Gehorsam der legitimen politischen Autorität mit ein, da diese dazu tendiert, Ordnung und Frieden zu bewahren, die auch für die Bürger des Gottesstaates von großem Wert sind. Daher sind auch in der Apokalypse [wie im Brief an die Römer, den kommentierend Schlier in einem anderen Werk schreibt, daß „dem Staat in Wahrheit auch nur von denen Gehorsam geleistet werden kann, die damit Gott gehorchen wollen und können“ (BNT, S. 205)] „die Märtyrer keine Rebellen, die Gewalt des Staates wird also nicht angetastet. Man muß, um das Urteil der Apokalypse zu verstehen, eben darauf achten, von welchem Staat sie spricht und in welcher Situation nach ihrer Erkenntnis dieser Staat vorkommt“ (ZK, S. 14). Während „der Staat, sofern er noch Staat ist, gegen den Staat, dessen Gewalt entartet ist, steht“ (BNT, S. 207), ist es gerade diese seine Entartung, die in der Apokalypse als etwas Monströses erscheint, das keinen Gehorsam beansprucht sondern religiöse Verehrung. „Es ist nicht ‚der Staat‘ an sich, und das heißt, die politische Macht, die im Dienst der Ordnung dieser Welt steht, aber es ist die sich dem Auftrag der guten Ordnung entziehende, als irdische Ordnungsmacht daher entartete politische Macht in konkreter unmenschlicher Erscheinung (Offb. 13,2a)“ (ZK, S. 21). Sosehr, daß sie am Ende nicht einmal mehr zu bestrafen versteht, sondern, wie es an einer gewissen Stellte heißt (Offb. 18,24), „hinzuschlachten“ (BNT, S. 210). Und dennoch: auch angesichts dieser bestialen Entartung, „Festigkeit“, kein Kampf.
c) Was nun die Schnelligkeit des Voranschreitens angeht, die nicht zu Lasten der Erwartung des Sieges Jesu Christi geht, lesen wir nun eine Passage von extremem Realismus. Angesichts dieser Art Unsterblichkeit des Weltstaates, die die Erde erstaunt (vgl. Offb. 13,3), angesichts des Schlagwortes der unsterblichen Jugend (vgl. Offb. 18,7) „nimmt Geduld nichts vermessen und träumend hinweg, nicht einmal das tägliche Brot, aber auch nicht den Tod, während sich der Mensch, der sich an seine Zukunft und die Zukunft der Welt klammert, aus lauter Ungeduld in Illusionen verliert“ (EZ, S. 62). Im Gegenteil: „Die praktische und die metaphysische Ungeduld entspringt der mit der eigenen Zeit gegebenen Angst um die Zeit und erweist sich u.a. in dem, daß man der Zeit nachläuft, in der Meinung, ihr damit gerecht zu werden. Aber man wird ihr nur gerecht, wenn man ihr Zeit gibt. Man gibt ihr aber nur Zeit, wenn man sich und sie der Zeit Gottes anheimgibt“ (ebd, S. 82)
4) Und somit wären wir von der Geduld zur Hoffnung gelangt. „So bewährt sich die Hoffnung, die wartet und doch eilt, eilt und doch wartet im Ausblick und Aufblick zum Herrn, gerade dort, wo nichts mehr zu hoffen ist, in der realen Bedrängnis des Lebens, im Abschied, im Sterben. Sie erweist sich als die Tragkraft eines getragenen und dadurch offenen Daseins, das den Tod als Tod und das Leben empfängt und besteht“ (ebd, S. 62).
Auch wenn das Wort nicht ein einziges Mal in der Apokalypse auftaucht, „ist Hoffnung nicht ein Stichwort, aber sie ist ein Grundwort unserer Schrift“ (BNT, S. 332).
Denn: „was die Hoffnung erhofft, ist der verborgene, aber reale und durch vieldeutige Zeichen angekündigte Sieg Jesu Christi“ (ebd.).
5) „Ihre Frucht aber und ihr Ausweis ist das, was das ganze Buch durchtönt“ (ebd.). Vor allem der Lobpreis Gottes, des Schöpfers. Die Schöpfung wird nicht zum Schweigen gebracht: „Mitten in den Visionen von der Mißhandlung und Verderbnis der Erde und ihres Himmels stehen immer von neuem Lobpreisung und Dank der Schöpfung und des Schöpfers auf und die Mahnung ‚den Schöpfer des Himmels und der Erde, des Meeres und der Wasserquellen‘ anzubeten (Offb. 14,7; vgl. 4,11; 5,13)“ (BNT, S. 333). Vor allem aber „ertönt der Lobpreis des Retters der Geschichte“ (ebd.), in dem auch der „Lobpreis des Richters“ mitenthalten ist (ebd.)
Als Reaktion „treibt die Selbstverehrung und Selbstverklärung der Welt als Ziel einer von sich besessenen Geschichte hervor, eine Selbstverherrlichung, die umso unheimlicher wirkt, als sie keinen Grund mehr hat, da ihre Kraft schon gebrochen ist“ (ebd., S. 325)
„Solche Treue, Wachsamkeit, Geduld, solches Hoffen und Lobpreisen werden in unserem Buch gefordert, ohne daß etwas darüber gesagt wird, was sie für das alltägliche Geschehen der Geschichte bedeuten. Es ist aber gewiß, daß in ihnen nicht nur diese Geschichte in Freiheit bestanden wird, sondern auch geschichtliche Räume der Ordnung und Erquickung und Zeiten des Aufatmens und Heilseins bereitet werden“ (BNT, S. 333). Wie schön ist es doch, daß wir im und jenseits des Krieges, und noch bevor wir, nach und nach, das Warum verstehen, gerade durch die Freude, die Wachsamkeit, die Geduld, die Hoffnung und den Lobpreis, bereits jetzt unbesorgt leben können wie Kinder, in Frieden.