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Aus Nr.10 - 2006


PAPST.

Das Gebet vor dem Essen und der Hunger in der Welt


Papst Paul VI. unterzeichnet die Enzyklika Populorum progressio.

Papst Paul VI. unterzeichnet die Enzyklika Populorum progressio.

„In unseren christlichen Familien lehrt man die Kinder, vor dem Essen immer mit einem kurzen Gebet und dem Kreuzzeichen dem Herrn zu danken. Dieser Brauch soll erhalten oder wiederentdeckt werden, denn er erzieht dazu, das ‚tägliche Brot‘ nicht als etwas Selbstverständliches zu betrachten, sondern darin eine Gabe der Vorsehung zu erkennen.“ So der Vorschlag des Papstes beim Angelusgebet vom Sonntag, 12. November. Dann ging der Papst in seiner Ansprache zu einer kurzen Reflexion über das Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd über: „Sicher müssen die strukturellen, mit dem Steuerungssystem der Weltwirtschaft verbundenen Ursachen beseitigt werden, denn durch dieses System fällt die Mehrheit der Ressourcen des Planeten einem kleinen Teil der Bevölkerung zu. Diese Ungerechtigkeit wurde von meinen verehrten Vorgängern, den Dienern Gottes Paul VI. und Johannes Paul II. bei verschiedenen Gelegenheiten verurteilt. Um in großem Ausmaß einzugreifen, ist es nötig, im Modell der globalen Entwicklung eine Umkehr zu bewirken: nicht nur der Skandal des Hungers, sondern auch die Notstände in der Umwelt und der Energieversorgung erfordern dies inzwischen.“




STUDIO TEOLOGICO LAURENTIANUM DER KAPUZINERMINORITEN – VENEDIG

Zwanzig Jahre nach dem Weltgebetstag für den Frieden von Assisi


Johannes Paul II. beim Weltgebetstag für den Frieden (Assisi, 1986).

Johannes Paul II. beim Weltgebetstag für den Frieden (Assisi, 1986).

Am 12. Oktober fand am Heiligtum des hl. Leopold Mandic in Padua die feierliche Eröffnung des Akademischen Jahres 2006-2007 des „Studio Teologico Laurentianum“ der Kapuzinerminoriten statt. Die Eröffnungsrede hielt Senator Giulio Andreotti. Unter den Anwesenden waren namhafte politische und akademische Persönlichkeiten Venetiens. Thema der Eröffnungsrede, nach der die Teilnehmer Fragen stellen konnten, war der von Johannes Paul II. gewollte historische Gebetstag für den Frieden in Assisi, dessen 20. Jahrestag sich heuer jährt. Das „Studio Teologico Laurentianum“ ist eine namhafte kulturelle Einrichtung der Kapuziner: das 1584 in Venedig gegründete Institut brachte illustre Persönlichkeiten der Kirchengeschichte hervor, darunter viele Bischöfe und Heilige, wie beispielsweise den hl. Kirchenlehrer Lorenz von Brindisi. Seit 38 Jahren hängt das „Studio“ mit der Theologiefakultät der Päpstlichen Universität Antonianum in Rom zusammen. Besucht wird es von italienischen, ungarischen und angolanischen Kapuzinern und Benediktiner-Mönchen.
Gerade wegen der franziskanischen Berufung des interreligiösen Dialogs und des Strebens nach Frieden unter den Völkern drehte sich die Eröffnungsrede um den 1986 in Assisi abgehaltenen Gebetstag für den Frieden. Es ist kein Zufall, daß man Senator Andreotti bat, diese Rede zu halten: immerhin war der damalige Außenminister sozusagen als politischer „Gegenpart“ zum Hl. Stuhl an den Vorbereitungen des Gebetstages für den Frieden in Assisi maßgeblich beteiligt. Teilnehmer waren die Repräsentanten aller großen Weltreligionen: „Es ging darum, neben den Katholiken, fünfzig Repräsentanten der christlichen Kirchen sowie sechzig Repräsentanten der anderen Weltreligionen einzuladen,“ erinnert sich der Präfekt des „Studio“, Professor Gianluigi Pasquale OFM. „Zum ersten Mal in der Geschichte konnte ein solches Treffen abgehalten werden, und der sich aus der Stadt des hl. Franziskus erhebende Appell fand in der ganzen Welt Gehör: einen ganzen Tag lang schwiegen die Waffen.“ In seiner Rede erinnerte Senator Andreotti daran, wie sehr Johannes Paul II. dieses Treffen gewollt hatte, trotz der von mehreren Seiten – auch aus katholischen Kreisen – kommenden Einwände und kritischen Bemerkungen: „Angesichts der jüngsten, von Terrorgruppen ersonnenen Terrorstrategie halten manche die Intuition Papst Wojtylas, einen Weltgebetstag mit den anderen Religionen abzuhalten, heute für simplifizierend und unangebracht. Und das, obwohl der Papst und die Organisatoren des Treffens doch sehr klar definierte Absichten verfolgten.“ Und er fügte an: „Auch auf theologischer Ebene gab es keine Konfusion. Man muß nur die Artikel lesen, die im Osservatore Romano über die Vorbereitung des Ereignisses zu lesen standen, wie den von Don Angelo Scola, heute Patriarch von Venedig, der herausstellte, daß die Repräsentanten der verschiedenen Religionen zwar nach Assisi kamen, um zu beten, niemals aber miteinander hätten beten können, da sie doch unterschiedlicher Religion waren.“ Die Glückwünsche des Patriarchen von Venedig ließen nicht lange auf sich warten: „Ich beglückwünsche Sie zum Thema Ihrer Eröffnungsrede,“ ließ er die Organisatoren der Initiative wissen. „Dessen aktuelle Dramatik zeigt, wie gut getroffen die Entscheidung Johannes Pauls II. – von Benedikt XVI. namhaft bestätigt – damals war. Bitte entrichten Sie Präsident Andreotti meinen freundschaftlichen Gruß. Der gesamten akademischen Gemeinschaft wünsche ich gutes Gelingen!“.




D'ALEMA.

Afghanistan, Opium und Terrorismus


Massimo D'Alema.

Massimo D'Alema.

„Wenn wir außer den Kriegsherren nicht auch die Drogen bekämpfen, wird das Ganze für uns und das afghanische Volk schlimm ausgehen. Dank einer Opiumproduktion, die ca. 3 1/2 Milliarden Euro pro Jahr einbringt, haben die Taliban auch in den nächsten fünftausend Jahren noch genug Geld, um den Terrorismus zu finanzieren.“ So Außenminister Massimo d’Alema (la Repubblica am 10. November).


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