Rubriken
Aus Nr.08 - 2006


KRIEG

USA und Israel zwischen Messianern und Realisten


Brzezinski und Wojtyla

Brzezinski und Wojtyla

„Eine aufsehenerregende Enthüllung von Zbigniew Brzezinski zur von der Administration Bush in Nahost betriebenen Politik und der bedingungslosen Unterstützung Israels hat die Debatte zwischen der ‚realistischen Schule‘ und der ‚messianischen Schule‘ der amerikanischen Diplomatie neu entflammt: eine Debatte, die seit der amerikanischen Invasion im Irak im Gange ist. Bei einer Stellungnahme zur New American Foundation, einem Forschungsinstitut, erklärte der ehemalige Sicherheitsberater des Weißen Hauses unter Präsident Carter, daß ‚die Vereinigten Staaten in Bagdad lernen, daß man eine Lösung der Probleme in Nahost nicht mit Gewalt erzwingen kann; Israel dagegen lernt im Libanon [...].‘ Der demokratische Guru schloß seinen Beitrag mit einer unerbittlichen Kritik an der israelischen Reaktion auf die Provokation von Hisbollah: ‚Es ist stur, untragbar, politisch kontraproduktiv, kann moralisch nicht gerechtfertigt werden. Israel hat das Recht, sich zu verteidigen, benützt aber die libanesischen Zivilisten als Geisel, tötet sie in der Hoffnung, den Feind einzuschüchtern‘.“ So zu lesen im Corriere della Sera vom 23. Juli.




KARDINALSKOLLEGIUM

Benedikt XVI. : Schreiben zum 50. Jahrestag der Bischofsweihe von Kardinal Angelini


Benedikt XVI. und Kardinal Fiorenzo Angelini.

Benedikt XVI. und Kardinal Fiorenzo Angelini.

„Am kommenden 29. Juli werden Sie, Herr Kardinal, das 50jährige Jubiläum Ihrer Bischofsweihe begehen, die in der Kirche ‚Sant’Ignazio‘ in Rom stattfand, derselben Stadt, in der Sie am 1. August 1916 geboren wurden. Das bedeutet, daß Sie drei Tage später auch Ihren 90. Geburtstag feiern werden. Aus diesem freudigen Anlaß möchte ich Ihnen herzlich gratulieren und Ihnen meine besten Wünsche zukommen lassen. Ich versichere Sie meines besonderen Gebetsgedenkens, und gemeinsam mit Ihnen danke ich dem Herrn für die vielen Gaben, mit denen er Ihr Leben und Ihren Dienst bereichert hat, zum Aufbau der Kirche in Rom, in Italien und in der Welt.“ So beginnt das lange Schreiben, mit dem Benedikt XVI. Kardinal Fiorenzo Angelini zum 50. Jahrestag seiner Bischofsweihe gratuliert. Das mit 6. Juli datierte lange Schreiben des Papstes wurde am 27. Juli mit einem ausführlichen Bericht im Osservatore Romano veröffentlicht. Kardinal Angelini, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst, ist unter den 191 Kardinälen des Kardinalskollegiums der einzige, der aus Rom stammt.




30TAGE IN KIRCHE UND WELT


Benedikt XVI. mit Kindern im Aosta-Tal.

Benedikt XVI. mit Kindern im Aosta-Tal.

Kirche/1
Schreiben Benedikts XVI. an Bartholomaios I.

Vom 13. bis 20. Juli fand das sechste Symposium des Projekts „Religion, Wissenschaft und Umwelt“ statt. Eine Initiative, die vom Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., ausgegangen war. An dem Symposium nahmen Repräsentanten des Hl. Stuhls und des brasilianischen Episkopats teil, darunter auch der Präsident der Bischofskonferenz, Kardinal Geraldo Majella Agnelo. Zu diesem Anlaß ließ Benedikt XVI. dem Ökumenischen Patriarchen durch Kardinal Roger Etchegaray eine Botschaft zukommen. Hier ein Auszug aus dem Schreiben: „Indem ich Ihnen, Heiligkeit, meine große Wertschätzung ausspreche für die Ziele, die Sie verfolgen, möchte ich Sie meiner Zustimmung zu den Werten versichern, deren Träger das Symposion ist. Ich betrachte unseren gemeinsamen Einsatz als ein Beispiel jener Zusammenarbeit, die Orthodoxe und Katholiken beharrlich suchen sollen, um dem Aufruf zu einem gemeinsamen Zeugnis Folge zu leisten. Das setzt voraus, daß alle Christen im Innersten jene Offenheit des Geistes pflegen, die von der Nächstenliebe geboten ist und ihre Wurzeln im Glauben hat. Auf diese Weise werden sie gemeinsam der Welt ein glaubwürdiges Zeugnis geben können für ihr Verantwortungsbewußtsein gegenüber der Bewahrung der Schöpfung. [...] Ich bitte Sie, Heiligkeit, allen Teilnehmern des Symposiums meine herzlichsten Wünsche zu übermitteln und sie meines Gebets zu versichern, damit dieses Treffen ein wichtiger Schritt nach vorn wird in den von vielen Menschen gemeinsam unternommenen Bemühungen zur Bewahrung der Welt, die Gott mit Weisheit und Liebe geschaffen hat.“


Kirche/2
Muslime, Juden und die Wunder der Therese von Lisieux

In der Wochenzeitschrift Grazia stand am 18. Juli ein Artikel über eine katholische Kirche im ägyptischen Kairo zu lesen, in dem die hl. Therese vom Kinde Jesus erwähnt wird. In besagter Kirche befindet sich eine von ex voto in allen Sprachen umrahmte Statue der Heiligen. Frequentiert wird die Kirche nicht nur von katholischen Gläubigen, sondern auch von Muslimen und Juden, angezogen von den dank Fürsprache der Heiligen von Lisieux erwirkten Wundern. Der Artikel endet mit folgenden Worten: „‚Hier hat die hl. Therese ihr erstes Wunder für einen Muslim gewirkt‘, berichtet der Priester, ‚das zweite für einen Juden. Diese beiden haben dann für die Kirche von Shoubra [Name des Viertels, in dem sich die Kirche befindet, Anm.d.Red.] die Werbetrommel gerührt.“ Pater Malek ist der Meinung, daß der Glaube der Menschen des Orients von uns Europäern nicht verstanden werden kann: ‚Der Europäer will alles vom Verstand her verstehen. Hier dagegen haben die Menschen einen Glauben, der vom Gefühl her kommt.‘ Die jungen Menschen im Arbeitszimmer des Priesters wollen nicht konvertieren, sie wollen nur, daß der Priester ihre Wohnung segnet, in weltlicher Kleidung, damit die Nachbarn nicht mißtrauisch werden. Aber Pater Malek sagt, daß es sogar vorkommt, daß die Oberhäupter der nahegelegenen Moscheen ihre Gläubigen schicken, damit sie die Heilige um Beistand bitten.“


Krieg/1
Die Kabalisten des Terrors

„Die Zutaten sind alle da. Gleichzeitige Attentate auf öffentliche Transportmittel einer Symbol-Stadt. Dann noch das Datum der Kabalisten des Terrors: der 11., wie bei den Massakern von New York, Djerba, Madrid.“ So beginnt der Artikel auf der ersten Seite des Corriere della Sera vom 12. Juli (mit dem Titel: Die Kabalisten des Terrors) über die Attentate im indischen Mumbai (ehemaliges Bombai), wo 7 Bombenexplosionen Hunderte von Todesopfern forderten.


Krieg/2
Die Tagebücher von Moshe Sharett und der Wahnsinn

„Im April 1975, am Vorabend des zweiten, verheerenden Bürgerkrieges, der 16 schreckliche Jahre dauern sollte, saß ich mit Eduard Saab, Chefredakteur des Orient Le Jour, im Wellington Pub, wo er mir Auszüge der Tagebücher von Moshe Sharett, langjähriger Außenminister Israels, in Fotokopie zeigte. Als ich sie durchlas, wurde mir klar, zu welch düsterem Schauspiel von Krieg und Frieden, Wohlstand und Leichenbergen die Geschichte den Libanon verdammt hat. Die libanesische Tragödie hat eine Logik, auch wenn Eduard Saab (der später von einem Heckenschützen getötet wurde) mich und Bernardo Valli nachdrücklich daran gemahnte: ‚Versucht nicht, die Vorfälle im Libanon zu verstehen: ein roter Faden zieht sich da hindurch, gewiß, aber der Rest ist reiner Wahnsinn‘.“ So Igor Man im Specchio, Wochenbeilage der Stampa (29. Juli).


Krieg/3
Lord Balfour und die unausweichliche Koexistenz Israels und „Arabiens“

Am 20. Juli stand in der Londoner Times ein Brief von Robert Bruce Lord Balfour zu lesen: Nachkomme jenes Lord Arthur Balfour, der als erster öffentlich auf die Notwendigkeit hinwies, einen jüdischen Staat in Palästina zu schaffen. In dem tags darauf vom Corriere della Sera zusammengefassten Brief warnt der englische Lord die israelische Regierung vor den Risiken, die das militärische Einschreiten im Libanon birgt, wie dem zunehmenden Haß der arabischen Völker auf Israel. Der Corriere bringt den Inhalt des Briefes wie folgt auf den Punkt: „Wenn Israel all dem ein Ende bereiten will, ‚sollte es vielleicht ein bißchen die Zähne zusammenbeißen, statt sofort zurückzuschlagen‘. Da ‚weder Israel noch Arabien‘ das Schicksal bestimmt ist, vom Angesicht der Erde zu verschwinden, würden beide gut daran tun, ihre Völker dahin zu bringen, das auch zur Kenntnis zu nehmen‘.“


Kardinäle
Kardinal Suquía Goicoechea verstorben

Am 13. Juli verstarb der spanische Kardinal Angel Suquía Goicoechea, Erzbischof von Madrid von 1983 bis 1994. Am 2. Oktober wäre er 90 Jahre alt geworden. Das Kardinalskollegium setzt sich also derzeit aus 191 Kardinälen zusammen, 120 davon Wähler.


Ernennungen/1
Gardin Sekretär der Kongregation für das geweihte Leben

Am 10. Juli wurde der Minoriten-Pater Gianfranco Gardin zum neuen Sekretär der Kongregation für die Institute geweihten Lebens ernannt.
Er tritt an die Stelle des Erzbischofs und Passionisten Piergiorgio Silvano Nesti, der am 16. Februar seinen 75. Geburtstag feiern konnte. Gardin wurde 1944 in San Polo di Piave in der italienischen Region Venetien geboren. Nach seinem Eintritt in den Franziskanerorden legte er 1965 in Padua die ewige Profeß ab. Die Priesterweihe empfing er 1970, nach Abschluß seines Doktorats in Moraltheologie.Von 1973 bis 1988 war er Vizerektor des Theologischen Seminars seines Ordens in Padua. Danach unterrichtete er in derselben Stadt am Institut San Antonio Dottore das Fach Moraltheologie. Gardin war auch Generalminister der Franziskaner-Konventualen (von 1995 bis 2001). 2000 wurde er zum Präsidenten der Union der Ordensgeneräle gewählt. Seit 2005 war er Generaldirektor des Messaggero di Sant’Antonio.


Ernennungen/2
Pater Lombardi Nachfolger vonNavarro-Valls

Am 11. Juli wurde Pater Federico Lombardi zum neuen Direktor des Presseamts des Hl. Stuhls und Nachfolger von Joaquín Navarro-Valls ernannt, der dieses Amt seit 1984 innehatte. Pater Lombardi, 1942 im italienischen Saluzzo (Cuneo) geboren, trat 1960 ins Noviziat der Turiner Provinz der Gesellschaft Jesu in Avigliana (Turin) ein. Die Priesterweihe empfing er 1972; ein Jahr später wurde er Redakteur von Civiltà Cattolica, 1977 stellvertretender Chefredakteur. Von 1984 bis 1990 war er Provinzial der italienischen Jesuiten. Er war zunächst Programmdirektor von Radio Vatikan (1991-2005), am Schluß Generaldirektor. Seit 2001 ist er auch Generaldirektor des Vatikanischen Fernsehzentrums.


Diplomatie
Erster Nuntius im Fürstentum Monaco

Am 11. Juli wurde Erzbischof André Dupuy zum ersten Apostolischen Nuntius im Fürstentum Monaco ernannt. Mons. Dupuy – Franzose und 66 Jahre alt – war seit 2005 Apostolischer Nuntius bei der Europäischen Gemeinschaft.


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