Rubriken
Aus Nr.06 - 2003


30TAGE IN DER WELT


KARDINÄlLE
Der Tod von Kardinal Colasuonno
Am 31. Mai verstarb Kardinal Francesco Colasuonno nach langer Krankheit. Der 78Jährige war im Jahr 1998 zum Kardinal kreiert worden. Zuvor war er bereits Nuntius in Italien und erster Päpstlicher Vertreter in Moskau gewesen. Nach seinem Ableben setzt sich das Kardinalskollegium aus 167 Kardinälen zusammen, von denen 111 wahlberechtigt sind (110 am 17. Juni: an diesem Tag kann der amerikanische Kardinal Anthony Joseph Bevilacqua nämlich seinen 80. Geburtstag feiern).

CELAM
Errázuriz Ossa
neuer Präsident
Vom 13. bis 16. Mai fand in Paraguay die 29. ordentliche Versammlung des lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM) statt. Bei diesem Anlaß wurden die neuen Führungskräfte diese kirchlichen Organs gewählt. Der Präsident der Vierjahresperiode 2003-2007 heißt Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa (von den Schönstatt-Patres). Der 70Jährige ist seit 1998 Erzbischof von Santiago del Chile. Zum ersten Vizepräsidenten wurde der Mexikaner Carlos Aguiar Retes ernannt. Der 53jährige ist Bischof von Texcoco. Der zweite Vizepräsident heißt Geraldo Lyrio Rocha. Der 61jährige ist Brasilianer und Erzbischof von Vitória da Conquista. Zum Generalsekretär wurde der Dominikaner Ramón de La Rosa y Carpio ernannt. Der 64Jährige ist Bischof in Higüey. Der neue Präsident des Wirtschaftsrates heißt Pedo Rubiano Sáenz und ist der 71jährige Erzbischof von Bogotá.


ORDEN
Ein Spanier
an der Leitung
der Franziskaner

Am 5. Juni wählten die Franziskaner ihren neuen Generalminister und Nachfolger von Giacomo Bini. Der 119. Nachfolger des hl. Franz ist der Spanier José Rodríguez Carballo. Der 50Jährige war bisher Generaldefinitor und Generalsekretär für Ausbildung und Studien.

CEI
Montenegro neuer Präsident der Caritas

Im Lauf der vom 19.-23. Mai im Vatikan abgehaltenen 51. Generalversammlung der italienischen Bischofskonferenz (CEI) wurde der sizilianische Bischof Francesco Montenegro zum neuen Präsidenten der italienischen Bischofskommission der CEI für den Dienst der Nächstenliebe und der Gesundheit ernannt, womit er auch Chef der italienischen Caritas wurde. Der 57jährige Montenegro, seit 2000 Weihbischof von Messina konnte den Bischof von Alessandria, den 72jährigen Fernando Charrier, bei der Stichwahl überrunden.


ITALIEN
Castellani Koadjutor in Lucca
Am 31. Mai wurde der 60jährige Benvenuto Italo Castellani aus dem italienischen Cortona zum Koadjutor des Erzbischofs von Lucca ernannt. Castellani, der sein Soziologiestudium an der Universität von Trient absolvierte, wurde 1973 zum Priester geweiht und war seit 1997 Bischof von Faenza-Modigliana.

EHEMALIGE UdSSR
Kirchliche Neugestaltung
in Kasachstan
Vom 16. bis 19. Mai hielt sich Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano in Kasachstan auf, wo er am 17. die Neuordnung der kirchlichen Jurisdiktionsbezirke in der einst sowjetischen Republik bekanntgab. Und zwar mit der Errichtung der Metropolitan-Erzdiözese St. Marien von Astana, die als Suffragane die Diözese Heiligste Dreifaltigkeit in Almaty, in Kardaganda hat und die apostolische Verwaltung von Atyrau. Maßnahmen, die beim Patriarchat von Moskau negative Reaktionen ausgelöst haben.

GORBATSCHOW
Eine Kerze
für Raissa

„Sind Sie gläubig?". „Nein. Und doch war meine Familie eine Familie von Bauern, wie ihre auch, und ebenso wie ihre daran gewöhnt, zu beten. Ich habe in meinem ganzen Leben kein einziges Mal zu Gott gebetet. Doch seit ich Raissa verloren habe, passiert mir etwas Eigenartiges: manchmal gehe ich in eine Kirche und zünde ihr zum Gedenken eine Kerze an, wie das bei euch üblich ist. Eine irrationale Geste, gewiß, aber eine instinktive." So der ehemalige Präsident der UdSSR, Michail Gorbatschow, bei einem Interview mit Popsänger Bono Vox von den U2, anläßlich der Vorstellung des von Gorbatschow geleiteten internationalen Forums. Das Interview wurde am 21. Mai von La Stampa aufgegriffen.

FUSSBALL
Dziwisz und die Lazio-Elf,
der Papst und das verschwundene Krakau
„‚Ein großes Herz, eine weiß-blaue Seele.‘ So wurde Bischof Stanislao Dziwisz, seit 36 Jahren Privatsekretär von Karol Wojtyla, und frischgebackener Ehrensozius des ‚Lazio Club Easy Rider‘ beschrieben," berichtete il Messaggero am 9. Mai über die Fußballbegeisterung des Papst-Sekretärs. In dem kuriosen Artikel wurde weiter beschrieben, wie er ‚seine priesterliche Fähigkeit, sich mit den Jubelnden zu freuen, und mit den Trauernden zu leiden‘ auch auf die Romanisten anwandte, was ihn in den Ruf gebracht hatte, mit den Rotgelben zu sympathisieren. Msgr. Dziwisz lag daran, darauf hinzuweisen, daß wir da auf dem Holzweg wären." Abschließend wurde in dem Artikel noch die Fußballbegeisterung Wojtylas angeprochen, ein großer Fan der Fußballelf ‚Krakau‘, die es seit ein paar Jahren nicht mehr gibt. ‚Wisla Krakau‘ hatte sich bei den Provinzen um Krakau großer Beliebtheit erfreut.


Corriere
della Sera
68er-Protest, dreißig Jahre Wahnsinn und Rückkehr zur Tradition
„Eine 1968 eingeleitete Epoche ist dabei, auszuklingen. Dreißig Jahre Wahnsinn. Wir bereiten uns mit aller Kraft auf die Rückkehr der Tradition der Werte der Familie vor." So Reformen-Minister Umberto Bossi am 11. Mai im Corriere della Sera. Der Chef der Lega Nord erklärte bei einem Fernsehinterview vom 20. Mai: „Die Kirche spricht heute mit einer Sprache, die sich sehr von der der Tradition unterscheidet. Auch das ist eine Ursache dafür, daß die Leute verwirrt sind, wenn sie bei der Messe ganz andere Dinge hören als noch vor wenigen Jahren. Vielleicht ist es noch zu früh, haben noch nicht alle diese Veränderung mitbekommen. Aber die Welt ist tatsächlich dabei, sich zu verändern. Ja, hat sich vielleicht schon geändert."


L’Avvenire
Fünfundzwanzig Jahre Wahnsinn
Fünfundzwanzig Jahre Einsamkeit für den Wahnsinn: so lautete der Titel des Editorials der Avvenire-Ausgabe vom 14. Mai. Anlaß war der 25. Jahrestag der Approbation des „Gesetzes Bisaglia", mit dem die Irrenanstalten abgeschafft wurden. Ein Gesetz, das — so das Editorial — geändert werden müßte.


La Stampa/1
Die Jesuiten
und die Macht
In der Civiltà Cattolica vom 17. Mai (Heft Nr. 3670) zeichnet Pater Michele Simone, Redakteur für Innenpolitik der Zeitschrift der Jesuiten, für einen Artikel verantwortlich, in dem die Starre von Ministerpräsident Silvio Berlusconi der italienischen Gerichtsbarkeit gegenüber kritisiert wird. Interessant der von Filippo Ceccarelli verfaßte Kommentar (la Stampa, 16.Mai). Hier ein Auszug: „Als Berater der Fürsten kraft Berufung und Tradition kennen die Jesuiten die Macht wie nur wenige andere auf der Welt. Sie zu unterschätzen wäre von Seiten Berlusconis und der Seinen ein Fehler. Um bei Italien und seiner jüngsten Vergangenheit zu bleiben, sollte man daran erinnern, daß ein engagierter Jesuiten-Prediger, Pater Lombardi, der nicht umsonst ‚das Mikrophon Gottes‘ genannt wurde, auf den Gedanken der ‚Mobilmachung‘ gegen die Kommunisten gekommen war, die dann, dank der Bürgerkomitees von Gedda, im April 1948 zum Sieg führten. Um genau zu sein, wurde dieser Plan Msgr. Montini vom Direktor der Civiltà Cattolica unterbreitet, Pater Giacomo Martegiani, als De Gasperi die kommunistische Partei aus der Regierung ‚verstieß‘."


La Stampa/2
D’Alema, Lula und
die Maximalisten

Am 5. Juni fand der Vorsitzende der italienischen Linksdemokraten, Massimo D’Alema, bei einer Studientagung lobende Worte für den Realismus des neuen brasilianischen Präsidenten Lula. Seine Schlußworte lauteten: „So konnte er die Wahl gewinnen. Mit den Rezepten der italienischen Lulisten hätte er noch ein Vierteljahrhundert warten müssen, um eine Wahl gewinnen zu können." In einem tags darauf erschienenen Artikel erklärte Filippo Ceccarelli, daß die „heimischen Lulas", bzw. die „italienischen Lulisten" sowohl in den Reihen der „No-Globals" anzusiedeln sind als auch in der breitgefächerten Welt der Linken, und auch bei den Katholiken. Und daraus folgt? „Die Polemik D’Alemas ist wie eine aktualisierte und globalisierte Variante des uralten Disputs zwischen Reformisten und Maximalisten."


Diplomatie/1
Neuer Nuntius
in Malta

Am 5. Juni wurde der spanische Erzbischof Félix del Blanco Prieto zum Apostolischen Nuntius in Malta ernannt. Der 66Jährige tritt somit die Nachfolge des 74jährigen Luigi Conti an, der aus Altersgründen von dem Amt zurückgetreten ist. Der neue Repräsentant in La Valletta war 1968 in den diplomatischen Dienst des Vatikans eingetreten. Er war in den päpstlichen Vertretungen in Spanien, Mexiko, Argentinien und Österreich tätig. Von 1988 bis 1991 arbeitete er als zweiter Sekretär von Kardinal Agostino Casaroli im Staatssekretariat. 1991 wurde er zum Erzbischof und apostolischen Nuntius in São Tomé und Príncipe und zum apostolischen Delegaten in Angola ernannt. Seit 1996 war er als Nuntius in Kamerun und Äquatorialguinea tätig.
Diplomatie/2
Neue Botschafter Japans und Israels
Am 30. Mai überreichte der neue Botschafter Japans beim Hl. Stuhl sein Beglaubigungsschreiben. Sein Name ist Gunkatsu Kano. Der 61jährige Berufsdiplomat war seit 1999 Botschafter in Kolumbien.
Am 2. Juni überreichte der neue Botschafter Israels, Oded Ben-Hur, sein Beglaubigungsschreiben. Der 52jährige Karrierediplomat war von 1989 bis 1994 als Kultur- und Wissenschaftsattaché der israelischen Botschaft beim Quirinal tätig.


Diplomatie/3
Zwölf neue, nicht-residierende Botschafter

Am 15. Mai überreichten zwölf neue Botschafter, die nicht in der Ewigen Stadt wohnhaft sind, ihre Beglaubigungsschreiben. Es handelt sich um die Vertreter von Australien, Simbabwe, Syrien, Trinidad und Tobago, Äthiopien, Lettland, Fidschi-Inseln, Burundi, Georgien, Vanuatu, Moldau und Pakistan.




JAHRESTAGE

Zusammenkunft aller Kardinäle in Rom zum 25jährigen Jubiläum des Papstes im Oktober


Vom 15.-19. Oktober werden sich voraussichtlich alle Kardinäle des Kardinalskollegiums in Rom ein Stelldichein geben. Anlaß: der 25. Jahrestag des Pontifikats von Johannes Paul II. Wie Joaquín Navarro-Valls in einem Interview la Stampa gegenüber erklärte (17. Mai), „wird es sich dabei um eine Zusammenkunft von Kardinälen handeln, an die eine Einladung ihres Dekans, Kardinal Ratzinger, ergangen ist.“ „Eine Versammlung, die jedoch nicht die Form eines Konsistoriums annehmen wird.“
Die Feierlichkeiten werden am Mittwoch abend, dem 15. Oktober, mit dem Gebet der Vesper beginnen. Am Donnerstag, 16., dem Jahrestag der Wahl Karol Wojtylas zum Papst, wird in St. Peter eine Messe mit dem Te Deum zur Danksagung stattfinden. Am 17. und 18. steht eine Studientagung mit fünf Beiträgen zu folgenden Themen auf dem Programm: „Petrusamt und Communio im Episkopat“ (Relator: Kardinal Bernardin Gantin, emeritierter Dekan), „Priester, geweihtes Leben und Berufungen“ (Jean-Marie Lustiger, Erzbischof von Paris), „Familie“ (Alfonso López Trujillo, Präsident des betroffenen Päpstlichen Rates), „Ökumenismus“ (Nasrallah Pierre Sfeir, maronitischer Patriarch), „Missionen“ (Ivan Dias, Erzbischof von Bombay). Für Samstag, den 18. Oktober, ist schließlich eine Botschaft an den Heiligen Vater vorgesehen. Wie auch die Übergabe des Apostolischen Schreibens nach der letzten, 2001 abgehaltenen allgemeinen Bischofssynode, zum Thema „Der Bischof: Diener des Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt.“


Jahrestage/2
Studientagung in Perugia zu Ehren von Leo XIII.

Vom 29. Mai bis zum 1. Juni wurde in Perugia die internationale Studientagung zum Thema „Die christliche Philosophie im 19. und 20. Jahrhundert und das Lehramt von Leo XIII.“ abgehalten. Eine Initiative im Rahmen des 100. Todestages von Papst Leo XIII. am 20. Juli 1903. Papst Pecci war, bevor er 1878 zum Papst gewählt wurde, Erzbischof von Perugia.






SODANO

Der Frieden im Heiligen Land und die Gesundheit des Papstes


Bei der Reise des Papstes nach Kroatien stellte sich Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano einigen Fragen der Journalisten. Lesen Sie in der Folge breite Auszüge aus den am 6. Juni von La Stampa aufgegriffenen Stellungnahmen. Zum Thema Nahost meinte Sodano: „Es gibt drei große Probleme. Das erste sind die Grenzen; dann kommt die Rückkehr der Flüchtlinge und schließlich das Problem Jerusalem. Kommen wir zuerst auf die Grenzen zu sprechen, das ist einfacher: es kann keinen Staat geben, der wie ein Gruyèrekäse ist: voller Löcher. Ein Staat muß klare Grenzen haben, das war immer so. Dann wäre das noch das Problem der Rückkehr der Flüchtlinge. Die Gerechtigkeit existiert überall auf der Welt: wenn jemand aus seinem Zuhause vertrieben wurde... auch ich hätte, wenn ich aus meinem Zuhause vertrieben worden wäre, versucht, zurückzukehren. Oder würde doch zumindest sagen: gebt mir etwas. Das ist ein altes Lied: Die aus der Ukraine vertriebenen Polen, die aus Polen vertriebenen Deutschen, die aus Fiume vertriebenen Italiener. Gerechtigkeit erfordert ein Mindestmaß an dem Willen, einen Ausgleich zu schaffen. Und schließlich hätten wir dann noch das Problem Jerusalem, das gelöst werden muß. Und ohne hier ins Detail gehen zu wollen, hat der Hl. Stuhl die Frage des Schutzes der Heiligen Stätten im Blick, also diesen international garantierten Status.“ Der Kardinal sprach auch die in Kürze stattfindende Reise des Papstes in die Mongolei an: „Wir sind in der Hand Gottes. Die Absicht, dorthin zu reisen, besteht [...], eine Entscheidung wird im Juni/Juli fallen.“ Und zum Gesundheitszustand des Papstes meinte er: „Der Papst läßt sich alle zwei, drei Monate durchchecken, eine normale Kontrolle, wie bei uns allen. Und es geht ihm auch ohne Papayas besser.“





RÜCKBLICK

Der Vatikan wollte Gramsci retten


Im Vatikan ist der „Beweis“ für die geheimen Verhandlungen aufgetaucht, die das Sowjetregime mit dem Hl. Stuhl eingeleitet hatte in der Hoffnung, die in den faschistischen Gefängnissen festgehaltenen Kommunistenführer Antonio Gramsci und Umberto Terracini zu befreien. Entdeckt wurde die diesbezügliche Dokumentation in den vatikanischen Geheimarchiven von Emma Fattorini, Professorin für Zeitgeschichte an der römischen Universität La Sapienza.




LITURGIE

Einheit im Glauben, Freiheit der Riten


Am 24. Mai zelebrierte Kardinal Darío Castrillón Hoyos, Präfekt der Kongregation für den Klerus und Präsident der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore eine Messe nach dem vor-konziliären römischen Ritus. Zum ersten Mal seit der Zeit der Liturgiereform hat ein Kardinal in einer Patriarchalbasilika eine „tridentinische“ Messe zelebriert. Die Liturgie, der das Gebet des Rosenkranzes vorausging, war auf Wunsch zahlreicher Anhänger der sog. Messe nach dem Ritus von Pius V. zu Ehren von Johannes Paul II. gefeiert worden, der in Kürze den 25. Jahrestag seines Pontifikats begehen kann.
Bei der Feier waren nicht nur zweitausend Gläubige und etwa hundert Priester und Seminaristen anwesend, sondern auch fünf Kardinäle (die Amerikaner Bernard Francis Law und William Wakefield Baum, der Chilene Jorge Arturo Medina Estévez, der Österreicher Alfons Maria Stickler und der Afrikaner Armand Gaétan Razafindratandra), zwei Dikassterienleiter der Römischen Kurie (die Erzbischöfe Luigi De Magistris, Pro-Großpönientiar, und Julián Herranz vom Opus Dei, Präsident des Päpstlichen Rates für die Interpretation von Gesetzestexten), der Bischof Karl Josef Romer, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Familie. Teilgenommen hat auch Don Manlio Sodi, Dekan der Theologiefakultät der Päpstlichen Salesianer-Universität und Herausgeber der Bücherreihe „Monumenta Liturgica Concilii Tridentini“ bei der vatikanischen Verlagsbuchhandlung.
Auftakt der Zelebration war eine Botschaft, die Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano im Namen des Papstes für die Teilnehmer vorgelesen hat. Nachdem Castrillón von der Gestalt Mariens und der des Papstes gesprochen hat, widmete er den dritten Teil seiner Homilie dem „ehrwürdigen Ritus nach dem hl. Pius V.“ „Ein providentielles Zusammentreffen hat es ermöglicht, daß wir heute den Gottesdienst feiern und das heilige Opfer nach dem römischen Ritus zelebrieren können, das im Meßbuch von Pius V. Gestalt angenommen hat, der hier, in dieser Basilika, seine letzte Ruhestätte gefunden hat,“ meinte er. Und fuhr dann fort: „Ihr, liebe Gläubige, die ihr so empfänglich seid für diesen Ritus, der jahrhundertelang die offizielle Form der römischen Liturgie darstellte, habt selbst die Initiative für diese heutige Feier ergriffen. Und ich war gerne bereit, diesen euren Wunsch zu erfüllen, der bei weitem nicht nur ein Wunsch der hier Anwesenden war, und der – in Anbetracht des 25. Jahrestages des Pontifikats des Heiligen Vaters – sowohl von der kindhaften Zuneigung zu diesem inspiriert worden war als auch der Anerkennung der Früchte der Heiligkeit, die das Christenvolk durch diesen Ritus von der heiligen Eucharistie empfangen hat.“ „Der Ritus nach Pius V.“, fuhr Castrillón dann fort, „kann nicht als ausgelöscht betrachtet werden, und die Autorität des Heiligen Vaters hat ihr Wohlwollen den Gläubigen gegenüber zum Ausdruck bringen wollen, die sich, wenngleich sie die Legitimität des laut den Richtlinien des II. Vatikanischen Konzils erneuerten Ritus anerkennen, doch noch dem vorherigen Ritus verbunden fühlen und in diesem nutzreiche geistliche Nahrung finden auf ihrem Weg der Heiligung.“ „Der alte römische Ritus,“ stellte der Präsident von Ecclesia Dei heraus, „behält also in der Kirche sein Existenzrecht inmitten der Vielförmigkeit der katholischen Riten, seien sie nun lateinisch oder orientalisch. Das vereinende Element dieser Riten ist der eine Glaube an das eucharistische Geheimnis, dessen Bekenntnis stets die Einheit der heiligen, katholischen und apostolischen Kirche gewährleistet hat.“ „Ich weiß, daß ihr dem Heiligen Vater unendlich dankbar seid für seine an die Bischöfe aus aller Welt gerichtete Aufforderung, ‚den dem alten Ritus verbundenen Gläubigen Verständnis und eine erneuerte pastorale Aufmerksamkeit entgegenzubringen, und, an der Schwelle des Dritten Jahrtausends, allen Katholiken zu helfen, die Feier der heiligen Geheimnisse mit einer Frömmigkeit zu leben, die für ihr Leben zur wahren geistlichen Nahrung gereichen und eine Quelle des Friedens sein möge“ (italienischsprachige Ausgabe des L’Osservatore Romano, 26.-27. Oktober 1998, S. 8). Eine Verehrung, die, wie Thomas von Aquin lehrte, zuerst kommen muß, ‚propter hoc quod in hoc sacramento totus Christus continetur‘ (Summa Theologica III q. 83 a. 4 ad. 5). Wir sind alle zur Einheit in der Wahrheit gerufen, unter gegenseitigem Respekt vor der Verschiedenheit der Meinungen, auf der Grundlage desselben Glaubens, ‚in edodem sensu‘ voranschreitend nach dem Motto des Augustinus: ‚in necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas‘.“
Die Nachricht von der Messe des 24. Mai fand in der Tageszeitung Avvenire und in Radio Vatikan breites Echo. Im Osservatore Romano dagegen wurde nichts darüber veröffentlicht und der Text der Botschaft von Kardinal Sodano erschien auch nicht im Bulletin des vatikanischen Presseamtes.



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