Rubriken
Aus Nr.08 - 2009



Papst Benedikt XVI. [© Cristian Gennari/Siciliani]

Papst Benedikt XVI. [© Cristian Gennari/Siciliani]

Papst/1
„Die Kirche handelt nicht, um ihre Macht auszudehnen “

„Ich betonte mit Nachdruck, was meine verehrten Vorgänger mehrmals gesagt haben: Die Kirche handelt nicht, um ihre Macht auszudehnen oder ihre Vorherrschaft durchzusetzen, sondern um allen Menschen Christus, das Heil der Welt, zu bringen.“ So Papst Benedikt XVI. in der Botschaft zum 83. Weltmissionstag, der am Sonntag, 18. Oktober, begangen wird.


Papst/2
„Die Säkularisierung der Priester und die Klerikalisierung der Laien vermeiden“

„Es ist notwendig, den Unterschied zwischen dem Amtspriestertum und dem allgemeinen Priestertum der Laien in Erinnerung zu rufen, um eine Säkularisierung des Klerus und eine Klerikalisierung der Laien zu vermeiden.“ So Papst Benedikt XVI. am Donnerstag, 17. September, zu den Bischöfen der brasilianischen Bischofskonferenz (Zone Nord-Ost 2), die auf ad limina apostolorum-Besuch nach Rom gekommen waren.


Papst/3
Etwas, das uns vorausgeht

„Für meine sonntägliche Betrachtung gehe ich vom Abschnitt des Jakobusbriefes aus, den die heutige Liturgie vorlegt (3, 16–4, 3), und ich konzentriere mich dabei insbesondere auf ein Wort, das aufgrund seiner Schönheit und Aktualität beeindruckend ist. Es handelt sich um die Beschreibung der wahren Weisheit, die der Apostel der falschen entgegenstellt. Während letztere ‚irdisch, eigennützig und teuflisch‘ ist und man sie daran erkennt, daß sie Eifersucht, Ehrgeiz, Unordnung und böse Taten jeder Art bewirkt (vgl. 3,16), ist im Gegenteil hierzu ‚die Weisheit von oben […] erstens heilig, sodann friedlich, freundlich, gehorsam, voll Erbarmen und reich an guten Früchten, sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht‘ (3, 17). Eine Aufzählung von sieben Eigenschaften – entsprechend der biblischen Gewohnheit –, durch die die Vollkommenheit der wahren Weisheit und die durch sie hervorgebrachten positiven Wirkungen hervortreten. Als erste und wichtigste Eigenschaft, die gleichsam die Vorbedingung der anderen ist, nennt der hl. Jakobus die ‚Reinheit‘, das heißt die Heiligkeit, sozusagen den im menschlichen Geist durchscheinenden Abglanz Gottes.“ So Papst Benedikt XVI. beim Angelus vom Sonntag, 20. September. Nach seiner kurzen Meditation fügte er an: „Liebe Freunde, erneut hat uns die Heilige Schrift dazu geführt, über die moralischen Aspekte des menschlichen Daseins nachzudenken, doch ausgehend von einer Wirklichkeit, die der Moral vorausgeht, das heißt von der wahren Weisheit. Bitten wir Gott voller Vertrauen um die Weisheit des Herzens, durch die Fürsprache der Jungfrau, die in ihrem Schoß die fleischgewordene Weisheit empfangen und geboren hat, Jesus Christus, unseren Herrn. Maria, Sitz der Weisheit, bitte für uns! .“


Kirche/1
Tettamanzi, die Wirtschaftskrise und Pius XI.

Am 14. September analysierte der Erzbischof von Mailand, Kardinal Dionigi Tettamanzi, in einem in La Stampa erschienenen Artikel die Ursachen der Wirtschaftskrise. Nach einem Verweis auf die Parallelen zur Krise des Jahres 1929 zitierte er eine Passage der Enzyklika von Pius XI., Quadragesimo anno (1931): „So wenig die Einheit der menschlichen Gesellschaft gründen kann auf der Gegensätzlichkeit der Klassen, ebensowenig kann die rechte Ordnung der Wirtschaft dem freien Wettbewerb anheimgegeben werden. Das ist der Grundirrtum der individualistischen Wirtschaftswissenschaft, aus dem all ihre Einzelirrtümer sich ableiten: in Vergessenheit oder Verkennung der gesellschaftlichen wie der sittlichen Natur der Wirtschaft glaubte sie, die öffentliche Gewalt habe der Wirtschaft gegenüber nichts anderes zu tun, als sie frei und ungehindert sich selbst zu überlassen.“


Kirche/2
Msgr. Parolin neuer Nuntius in Venezuela

„Möge mein Herz an jenem Tag erfüllt sein von Dankbarkeit, Demut, Liebe und Bereitschaft zum Dienst.“ Dieser Satz stammt aus dem Brief, den Msgr. Pietro Parolin, Untersekretär der Staatssekretariats-Abteilung für die Beziehungen mit den Staaten, am 17. August geschrieben hat. Anlass: seine Bischofsweihe am 12. September und die Ernennung zum Nuntius in Venezuela. In dem Brief heißt es weiter: „Mit Dankbarkeit, weil ich stets die barmherzige Güte des Herrn erfahren durfte [...]. Mit Demut, weil man mit fortschreitendem Alter zusehends erkennt, wie erbärmlich und klein wir sind angesichts des unvergleichlichen Geschenkes Gottes: ‚Erbarme dich unser, Herr, erbarme dich unser‘. Der Liebe, weil ich mir wünschte, dass jeder Tag, der mir noch zu leben bleibt, jeder Augenblick, jeder Atemzug, nichts anderes sei als die Wiederholung der Eingebung, die Petrus, mein heiliger Schutzpatron, an den Ufern des Meeres von Galiläa hatte: ‚Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe‘ (Joh 21, 17).“


Kirche/3
Biffi, das Fegefeuer und der Ort, wo die Seelen „den Schmuck der Reinigkeit gewinnen“

„Das Fegefeuer ist – in gewisser Hinsicht – eine recht einfache Sache. Im Plan Gottes bedarf es der Läuterung. Man kann nicht einfach sagen: ich habe gefehlt. Es gibt aber auch Tendenzen in der Volksfrömmigkeit und einer gewissen Form von Theologie, die das Fegefeuer als eine Art kleine Hölle interpretieren und die als falsch zu betrachten sind. Das Klima, das im Fegefeuer herrscht, ist das der Zufriedenheit. Die Seelen stehen in der Gnade Gottes. Kardinal Schuster sagte, dass das Fegefeuer wie ein Kurs in geistlichen Exerzitien sei [...]. In diesem Zusammenhang fällt mir der geniale Ausspruch Dantes ein, der von Seelen sprach, die ‚den Schmuck der Reinigkeit gewinnen‘.“ So der emeritierte Erzbischof von Bologna, Kardinal Giacomo Biffi, in einem Interview (L’Osservatore Romano, 6. September).


Kuba
Raúl Castro genehmigt Eucharistiefeier in kubanischen Gefängnissen

Seit September können auf Wunsch der Häftlinge in allen kubanischen Gefängnissen die heilige Messe und andere christliche Riten zelebriert werden. So der evangelische Pastor Miguel Hernández, Präsident des Rates der kubanischen Kirchen. Besagter Beschluss der kubanischen Autoritäten wurde von der kubanischen Bischofskonferenz bestätigt.


NATO
NATO-Sekretär: „Neubeginn“ mit Moskau

Am 17. September kündigte US-Präsident Barack Obama an, dass die USA vom Bau des sogenannten Raumabwehrsystems absehen werden, jenes Verteidigungssystems, das die russischen Autoritäten als Bedrohung empfinden. Die Antwort der Russen tags darauf war die Einfrierung der angedrohten militärischen Maßnahmen. In La Stampa vom 19. September stand folgender Kommentar zu lesen: „Die Auflockerung der internationalen Beziehungen spiegelt sich auch im Ton des NATO-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen wider, der bei dem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Amtseinführung von einem ‚Neubeginn‘ in den Beziehungen zwischen der Allianz und Moskau gesprochen hat.“


Kurie/1
Balestrero Untersekretär bei der Abteilung für die Beziehungen mit den Staaten

Am 17. August wurde Msgr. Ettore Balestrero zum Untersekretär der Staatssekretariats-Abteilung für die Beziehungen mit den Staaten ernannt. Als neuer vatikanischer „Vizeaußenminister“ wird er somit Nachfolger von Msgr. Pietro Parolin, der zum Nuntius in Venezuela ernannt wurde (siehe weiter vorne). Der 43jährige Balestrero stammt aus Genua und wurde 1993 zum Priester für die Diözese Rom ernannt. Am „Almo Collegio Capranica“ erwarb er das Lizentiat in Theologie; das Doktorat im Fach Kirchenrecht erwarb er an der Päpstlichen Lateran-Universität. Nach seinem pastoralen Dienst in der Pfarrei „Sancta Mater Ecclesiae“ in Rom besuchte er die Päpstliche Diplomatenakademie. 1996 trat er in den diplomatischen Dienst des Hl. Stuhls. Bis 1998 war er in der Nuntiatur von Korea tätig, danach drei Jahre in der Nuntiatur in den Niederlanden. Seit 2001 wirkte er in der zweiten Abteilung des Staatssekretariats.


Kurie/2
Ein Afrikaner neuer Untersekretär im Rat für die Pastoral im Krankendienst

Am 1. September wurde Msgr. Jean-Marie Musivi Mpendawatu zum Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst ernannt. Der aus der Demokratischen Republik Kongo stammende 54jährige Monsignore arbeitet seit 1991 in dem Dikasterium, in das ihn der damalige Präsident, Kardinal Fiorenzo Angelini, gerufen hat.


Diplomatie
Neue Nuntien in Serbien, Venezuela und Spanien

Am 8. August wurde der aus den Abruzzen stammende Erzbischof Orlando Antonini (65) zum Apostolischen Nuntius in Serbien ernannt. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 1968 war er seit 1999 Erzbischof. 2005 wurde er Päpstlicher Vertreter in Paraguay.
Am 17. August wurde Msgr. Pietro Parolin (54), seit sieben Jahren vatikanischer „Vizeaußenminister“, zum Erzbischof und Apostolischen Nuntius in Venezuela ernannt.
Am 20. August erfolgte die Ernennung von Erzbischof Renzo Fratini (65) zum Nuntius in Spanien und Andorra. Er empfing 1969 die Priesterweihe, war seit 1993 Erzbischof und seit 2004 Päpstlicher Vertreter in Nigeria.




CHRISTENTUM.

Messori, die Ethik und das Verlöschen des Glaubens


IBerufung des Matthäus/I, Caravaggio, San Luigi dei Francesi, Rom.

IBerufung des Matthäus/I, Caravaggio, San Luigi dei Francesi, Rom.

„Das Fixiertsein auf die Ethik wird dort stärker, wo der Glaube abnimmt – und heute scheint gerade der Glaube im Verlöschen zu sein, wie der Papst festgestellt hat.“ So Vittorio Messori in einem Artikel im Corriere della Sera vom 20. September. Bezogen hat er sich dabei auf einen Satz, den Benedikt XVI. in seinem Brief an die Bischöfe vom März 2009 geschrieben hat: „In unserer Zeit droht der Glaube in weiten Teilen der Welt zu verlöschen wie eine Flamme, die keine Nahrung mehr findet.“




ARRIGO LEVI.

Der Trost, den uns Paul VI. geschenkt hat


Paul VI. in den Vatikanischen Gärten.

Paul VI. in den Vatikanischen Gärten.

In einem Artikel in La Stampa (12. September) analysiert Arrigo Levi die gegenwärtige und frühere Situation Italiens. Und kommt dabei zu folgendem Schluss: „Wir verkennen die deutlich gewordenen gefährlichen Spannungen zwar nicht, vertrauen aber auf die Solidität und Beliebtheit unserer großen Institutionen. Und wir entdecken auch viele positive Fakten, viele soziale, zivile, wirtschaftliche, ja sogar politische Fortschritte, die den tröstlichen Gedanken von einem Italien nähren, das vertrauensvoll in die Zukunft blicken kann. Und diesen Gedanken haben wir schon immer im Herzen getragen.“ Der Artikel enthält übrigens auch eine Hommage an Papst Montini: „Wir dürfen auch nicht vergessen, wie viel Trost den Verteidigern unserer Demokratie von einem großen Papst geschenkt wurde, Paul VI., ein Mann von fester, antifaschistischer Überzeugung, dem das Schicksal Italiens allzeit am Herzen lag.“




SERGIO ROMANO.

Papst Wojtyla, der Fall der Berliner Mauer und die Mauer, die Rom und Moskau trennt


Eine Demonstration von  Solidarnosc, Warschau, 1982. BR[© Associated Press/LaPresse]

Eine Demonstration von Solidarnosc, Warschau, 1982. BR[© Associated Press/LaPresse]

In einem Brief an den Corriere della Sera vom 8. September fragt ein Leser Sergio Romano, welche Rolle Johannes Paul II. beim Untergang der Sowjetunion gespielt hat. Romano antwortet, dass das Pontifikat von Karol Wojtyla den Lauf der Dinge in zweierlei Hinsicht beeinflusst hätte. Einmal im positiven Sinne, weil seine häufigen Besuche in Polen und seine „nicht nur moralische Unterstützung von Solidarnosc“ die institutionellen liberalen Reformen in seinem Land vorangetrieben haben. Und – in einem weniger positiven Sinn – durch die Politik, die man der Orthodoxie gegenüber vorantrieb. Romano erläutert: „Wojtyla glaubte, dass die Niederlage des Kommunismus letztendlich auch das Ende des Schismas bedeuten könnte, die Rückkehr zur Einheit und natürlich auch die Anerkennung des Primats des Bischofs von Rom. Er bat Gorbatschow – mit Erfolg – darum, den Katholiken des griechischen Ritus der Westukraine (den Unierten) die Kirchengüter zurückzuerstatten, die sie zu Zeiten Stalins eingebüßt hatten. Er bat – mit Erfolg – darum, dass der Hl. Stuhl in Russland vier Diözesen errichten dürfe: ein Privileg, das die Zaren entschieden abgelehnt hatten. Und er übertrug das Evangelisierungswerk einer Gruppe von polnischen Bischöfen und Priestern. Er verstand nicht, dass man diese polnischen Priester in Russland unweigerlich als Avantgarde eines imperialen Projekts empfinden musste, was einen neuen kalten Krieg zwischen Moskau und Rom entfachen konnte. So stand nach dem Fall der Berliner Mauer lange Zeit eine andere Mauer zwischen den beiden großen Christenheiten Europas. Und derjenige, der in den letzten Jahren am meisten daran gearbeitet hat, diese Mauer einzureißen, ist Benedikt XVI.“


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