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GESCHICHTE
Aus Nr. 05 - 2004

Die Buchvorstellung am Kulturzentrum San Luigi dei Francesi.

1789-1799. Zehn Jahre, die die Beziehung zwischen Papsttum und Macht veränderten



von Pierluca Azzaro


Titelbild des Buches von Gérard Pelletier

Titelbild des Buches von Gérard Pelletier

Am 21. April wurde am Kulturzentrum San Luigi dei Francesi in Rom das Buch Rome et la Révolution française. La théologie et la politique du Saint-Siège devant la Révolution française (1789-1799) [École Française de Rome, 2004] von Gérard Pelletier vorgestellt. Bei der Vorstellung waren – neben dem französischen Botschafter beim Hl. Stuhl, Pierre Morel – herausragende Vertreter der italienischen und internationalen Welt der Wissenschaft anwesend, wie Pierre Blet, S.J., emeritierter Professor der Universität Gregoriana, bekannt für seine Studien zu Pius XII. und den Zweiten Weltkrieg im Licht der vatikanischen Archive; Agostino Borromeo, Ordinarius für Kirchengeschichte an der römischen Universität La Sapienza; sowie Andrea Riccardi, Ordinarius für Geschichte des Christentums an der Universität „Roma Tre“.
Wie hat der Hl. Stuhl auf die französische Revolution reagiert? Welche Haltung nahmen Pius VI. und seine Mitarbeiter zu dem ein, was von ihr ausgelöst wurde, vor allem zur Zivilverfassung des Klerus 1790? Das sind die großen Fragen, die sich durch das umfassende Werk von Gérard Pelletier, junger Pfarrer von Saint-Louis en l’Ile in Paris, ziehen, und bei deren Beantwortung er nicht „von Betrachtungen psychologischer Natur ausgeht“ – wie Pierre Blet betonte –, sondern sich auf eine reichhaltige historische Dokumentation stützt, die – so Agostino Borromeo – bisher „vollkommen vernachlässigt worden, oder doch zumindest teilweise ungenutzt“ geblieben war.
Die reichhaltigen Quellen, auf die sich Pelletier bei seiner Studie stützt, umfassen in der Tat nicht nur Dokumente rein politisch-diplomatischer Natur – die Korrespondenz des Staatssekretariats mit verschiedenen apostolischen Nuntien –, sondern auch Dokumente aus den Archiven der verschiedenen römischen Dikasterien, besonders der damaligen Kongregation des Heiligen Offiziums, die Historikern noch bis vor kurzem nicht zugänglich waren, heute dagegen im historischen Archiv der Kongregation für die Glaubenslehre eingesehen werden können.
Die von den Ereignissen um die Jahre 1789-99 ausgelöste – nicht nur politisch-diplomatische, sondern auch theologisch-lehrmäßige – Debatte wird von dem Verfasser mit großer Präzision rekonstruiert. Bei diesem bedeutungsvollen doppelten Verdienst der Arbeit Pelletiers setzt Andrea Riccardi an, der gerade in dieser Debatte die großen Themen und großen Fragen ausmacht, die die Geschichte der Kirche im 19. und 20. Jahrhundert geprägt haben.


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