Rubriken
Aus Nr.04 - 2008


CHRISTENTUM.

„Aber die christlichen Werte sind doch nicht der Glaube“


Der auferstandene Jesus und der Apostel Thomas.

Der auferstandene Jesus und der Apostel Thomas.

Im Corriere della Sera (5. April) erschien ein Artikel mit dem Titel Aber die christlichen Werte sind doch nicht der Glaube. Die Rezension der Neuauflage von Robert Hugh Bensons Lord of the World gibt darin den Auftakt zu einem Interview mit Rémi Brague, Philosophie-Professor an der Sorbonne, und Don Carlo Nanni, Dozent für Bildungsphilosophie an der Päpstlichen Universität Salesiana. Thema: die so genannten „christlichen Werte“. Ein Begriff, der – so Brague – erst in jüngerer Zeit in die katholische Sprache Einzug halten konnte. Laut Pater Nanni „sollte man das Wort ‚Werte‘ fast schon nicht mehr benützen“, da diese „etwas implizieren, was getan werden muss, etwas sind, das außerhalb des Menschen liegt, eher eine Pflicht denn das Sein implizieren [...]. Der Mensch lebt für eine Gabe, nicht für eine Pflicht. Um der linguistischen Falle der ‚Werte‘ zu entkommen, wäre es daher besser von ‚Gütern‘ zu sprechen.“ Brague dagegen meint, dass „die Werte von uns ein Opfer verlangen. Sie sind Gottheiten, Idole [..]. Die Werte sind vornehm, nicht konkret, sie sind – wie Gilbert K. Chesterton meinte – die ‚Verrückung der Tugenden‘, kreisen über dem vulgär Materiellen und eignen sich folglich paradoxerweise gut dazu, niedrige Interessen zu verbergen.“ Für den französischen Philosophen gilt: „Nach dem Wert müssen wir mit unermüdlichem Bemühen streben, das Gut ist bereits präsent, lässt uns sein. Der Wert ist uns geboten, entstammt dem individuellen oder sozialen Super-Ich; wir müssen uns unterordnen, das Gut ist uns gegeben, ist das, was wir brauchen, wir müssen es nur nutzen.“ Für Brague schließlich schafft gerade das Beharren auf den katholischen Werten den kulturellen Relativismus: „Wir sprechen von ‚unseren‘ Werten, den ‚christlichen Werten‘; auf dieser Basis nehmen wir auch an, dass es die ‚buddhistischen Werte‘, die ‚islamischen‘ gibt... während es im Christentum doch nichts gibt, was ausschließlich für die Christen gut ist.“




GESCHICHTE.

„Vom Faschismus verführte Bischöfe“


Eine Versammlung des faschistischen Klerus.

Eine Versammlung des faschistischen Klerus.

Unter dem Titel „Vom Faschismus verführte Bischöfe“ rezensierte Alberto Melloni (Corriere della Sera, 8. März) einen Aufsatz von Lucia Ceci. Besagter Artikel enthält bisher unveröffentlichte Erinnerungen, die Mons. Domenico Tardini zwischen dem 23. September 1935 (Mussolini erklärte Äthiopien am 2. Oktober jenes Jahres den Krieg) und Dezember 1935 geschrieben hat. Tardini war damals Untersekretär der Kongregation für die außerordentlichen kirchlichen Angelegenheiten und folglich einer der wichtigsten Mitarbeiter von Papst Pius XI. Herr Melloni fasst die Erinnerungen wie folgt zusammen: „Während bedeutende italienische Kardinäle der Militärkampagne ihre Unterstützung bieten und der L’Osservatore Romano bei seiner Haltung einer vorsichtigen Legitimierung des Krieges bleibt, beurteilt Tardini als ‚größtes Desaster‘ die Folgen, die das auf den Klerus hat. Der römische Diplomat räumt ein, dass dieser auch vor dem Regime diszipliniert werden muss, stellt aber auch fest, dass ‚er [der Klerus] dieses Mal laut, exaltiert, kriegshetzerisch ist. Wenn wenigstens die Bischöfe eine Ausnahme wären – aber von wegen. Sie reden noch mehr, sind noch aufgekratzter, die... Verrücktesten von allen.‘ In der Bereitschaft, der Heimat mit verdächtigem Eifer zu ‚dienen‘, ‚sprechen sie von Zivilisation, von Religion, einer Mission Italiens in Afrika... Und in der Zwischenzeit rüstet sich Italien, Tausende und Abertausende von Äthiopiern mittels Gewehrsalven und Bomben ins Jenseits zu befördern – Menschen, deren einzige Schuld es ist, ihre Heimat verteidigen zu wollen... Eine größere Konfusion, ein schlimmeres Aus-der-Bahn-Geraten, ein schwerwiegenderes und gefährlicheres Ungleichgewicht hätte es in den Reihen des Klerus kaum geben können.‘ [...] Tardini ist sich dessen bewusst, dass ‚man die Kirche Italiens bezichtigt, mit dem Faschismus unter einer Decke zu stecken. Und mit der Kirche Italiens auch den Hl. Stuhl. Aber der Hl. Stuhl hat – wie ich meine – eine schwierigere Zeit als diese durchgemacht,‘ in der er riskiert, das ‚angehäufte‘ moralische Prestige für ein Jahrhundert aufs Spiel zu setzen.“





Alfonso López Trujillo.

Alfonso López Trujillo.

KardinÄlE
Kardinäle Corripio Ahumada und López Trujillo verstorben

Am 10. April verstarb Kardinal Ernesto Corripio Ahumada (89), Erzbischof von Mexiko (1977-1994) und seit 1979 Kardinal. Am 19. April verstarb der Kolumbianer Alfonso López Trujillo, der 1983 zum Kardinal kreiert wurde und seit 1990 Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie war. Er wäre im November 73 Jahre alt geworden.
Ende April setzt sich das Kardinalskollegium also aus 195 Kardinälen zusammen, 118 davon Wähler.


Kurie
Beförderung für De Paolis und Daneels. Bischofswürde für Arrieta

Am 12. April wurde Erzbischof Velasio De Paolis zum Präsidenten der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Apostolischen Stuhls ernannt. Der Scalabrinianer (72) war seit Ende 2003 Sekretär des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur. Er wird damit der Nachfolger von Kardinal Sergio Sebastiani, der das 77. Lebensjahr vollendet hat.
Am 12. April erfolgte auch die Ernennung des Belgiers Frans Daneels (67) zum Erzbischof und neuen Sekretär der Apostolischen Signatur. Bisher war er Gerechtigkeitspromotor dieses Dikasteriums.
Ebenfalls am 12. April wurde der Spanier Juan Ignacio Arrieta Ochoa (57), vom Klerus des Opus Dei und seit Februar 2007 Sekretär des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten, mit Titularsitz Civitate in den Bischofsrang erhoben.


Le Figaro/1
Dem Papst geht es gut, aber manche sprechen von Nachfolge

„In der letzten Zeit, vor allem während seiner Amerikareise, wirkte der Papst oft erschöpft. Seit Wochen hat er seinen Terminplan reduziert und im Vatikan ist man auf seine Gesundheit bedacht.“ So Le Figaro in einem Artikel vom 25. April mit dem Titel: Die Gesundheit des Papstes nährt bereits Gerüchte um seine Nachfolge. Die französische Tageszeitung berichtete, dass Benedikt XVI. nach seiner Rückkehr aus Amerika einen Ruhetag eingelegt und die Mittwochsgeneralaudienz Tags darauf gestrichen hätte. Auch andere Termine wären – so Le Figaro – in letzter Zeit abgesagt worden. Aus dem Vatikanischen Presseamt erging prompt die Dementierung durch Pressesprecher Federico Lombardi: „Benedikt XVI. geht es gut und es ist paradox, gerade nach der Rückkehr von der anstrengendsten Reise seines Pontifikats, deren Programm in keinster Weise reduziert wurde, Zweifel an seiner Gesundheit nähren zu wollen.“


Le Figaro/2
Kardinal Scola und die gemeinsamen Werte

Am 25. April stand im Le Figaro ein Beitrag des Patriarchen von Venedig zu lesen. Hier die wichtigsten Aussagen von Kardinal Angelo Scola: „Am Horizont der heutigen pluralistischen Gesellschaft drängt sich eine Frage auf: kann es in einem Kontext, in dem Männer und Frauen verschiedener Ethnien, Kulturen und Religionen zusammen leben, überhaupt eine gemeinsame Moral geben? In den bedeutendsten Reflexionen zur pluralistischen bürgerlichen Gesellschaft und des Staates – denken wir nur an Habermas, Rawls und Böckenförde – ist der Gedanke weit verbreitet, dass sich die philosophische Anschauung einer besonderen ethischen Tradition, jene der christlichen Sicht oder der einer anderen Religion, allen als eine Art öffentliches Angebot aufdrängt. Auf dieser Grundlage sind die Mitglieder der pluralistischen bürgerlichen Gesellschaft zu einem kontinuierlichen Dialog gerufen, damit ihre Konfrontation Orientierungen und Vorschläge für das Gemeinwohl hervorbringen kann.“


Nahost/1
Patten und die Verschwörungen gegen Palästina

„Alle Versuche, die islamistische Hamas – politisch und physisch – zu zerstören, haben nicht funktioniert und können nicht funktionieren. Amerikaner und Europäer haben einen schweren Fehler begangen, als sie sich verschwörten, um die Regierung der Nationalen Einheit Fatah-Hamas zu zerstören, die größtenteils dank der saudischen Diplomatie und der anderer Länder der Arabischen Liga geschaffen werden konnte. Ich hoffe, dass Blair das seinen amerikanischen Freunden sagen wird.“ So Chris Patten, ehemaliger Gouverneur von Hongkong, Europakommissar, sowie Rektor der Universität Oxford, in einem Interview in der la Repubblica am 3. April.


Nahost/2
Carter, Hamas und die Anerkennung Israels

„Die Hamas ist zu einer impliziten Anerkennung Israels bereit, sofern sich der Staat auf die Grenzen von 1967 zurückzieht: so lautet der Vorschlag, den sich Jimmy Carter bei seiner jüngsten Reise nach Nahost abringen ließ. Bei der Begegnung mit dem ehemaligen US-Präsidenten in Damaskus sprach der palästinensische Leader Khaled Meshal zwar nicht ausdrücklich von Anerkennung, sagte aber, dass Hamas bereit wäre „einen palästinensischen Staat innerhalb der vor 1967 bestehenden Grenzen“ anzuerkennen, „mit Hauptstadt Jerusalem und ohne Siedlungen, allerdings ohne eine Anerkennung Israels.“ So berichtete die la Repubblica (22. April) über die wichtigste Etappe der diplomatischen Reise von Ex-Präsident Jimmy Carter, der sich auch mit anderen palästinensischen Leaders und dem Präsidenten Israels, Schimon Peres, getroffen hat.


Diplomatie/1
Botschafter von Honduras neuer Dekan des diplomatischen Korps

Am 5. April empfing der Papst den ausscheidenden Prof. Giovanni Galassi, seit 1987 Botschafter der Republik San Marino und seit 1998 Dekan des beim Hl. Stuhl akkreditierten diplomatischen Korps, in Audienz. Der neue Dekan Alejandro Emilio Valladares Lanza ist seit 1991 Botschafter von Honduras und der bisherige Vizedekan. In letzterem Amt folgte ihm der Repräsentant des Fürstentums Monaco nach, Jean-Claude Michel, der seit 1999 im Amt ist.


Diplomatie/2
Padilla Nuntius in Korea und in der Mongolei

Am 12. April wurde der philippinische Erzbischof Osvaldo Padilla zum Nuntius in Korea ernannt. Seit 2003 war er Nuntius in Costa Rica (von 1998-2003 in Nigeria), von 1994 bis 1998 Päpstlicher Repräsentant in Sri Lanka, und von 1991 bis 1994 Nuntius in Panama. Am 26. April wurde Padilla auch Apostolischer Nuntius in der Mongolei.


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