Rubriken
Aus Nr.05 - 2004


PAPST

Botschaft an die „bevorzugten Brüder“ zum 100. Jahrestag der Errichtung der römischen Synagoge


Die römische Synagoge.

Die römische Synagoge.

„Wir grüßen euch als unsere ‚bevorzugten Brüder‘ im Glauben Abrahams, unseres Patriarchen, Isaaks und Jacobs, Saras und Rebekkas, Rahels und Leas. In seinem Brief an die Römer (vgl. Röm 11,16.18) sprach schon Paulus von der heiligen Wurzel Israels, in welche die Heiden in Christus eingepfropft sind; ‚denn unwiderruflich sind Gnade und Berufung, die Gott gewährt hat‘ (Röm 11,29), und ihr seid weiterhin das erste Volk seines Bundes (vgl. Karfreitagsliturgie, Große Fürbitten, Für die Juden). Seit über 2000 Jahren seid ihr Bürger der Stadt Rom, noch bevor Petrus, der Fischer, und Paulus in Ketten, innerlich vom Hauch des Geistes gestärkt, hierherkamen.“ So lautet eine Passage der Botschaft des Heiligen Vaters zum 100. Jahrestag der Errichtung der römischen Synagoge. Eine Botschaft, in der der Papst die Geschichte der Beziehungen zwischen den beiden Religionen Revue passieren ließ. Er vergaß auch nicht, das Leid zu erwähnen, das die jüdische Gemeinschaft unter den Nazis erdulden mußte: „Auch darf neben den öffentlichen Erklärungen das häufig verborgene Wirken des Hl. Stuhls nicht vergessen werden, der auf vielfache Art und Weise die gefährdeten Juden unterstützt hat, was auch von ihren maßgeblichen Vertretern anerkannt worden ist (vgl. Wir erinnern uns: eine Reflexion über die Schoah, 16. März 1998).“ Und das im Heiligen Land erlittene: „Leider erweckt der Gedanke an das Heilige Land in unseren Herzen Sorge und Schmerz angesichts der Gewalttaten, von denen diese Region weiterhin gezeichnet ist, und angesichts des so vielen von unschuldigen Israelis und Palästinensern vergossenen Blutes, das einer anbrechenden Morgenröte der Gerechtigkeit und des Friedens entgegensteht“ (zitiert nach L’Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, 4. Juni 2004, S. 7).




KIRCHE

Einsturz des Marienheiligtums, Muttergottesstatue unversehrt


Die Lawine, die das Marienheiligtum Unserer Lieben Frau von der  Grotte in Ardore unter sich begraben hat

Die Lawine, die das Marienheiligtum Unserer Lieben Frau von der Grotte in Ardore unter sich begraben hat

Am 28. Mai hat eine Lawine das Marienheiligtum Unserer Lieben Frau von der Grotte in Bombile D’Ardore (Reggio Calabria) unter sich begraben. Die Kirche, ein beliebtes Pilgerziel, war vollkommen in den Felsen eingehauen. Eine Stunde vor dem Einsturz hatte der Rektor, Don Alfredo Valenti, noch eine Messe zelebriert, an der auch Schüler einer dortigen Schule und Studenten aus der Partnerstadt Malta teilgenommen hatten. Zum Glück forderte der Einsturz keine Opfer. In Avvenire, tags darauf, stand über das Unglück folgendes zu lesen: „Gegen 19 Uhr ist es einem Feuerwehrmann gelungen, sich seinen Weg durch die Gesteinsmassen zu bahnen. Die von ihm eingesetzte Sonde gab kein Zeichen von Leben, es waren also keine Menschen unter den Trümmern begraben. Es gelang ihm schließlich, bis ins Innere des Sanktuariums vorzudringen: ganz hinten, im Mittelschiff, stand noch der Altar, die weiße Marmorstatue der Muttergottes aus dem 15. Jahrhundert war unversehrt. Schutt und Gesteinsmassen hatten vor ihren Füßen Halt gemacht. Eine Nachricht, die in der Pfarrkirche, wo sich die Gemeinde Bombile zum Gebet versammelt hatte, mit Freuden aufgenommen wurde.“




ÖKUMENISMUS

In Rom orthodoxe Enzyklopädie vorgestellt


Alexej II. und Wladimir Putin.

Alexej II. und Wladimir Putin.

„Die Päpste Johannes XXIII. und Paul VI. orientierten sich nicht länger unilateral am Westen und zeigten Interesse am Dialog mit der UdSSR über die verschiedenen Probleme des internationalen Lebens.“ So zu lesen unter dem Schlagwort „Vatikan“ im siebten Band der orthodoxen Enzyklopädie, jenem 30bändigen Werk, das „unter der Schirmherrschaft des Patriarchen von Moskau, Alexej II., und des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin“ fertiggestellt wird. Eine Zusammenfassung dieses Schlagwortes, verfaßt vom Sekretariat der Botschaft der Russischen Föderation beim Hl. Stuhl, wurde bei der Vorstellung des Werkes am 1. Juni in Rom ausgegeben. Die Vorstellung, auf Initiative des Centro Dionysia, fand in der Villa Piccolomini statt. Laut besagter Zusammenfassung ist in der Enzyklopädie auch davon die Rede, daß der Vatikan „die Bombardierungen in Jugoslawien 1999“ verurteilte, sowie von den Kritiken der vatikanischen Repräsentanten „am Eingreifen der Vereinigten Staaten im Irak 2003“. Doch auch eine Interpretation der jüngsten ökumenischen Probleme, wie vom Patriarchen von Moskau schon seit Jahren vorgeschlagen, darf nicht fehlen („Die Beziehungen zur russisch-orthodoxen Kirche werden von den wiederholten Proselytenmacherei-Aktivitäten der katholischen Kirche auf dem kanonischen Gebiet der russisch-orthodoxen Kirchen überschattet, wie auch von dem aggressiven Verhalten der griechisch-katholischen Gläubigen, vor allem in Galizien, wo die Kirchen enteignet wurden. Handlungen, die der Hl. Stuhl nicht verurteilt hat“).





Papst Botschaft an Kardinal Angelini zur Einweihung eines Assistenzzentrums in Rumänien

Kardinal Fiorenzo Angelini, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst, führte in Bacau, Rumänien, den Vorsitz über die Feierlichkeiten zur Einweihung eines neuen Assistenzzentrums. Eine Initiative, die von der Kongregation der Benediktinerinnen-Reparationsschwestern vom Heiligen Antlitz ausgegangen war.
Zu diesem Anlaß schickte Johannes Paul II. am 13. Mai eine Botschaft an den rumänischen Kardinal, in der es hieß: „Ich versichere Sie, Herr Kardinal, die Generalobere der Benediktinerinnen-Reparationsschwestern vom Heiligen Antlitz unseres Herrn Jesus Christus, wie alle, die dieses Werk unterstützt und in die Tat umgesetzt haben, meiner äußersten Wertschätzung“. Dieses Werk – fuhr der Papst weiter fort – „stellt eine wichtige Hilfe für Arme, Kranke und Alte dar, ist lebendiges Zeugnis jener ‚Phantasie der Liebe‘, zu der ich die Kirche in dem apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte (vgl. Nr. 50) aufgefordert habe.“
Die Botschaft des Papstes erschien, zusammen mit einem detaillierten Bericht der Einweihung, im Osservatore Romano (24.-25. Mai). Der Artikel stammt aus der Feder von Pater Gianfranco Grieco, namhafter Korrespondent des Hl. Stuhls.
Kardinäle/1 Kardinal Law Erzpriester von Santa Maria Maggiore
Am 27. Mai wurde Kardinal Bernard Francis Law, der im November 73 Jahre alt wird, zum Erzpriester der Patriarchalbasilika Santa Maria Maggiore in Rom ernannt. Law war von 1984 bis 2002 Erzbischof von Bosten. Ein Amt, von dem er im Kielwasser des Skandals um der Pädophilie bezichtigte Priester zurückgetreten war, der auch seine Diözese erfaßt hatte. Am Tag seiner Ernennung stattete Law – wie in der Stadtchronik Roms im Corriere della Sera zu lesen (28. Mai) – der Basilika seinen Besuch ab und meinte: „Ich bin sehr zufrieden, es ist schön hier.“


Kardinäle/2 Kardinal Thiandoum verstorben
Am 18. Mai verstarb Kardinal Hyacinthe Thiandoum, Erzbischof von Dakar von 1962 bis 2000, im Alter von 83 Jahren. Der Bischof, eine herausragende Gestalt der afrikanischen Kirche, war 1976 von Paul VI. in den Kardinalsrang erhoben worden.
Das Requiem wurde am 27. Mai von Kardinal Bernardin Gantin, emeritierter Dekan des Kardinalskollegiums, in der Kathedrale der senegalesischen Hauptstadt zelebriert. Die bei dem Gottesdienst, an dem mehr als 30.000 Menschen teilnahmen, gehaltene Homilie wurde im Osservatore Romano (29. Mai) in vollständigem Wortlaut veröffentlicht. Unter dem bedeutungsvollen Titel: Treue zu Gott, zur Kirche und zu Afrika. Missionarischer Geist und evangelischer Geist einer leuchtenden Gestalt für den Kontinent (als vor wenigen Monaten dagegen Joseph Ratzinger das Requiem für einen anderen, ganz Großen des Kardinalskollegium – Franz König – zelebrierte, räumte die vatikanische Tageszeitung dem Ereignis keinen Raum ein).
Nach dem Tod von Thiandoum setzt sich das Kardinalskollegium aus 190 Kardinälen zusammen, 125 davon Wähler. Die noch von Paul VI. kreierten Senatoren des Papstes belaufen sich auf 16; vier davon sind Wähler.


Kardinäle/3 Stafford: Moralische Niederlage der USA
Der 72jährige amerikanische Kardinal Francis Stafford hat die Administration Bush wegen des Krieges gegen den Irak der „moralischen Niederlage“ bezichtigt. Er betonte, daß der Krieg auch die Beziehungen zur arabischen Welt arg in Mitleidenschaft gezogen hätte.
In einem der Monatszeitschrift Inside the Vatican gewährten Interview bezeichnete Stafford – seit Oktober Großpönitentiar – die Mißhandlung der irakischen Häftlinge als „Barbarei“. Die „moralische Niederlage“ der US-Administration im Irak ist laut Stafford darauf zurückzuführen, daß keine Beweise für die Existenz von Massenvernichtungswaffen erbracht werden konnten, obwohl „Präsident, Vizepräsident und Verteidigungsminister behaupteten, daß [durch diese Waffen, und die Verbindung zu Al Qaeda] eine unmittelbare Gefahr für den Frieden der amerikanischen Gesellschaft bestünde.“ „Warum haben sie das gesagt“ – fragt er sich – „wenn sie keine sicheren Beweise hatten?“.
Der Kardinal fürchtet darüber hinaus, daß der Folterskandal „langfristige Folgen für die Beziehungen zu Arabern und Muslimen“ haben könnte: „die Muslime“, so meint er „sind vollkommen außer sich und erschüttert darüber, daß wir ihnen genau das zugemutet haben, wovon wir sie eigentlich befreien wollten.“


Havanna Washington verstärkt Embargo. Stellungnahmen des Botschafters beim Hl. Stuhl, des US-Episkopats und der kubanischen Bischöfe

US-Präsident George W. Bush hat am 6. Mai angekündigt, daß das Embargo gegen Kuba strenger werden würde, um „die Befreiung von der Tyrannei des kubanischen Volkes“ zu beschleunigen. Bush stimmte damit den Anstößen einer Kommission zu, die von ihm beauftragt worden war, Maßnahmen vorzuschlagen, mit denen man der „kommunistischen Diktatur“ ein Ende setzen könne.
Diese Ankündigung löste bei der Regierung in Havanna, beim amerikanischen und kubanischen Episkopat scharfe Kritik aus.
Am 20. Mai ließ Isidro Gomez Santos, kubanischer Botschafter beim Hl. Stuhl, eine Pressekonferenz einberufen, aufgrund „der Schwere der von den USA angekündigten Maßnahmen, von denen besonders die kubanischen Familien und die Menschenrechte der kubanischen Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen würden.“
Am 21. Mai hat die amerikanische Bischofskonferenz den Brief ihres Präsidenten, Bischof Wilton Daniel Gregory, an George Bush bekanntgegeben, in dem darauf hingewiesen wird, daß „wir, ebenso wie Papst Johannes Paul II. und die kubanischen Bischöfe, das Wirtschaftsembargo für moralisch inakzeptabel und politisch kontraproduktiv halten [...]. Das Embargo trifft nämlich den einfachen kubanischen Bürger – die Armen, Alten und die Kranken. Die von der Kommission vorgeschlagenen zusätzlichen Beschränkungsmaßnahmen – die Einschränkung der Besuche kubanisch-amerikanischer Familien, sowie der Geldbeträge, die diese nach Kuba schicken dürfen – tun nichts anderes, als die Situation in dem Land nur noch zu verschlimmern.“
Am 26. Mai veröffentlichte das Ständige Komitee der Konferenz der katholischen Bischöfe in Kuba eine Note, in der das Embargo bedingungslos verurteilt wird, gestützt auf ein Zitat aus einer Erklärung, die der Episkopat 1969 abgegeben hat, und wo es heißt: „Wir verurteilen diese ungerechte Embargo-Situation, die nur noch mehr unnötiges Leid hervorbringt und die Suche nach Entwicklungsmaßnahmen noch schwerer macht.“ In der Note bekräftigten die Bischöfe: „Wir halten es für inakzeptabel, daß die Zukunft Kubas auf der Grundlage [...] von Maßnahmen gestaltet wird, die im Ausland erdacht werden.“


Religion/1 Die neocons und die christlichen Bewegungen

In der Repubblica vom 14. Mai wurde ein Auszug aus einem Kapitel – Thema: kulturelle Hegemonie – des Buches von Federico Rampini vorab gedruckt (Tutti gli uomini del presidente. George Bush e la nuova destra americana; Die Männer des Präsidenten. G.B. und die neue amerikanische Rechte). Das Buch läßt die Entstehungsgeschichte der Beziehung zwischen Neokonservativen und christlichen Bewegungen Revue passieren. Lesen Sie hier die Passage, in der das Denken des neocon-Ideologen Daniel Bell unter die Lupe genommen wird: „Um seine Entwicklung garantieren zu können, braucht der Kapitalismus soziale Stabilität. In einem Dschungel, in dem die Mentalität herrscht, ‚jeder für sich, alle gegen alle‘, kann er nicht gedeihen. Daher ist es für den Kapitalismus paradoxerweise wichtig, daß die moralischen und zivilen Werte vor-kapitalistischer Prägung am Leben bleiben; diese Werte sind kennzeichnenderweise ein Mix aus Gehorsam der bestehenden Ordnung gegenüber, Altruismus und Sich-dem-Gemeinwohl-Widmen, Produkte der Religion. Indem er der Säkularisierung und Verweltlichung der Gesellschaft den Kampf ansagt, die Rückkehr zur Religionspraxis als Gegenmittel zum Verfall der westlichen Liberaldemokratien vorschlägt, legt Bell, schon seit den Siebzigerjahren, den theoretischen Grundstein zu jener Allianz zwischen Neokonservativen und den neuen christlichen Bewegungen, die das Amerika von heute nachhaltig prägen wird.“


Religion/2 „Auch die katholische Kirche hat ihre neoconservatives

Worte von Sandro Magister, geschrieben in einem Artikel, der am 20. Mai unter www.chiesa.it erschien, einer Sektion mit gedanklichen Vertiefungen der Internet-Seite L’Espresso online. „Das ist ihr Moment. In den vergangenen Tagen haben drei in Rom und in Italien so manche bedeutende Ansprache gehalten. Die drei sind ein Bischof, ein Philosoph und ein Theologe. Sie haben dekretiert, daß Europa krank ist, von einer tödlichen Krankheit des Geistes betroffen, den Kontakt zur Wahrheit und zur Realität verloren hat. Und mit der Diagnose haben sie auch gleich ihre Therapie verschrieben.“ Laut dem Reporter gehören, außer den drei oben erwähnten (bzw. dem Bischof von Bologna, Carlo Caffarra, dem Senatsvorsitzenden Marcello Pera und dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Joseph Ratzinger), zu dieser kulturellen Strömung auch der Präsident der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Camillo Ruini, der emeritierte Kardinal von Bologna, Giacomo Biffi, und der Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo Scola. „Der nächste Papst,“ fährt der Journalist des Espresso fort „wird wohl aus diesen Reihen kommen.“ Der Text Magisters wurde von der Agentur Il Velino wiederaufgegriffen und in Il Tempo am 24. Mai veröffentlicht.


Religion/3 Asor Rosa: Ströme von Blut ergießen sich über die neue Weltordnung
In der Unità (25. Mai) hat Alberto Asor Rosa den Lesern die Passage eines seiner früheren, 1992 veröffentlichten Werke nahebringen wollen: Fuori dall’Occidente. Dort heißt es: „Die ‚neue Ordnung‘ wird stürmisch und schrecklich sein. Es ist vollkommen falsch zu denken, Unum imperium, unus rex stehe für ein Prinzip des Friedens. Die fast aus­schließliche Einseitigkeit der Macht auf weltweiter Basis ist dagegen vielmehr dazu angetan, die ohnehin schon auf äußerst wackeligen Beinen stehenden Gleichgewichte der Welt nur noch mehr zu erschüttern. Die Welt wird sich immer mehr spalten, immer mehr gegeneinander sein, die universalen Prinzipien mit der Verteidigung der eigenen Identität gegen die aller anderen ersetzen. Mit Unum imperium, unus rex – gegründet auf eine unüberwindliche wirtschaftliche und technologische Vorherrschaft, die das moderne ‚Autoritätsprinzip‘ bildet – wird mit einer immer stärker ausgeprägten Auflösung und Spaltung der einzelnen Individuen einher gehen, dem allgemeinen Marasmus, dem natürlichen Chaos, das aus der rein formalen (und in Wahrheit nur zwingenden) ‚Harmonie‘ wieder auftaucht, die von den Mächtigeren aufgezwungen wird. Ströme von Blut werden fließen, man wird mit niemandem Erbarmen haben. Der Krieg... wird zum grundlegendem Element, zur steten Voraussetzung der neuen Ordnung werden.“


Nahost/1 Lapid und das unnötige Massaker von Rafah
„Der Chef des Justizministeriums, Yosef Tommy Lapid, hat die unablässige Arbeit der Bagger im Süden von Gaza scharf kritisiert und die sofortige Unterbrechung der Operation gefordert: ‚Es ist unmenschlich – hat er zu seinen Kollegen gesagt –, es ist nicht jüdisch. Die Welt hat ihre Augen auf uns gerichtet und wir laufen Gefahr, von den Vereinten Nationen verjagt, vor das Gericht in Den Haag gestellt zu werden.‘ Wenn er nicht noch gesagt hätte, daß ihn die alte Palästinenserin, die im Fernsehen zu sehen war, wie sie in den Trümmern ihres Hauses wühlt in der Hoffnung, wenigstens ihre Arzneimittel wiederzufinden, an seine Großmutter erinnert, wäre die Angelegenheit vielleicht nie über den Ministerrats hinaus bekannt geworden. Aber alle wissen, daß Lapids Großmutter im Konzentrationslager Auschwitz ums Leben gekommen ist.“ So der Corriere della Sera (24. Mai) über den Kommentar von Minister Lapid zu dem blutigen militärischen Eingreifen im palästinensischen Flüchtlingslager von Rafah. Die italienische Tageszeitung präzisierte noch, daß der Minister später dementierte, er hätte mit seinen Worten auf die Schoah anspielen wollen.


Nahost/2 Zum Tod der palästinensischen Kinder
„Jede Verurteilung der Tötung palästinensischer Kinder, auch wenn sie von Freunden Israels kommt, wird sofort als ein Ausdruck von Antisemitismus abgestempelt.“ Dieser Satz von Zeev Sternhell, einem der namhaftesten israelischen Intellektuellen, erschien in einem Artikel der Repubblica (20. Mai), mit dem Titel Die Erpressung Scharons in einer zerstörten Welt. Darin wird die Militärpolitik Israels den Palästinensern gegenüber kritisiert.


Nahost/3 Das gefilmte Menschenopfer
Ein am 12. Mai in der Repubblica erschienener Artikel aus der Feder von Vittorio Zucconi analysiert die emotive Wirkung, die das Schock-Video von der Enthauptung des jungen amerikanischen Juden Nick Berg hatte. Hier ein Auszug: „Der Film von der Opferung Nick Bergs, der allein schuldig ist, Amerikaner zu sein, wie allein schuldig, Araber zu sein, 90% der Inhaftierten von Guantánamo und Abu Ghraib sind, bietet sich den Augen eines Amerika dar, das, dank der Folter-Fotos, zu verstehen begonnen hat, welchen Preis die eigene Würde dafür zahlen muß, die Demokratie mit Kanonendonner zu exportieren, im biblischen Zeichen des Guten gegen das Böse.“ Das Ende Nick Bergs wird „von den Kreuzfahrern des ‚Zusammenpralls der Zivilisationen‘ als eine Verabsolutierung einer jeden Sünde und als Autorisierung dazu interpretiert und verkauft werden, hemmungslos weiterzumachen. Genau das bezwecken Nicks Schlächter.“


Kurie/1 Vallini Präfekt der Apostolischen Signatur
Am 27. Mai wurde Agostino Vallini, bisher Bischof von Albano, zum Präfekten des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur ernannt. Er tritt an die Stelle von Mario Francesco Pompedda, der am 18. April 75 Jahre alt wurde. Der 64jährige Vallini, aus der Provinz Rom, wurde 1964 für die Erzdiözese Neapel zum Priester geweiht. 1989 war er Weihbischof der Hauptstadt Kampaniens, seit 1999 leitete er die Diözese im Latium. Das suburbikarische Bistum Albano ist Titelkirche von Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano, Vizedekan des Kardinalskollegiums.


Kurie/2 Legionär Christi Bürovorsteher beim Internet-Service
Am 22. Mai wurde zum ersten Mal ein Bürovorsteher für den Internet-Service des Hl. Stuhls, unter Zuständigkeit der APSA, ernannt, Büro der Verwaltung der Güter des Apostolischen Stuhls. Es handelt sich um Pater Fernando Vergez Alzaga, von den Legionären Christi. Der 59jährige Spanier aus Salamanca war bisher für den Päpstlichen Rat für die Laien tätig. Pater Vergez ist überaus versiert auf dem Gebiet der Informatik, arbeitet seit 1972 in der Römischen Kurie und war viele Jahre Sondersekretär des verstorbenen Kardinals Eduardo Pironio.


Ernennungen Italien: neue Bischöfe in Adria-Rovigo und Belluno-Feltre
Am 29. Mai wurden zwei neue Bischöfe in Venetien ernannt. In der Diözese Adria-Rovigo wurde Lucio Soravito De Franceschi, aus der Provinz Udine, ernannt. Der 65Jährige, der 1963 zum Priester geweiht wurde, war seit 1999 Pfarrer an der Kathedrale und Stadtvikar von Udine.
In der Diözese Belluno-Feltre wurde Giuseppe Andrich ernannt. Der 64Jährige aus Canale d’Agordo, Geburtsort von Johannes Paul I., seit 1965 Priester, war von 1998 an Generalvikar der Diözese. Eine wahre „Blitzernennung“: Vincenzo Savio, seit 2000 Bischof von Belluno-Feltre, war nämlich erst am 31. März verstorben.


Diplomatie/1 Neues Konkordat zwischen Hl. Stuhl und Portugal unterzeichnet
Am 18. Mai wurde im Vatikan das Konkordat zwischen Hl. Stuhl und portugiesischer Republik unterzeichnet, das Angelegenheiten gemeinsamen Interesses zwischen Kirche und Staat regelt. Der Akt wurde von Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano und vom portugiesischen Premier José Manuel Durão Barroso unterzeichnet. Das neue Konkordat, das das von 1940 ersetzt, wird nach Austausch der Ratifizierungsurkunden in Kraft treten.


Diplomatie/2 Neue Nuntien in Sri Lanka und Korea
Am 10. Mai wurde der venetianische Erzbischof Mario Zenari zum Nuntius in Sri Lanka ernannt. Der 58Jährige, seit 1970 Priester und seit 1980 im diplomatischen Dienst, war bereits in den Nuntiaturen von Senegal, Liberia, Kolumbien, Deutschland und Rumänien tätig. Seine Ernennung zum Ständigen Beobachter bei der OSZE und am UNO-Büro in Wien erfolgte 1994. Seit 1999 war er Nuntius in Elfenbeinküste, Nigeria und Burkina Faso.
Am 22. Mai wurde der Schweizer Erzbischof Emil Paul Tscherrig zum Nuntius in Korea ernannt. Der 57Jährige empfing 1974 die Priesterweihe. Stationen seiner Laufbahn waren: die päpstlichen Vertretungen in Uganda, Korea, Bangladesh und das Staatssekretariat. 1996 wurde er zum Erzbischof und apostolischen Nuntius in Burundi ernannt. Seit 2000 war er Nuntius in Trinidad und Tobago, wie auch in anderen Ländern der Antillen.


Diplomatie/3 Neuer Botschafter der Ukraine
Am 7. Mai überreichte der neue Botschafter der Ukraine sein Beglaubigungsschreiben. Der 57jährige Grygorii Fokovych Khoruzhyi, Doktor in Philosophie, steht seit 1992 im diplomatischen Dienst. In den letzten vier Jahren war er als Botschaftsrat bei der Russischen Föderation in Moskau tätig. In seiner Begrüßungsansprache bekräftigte der Papst u.a., daß „die Ukraine heute die große Verantwortung trägt, ihr christliches Erbe zu verstehen, zu verteidigen und voranzutreiben, Kennzeichen dieser Nation, dem auch die unheilvolle Diktatur des Kommunismus nichts anhaben konnte.“
Eine Bemerkung am Rande: der Osservatore Romano berichtete (am 8. Mai) nicht nur von der Überreichung der Beglaubigungsschreiben, sondern informierte auch eingehend (zwei Seiten und ein Titel auf der ersten Seite) über eine andere Feier – die der Rückgabe der Residenz der lateinischen Erzbischöfe von Lemberg durch die ukrainischen Behörden am 5. Mai, in Anwesenheit des Substituten des Staatssekretariats, Erzbischof Leonardo Sandri.


Diplomatie/4 Neue nicht-residierende Botschafter
Am 27. Mai wurden dem Papst die Beglaubigungsschreiben von sieben neuen Botschaftern überreicht, die nicht in der Ewigen Stadt residieren. Es handelt sich um die neuen Repräsentanten von Suriname (Edgar Stephanus Ragoenath Amanh), Sri Lanka (Sarala Manourie Fernando), Mali (Mohamed Salia Sokona), Jemen (Yahya Ali Mohamed Al-Abiad), Sambia (Anderson Kaseba Chibwa), Nigeria (Kingsley Sunny Ebenyi) und Tunesien (Afif Hendaoui).


Italiano Español English Français Português