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USA UND HL. STUHL
Aus Nr. 02 - 2004

Die Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Hl. Stuhl. Zweiter Teil

Vorworte von Kardinal Jean-Louis Tauran


Archivist und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche und ehem. vat. Sekretär der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten




Gerne schließe ich mich all jenen an, die das Erscheinen des Buches des amerikanischen Botschafters beim Hl. Stuhl, Jim Nicholson, begrüßen: „USA und Hl. Stuhl: der weite Weg“.
Erzählt wird dort ein bedeutendes Kapitel der Beziehungen zwischen USA und Hl. Stuhl. Schritt für Schritt kann der Leser mit auf die lange Reise gehen, die es beiden ermöglichte, einander besser kennenzulernen, sich von den Konditionierungen der Geschichte freizumachen und den Mut zu haben, einen neuen Kurs einzuschlagen.
Erzählt wird darin auch, wieviel man mit einem loyalen und beharrlichen Dialog erreichen kann und wie ein­e auf Respekt und Diskretion aufgebaute Diplomatie Vorurteile und Missverständnisse auszuräumen verma­g.
Seit 1948 ist es dank der täglichen Zusammenarbeit mit der amerikanischen Botschaft in Rom und der Apostolischen Nuntiatur in Washington möglich, gemeinsame Bestrebungen zu fördern und die großen Herausforderungen zu diskutieren, denen sich die Völker heute stellen müssen: Menschenrechte, Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden.
Interessante Episoden lassen uns die Geschichte dieser Partnerschaft entdecken, vom Ende des 17. Jahrhunderts bis heute; zeigen uns, daß USA und Hl. Stuhl – trotz mancher Meinungsverschiedenheit – doch stets einer Meinung waren bezüglich der Notwendigkeit, mit allen Mitteln auf ein internationales Zusammenleben hinzuarbeiten, wo die Vernunft, der gute Wille und das Recht über Emotionen und Leidenschaften dominieren.
Außerdem gibt es in der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung einen Bezug auf den Schöpfer als Urheber der Menschenwürde: was die Übereinstimmung zwischen Hl. Stuhl und USA in Sachen der grundlegenden moralischen Prinzipien erleichtert, die zur Stabilität in einer Welt beitragen können, die Frieden und Achtung der Menschenrechte braucht; eine Welt, die hungert nach Brot und dürstet nach Gerechtigkeit und Brüderlichkeit.
Viele werden entdecken, daß der Hl. Stuhl sehr viel mehr ist als eine „Anlaufstelle“, die vatikanische Diplomatie sehr viel mehr als eine „Technik“. Der Papst und seine Mitarbeiter haben nur einen Wunsch: den Regierenden zu helfen, ihre Entscheidungen im Bewußtsein der Verantwortung vor Gott und dem eigenen Gewissen zu treffen, stets daran erinnernd, daß der Mensch heilig und die Achtung vor seinen grundlegenden Rechten und Freiheiten sine qua non Bedingung für die Zukunft einer Welt ist, in der alle ihren Platz haben und sich eines Lebens in Frieden und Harmonie erfreuen können.
Die am 10. Januar 1984 getroffene Entscheidung, nach 117 Jahren Unterbrechung die formalen diplomatischen Beziehungen zwischen USA und Hl. Stuhl wieder aufzunehmen, war zweifellos ein epochales Ereignis;eines, dem es, wie der damalige Präsident Ronald Reagan meinte, bestimmt war, „eine Anomalie in der Geschichte zu korrigieren.“


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