Rubriken
Aus Nr.12 - 2008


NAHOST.

Hamas, die Grenzen von 1967 und der Krieg


Ein palästinensisches Mädchen am check point von Beituniya in der Nähe von Ramallah. BR[© Reuters/Contrasto]

Ein palästinensisches Mädchen am check point von Beituniya in der Nähe von Ramallah. BR[© Reuters/Contrasto]

„Gilad Shalit, der junge franko-israelische Soldat, der vor mehr als zwei Jahren von der Hamas entführt wurde, wird gut behandelt. Das Volk wird von der Hamas repräsentiert, nicht von der palästinensischen Autonomiebehörde. Was Mahmoud Abbas (Abu Masen) auf dem Verhandlungsweg nicht erreichen konnte, wird die Hamas unter Einsatz von Gewalt zu erreichen wissen. Und ihre Forderungen haben sich geändert: Hamas ist bereit zu einem Abkommen mit Israel auf der Grundlage der Grenzen vom 4. Juni 1967. Das ist mehr oder weniger das, was mir Khaled Meshaal, Chef der palästinensischen islamischen Bewegung, in Damaskus gesagt hat. Wir haben Mitternacht, den 26. Dezember 2008, Vorabend der israelischen Bombardierungen Gazas als Antwort auf die Raketenangriffe auf Israel.“ So beginnt der Artikel des polnischen Juden Marek Halter (la Repubblica am 30. Dezember). Halter betont, dass „von den Grenzen des Jahres ’67 zu sprechen für einen Mann, der noch vor ein paar Monaten vorschlug, den israelischen Staat einfach dem Erdboden gleichzumachen, einen Fortschritt bedeutet.“




LITURGIE.

„Drei leichte Zelte“


IDie Verklärung/I, Beato Angelico, Museum San Marco, 
Florenz.

IDie Verklärung/I, Beato Angelico, Museum San Marco, Florenz.

„Ich habe hier die ‚neue CEI-Version‘ der Bibel vor mir, die ich mit Ungeduld, dann Perplexität und nun mit Ernüchterung gelesen habe. Jene Version, die dem italienischen Volk die Schätze der Weisheit des Alten und Neuen Testaments offenbaren soll“: So die Quintessenz des Eindrucks, den Prof. Carlo Ossola beim Lesen der neuen, im Oktober herausgegebenen Übersetzung der Sacra Bibbia hatte. Diesem Gemeinschaftswerk der italienischen Bischofskonferenz (CEI) und der „Unione editori e librai cattolici italiani“ (Uelci) widmete Ossola einen Artikel in der Sonntagsbeilage von Il Sole-24Ore (28. Dezember). Titel: Tenda, non farti capanna [Zelt, werde nicht zur Hütte]. Darin steht u.a. zu lesen: „Die vielen Bibelübersetzungen in die Volkssprache haben zum Glück im Gedächtnis und in der Liturgie eine konsolidierte Gewohnheit geschaffen, von der man nur schwer wieder abkommen kann: Man kann sagen, dass der Bibeltext wie immer fließend erzählt wird, uns die Geschichte eines Volkes anbietet, das auf dem Weg ist ins Verheißene Land, auf dem Weg zum Heil. Die Probleme beginnen dann aber leider dort, wo an die Weisheit der Septuaginta (griechischer Text) oder der Vulgata (lateinischer Text) gerührt wird, die nicht nur mit Maß, sondern auch mit theologischer und historischer Kenntnis die schwierige Ausdrucksform der göttlichen Offenbarung dosiert hatten.“ Ossola nennt als Beispiele „die Verklärung (Mt 17, 1-9; Mk 9, 2-8; Lk 9, 28-36), das Kommen Jesu in Herrlichkeit, das Staunen der Apostel. Der Schluss wird, in allen drei Texten – wie sie heute übersetzt sind –, wie folgt in den Worten des Petrus zusammengefasst: ‚Meister, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija.‘ Drei Hütten? In allen früheren Versionen war von drei Zelten die Rede (griechisch: skhnàw treîw; lateinisch: tria tabernacula, eben: ‚drei Zelte‘. Drei leichte Zelte für jene, die auf Reisen, auf dem Weg sind, Wüstenzelte und Gebetszelte (tabernacula). Vielleicht werden nun als eine Art Ehrerbietung vor den jüdischen Wurzeln daraus drei robuste ‚Hütten‘. Aber selbst wenn am fernen Ursprung die hebräische Terminologie so gewesen sein mag, wo bleibt da das historische Bewusstsein der christlichen Tradition, das sich 2000 Jahre am Griechisch der Septuaginta und an der Vulgata des Hieronymus genährt hat? [...] Eine derartige Übersetzung steht nicht nur im offenen Kontrast zum theologischen Herzen des Christentums, sondern auch des Alten Testaments, wo wir in der neuen Übersetzung lesen (die Übersetzer haben sich offensichtlich nicht miteinander abgestimmt, nicht einmal über den Computer, was doch heute so einfach wäre, und so große Mißklänge herbeigeführt): ‚Aber in jener Nacht erging das Wort Gottes an Natan: ‚Geh zu meinem Knecht David und sag zu ihm: So spricht der Herr: Nicht du sollst mir das Haus bauen, damit ich darin wohne. Seit dem Tag, als ich Israel aus Ägypten herausgeführt habe, habe ich bis zum heutigen Tag nie in einem Haus gewohnt, sondern bin von Zelt zu Zelt, von Wohnstätte zu Wohnstätte mitgewandert‘ (1Buch der Chronik 17, 3-6).“





ENTCHRISTLICHUNG/1
(1977-2007): Abnahme der praktizierenden Katholiken in Italien

Am 22. Dezember stand in la Repubblica eine Umfrage über die Spiritualität in Umbrien zu lesen, die – so der vielversprechende Untertitel – einen wahren „Boom“ verzeichnen kann, was „die Besuche der Klöster, Einkehrtage und Beichten angeht.“
Einer der Befragten, der Bischof von Foligno, Gualtiero Sigismondi, erklärte unter anderem: „Das Problem ist, dass sich hinter einem Zuviel an Initiative nicht selten eine fehlende Initiative verbirgt: bevor wir stehen, müssen wir erst einmal niederknien.“
„Die Nachfrage nach den Beichten ist beeindruckend; es gibt viele Menschen, die ihr Gewissen erleichtern wollen,“ bekräftigt der Bischof von Terni, Msgr. Vincenzo Paglia.
Gestützt wird die Reportage von Statistiken. la Repubblica schreibt, dass die Zahl der praktizierenden Gläubigen, die sich 1977 in Italien noch auf 48% belief, 2007 nur noch 9,5 % ausmachte, von denen wiederum 85% älter als 65 Jahre sind.


ENTCHRISTLICHUNG/2
Dreivenetien, die Jugendlichen und die Kirche

„Bei den Jugendlichen von heute ist die Vorstellung vom christlichen Gott immer mehr im Schwinden, gerät die Lehre, laut der Christus der Sohn Gottes ist, ins Wanken, wächst die Distanz zur Institution Kirche. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die Alessandro Castagnaro, Präsident der sozio-religiösen Überwachungsstelle für Dreivenetien, zu den Jugendlichen unserer Zeit durchführte. Einer Umfrage, die übrigens auch der Bischof von Triest, Msgr. Eugenio Ravignani, gutgeheißen hat.“ So beginnt der Artikel aus der Feder von Marco Politi in der la Repubblica vom 31. Dezember, in dem die wachsende Entchristlichung der Jugendlichen aus Triest, Venedig und Pordenone von Zahlen untermauert wird. Der Artikel endet mit den Worten: „Aber auch kirchenintern müssen sich die Bischöfe viele Fragen stellen. In Venedig z.B. ist der Patriarch eine der brillantesten Persönlichkeiten der italienischen Kirche, und doch scheint die kirchliche Botschaft die Jugendlichen nicht wirklich zu erreichen.“


KURIE
Neue Konsultoren bei der Kongregation für den Klerus

Am 30. Dezember ernannte der Heilige Vater 14 neue Konsultoren der Kongregation für den Klerus. Fünf davon sind Italiener: Msgr. Giuseppe Sciacca, Sizilianer aus der Diözese Acireale, Auditor-Prälat des Gerichts der Römischen Rota; Don Valerio Michele Andriano, aus der Erzdiözese Turin; der Mailänder Don Davide Cito von der Personalprälatur des Opus Dei, Professor für Strafrecht an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz; Don Enrico dal Covolo, Salesianer, Professor an der Fakultät für christliche und klassische Philologie der Päpstlichen Universität Salesiana in Rom; Don Alberto Franzini aus der Diözese Cremona.


Diplomatie/1
Erzbischof Zenari neuer Nuntius in Syrien

Am 30. Dezember ernannte der Papst den aus Venetien stammenden Erzbischof Mario Zenari (63) zum Apostolischen Nuntius in Syrien. Seit 2004 war er Päpstlicher Repräsentant in Sri Lanka.


Diplomatie/2
Erster residierender Botschafter der Seychellen

Am 19. Dezember nahm Benedikt XVI. das Akkreditierungsschreiben des Italieners Graziano Luigi Triboldi entgegen, dem neuen (und zum ersten Mal in Rom residierenden) Botschafter der Republik Seychellen beim Hl. Stuhl.


Diplomatie/3
Elf neue, nicht residierende Botschafter

Am 18. Dezember nahm der Papst das Akkreditierungsschreiben von elf neuen, nicht in Rom residierenden Botschaftern entgegen. Es handelt sich um die Repräsentanten von Malawi, Schweden, Sierra Leone, Island, Luxemburg, Madagaskar, Belize, Tunesien, Kasachstan, Bahrein und den Fidschi-Inseln.


DiplomatiE/4
Abkommen Hl. Stuhl-Frankreich zu Studienabschlüssen

Am 18. Dezember 2008 unterzeichneten der Hl. Stuhl und die Republik Frankreich am Pariser Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten ein Abkommen zur gegenseitigen Anerkennung der universitären Titel und Studienabschlüsse. Für Frankreich unterzeichnete Bernard Kouchner, Minister für auswärtige und europäische Angelegenheiten, für den Hl. Stuhl Erzbischof Dominique Mamberti, Sekretär für die Beziehungen des Hl. Stuhls mit den Staaten. Die Zeremonie fand im Außenministerium am Quai d’Orsay statt. Das Dokument besteht aus einem Abkommen und einem Zusatz-Protokoll. Der Accord sur la reconnaissance des grades et diplômes dans l’enseignement supérieur enthält sechs Artikel, in denen definiert wird, was das Objekt des Abkommens ist, wo es zur Anwendung kommt, wann es in Kraft tritt, welche Modalitäten für seine Umsetzung und eventuelle Kontroversen gelten, und wie lange es in Kraft sein soll. Im Zusatz-Protokoll wird aufgelistet, was das Abkommen bezüglich der Dauer eines Studiums, der Titel und Studienabschlüsse, sowie der Fortführung der Studien auf derselben oder auf einer höheren Ebene zu sagen hat.




PAPST.

Apparuit gratia



Die diesjährige Karte mit den weihnachtlichen Segenswünschen wollte der Papst mit einem Satz des Paulus aus dem Titusbrief 2, 11 begleiten:
„Erschienen ist die Gnade unseres Erlösers, die allen Menschen das Heil bringt.“


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