Startseite > Archiv > 03 - 2005 > Duns Skotus und die Unbefleckte Empfängnis
THEOLOGIE
Aus Nr. 03 - 2005

Duns Skotus und die Unbefleckte Empfängnis


Ein Nachtrag zu dem Artikel anläßlich des 150. Jahrestages der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis.


von René Laurentin


Unbefleckte Empfängnis, Giambattista Tiepolo, Prado-Museum, Madrid

Unbefleckte Empfängnis, Giambattista Tiepolo, Prado-Museum, Madrid

Hier eine kurze Anmerkung zu meinem im November erschienenen Artikel zum 150. Jahrestag der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis.
Die an der römischen Franziskaner-Universität Antonianum vorangetriebenen Studien zu Duns Skotus haben neue Elemente zutage gebracht. Elemente, die mir zum Zeitpunkt der Abfassung meines Artikels noch nicht zur Verfügung standen: ich meine damit das Buch von Pater Stefano Cecchin ofm über die Unbefleckte Empfängnis, und einen anderen Text, der kurz vor der Veröffentlichung steht.
Kurzum: die bald vollendete kritische Ausgabe der Werke Duns Skotus’ ergibt heute, daß er die These von der Möglichkeit und Angebrachtheit der Unbefleckten Empfängnis nicht nur aufgestellt, sondern eindeutig behauptet hat. Und wenn die Behauptung, deren Verfechter schlechthin er zweifelsohne war, aus Gründen der Vorsicht aus einigen Schriften auch nicht klar ersichtlich ist, so geht aus seinen Vorlesungen in Oxford und Paris, wie auch vielen seiner Schriften doch eindeutig hervor: Maria war nicht von der Erbsünde berührt (Ordinatio II, d. 3, q.1). In diesem Schriftstück (Ordinatio III, d. 1, q.1, n. 21) sagt er nicht nur, daß Gott Maria „bewahren“ konnte, sondern schließt ausdrücklich wie folgt: und so hat Gott es getan.
Das ist übrigens auch genau das, was einer seiner Pariser Studenten erkannte – wie aus seinen nun veröffentlichten Anmerkungen hervorgeht: „Die Vollkommenheit des Mittlers erfordert [...] die Bewahrung vor jeglicher Schuld, auch der Urschuld: die Jungfrau war also von der Erbsünde frei“ (Reportatio pariseinsis III, d. 3, q.2).
Das Verdienst Skotus’ wird mehr den lehrmäßigen Argumenten zugeschrieben, die er als erster einbrachte – indem er den Begriff der Bewahrung geprägt und präzisiert, wie auch die Unbefleckte Empfängnis Mariens mit dem alleinigen Verdienst Christi, des Erlösers, in Zusammenhang gebracht hat – als der Behauptung dieser Bewahrung. Aber es steht außer Zweifel, daß er sie in vielen seiner Schriften und Vorlesungen bekräftigt hat; und diese, der kritischen Ausgabe Duns Skotus’ entnommene Erkenntnis mußte betont werden. Genau aus diesem Grund habe ich es für angebracht gehalten, diese Präzisierung anzubringen, die das vervollständigt, was ich über die grundlegende Rolle gesagt habe, die Duns Skotus in der Geschichte dieses Dogmas zukommt.


Italiano Español English Français Português