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VON GALEN
Aus Nr. 11 - 2004

Ein Bischof unter den moral bombs


Der Löwe von Münster, bzw. der „unerschrockenste Gegner des Nazismus“, wie ihn die New York Times 1942 definierte, beklagt die schrecklichen Bombenangriffe der Alliierten, die die deutschen Städte in ein Trümmerfeld verwandelten. Lesen Sie hier, was der Bischof von Münster in den Kriegsjahren an Pius XII. geschrieben hat.


von Stefania Falasca


Die von den Bomben der Alliierten zerstörte Stadt Münster

Die von den Bomben der Alliierten zerstörte Stadt Münster

In der Geschichte der im 2. Weltkrieg von den Alliierten bombardierten deutschen Städte gibt es einen Tag, den die Stadt Münster wohl nie vergessen wird: den 10. Oktober 1943. Einen Sonntag. Unter einem strahlend klaren Herbsthimmel hatten sich die katholischen Gläubigen in den frühen Nachmittagsstunden vor den Pforten des alten Doms zu Münster eingefunden. Es war der Tag, an dem man das Fest der Mutterschaft Mariens beging. Der Hochaltar der majestätischen, gotischen Kathedrale war in warmes Kerzenlicht getaucht. Die Kanoniker des Doms hatten gerade in den Chorstühlen Platz genommen, als plötzlich die Sirenen zu heulen begannen: Bombenalarm! Es war 14 Uhr 55.
„‚Man hatte uns um 22 Uhr eines Samstag abend, mitten auf einer Party, Bescheid gegeben, uns bereit zu halten,‘ steht in dem Bericht von Major Ellis B. Scripture, US-Navigator des 95. Bombengeschwaders, zu lesen. ‚Der Befehl für den Luftangriff ging per Fernschreiber ein. Man teilte uns mit, daß unser Ziel der Eingang des Doms zu Münster sei. Ich war entsetzt – zum ersten Mal seit Kriegsanfang sollten Zivilisten bombardiert werden! Ich begab mich sofort zu Oberst Gerhart und sagte ihm, daß ich einen solchen Befehl unmöglich ausführen könnte. Er aber reagierte genau so, wie ich mir das von einem dienstbeflissenen Karriereoffizier erwarten mußte: ‚Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Herr Major,‘ wies er mich zurecht: ‚Wir haben Krieg! Haben Sie das verstanden?? K-R-I-E-G! Das ist eine Schlacht mit allen Mitteln, töten die Deutschen etwa nicht seit Jahren unschuldige Menschen in ganz Europa? Unsere Aufgabe ist es, sie in Stücke zu reißen. Und genau das werden wir auch tun! Ich bin der Leiter dieser Mission, und Sie sind mein Navigator, Sie werden also genau das tun, was ich Ihnen sage! Noch irgendwelche Fragen?‘ ‚Nein, Sir!‘ antwortete ich. Und damit war die Sache erledigt“1.
Die erste Sprengbombe traf ihr Ziel mit unglaublicher Präzision: das viereckige Gewölbe des Doms zu Münster. Der von stattlichen romanischen Türmen eingefaßte Ost-Eingang des Doms war wirklich auch nur schwer zu verfehlen. Die Überlebenden ergriffen panikartig die Flucht, suchten unter den Mauern der Türme Zuflucht, die – solide wie das Firmament – siebenhundert Jahre überdauert hatten. Doch schon die zweite Sprengbombe traf sie mit voller Wucht, brachte sie zum Einstürzen: ein Trümmerregen ergoß sich auf die schutzsuchenden Menschen. Und nach den Sprengbomben kamen die Brandbomben. Die getroffenen Gebäude fingen sofort Feuer. Die Altstadt glich einer einzigen Fackel. Dichte, gelb-schwarze Rauchschwaden stiegen kilometerhoch in den Himmel. Nur wenige Minuten hatten genügt, um die schöne, altehrwürdige Bischofsstadt Münster – im wahrsten Sinn des Wortes – in Schutt und Asche zu legen. Um 16 Uhr 30 erklärte Oberst Gerhart die „Operation Münster“ für abgeschlossen.
So endet die detaillierte Rekonstruktion jener Bombardierung. Zu verdanken haben wir sie dem Historiker Jörg Friedrich. Die Geschichte ist aus Geschichten gemacht, und um diese zu erzählen, fügte Friedrich in den Anmerkungen noch eine Randbemerkung an. Ein Detail, zu dem sich jeder Kommentar erübrigt. „Oberst Gerhart mußte allerdings zugeben, daß doch nicht alles nach Plan gelaufen war. Die Mission war nicht ganz zu Ende geführt worden. ‚Es ist uns ein Fehler unterlaufen,‘ heißt es in der Kommunikation: ‚Das 305. Bombengeschwader hat nicht Münster, sondern Enschede, in Holland, angepeilt. Da man es mit der deutschen Stadt verwechselte, wurde die gesamte Bombenladung über Enschede abgeworfen. Sorry. Tut uns leid!‘2.“
Bischof Clemens August von Galen auf dem Trümmerfeld, das einst der Domplatz war.

Bischof Clemens August von Galen auf dem Trümmerfeld, das einst der Domplatz war.

Doch auch die Bewohner von Münster fragten sich, ob sie nicht Opfer eines Irrtums geworden waren. Es war schließlich nicht das erste Mal, daß die Bomben ihr wahres Ziel verfehlten. In der Nacht vom 15. auf den 16. Mai 1941 waren bereits 6 Bomben auf Münster abgeworfen worden. Die englischen Flugzeuge hatten den Rhein überquert, nachdem die Deutschen Rotterdam bombardiert hatten. Sie hatten zwar 16 konkrete Objektive zwischen Köln und Dortmund im Visier gehabt, letztendlich aber überall dort Bomben abgeworfen, wo Lichter auf irgendeine Ansiedlung hingewiesen hatten. Ein Detail. Auch das. Und derer hat es viele gegeben. Wie in den Berichten der Überlebenden jenes 10. Oktober, den Zeugenberichten jener, in deren entsetzten Blicken sich die verkohlten, zerfetzten Menschenleiber spiegelten, die man in den Trümmern der Groitgasse, auf dem Marienplatz, aufgehäuft hatte... In den Berichten jener, die dort, in diesem einzigen Trümmerfeld, zwischen all den Toten, noch nach Lebenden suchten und denen sich das grauenhafte Bild von Frauen- und Kinderleichen bot – grausam erstickte Menschen, denen ihr Zufluchtsort zum tödlichen Gefängnis geworden war. Details. Wie jene, die dort erzählt werden, wo noch andere Erinnerungen lebendig werden: die der Zeugen, die beim Seligsprechungsprozess von Clemens August von Galen, Bischof von Münster, ausgesagt haben.
Als die Sirenen Bombenalarm gaben, legte der Bischof gerade die Paramente an, um in die Kathedrale hinunterzugehen. Er schaffte es nicht, rechtzeitig in den Luftschutzkeller zu kommen, berichtet Kanoniker Alois Schröer: seine Residenz wurde von Sprengbomben getroffen und zerstört. Er hielt sich an der einzigen Mauer fest, die stehengeblieben war3. Und genau dort fand ihn sein Sekretär Heinrich Portmann: „Während die Flugzeuge noch die Stadt überflogen, sah ich den ehrenwerten Monsignore dort oben stehen, unter freiem Himmel, zwischen den rauchenden Trümmern... wie durch ein Wunder war er unversehrt geblieben. Unter großen Schwierigkeiten half ich ihm herunter [...]. Später, im Kolleg Ludgerianum, informierte ich ihn über die Todesopfer unter den Gläubigen... Vikar Emmerich und die 59 Clemensschwestern, deren Kloster von einer Brandbombe getroffen worden war, was sie alle das Leben gekostet hatte. Nachts bat er mich, ihn zum Dom zu begleiten. Und dort stand er dann, bewegungslos, vor diesem Trümmerfeld, das ein Raub der Flammen geworden war, und weinte lautlos“4.
War es nicht genau hier gewesen, in diesem Dom, wo der „Löwe von Münster“ seine unerschrockenen Anklagen gegen die schrecklichen Verbrechen der Nazis erhoben, es gewagt hatte, Hitler die Stirn zu bieten – wie niemand zuvor im Dritten Reich? So daß ihn – erst ein Jahr zuvor – sogar die New York Times wegen seines ungebrochenen Mutes, seiner Furchtlosigkeit, als „unerschrockensten Gegner des Nazionalsozialismus“5 bezeichnet hatte. Der vor Wut schäumende Hitler hatte zwar geschworen, mit ihm abzurechnen6, aber auch erkannt, daß er damit ganz Westfalen gegen sich aufgebracht hätte.Und hatte sich wohl oder übel damit abfinden müssen, daß die „Abrechnung“ bis Kriegsende warten mußte. Aber das gehört ja inzwischen alles der Vergangenheit an.
Das von den Bombardierungen des Jahres 1945 vollkommen dem Erdboden gleichgemachte Dresden.

Das von den Bombardierungen des Jahres 1945 vollkommen dem Erdboden gleichgemachte Dresden.

Am 4. November 1943 schrieb Bischof von Galen an Pius XII. und berichtete ihm von dem katastrophalen Zustand der Stadt Münster und dem Schmerz über die Opfer der Bomben der Alliierten. „Doch außer dem Schmerz über das Leid der Bevölkerung war er auch über die Zerstörung der zweihundert Kirchen der Diözese zutiefst betrübt, vor allem des Doms, und er konnte einfach nicht verstehen, warum die Alliierten das getan hatten“7, gab Priester Theodor Holling beim Seligsprechungsprozess zu Protokoll. Was Hitler nicht geschafft hatte, das schaffte das moral bombing – wie Churchill die Strategie des „gerechten Luftkrieges“ definiert hatte, der das Ziel hatte, „durch systematisches Brechen des moralischen Widerstands der Deutschen die Moral wiederherzustellen“8. Im Jahr 1943 wurde Münster von 49 Luftangriffen „befreit“, dazu kamen noch 53 weitere bis Kriegsende: die schlimmsten waren die vom 30. September und vom 22. Oktober 1944. Insgesamt 5.000 Sprengbomben und 200.000 Brandbomben wurden auf eine Stadt mit 66.000 Einwohnern abgeworfen.
Ein Schicksal, das Münster mit vielen anderen deutschen Städten teilte, in dieser „therapeutischen Versteifung“ auf den Feuertod, die zur gänzlichen Zerstörung des Landes führte“9. Münster gehörte jedoch nicht zu den von den alliierten Bomberstaffeln vorgezogenen Städten.Jenen also, an denen so ausgeklügelte Techniken wie „maximum use of fire“, mit Spezialeffekten à la „Feuersturm“ „ausprobiert“ wurden und die Deutschland in Ödland verwandelten: Städte wie Potsdam, Lübeck, Hamburg, Dresden... die „Lieblingskinder“ von Arthur Harris, „Kopf“ des moral bombings, der die verzeichneten „Vernichtungserfolge“ als „Operation Gomorra“ bezeichnete. Und doch: kaum hatte die Zahl der Opfer dieser Operationen eine vierstellige Größenordnung erreicht, hörte man in England – während die Militärköpfe die „Hamburgisierung“ Deutschlands planten – damit auf, diese Zahlen öffentlich bekannt zu geben. Die Engländer, die die feindlichen Luftangriffe auf London über sich ergehen hatten lassen müssen, wußten nur allzu gut, was die „gezielten Säuberungsaktionen durch die Bomber Commands10“ bedeuteten. Und als die Strategie der Flächenbombardierung intensiviert wurde, mußte der anglikanische Erzbischof von York, Cyril Forster Garbett, einschreiten und wieder einmal die Augustinus-Definition vom „gerechten Krieg“ ausgraben, um diesen ungeheuren Aufwand an menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen der öffentlichen Meinung gegenüber zu rechtfertigen. Ein anderer namhafter Vertreter der anglikanischen Kirche, der Bischof von Chichester, George Bell, wagte es jedoch, öffentlich eine andere Frage zu stellen: „Wer verkörpert das ‚kriegliebende Deutschland‘, und wer ist dagegen einfach nur Opfer des ‚gerechten Krieges‘, mit dem diesem Krieg ein Ende gesetzt werden soll?“11. Und vor einem House of Lords in Aufruhr erklärte Bell: „Die Alliierten dürfen sich nicht zu Gottheiten aufschwingen, die den Feind vom Himmel aus in Rauch und Flammen aufgehen lassen. Ein Gott kann alle Plagen schicken, die er will, weil er keinem Gesetz unterworfen ist, ja, selbst das Gesetz repräsentiert. Das auf unserem Banner geschriebene Schlüsselwort heißt Recht. Wir, die wir zusammen mit unseren Alliierten die Befreier Europas sind, müssen unsere Kraft in den Dienst des Rechtes stellen. Und das Recht ist gegen die Bombardierung der Feindesstädte, vor allem gegen Flächenbombardierungen!“. „Und daher fordere ich,“ schloß er, „daß von der Regierung die Rechtfertigung ihrer Politik der derzeit erfolgenden Bombardierungen von Feindesstädten verlangt wird, vor allem der Aktionen gegen Zivilisten, Nicht-Kämpfende sowie nicht-militärische und nicht-industrielle Ziele“12. Das war am 11. Februar 1943. Ein Jahr später, am 9. Februar 1944, zog Bell im House of Lords erneut unerbittlich gegen eine Praxis ins Feld, die sich als wahres Desaster erwiesen hatte: „Die eingesetzten Mittel und das erreichte Ziel müssen im rechten Verhältnis zueinander stehen. Eine ganze Stadt auszulöschen, hat damit gewiß nichts mehr zu tun. Die Frage der Bombardierungen ohne Maß und Ziel ist von entscheidender Bedeutung für Politik und Handeln der Regierung! Die Nazi-Mörder und das deutsche Volk, dem von ersteren alles Mögliche angetan wurde, auf eine Stufe zu stellen, bedeutet, der Barbarei Tor und Tür zu öffnen“13. Dieselben weitblickenden und mutigen Feststellungen also, die, auf der anderen Seite, im vom moral bombing verwüsteten Deutschland, schon Bischof von Galen getroffen hatte!
Hier oben, General Arthur Harris; unten, George Bell, der anglikanische Bischof von Chichester.

Hier oben, General Arthur Harris; unten, George Bell, der anglikanische Bischof von Chichester.

Als die Bevölkerung von Münster nach dem Krieg, am 1. Juli 1945, zum ersten Mal wieder zum Marienheiligtum von Telgte wallfahrtete, protestierte von Galen öffentlich gegen das Verhalten der alliierten Militärregierung. Dagegen, daß sie nicht dafür sorgte, daß die Rechte des deutschen Volkes gewahrt wurden. Den Gläubigen – so berichtete Heinrich Portmann –, zu deren Sprachrohr sich von Galen inmitten all dieser Widrigkeiten, all dieses Leides machte – war das ein großer Trost. Die Befehlshaber der Besatzungsmächte dagegen waren wenig begeistert, und so wurde der Bischof prompt zum Militärkommandanten von Warendorf zitiert14. Eine Begegnung, die in der Aussage von Priester Friedrich Sühling so dokumentiert ist: „Kommandant Jackson verlangte von dem Bischof Klärung hinsichtlich des von ihm Gesagten, doch dieser gab nicht klein bei, sondern wies darauf hin, daß sie als Besatzungsmächte auch Pflichten hätten, und er – sollten sie diese nicht erfüllen – nicht zögern werde, sich genauso zu verhalten, wie er es im Falle der Ungerechtigkeiten und der Barbarei des Nationalsozialismus getan hatte. Dann führte er einige Beispiele an, die ihm besonders am Herzen lagen: die Übergriffe seitens ausländischer Arbeiter, vor allem Russen und Polen, sowie das gewalttätige Vorgehen der Besatzungstruppen gegen Zivilisten. Besonders letzteres brachte den Bischof sichtlich in Rage: Er schlug mit der Faust auf den Tisch und forderte den anwesenden Dolmetscher auf, alles von ihm Gesagte auch wirklich wortwörtlich zu übersetzen. Nach langer Diskussion konnten die Wogen geglättet werden, aber der Bischof nahm nicht ein Wort von seiner Predigt zurück“15. Und gerade in Münster kam es dann, im Oktober 1945, im Sitz der Militärregierung, zu einer Begegnung zwischen von Galen und dem anglikanischen Bischof von Chichester, in Anwesenheit von Brigadegeneral Chadwick. Bell, der sich als Repräsentant der anglikanischen Kirche in Deutschland aufhielt, machte aus seiner Wertschätzung und Sympathie für den deutschen Bischof keinen Hehl. Er betonte, mit welch „glühender pastoralen Liebe er sich für den Schutz der ihm anvertrauten Herde eingesetzt“, sich nicht gescheut hatte „zur Verteidigung des Rechtes Gottes und der mit Füßen getretenen Menschenwürde kein Blatt vor den Mund zu nehmen, auch jetzt nicht, wo Chaos und Barbarei durch die mit dem Einmarsch der alliierten Truppen einhergehenden Übergriffe, Plünderungen und Gewaltakte Tor und Tür geöffnet waren“16.
Am 20. August 1945 hatte von Galen an Papst Pacelli geschrieben: „Müssen doch sogar die von den Besatzungsmächten dirigierten neuen deutschen Zeitungen immer wieder Äußerungen veröffentlichen, die dem gesamten deutschen Volke, auch jenen, die den Irrlehren des Nationalsozialismus niemals gehuldigt und nach Vermögen ihnen Widerstand geleistet haben, eine Kollektivschuld und Verantwortung für alle Verbrechen der früheren Machthaber andichten wollen.“ Und voller Bitterkeit hatte er danach festgestellt: „Es scheint, daß diese Gesinnung die Grundlage für die [...] rücksichtslose Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Heimat und Besitz [...] ist.“ Und weiter: „Wahrhaft erschreckend ist es, wie der im Rassekult des Nationalismus kulminierende übertriebene Nationalsozialismus jetzt auch bei den Siegern derartig herrschend geworden ist, daß man in Potsdam beschlossen hat, die gesamte deutsche Bevölkerung aus den an Polen und die Tschechoslowakei fallenden Gebieten auszuweisen und in die jetzt schon überbevölkerten deutschen Westgebiete zu­sammen­zu­drän­gen“17.
In seinem Brief vom 25. September 1945 beschrieb er Papst Pacelli erneut den schrecklichen Zustand der besetzten Gebiete und bat ihn, „dem gedemütigten und niedergetretenen deutschen Volke zu Hilfe zu kommen, sei es durch direkte Unterstützung, sei es durch Vorstellungen bei den Siegermächten“18.
Am 6. Januar 1946 schrieb Bischof von Galen den letzten Brief an Pius XII. – bevor er nach Rom reiste, wo er das Kardinalsbirett erhielt. An jenem Tag wollte er in den Trümmern des Marienheiligtums von Telgte das Dreikönigsfest feiern. Seine Homilie schloß er mit folgenden Worten: „Unter dem Nazismus habe ich folgendes öffentlich gesagt – und das Hitler 1939, als keine Macht eingreifen wollte, um seinem Expansionstreben Einhalt zu gebieten, auch geschrieben: Die Gerechtigkeit ist das Fundament des Staates; wenn die Gerechtigkeit nicht wieder hergestellt wird, wird unser Volk von innen her verwesen. Und heute muß ich sagen: wenn unter den Völkern das Recht nicht respektiert wird, wird es niemals Frieden und Harmonie zwischen den Völkern geben“19.


Anmerkungen
1 Vgl. Bomben auf Münster, herausgegeben vom Stadtmuseum Münster, Münster, 1983, S.44.
2 Jörg Friedrich, La Germania bombardata, la popolazione tedesca sotto gli attacchi alleati 1940-1945, Mailand 2004, S. 200.
3 Positio super virtutibus beatificationis et canonizationis servi Dei Clementis Augustini von Galen, Bd. II, Documenta, S. 341.
4 Ebd, Bd. I, Summarium, S. 625.
5 New York Times, 8. Juni 1942, vgl. 30Tage Nr. 7-8, SS. 44-53.
6 Vgl. Joachim Kuropka, Clemens August Graf von Galen. Neue Forschungen zum Leben und Wirken des Bischofs von Münster, Münster 1992, in Positio, op. cit., Bd. II, Documenta, S. 1099.
7 Positio, cit., Bd. I, Summarium, S. 209.
8 Sir Charles Webster und Noble Frankland, Strategic AIR Offensive Against Germany, 1939-1945, London 1961, Bd. 5, p. 135.
9 „Eine Kostprobe nicht enden wollenden, intensiven und lang andauernden Feuers, wie es bis heute noch kein Land über sich ergehen lassen mußte“, wie Churchill erklärte, vgl. Dokumente deutscher Kriegsschäden, Evakuierte, Kriegsgeschädigte, Wahrungsgeschädigte. Die geschichtliche und rechtliche Entwicklung, herausgegeben vom Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge, Kriegsgeschädigte, Bonn 1962, Beilage Nr. 2, S. 105. „Eine Agonie, die ohne Erbarmen auferlegt und in extremis fortgeführt wurde, selbst als längst alle, auch der Führer, wußten, daß der Krieg verloren war“, vgl: Joachim Fest, La disfatta, gli ultimi giorni di Hitler e la fine del Terzo Reich, Mailand 2003, S.12.
10 Stephen A. Garrett, Ethics and Airpower in World War II. The British Bombing of German Cities, New York 1997, S. 89-90.
11 Ebd., S. 99.
12 Ebd., S. 111.
13 Ebd., S. 113.
14 Positio, op. cit. Bd. I, Summarium, SS. 429-430.
15 Ebd., SS. 47-48.
16 Ebd., S. 386.
17 Brief von Clemens August von Galen an Pius XII., siehe S.62.
18 Vgl. Peter Löffler, Bischof Clemens August Graf von Galen, Akten, Briefe und Predigten 1933-1946, Band II, Matthias-Grünwald-Verlag, Mainz 1988, S. 1228.
19 Vgl. Positio, cit. Bd. II, Documenta, S. 623.


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