Rubriken
Aus Nr.06/07 - 2008


CHRISTENTUM.

Die Leichtigkeit des christlichen Lebens


Kreuzgang der Abtei Chiaravalle (Mi).

Kreuzgang der Abtei Chiaravalle (Mi).

„Wilhelm von Saint-Thierry, Bernhard von Clairvaux, Aelred von Rievaulx, Bruder Ivo, Richard von St. Viktor sprechen nicht vom himmlischen, sondern vor allem vom irdischen Leben. Sie wissen, dass sie noch fern sind von Gott, dass sich dieser anderswo, weit entfernt befindet, am Gipfel des Himmels. Doch gerade indem sie hier auf Erden leben, wandeln, predigen, die Riten praktizieren, nehmen sie das himmlische Leben vorweg, machen es aktuell und alltäglich, so als ob es sich bereits in den Tälern, Hügeln und Klöstern inkarniert hätte. Was zukünftig ist, ist präsent. Was unsichtbar ist, wird gesehen. Um es mit der greifbar physischen Sprache der Väter zu sagen: sie erfahren einen Vorgenuss auf das himmlische Leben. Ihre Liebe zu Gott wächst: sie wird nach und nach befriedigt, wird aber ständig größer; sie hat kein Ende und kann auch kein Ende haben. Sie kennt nur den unablässigen Willen, niemals aber die Angst.
Wie viele Töne hatte die Sprache der Väter! [...]. Vor allem aber war sie leicht, weil ‚das Joch des Herrn süß und seine Bürde leicht ist‘, wie Wilhelm, Bernhard, Aelred, Ivo und Richard antworteten, mit Verweis auf den entsprechenden Text im Matthäus-Evangelium. Gerade das ist ein erstes Zeichen des Christentums: dass es alle Gewichte – das Gewicht des Schmerzes, des Unglücks, des Gesetzes, der Ungewissheit, der Analyse, des Zweifels, der Besorgnis – in etwas herrlich Leichtes verwandelt: in etwas Federleichtes. Wer die Leichtigkeit nicht kennt, sagte Aelred, kennt auch den christlichen Glauben nicht“ (Rezension der Traktate zur christlichen Liebe aus dem 12. Jahrhundert, Pietro Citati, la Repubblica am 19. Juni).




KIRCHE.

Der Führer und Rosenberg


Alfred Rosenberg.

Alfred Rosenberg.

In der la Repubblica vom 10. Juli wurden zum ersten Mal Informationen aus den Audienzblättern der diplomatischen Begegnungen des vatikanischen Kardinal-Staatssekretärs Eugenio Pacelli bekannt, die sich auf die dreißiger Jahre beziehen. In einem Interview berichtet Mons. Sergio Pagano, Präfekt des vatikanischen Geheimarchivs: „Im Text zur Audienz vom 13. September 1935 beklagt sich der Botschafter darüber, dass der Klerus in Deutschland, ‚die Monarchie befürwortet, nicht für den Nationalsozialismus ist‘, und dass dieser ‚leise‘ Widerstand vom Regime als Versuch gesehen werden könnte, das politische Zentrum wiederaufzubauen, was eine Gefahr für den Nationalsozialismus bedeuten könnte. Pacelli antwortet darauf mit folgendem Kommentar über den Führer: ‚Hitler hat auch jetzt in Nürnberg gesagt, dass er das Christentum nicht bekämpfen will; ganz im Gegenteil. Warum hält er sich dann aber einen Rosenberg als Reichsleiter?‘ – eine Anspielung darauf, dass Hitler dem antichristlichen, antisemitischen und rassistischen Gedankengut Alfred Rosenbergs zustimmte, das dieser in seinem Buch Der Mythos des 20. Jahrhunderts ausführte. Jenem Buch, das zusammen mit Hitlers Mein Kampf als Grundlagentext des Nazismus betrachtet werden kann.“ Der Artikel trägt den Titel: Eine Frage an den Führer.




ÖKUMENISCHE STUDIENTAGUNG VON BOSE.

Die spirituelle Vaterschaft in der orthodoxen Tradition


Das Kloster von Bose.

Das Kloster von Bose.

Vom 18.-21. September 2008 findet im Kloster von Bose (Magnano, Provinz Biella) die 16. Internationale Studientagung zur orthodoxen Spiritualität statt. Organisiert wurde sie unter Schirmherrschaft des ökumenischen Patriarchats Kontantinopel und des Moskauer Patriarchats. Das diesjährige Thema ist die geistliche Vaterschaft in der orthodoxen Tradition.





Agostino Vallini.

Agostino Vallini.

Kirche/1
Vallini neuer Kardinalvikar

Am 27. Juni wurde Kardinal Agostino Vallini (68), seit 2004 Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur, zum Generalvikar des Papstes für die Diözese Rom ernannt. Er wird somit der Nachfolger von Kardinal Camillo Ruini, der im Februar 77 Jahre alt wurde.


Kirche/2
Drei Präsidenten für die Bischofssynode ernannt

Am 24. Juni wurden die Namen von drei delegierten Präsidenten für die 12. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode (5.- 26. Oktober 2008) ernannt. Das Thema: Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche. Bei besagten Präsidenten handelt es sich um die Kardinäle: William Joseph Levada, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre; Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay (Indien); Odilo Pedro Scherer, Erzbischof von São Paulo (Brasilien).


Kirche/3
Teresino Serra: „Mission wird vor allem kniend gemacht“

„Mission wird vor allem kniend gemacht“. Die Evangelisierung ist eng mit dem Gebet verbunden. Mission heißt, jeden Tag, das zu leben, was Psalm 127 sagt: „Wenn nicht der Herr das Haus baut, / müht sich jeder umsonst [...] / Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht / und euch spät erst niedersetzt, um das Brot der Mühsal zu essen.“ So Teresino Serra, Oberer der Comboni-Missionare, in einem Interview, das Ende Mai auf der Web-Seite www.comboni.org erschien.


Kardinäle
Kardinäle Biffi und Shirayanagi werden achtzig

Am 13. Juni konnte der italienische Kardinal Giacomo Biffi, Erzbischof von Bologna (1984 – 2003), sein 80. Lebensjahr vollenden. Am 17. Juni erreichte auch der Japaner Peter Seiichi Shirayanagi, Erzbischof von Tokio (1970 – 2000) und Kardinal (seit 1994), dieses hohe Alter. Ende Juni setzte sich das Kardinalskollegium also aus 194 Kardinälen zusammen, 116 davon Wähler (darunter 20 Italiener, kein einziger Japaner).


Kurie/1
Neue Kardinäle in den Dikasterien der Kurie

Am 12. Juni wurde die Liste mit den Ernennungen der neuen Mitglieder der Dikasterien der Römischen Kurie bekannt gegeben. Jene Kardinäle also, die beim Konsistorium vom 24. November 2007 ernannt wurden. Die einzigen Kardinäle, die in drei Kongregationen eingegliedert wurden, sind: der Erzbischof von Genua und Präsident der CEI, Angelo Bagnasco (Kongregation für die Orientalischen Kirchen, für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, für die Bischöfe) und der Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“ Paul Josef Cordes (Heiligsprechungsprozesse, Evangelisierung der Völker, Klerus). Keiner der neuen Kardinäle wurde Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre.


Kurie/2
Antonelli im Päpstlichen Rat für die Familie, Fisichella an der Akademie für das Leben

Am 7. Juni wurde der umbrische Kardinal Ennio Antonelli (71), seit 2001 Erzbischof von Florenz, zum Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Familie ernannt. Er tritt an die Stelle des kolumbianischen Kardinals Alfonso López Trujillo, der am 19. April im Alter von 72 Jahren verstorben ist. Antonelli war bereits Bischof von Gubbio (1982-1988), Erzbischof von Perugia (1988-1995) und Generalsekretär der Cei (1995-2001).
Am 17. Juni wurde Bischof Rino Fisichella (57) in den Erzbischofsrang erhoben und zum Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben ernannt. Er wird damit der Nachfolger von Erzbischof Elio Sgreccia, der am 6. Juni sein 80. Lebensjahr vollendete. Fisichella legt sein Amt als Weihbischof von Rom (was er seit 1998 war) nieder, bleibt aber Rektor der Päpstlichen Lateran-Universität. Ein Amt, das ihm 2002 übertragen und 2006 erneuert wurde.


Kurie/3
Burke Präfekt an der Signatur, ein Thailänder Untersekretär im Rat für den interreligiösen Dialog

Am 27. Juni wurde der Amerikaner Raymond Leo Burke (60), seit 2003 Erzbischof von Saint Louis, zum Präfekten des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur ernannt. Burke war von 1994 bis 2003 Bischof seiner Heimatdiözese La Crosse im amerikanischen Wisconsin; zuvor war er als Verteidiger des Ehebandes an der Signatur tätig. Burke tritt an die Stelle von Kardinal Agostino Vallini, der am selben Tag zum Generalvikar der Diözese Rom ernannt wurde.
Am 21. Juni wurde der thailändische Monsignore Andrew Thanya-anan Vissanu (49) zum Untersekretär des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog ernannt. Thanya-anan, der 1986 Priester wurde und 1991 in den diplomatischen Dienst des Hl. Stuhls trat, war zuletzt in Indonesien tätig.


Kurie/4
Amato Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungs-prozesse, Ladaria Sekretär bei der Kongregation für die Glaubenslehre

Am 9. Juli wurde der Erzbischof und Salesianer Angelo Amato (70), seit Dezember 2002 Sekretär der Kongregation für die Glaubenslehre, zum Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse ernannt. Er tritt an die Stelle des portugiesischen Kardinals José Saraiva Martins, der im Januar seinen 76. Geburtstag feiern konnte.
Am 9. Juli wurde der neue Sekretär des ehemaligen Heiligen Offiziums ernannt: der Jesuit Luis Francisco Ladaria Ferrer (64) aus Mallorca. Nach seinem Eintritt in die Gesellschaft Jesu 1966, dem Abschluss seines Studiums der Philosophie und der Theologie an der Päpstlichen Universität Comillas (Madrid) und an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen (Frankfurt am Main), empfing Ladaria 1973 die Priesterweihe. 1974 promovierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana im Fach Theologie, an der er dann später, seit 1984, als Ordinarius für Dogmatik tätig war. Von 1986 bis 1994 war er auch Vizerektor der Gregoriana. Ladaria Ferrer, Mitglied der Internationalen Theologenkommission von 1992 bis 1997, ist seit 2004 auch deren Generalsekretär. Seit 1995 ist er Konsultor der Kongregation für die Glaubenslehre.


Diplomatie/1
Neuer Nuntius in Senegal, neuer Repräsentant in Straßburg

Am 19. Juni wurde der Argentinier Luis Mariano Montemayor (52) zum Erzbischof und Apostolischen Nuntius in Senegal und Kap Verde und zum Apostolischen Delegaten in Mauretanien ernannt.
Am 7. Juni wurde der aus Piemont stammende Mons. Aldo Giordano (54) zum Ständigen Beobachter des Hl. Stuhls beim Europarat in Straßburg ernannt. Giordano, der seit 1979 Priester ist und nicht zum diplomatischen Korps gehört, war seit 1995 Generalsekretär des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE).
Am 12. Juli wurde der spanische Erzbischof Miguel Maury Buendía, seit 19. Mai Nuntius in Kasachstan, zum päpstlichen Vertreter in Kirgisistan und Tagikistan ernannt.


Diplomatie/2
Neue Botschafter von Kamerun und Gabun

Am 16. Juni überreichte der neue Botschafter von Kamerun beim Hl. Stuhl sein Akkreditierungsschreiben. Antoine Zanga (61), Akademiker und Politiker, war seit 2004 Post- und Telekommunikationsminister seines Landes. Zanga ist der erste Botschafter Kameruns beim Hl. Stuhl mit Wohnsitz in Rom.
Am 26. Juni überreichte der neue Botschafter Gabuns beim Hl. Stuhl sein Akkreditierungsschreiben. Der Journalist Firmin Mboutsou (51) war in der Vergangenheit Radio- und Fernsehdirektor in Gabun. In den letzten acht Jahren war er als Botschafter in Äquatorialguinea tätig.


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