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KIRCHE
Aus Nr. 09 - 2005

Kardinal Avery Dulles: Kurzbiographie.

Sohn einer WASP-Familie und einer der bedeutendsten katholischen Theologen Amerikas



von Gianni Cardinale


Kardinal Avery Dulles.

Kardinal Avery Dulles.

Der Jesuit Kardinal Avery Dulles ist einer der bedeutendsten Theologen unserer Zeit. Seit 1988 ist er Professor für Religion und Gesellschaft an der Fordham University.
Avery Dulles wurde 1918 als Sohn weißer, angelsächsischer Protestanten (WASP) geboren. Einer Familie, die auf der politischen Bühne Amerikas einiges Gewicht hatte: Sein Urgroßvater, John W. Foster, sein Großonkel, Robert Lansing und auch sein Vater, John Foster Dulles, waren US-Außenminister (sein Onkel, Allen Foster, Generaldirektor des CIA). Der junge Avery ging in der Schweiz und in New England zur Schule. Seine Erziehung war zwar streng protestantisch (immerhin ist er der Großneffe des bekannten Theologen Reverend Allen Macy Dulles), in den ersten Jahren seines Studiums hat er sich allerdings von der Religionspraxis entfernt. Seine Konversion zum Katholizismus war – wie er selbst berichtet – ein allmählicher Prozess, der während seines Studiums der Kunst, Philosophie, Theologie und mittelalterlichen Literatur am Harvard College zu reifen begann. Am 26. November 1940, nach dem Diplom, wurde er in der katholischen Kirche aufgenommen, wovon seine Familie – zumindest am Anfang – nicht sehr begeistert war.
Nach anderthalb Jahren an der Harvard Law School wurde er von 1942 bis 1946 in die US Navy eingezogen. Danach trat er in die Gesellschaft Jesu ein. Zwei Jahre lang unterrichtete er an der Fordham University Philosophie. Am 16. Juni 1956 wurde er vom Kardinal von New York, Francis Spellman, zum Priester geweiht. Danach unterzog er sich einer zweijährigen pastoralen Ausbildung in Münster (1957-58). Nach diesem einjährigen Intermezzo in Deutschland studierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, wo er 1960 zum Doktor in Theologie promovierte.
Von 1960 bis 1974 war er am Woodstock College tätig; von 1974 bis 1988 am College der Catholic University of America. Aus seiner Feder stammen mehr als 650 Artikel zu theologischen Themen sowie 21 Bücher.
In verschiedenen weltlichen und kirchlichen Organisationen bekleidete er verantwortungsvolle Ämter. So war er beispielsweise Präsident der Katholischen Theologischen Gesellschaft der USA (1975-1976) und der Theologischen Gesellschaft der USA (1978-1979). Von 1992 bis 1997 war er auch Mitglied der internationalen Theologenkommission.
Johannes Paul II. kreierte ihn beim Konsistorium vom 21. Februar 2001 zum Kardinal. Sein Name – wie auch der des deutschen Theologen Leo Scheffczyk – war dem Papst von der Kongregation für die Glaubenslehre genannt worden, die damals noch von dem früheren Kardinal Joseph Ratzinger geleitet wurde.


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