Rubriken
Aus Nr.01/02 - 2006


PAPST.

Barsanuphios von Gaza und der Ruf: „Jesus, hilf mir“


Fresko in der Krypta des Doms zu Anagni   
mit der Darstellung der Stadt Gaza.

Fresko in der Krypta des Doms zu Anagni mit der Darstellung der Stadt Gaza.






Lesen Sie hier die Schlußworte der Mittwochsgeneralaudienz des Papstes vom 8. Februar: „Zum Abschluß unserer Betrachtung kehren wir noch einmal zu jenem schönen Vers zurück, in dem es heißt: ‚Der Herr ist allen, die ihn anrufen, nahe, allen, die zu ihm aufrichtig rufen‘. Besonders am Herzen lag dieser Satz Barsanuphios von Gaza, einem um die Mitte des 6. Jahrhunderts verstorbenen Asketen, der aufgrund seiner Weisheit und Unterscheidungsgabe häufig von Mönchen, Geistlichen und Laien um Rat gefragt wurde. So antwortete Barsanuphios einem Schüler, der ihm gegenüber den Wunsch äußerte, ‚die Ursachen der verschiedenen Versuchungen, die ihn heimgesucht hatten, zu erforschen‘: ‚Bruder Johannes, hab keine Angst vor den Versuchungen, die sich gegen dich erhoben haben, um dich auf die Probe zu stellen, denn der Herr läßt dich nicht zu ihrem Opfer werden. Wenn also eine dieser Versuchungen über dich kommt, mühe dich nicht damit ab, herauszufinden, worum es sich handle, sondern rufe laut den Namen Jesu: ›Jesus, hilf mir‘. Und er wird dich hören, weil ›er allen nahe ist, die ihn anrufen‹. Laß dich nicht entmutigen, sondern laufe mit Eifer und du wirst das Ziel erreichen in Christus Jesus, unserem Herrn« (Briefwechsel zwischen Barsanuphios und seinem Schüler Johannes von Gaza, in: Barsanufio e Giovanni di Gaza, Epistolario, 39: Collana di Testi Patristici, XCIII, Rom 1991, S. 109).
Und diese Worte des alten Mönches gelten auch für uns. In unseren Schwierigkeiten, Problemen und Versuchungen dürfen wir nicht bloß eine theoretische Überlegung anstellen – woher kommen sie? –, sondern müssen positiv reagieren: den Herrn anrufen, den lebendigen Kontakt zum Herrn halten. Ja, wir müssen laut den Namen Jesu rufen: ‚Jesus, hilf mir!‘ Und wir sind gewiß, daß er uns hört, weil er dem nahe ist, der ihn sucht. Lassen wir uns nicht entmutigen, sondern laufen wir mit Eifer – wie dieser Mönch sagt –, dann werden auch wir das Ziel des Lebens, Jesus, den Herrn, erreichen.“




FERNSEHEN.

Lerner und die dänischen Flaggen


Gad Lerner

Gad Lerner

L’Infedele, die von Gad Lerner moderierte Fernsehsendung, beschäftigte sich kürzlich mit den Unruhen, die von blasphemischen Karikaturen in einigen dänischen Zeitungen ausgelöst wurden. Hier das Resumé der italienischen Zeitung Padania (24. Februar): „An Shaari [Abdel Amid Shaari, Präsident des islamischen Zentrums in der Mailänder Viale Jenner, Anm.d.Red.] gewandt, meinte Lerner, daß die Demonstrationen, mit all den verbrannten, mit Füßen getretenen westlichen Flaggen, den mit Steinen und Molotow-Cocktails beworfenen Botschaften, mit all ihren Toten und Verletzten, in Wahrheit nicht von einem ‚echten‘ religiösen Gefühl ausgelöst worden seien, sondern von ganz anderen, nicht näher spezifizierten Motiven, ja, daß einige der Bilder sogar kunstgerecht zusammengesetzt wurden, mit dem Lockmittel lukrativer Geldprämien. Wie hätten sich die Demonstranten – fragt sich der Journalist – die dänischen Flaggen (die ‚in keinem palästinensischen Geschäft verkauft werden‘) beschaffen sollen, um sie dann zu verbrennen?“.




30TAGE IN DER WELT


Zum Gedenken an Luigi Giussani
Der Brief des Papstes und die Messen der Kardinäle Ruini
und Tettamanzi

Ein Jahr nach dem Tod von Don Luigi Giussani schickte der Heilige Vater Don Julián Carrón, Nachfolger Giussanis an der Leitung von Comunione e liberazione, einen Brief, in dem er seine Sympathie für den demütigen Mailänder Priester bekundet. Darüber hinaus wurden in den Diözesen Rom und Mailand, und nicht nur dort, Seelenmessen zu seinem Gedenken zelebriert; in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore vom Vikar des Papstes, Kardinal Camillo Ruini. Die Homilie des Kardinals wurde in der italienischsprachigen Ausgabe des Osservatore Romano vom 24. Februar wie folgt wiedergegeben: „‚Die Intelligenz, mit der er sich seinen Gesprächspartnern widmete,‘ seine ‚Fähigkeit, den Menschen die Inhalte der Glaubenslehre nahezubringen‘ sind inzwischen in das ‚Erbe der Kirche und der Menschheit‘ eingeflossen […], ein Erbe, das ‚einen Sauerteig darstellt, der gewiß nichts von seiner Kraft eingebüßt hat, sondern – in dieser Zeit, nach seinem Tod – stets neue Frucht bringen wird‘.“ Nicht weniger herzlich war die Atmosphäre bei der Messe, die Kardinal Dionigi Tettamanzi im Mailänder Dom zelebrierte. Zum Abschluß seiner Messe meinte er: „...Ich lade alle ein, dem Herrn für das Geschenk zu danken, das er seiner Kirche in der Person dieses Mailänder Priesters, Don Luigi, gemacht hat; für das Geschenk – wie es Benedikt XVI. formulierte – dieses so engagierten, in den Menschen‚ da in Christus verliebten Priesters. Wir danken dem Heiligen Vater für diese Mons. Giussani entgegengebrachte Freundschaft, für seine Teilnahme an der Trauerfeier hier im Mailänder Dom und den Brief, den er uns zum ersten Todestag Giussanis schicken wollte.“

Irak
Der Mord an Calipari, die griechische Tragödie und das Christentum

„Die Episode, bei der Nicola Calipari sein Leben verlor, erinnert fast schon an eine griechische Tragödie; an jenen Moment, wo es das Schicksal dem Helden versagt, die Früchte seines Wirkens zu ernten.“ So [der italienische] Verteidigungsminister Antonio Martino bei der Zeremonie zum Gedenken an den SISMI-Beamten, der letztes Jahr in Bagdad ermordet wurde. Ein Ausspruch, den der Untersekretär des Ratsvorsitzes, Gianni Letta, wie folgt kommentierte: „Die Theorie vom Schicksal ist überholt, ist Teil der griechischen Tragödie, die vom Christentum überholt wurde. Jetzt heißt es handeln, damit endlich die Wahrheit herausgefunden werden kann“ (La Repubblica am 4. März).


Terrorismus/1
Gaddafi, die muslimischen Brüder und die Bewegung Sühne und Befreiung

Der Fundamentalismus aus dem Blickwinkel eines Novellendichters par excellence: dem des libyschen Leaders Muammar Gaddafi. Die italienische Tageszeitung la Stampa veröffentlichte am 21. Februar, nach den Unruhen in Bengasi (11 Opfer), Auszüge aus den alten Novellen, die nun auch in Italien veröffentlicht wurden. So der Anfang des Artikels: „Es gab eine Zeit, in der sich Oberst Gaddafi über den religiösen Fundamentalismus lustig machte, der nun die Unruhen in Bengasi überschattet. Sichtlich sicher, der Stärkere zu sein, spottete er: „Beeilt euch, eure Kinder die Bücher der muslimischen Brüder und der Bewegung Sühne und Befreiung studieren zu lassen. Druckt sie, und zieht euch dann in die Moscheen und in die Häuser zurück, um sie zu studieren, bis zum Tag der Auferstehung.“


Terrorismus/2
Frau Fallaci und die blasphemischen Karikaturen

„Es gibt Menschen, die keinen Frieden finden, wenn nicht Krieg ist.“ So der Kommentar von Mohamed Nour Dachan, Vorsitzender der Union der islamischen Gemeinschaften Italiens, zur Ankündigung von Oriana Fallaci, eine blasphemische Karikatur des Propheten Mohammed anfertigen zu wollen. Die Stellungnahme Nour Dachans erschien in der Stampa (24. Februar).


Terrorismus/3
Die USA und der Profit des 11. September

„Trotz Terrorismus geht das Leben weiter. Das einzige, was sich geändert hat, sind die Möglichkeiten, die sich den Regierungen dabei bieten, diese Attentate für eine Art Politik auszunutzen, die ohne ein Klima des Terrorismus nicht denkbar wäre. So können die USA nach den Zwillingstürmen beispielsweise ein Wirtschaftswachstum von 800-900 Milliarden Dollar pro Jahr verzeichnen, einen immensen Zuwachs des amerikanischen BIP. Auch der Zusammenprall der Zivilisationen ist im Grunde eine mit einem Krieg zwischen Staaten nicht vergleichbare Randerscheinung, bei der es zu einer unglaublichen Mobilmachung und einem hohen Verbrauch von Ressourcen kommt, wie das bei den beiden Weltkriegen der Fall war.“ So General Carlo Jean, Präsident der SOGIN (Gesellschaft zur Verwaltung der Nuklearanlagen) und ehemaliger militärischer Berater des Quirinals, bei einem Interview in der italienischen Tageszeitung La Stampa (27. Februar).


Kardinäle/1
Geistliche Exerzitien von Kardinal Cé gepredigt

Vom 5.-11. März werden im Vatikan vor dem Papst und der römischen Kurie die geistlichen Exerzitien gepredigt. Eine Aufgabe, die dieses Jahr dem emeritierten Patriarchen von Venedig, Kardinal Marco Cé, übertragen wurde. Das Thema seiner Meditationen lautet: „Mit Jesus auf Ostern zugehen – geleitet vom Evangelisten Markus.“


Kardinäle/2
Hohe Auszeichnung für Kardinal Obando Bravo

Der aus Nicaragua stammende Kardinal Miguel Obando Bravo, Erzbischof von Managua von 1970 bis 2005, wurde mit dem Großen Kreuz des Ordens „Francisco Morazán“ ausgezeichnet, der höchsten parlamentarischen Auszeichnung Mittelamerikas. Zuerkannt wurde sie dem Kardinal für seine Bemühungen um den Frieden und die Aussöhnung in Nicaragua und auf dem gesamten mittel­amerikanischen Kontinent.


Kardinäle/3
Kardinal Ruini als Präsident der CEI bestätigt

Am 14. Februar teilte das Vatikanische Presseamt mit, daß der Papst Kardinal Camillo Ruini, seinen Generalvikar für die Diözese Rom, donec aliter provideatur, als Präsidenten der italienischen Bischofskonferenz bestätigt hat.

Italien
Neuer Weihbischof in Reggio Emilia-Guastalla

Am 17. Februar wurde der 51jährige Msgr. Lorenzo Ghizzoni zum Weihbischof von Reggio Emilia-Guastalla ernannt. Der aus dieser Provinz stammende Ghizzoni, der seit 1979 Priester ist, war bereits als Rektor des Diözesanseminars und stellvertretender Direktor des nationalen Zentrums für die Berufungen tätig.


Diplomatie/1
Neue Nuntien in Ägypten und auf den Philippinen

Am 15. Februar wurde der englische Erzbischof Michael Louis Fitzgerald (69 Jahre) aus dem Orden der Weißen Väter, zum apostolischen Nuntius in Ägypten und Delegaten bei der Organisation der Liga der arabischen Staaten ernannt. Seit Oktober 2002 war Fitzgerald Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, jenes Dikasterium, dessen Untersekretär er seit Dezember 1991 ist.
Am 25. Februar wurde Erzbischof Fernando Filoni, seit 2001 apostolischer Nuntius in Jordanien und im Irak, zum päpstlichen Repräsentanten auf den Philippinen ernannt. Der aus dem italienischen Apulien stammende, 60jährige Filoni trat 1981 in den diplomatischen Dienst des Vatikan. Stationen seiner Laufbahn waren: Sri Lanka, Iran, Staatssekretarait, Brasile und, bis 2001, die Philippinen (in Wahrheit residierte Filoni, der vom Sitz Manila abhängig war, in Hongkong in einer Studienmission, die es seit 1989 gibt und die die Aufgabe hat, das Leben der Kirche in Hongkong und Kontinentalchina aus nächster Nähe zu verfolgen).


Diplomatie/2
Neuer Botschafter Marokkos beim Hl. Stuhl

Am 20. Februar wurde dem Papst das Beglaubigungsschreiben des neuen Botschafters Marokkos beim Hl. Stuhl überreicht. Es handelt sich um den 57jährigen Ali Achour. Der Karrierediplomat war bereits in Venezuela, in Norwegen und, seit 2003, in Brasilien tätig.


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