Rubriken
Aus Nr.06 - 2011


ISRAEL

Präsident Peres, der Direktor von 30Giorni und der Frieden im Heiligen Land


Schimon Peres. [© Associated Press/LaPresse]

Schimon Peres. [© Associated Press/LaPresse]

„Ich habe alle führenden italienischen Politiker kennengelernt. Einer davon hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen: Giulio Andreotti. Als ich ihn kennenlernte, war er Verteidigungsminister wie ich. Das ist schon viele Jahre her. Sein Weitblick hat mich schon damals beeindruckt. Als ich ihn fragte, wie er es denn geschafft hätte, so viele Regierungen zu “überleben”, antwortete er mir: “Ganz einfach: Man darf nicht den Fehler machen, die Minister als Freunde zu betrachten. Mit Freunden fährt man in den Urlaub: in der Regierung sein ist eine andere Sache”. Seine klugen Ratschläge haben mir schon damals gefallen“. So Schimon Peres, Präsident des Staates Israel in einem Interview im Corriere della Sera (2. Juni). Zum Thema Frieden zwischen Israel und den Palästinensern meint er: „Ich glaube, dass wir diskrete direkte Verhandlungen einleiten müssten. Man muss nämlich stets unterscheiden zwischen offenen Gesten und dem, was hinter den Kulissen geschieht [...]. Der richtige Weg ist es, die Verhandlungen öffentlich einzuleiten und sie dann diskret zu führen. Nur so kann man ein wahres Abkommen erreichen“.





NAHOST

Abraham Yehoshua und die Ausrufung des Palästinenser-Staats


Palästinensische Kinder beobachten einen Demonstrationsmarsch orthodoxer Juden in der Jerusalemer Altstadt. [© Magnum/Contrasto]

Palästinensische Kinder beobachten einen Demonstrationsmarsch orthodoxer Juden in der Jerusalemer Altstadt. [© Magnum/Contrasto]

„Die von Israel inszenierte Kampagne, die die Bemühungen der Palästinenser um Anerkennung eines eigenen Staats bei der Versammlung der Vereinten Nationen im kommenden September vereiteln soll, ist meiner Meinung nach politisch und moralisch nicht korrekt und hängt mit der Frage der internationalen Anerkennung der Grenzen von 1967 zusammen“. So Abraham Yehoshua in la Stampa vom 13. Juli. Der Artikel beginnt mit einer kurzen Beschreibung der UNO-Resolution von 1947, die die Zwei-Staaten-Lösung begründet hat, „einen jüdischen – Israel – und einen arabischen – Palästina“, und einem Abriss der späteren arabisch-israelischen Kriege. „Die Anerkennung eines neuen Palästinenser-Staates innerhalb der Grenzen von 1967 wird folglich jene Entscheidung absegnen, die die Vereinten Nationen im November 1947 bezüglich der Aufteilung der Region getroffen haben. Eine Entscheidung, die damals von Israel und auf der Grundlage seiner internationalen Legitimität getroffen worden war. Wenn die Jerusalemer Regierung – wie des Öfteren behauptet – also tatsächlich die ehrliche Absicht hat, den Palästinenser-Staat anzuerkennen, warum dann dieser Widerstand gegen die für September vorgesehene Resolution? Meiner Meinung nach ist der einzige Grund dafür der Bezug auf die Grenzen des Jahres 1967“, heißt es weiter. Eine klare Anspielung auf die Thesen einiger israelischer Politiker, laut denen es unmöglich ist, diese Grenzen zu verteidigen. Laut Yehoshua wäre eine umsichtige militärische Präsenz ausreichend, um eventuelle Gefahren für den israelischen Staat abzuwenden. Derartige Militärgarnisonen würden laut dem Schriftsteller „der nationalen palästinensischen Identität keinen Abbruch tun (wie es die ausländischen Militärbasen in anderen Regionen während des Kalten Kriegs getan haben). Eine militärische Präsenz ist vorübergehend; es ist etwas, das mit sich ändernden Umständen auch wieder entfernt werden kann. Die israelischen Zivilisten in einem Enklave des Palästinenserstaates dagegen würden eine ständige Provokation darstellen, die Hass und Missgunst schürt“. Der Artikel endet mit folgenden Worten: „Die Eventualität einer großen Masse von Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, die nach dem UNO-Beschluss im September in den Dörfern und Städten (wie in letzter Zeit in vielen arabischen Ländern der Fall) friedliche Demonstrationen gegen israelische Siedlungen im Westjordanland organisieren, bereitet mir Kopfzerbrechen. Könnte die PLO solcher Demonstrationen Herr werden? Und was würde Israel tun? Würde es sein Militär auf den Plan rufen und die Waffen sprechen lassen? Und wie würden die israelischen Extremisten auf die Demonstrationen vor ihren Häusern reagieren? Ein derartiges Szenarium könnte vermieden werden, wenn die Regierung Israels die UN-Resolution im September befürwortet und sofort direkte Verhandlungen über kontroverse Fragen einleitet – wie der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika so dringend angeraten hat“.





Kurznachrichten


Kardinäle

Kardinäle Sterzinsky und Swiatekverstorben

 

Am 30. Juni verstarb Kardinal Georg Maximilian Sterzinsky (75), emeritierter Erzbischof von Berlin, nach langer Krankheit. Am 2. Juli wurde sein Nachfolger ernannt: Msgr. Rainer Maria Woelki (55), seit 2003 Weihbischof in Köln.

Am 21. Juli verstarb der weißrussische Kardinal Kazimierz Swiatek (96), emeritierter Erzbischof von Minsk. Nach seinem Ableben setzt sich das Kardinalskollegium aus 196 Purpurträgern zusammen, 114 davon sind bei einem eventuellen Konklave wahlberechtigt.

 


Angelo Scola <BR>[© Romano Siciliani]

Angelo Scola
[© Romano Siciliani]

Italien

Neue Bischöfe in Sabina, Urbino, Mailand. Rücktritt des Bischofs von Oppido Mamertina

 

Am 10. Juni wurde Msgr. Ernesto Mandara (58), seit 2004 Weihbischof in Rom, zum Bischof von Sabina-Poggio Mirteto ernannt.

Am 24. Juni erfolgte die Ernennung von Msgr. Giovanni Tani (64), seit 2003 Rektor des Päpstlichen Römischen Priesterseminars, zum Erzbischof von Urbino–Urbania–Sant’Angelo in Vado.

Am 28. Juni wurde Kardinal Angelo Scola (70), seit 2002 Patriarch von Venedig, zum Erzbischof von Mailand ernannt.

Am 2. Juli wurde dem Rücktrittsgesuch von Msgr. Luciano Bux (75), Bischof von Oppido Mamertina–Palmi, stattgegeben.

 

 

Kirche/1

Vom Christenvolk zum „militanten Katholizismus“

 

Am 7. Juli besprach Michele Smargiassi in la Repubblica den Inhalt einer Studie über den Katholizismus in Italien, Geografia dell’Italia cattolica von Roberto Cartocci, Dozent für Politikwissenschaften in Bologna. Laut dieser Studie „ist das religiöse und nationale Brauchtum in den letzten Jahren von einem stillen Erdbeben erschüttert worden. Dabei ist es zu einer Bewußtseinsänderung, einer Ernüchterung gekommen, die das Land zweigespalten, dem Norden die Säkularisierung, dem Süden die Frömmigkeit gebracht hat“. Dieser schleichende Prozess „untergräbt allerdings nur das, was die Soziologen “Mehrheitskatholizismus” nennen: jene ca. 50 Prozent der italienischen Bevölkerung, die sich darauf beschränken, zumindest die Grundregeln zu respektieren, also wenigstens zu Weihnachten und an Ostern in die Kirche gehen. Seit nunmehr 20 Jahren können sich jedoch auch jene 30% behaupten, die die Vertreter des “Minderheitskatholizismus” sind. Gemeint sind die Gläubigen, die jeden Sonntag zur Messe gehen, und in deren Reihen sogar das Erbe Wojtylas gedeihen kann: jener 10 % ausmachende “militante Katholizismus”, den die Gläubigen vertreten, die die Seelen ihrer Pfarreien sind und aktive Mitglieder der kirchlichen Bewegungen.“

 

 

Kirche/2

Der Verlust des traditionellen Glaubens

 

In einer anderen Besprechung von Roberto CartoccisGeografia dell’Italia cattolica (la Repubblica 7. Juli) kommentiert Giancarlo Zizola, dass „auf den Trümmern des Katholizismus ein Religionsmodell der “Frommen Atheisten” umgeht, das Gott als Schlüssel des bourgeoisen Systems darstellt, das im Dienst der Interessen der vorherrschenden Mächte steht. In diesem kulturellen Kontext wird der Glaube an Gott selbst auf ein Erkennungsmerkmal reduziert; eine Art, die Interessen in einen religiösen Deckmantel zu hüllen“. Und weiter: „Gerade diese widersprüchliche Entwicklung wird vom Zusammenbruch der Strukturen der bestehenden Christenheit in Frage gestellt, die sich noch am Rande des Abgrunds stehend unerschrocken selbst beweihräuchert. Die Kirche, deren Bild hier gezeichnet wird, ist eine große und ruhmreiche Institution, die ihrer eigenen bürokratischen Macht längst überdrüssig ist“. In der Folge zitiert er den Jesuitenpater Bartolomeo Sorge, laut dem die derzeitige Krise der Christenheit „ein Zeichen für das Ende der “Herrschaft der Christenheit”“ darstellt: die Überlagerung von Glaube und Politik, Thron und Altar, Schwert und Kruzifix, hatte die “konstantinischen” Jahrhunderte geprägt, jetzt aber „scheint sie definitiv überwunden zu sein“, und zwar sowohl auf einer historischen (infolge der Säkularisierungsprozesse) als auch theologischen Ebene (wegen des Zweiten Vatikanischen Konzils)“. Der Artikel schließt wie folgt: „Und schließlich hatte ja auch Ratzinger keine Zweifel. In einem Interview des Jahres 1997 schlug er vor, den Gedanken an eine Volkskirche der breiten Masse zu verwerfen, da sich vor uns wohl eine andere Epoche auftut, in der sich das Christentum in der Lage des Senfkorns befinden werde; eine kleine Gruppe von vermeintlich geringem Einfluss, die dennoch aktiv das Böse bekämpft und das Gute in die Welt bringt“. (Titel des Artikels: Willkommen in dem Land, das den „traditionellen“ Glauben verloren hat).

 

 

Attilio Nicora <BR>[© Romano Siciliani]

Attilio Nicora
[© Romano Siciliani]

Kurie/1

Leitungswechsel bei der APSA

 

Am 7. Juli wurde dem Rücktrittsgesuch des Präsidenten der APSA, Kardinal Attilio Nicora (74), stattgegeben. Er ist seit 19. Januar 2011 Präsident der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde. Sein Nachfolger wurde Erzbischof Domenico Calcagno (68), seit 2007 Sekretär besagten Dikasteriums. Der neue Sekretär heißt Msgr. Luigi Mistò (59). Er wurde 1976 für die Erzdiözese Mailand zum Priester geweiht.

 

 

Kurie/2

Personalwechsel beim Päpstlichen Rat für die Laien und beim Rat für die Pastoral im Krankendienst

 

Am 18. Juni wurde der Spanier Miguel Delgado Galindo (48) aus dem Klerus des Opus Dei zum Untersekretär des Päpstlichen Rats für die Laien ernannt, wo er bisher als Büroleiter tätig war.

Am 14. Juli wurde Msgr. Jean-Marie Mate Musivi Mupendawatu (56) aus der Demokratischen Republik Kongo zum Sekretär des Päpstlichen Rats für die Pastoral im Krankendienst ernannt, in dem er seit Juli 2009 als Untersekretär beschäftigt war. Letztere Stelle übernimmt nun der italienische Kamillianer-Pater Augusto Chendi (53), bisher Beamter in der Kongregation für die Glaubenslehre.

 

 

Diplomatie/1

Neue Nuntien in Ungarn, bei ASEAN, in Chile, Weißrussland und Usbekistan

 

Am 6. Juni wurde Erzbischof Alberto Bottari de Castello (69), seit 2005 Nuntius in Japan, zum Päpstlichen Vertreter in Ungarn ernannt.

Am 18. Juni erfolgte die Ernennung des ersten Apostolischen Nuntius bei der Vereinigung südostasiatischer Staaten (ASEAN): Erzbischof Leopoldo Girelli (58), seit Januar Apostolischer Nuntius in Singapur und Ost-Timor, Apostolischer Delegierter in Malaysia (ein Land, zu dem der Hl. Stuhl – wie am 18. Juli nach der Audienz des Premierministers beim Papst angekündigt – bald diplomatische Beziehungen anknüpfen wird) und in Brunei, sowie nicht residierender Päpstlicher Vertreter in Vietnam.

Am 15. Juli wurde Erzbischof Ivo Scapolo (58), seit 2008 Päpstlicher Vertreter in Ruanda, zum Nuntius in Chile ernannt.

Am 15. Juli erfolgte die Ernennung von Erzbischof Claudio Gugerotti (55), seit 2001 Nuntius in Georgien, Armenien und Aserbaidschan, zum Päpstlichen Vertreter in Weißrussland.

Am 22. Juli wurde Erzbischof Ivan Jurkovic (59), seit Februar Nuntius in Russland, auch zum Nuntius in Usbekistan ernannt.

 

 

Diplomatie/2

Neue, nicht residierende Botschafter

 

Am 9. Juni empfing Benedikt XVI. sechs neue Botschafter beim Heiligen Stuhl in Audienz, deren ständige Vertretung nicht in Rom ist. Gemeint sind die Botschafter von Moldawien (Stefan Gorda), Äquatorialguinea (Narciso Ntugu Abeso Oyana), Belize (Henry Llewellyn Lawrence), Syrien (Hussan Edin Aala), Ghana (Geneviève Delali Tsegah) und Neuseeland (George Robert Furness Troup).



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