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SUDAN
Aus Nr. 01/02 - 2005

Die christliche Präsenz im Sudan geht auf das 4. Jahrhundert zurück.

Christliches Nubien




Eine koptische Ikone aus dem  6. Jahrhundert.

Eine koptische Ikone aus dem 6. Jahrhundert.

In letzter Zeit wird viel von Neuevangelisierung und christlichen Wurzeln Europas gesprochen; das europäische Territorium, mit den Regionen des Mittelmeerraumes, wird als ältestes Evangelisierungsgebiet bezeichnet. Doch dabei vergißt man, daß das Christentum schon in den ersten Jahrhunderten, als es im Herzen Europas noch wenig oder gar nicht verbreitet war, nicht nur Armenien und Mesopotamien erreicht hatte, sondern auch die entlegenen Regionen östlich des Kaspischen Meeres, und das nicht selten dank nestorianischer oder jakobitischer Gemeinschaften. Darüber hinaus war es auch, dem Nil entlang, bis nach Philae vorgedrungen, eine Insel, die etwa auf halber Höhe dieses Stromes liegt, und wo schon im 4. Jahrhundert die Existenz eines Bischofssitzes belegt ist. Ab dem 6. Jahrhundert sind dann auch in zentralen und südlichen Zonen Nubiens (dem heutigen Sudan) Kirchen und Bischofssitze belegt – in diesem Falle oft monophysitischer Prägung. Nubien kann also nicht nur christliche Wurzeln beanspruchen – sein Boden wurde auch vom Blut der Märtyrer benetzt, wie Pater Renato Kizito Sesana in seinem Buch schreibt.
All das ist leicht nachprüfbar, z.B. auf den Landkarten eines so weit verbreiteten Handbuchs über die Kirchengeschichte wie dem von Joseph Lortz, aber auch in anderen Dokumenten, wie beispielsweise dem von Hubert Jedin herausgegebenen Atlas der Kirchengeschichte und anderen. Natürlich ist es nicht immer ganz einfach, diese Kirchen zu lokalisieren. Aber gerade das ist immer geschehen, auch im Westen und in Europa. Ich möchte hier noch auf ein Buch verweisen, das Pater Jiry Veseley vor ein paar Jahren geschrieben hat. Über die Evangelisierung des Kyrill und des Methodius bei den Mähren, Bulgaren und Tschechen. Es heißt: Scrivere sull’acqua (Auf Wasser schreiben). Auch heute kann es durchaus vorkommen, daß man sieht, wie ein unbekannter afrikanischer Katechist „auf Wasser schreibt“, so daß der ein oder andere wiedergeboren werden kann aus Wasser und aus heiligem Geist: und das ist das einzige, was zählt.


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