Rubriken
Aus Nr.09 - 2003


KARDINALSKOLLEGIUM.

Kardinal Bafile wird 100.


Johannes Paul II. und Kardinal Bafile am 4. Juli.

Johannes Paul II. und Kardinal Bafile am 4. Juli.

Feststimmung in der Römischen Kurie: Kardinal Bafile konnte am 4. Juli seinen 100. Geburtstag feiern. Der aus den Abruzzen stammende Purpurträger wurde vom Papst in der Sala Clementina des Apostolischen Palastes in Sonderaudienz empfangen. Zahlreiche Kardinäle und Erzbischöfe waren anwesend. Nach der Ansprache des Papstes und den Grußworten Bafiles wurde ein Empfang gegeben, am Nachmittag in San Lorenzo in Piscibus, an den Vatikan angrenzend, eine Messe gefeiert. Der Osservatore Romano berichtete nicht nur eingehend über dieses Ereignis, sondern veröffentlichte am 4. Juli auch die Einführung, die Msgr. Francesco Di Felice (Untersekretär des Päpstlichen Rates für die Familie und Assistent der Abruzzer Bruderschaft „San Camillo de’ Lellis“, dessen hohes Patronat der Kardinal innehat) für das von ihm herausgegebene Werk zu Ehren des Kardinals geschrieben hat: Il cardinale Bafile nel centesimo genetliaco (Vatikanische Verlagsbuchhandlung, 135 Seiten, 35 Euro).
Die Feier eines hundertsten Geburtstags hat in der Tat Seltenheitswert, auch im Kardinalskollegium. Wenn man den verschiedenen Publikationen und der detaillierten Internetseite Glauben schenken kann, die Salvador Miranda in Florida betreut, dürfte, zumindest in den letzten drei Jahrhunderten, kein Kardinal dieses hohe Alter erreicht haben.
±on den 611 Kardinälen, die im 20. Jahrhundert kreiert wurden, waren die DienstŠltesten: der im März 2000 im Alter von 98 Jahren und sieben Monaten verstorbene Chinese Ignatius Gong Pin-mei; der italienische Jesuit Paolo Dezza, der im Dezember 1999 vier Tage nach Vollendung seines 98. Lebensjahres gestorben ist; der aus der Toskana stammende, im Juli 1993 zwei Tage vor seinem 97. Geburtstag verstorbene Franziskaner Ferdinando Giuseppe Antonelli; der Neapolitaner Gennaro Granito Pignatelli, der im Februar 1948 im Alter von 96 Jahren und 10 Monaten nach 37 Jahren Kardinalat verstorben ist; der Portugiese José da Costa Nuñes, letzter Patriarch Ostindiens, verstorben im November 1976 im Alter von 96 Jahren und acht Monaten; der aus Kampanien stammende Kurienkardinal Francesco Morano, der im Juli 1968 mit 96 gestorben ist; der berühmte französische Jesuit und Theologe Henri-Marie de Lubac, verstorben 1991 im Alter von 95 Jahren und sechs Monaten; der römische Kurienkardinal Alberto Di Jorio, der im September 1979 im Alter von 95 Jahren und 2 Monaten verstarb.
Von den 475 Purpurträgern, die im 19. Jahrhundert kreiert wurden, war der Franzose Jean Baptist de Belloy-Morangle der Dienstälteste. Er hat übrigens auch die Filter für Kaffeemaschinen erfunden. Er starb im Juni 1808 im Alter von 98 Jahren und acht Monaten, nachdem er noch 1802 – im stolzen Alter von weit über neunzig Jahren – zum Erzbischof von Paris ernannt und im Jahr darauf von Pius VII. zum Kardinal kreiert worden war.
Der Dienstälteste unter den 343 Kardinälen im 18. Jahrhundert dagegen scheint der Neapolitaner Francesco Carafa di Traetto gewesen zu sein. Er wurde 1773 von Klemens XIV. kreiert und starb im September 1818 im Alter von 96 Jahren und fünf Monaten.
Das Kardinalskollegium hat derzeit – einschließlich Bafile – 9 Kardinalsmitglieder, die über neunzig Jahre alt sind. Als da wären: der Österreicher Franz König, der am 2. August 98 Jahre alt wurde; der Holländer Johannes Willebrands, der am 4. September 94 Jahre alt wurde; der aus Piacenza stammende Opilio Rossi, der am 14. Mai 93 wurde; der österreichische Salesianer Alfons Maria Stickler, der am 23. August seinen 93. Geburtstag feiern konnte; der polnische Jesuit Adam Kozlowiecki, der am 1. April 92 wurde; der deutsche Benediktiner Paul Augustin Mayer, der am 23. Mai 92 Jahre alt wurde; der Kanadier Louis-Albert Vachon, der am 4. Februar seinen 91. Geburtstag feiern konnte; der Argentinier Juan Carlos Aramburu, der am 11. Februar das 91. Lebensjahr vollendete.





L’OSSERVATORE ROMANO

„Der Ehrgeiz derer, die nach der Bischofsmütze trachten, sei unterdrückt“


Ein Bischof führt die Plünderung einer Kirche an, Miniatur aus dem Decretum Gratiani.

Ein Bischof führt die Plünderung einer Kirche an, Miniatur aus dem Decretum Gratiani.







Im Osservatore Romano vom 16. Juli stand eine ausführliche Rezension der ersten Bände der gesammelten Werke, Opera omnia, des hl. Pier Damiani (1007-1072) zu lesen. Der Artikel stammt aus der Feder von Felice Accrocca. Herausgeber der gesammelten Werke Damianis sind Guido Innocenzo Gargano und Nicolangelo D’Acunto, erschienen sind sie im Verlag „Città Nuova“ (Lettere [1-21], 1/1, Rom 2000; Lettere [22- 40], 1/2, Rom 2001, Lettere [41-67], 1/3, Rom 2002). Titel der Rezension: „Eine Aufforderung der Klause von Fonte Avellana an Gregor VII.: Der Ehrgeiz derer, die nach der Bischofsmütze trachten, sei unterdrückt“.




JÜDISCHE GEMEINDEN.

Ein Messianismus für die Hoffnung, nicht für den Fundamentalismus


Amos Luzzato.

Amos Luzzato.

„Nun ist der Moment gekommen, in dem die Entscheidung fallen muß zwischen einem Messianismus, der die Hoffnung lebendig hält, die Juden entflammt und sie zu großen Mühen und Opfern anstachelt, wie der Schaffung einer geeigneten Kultur für eine bessere Gesellschaft – nicht die beste, die sich die utopistische Phantasie vorzustellen vermag –, und einem Messianismus, der lediglich als Deckmantel fungiert für eine intransigente Politik, die ihre besten Alliierten in den Reihen der Fundamentalisten der arabisch-islamischen Welt hat, deren Abbild sie sind.“ So Amos Luzzatto, Präsident der Union der jüdischen Gemeinden Italiens (Avvenire, 4. Juli).





PAPST-DIPLOMATIE.

Das Konkordats-Enchiridion des Dehoniane-Verlags


Titelbild des Enchiridion dei Concordati.

Titelbild des Enchiridion dei Concordati.






Im Dehoniane-Verlag Bologna erschien vor kurzem ein interessantes Buch, das besonders an der Päpstlichen Diplomatie Interessierte begeistern wird. Es handelt sich dabei um das Enchiridion dei Concordati. Due secoli di storia dei rapporti Chiesa-Stato (2.336 Seiten, 85 Euro). Das Buch enthält in chronologischer Reihenfolge den Originaltext – mit gegenüberstehender italienischer Fassung – aller Abkommen, die der Hl. Stuhl in den letzten zwei Jahrhunderten mit den Staaten abgeschlossen hat, angefangen bei dem zwischen Pius VII. und Napoleon Bonaparte.
Im Vorwort gratuliert Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano den Verantwortlichen zu dieser Initiative und gibt der Hoffnung Ausdruck, „daß das neue Werk dazu beitragen möge, das Engagement des Hl. Stuhls für das Vorantreiben neuer Wege der Zusammenarbeit mit den zivilen Autoritäten immer besser bekannt zu machen, und so dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist.“
Enthalten sind hier auch alle Texte der in jüngster Zeit geschlossenen Abkommen zwischen dem Hl. Stuhl und den Staaten Mittel- und Osteuropas, die nach 1990 ihre Freiheit wiederlangen konnten. Einschließlich dem im Juli 2002 mit der Tschechischen Republik geschlossenen Abkommen, das jedoch am 21. Mai dieses Jahres vom Prager Parlament mit 110 von 177 Abgeordneten-Stimmen abgelehnt wurde.





L’OSSERVATORE ROMANO.

Die Fotos, die dem spotten, was das Völkerrecht zu den Besiegten besagt


Titelseite des Osservatore Romano vom 26. Juli.

Titelseite des Osservatore Romano vom 26. Juli.

„‚Ein Übel ohne Namen‘.“ So definierte Giorgio La Pira den Krieg, der schließlich in den meisten Fällen das Leben der Menschen und die Zivilisation in Gefahr bringt. Gestern, ohne auch nur im Mindesten das in Betracht zu ziehen, was das Völkerrecht zu den Besiegten vorschreibt, wurden die Fotos der entstellten Leichen der beiden Söhne von Saddam Hussein veröffentlicht. Uday und Qusay waren am Dienstag in Mosul bei einer von US-Soldaten durchgeführten Razzia getötet worden.“ So die fettgedruckten Zeilen, mit denen der Artikel beginnt, der am 26. Juli im Osservatore Romano erschien. Titel und Untertitel: Der Krieg zeigt wieder einmal sein tragisches Gesicht. „Die amerikanischen Autoritäten bringen die Fotos der entstellten Leichen der beiden Söhne Saddam Husseins in Umlauf.“






Papst/1
Thema des Weltfriedenstages 2004 angekündigt
„Das Völkerrecht, ein Weg zum Frieden." Dieses Thema wird der 37. Weltfriedenstag haben. Austragungszeitpunkt: 1. Januar 2004. Bekanntgegeben wurde diese Nachricht am 17. Juli durch das Presseamt des Hl. Stuhls.

Papst/2
Audienz für die Verleihung des internationalen „Paul VI."-Preises
Am 5. Juli empfing der Papst die Teilnehmer der Verleihung des internationalen Preises „Paul VI" an den protestantischen französischen Philosophen Paul Ricoeur in Audienz. Bei seiner Begrüßungsrede an die Anwesenden (darunter die Kardinäle Giovanni Battista Re und Paul Poupard) wandte er sich auch an die „Verantwortlichen des Instituts Paul VI., angefangen bei ihrem Präsidenten, Dottor Giuseppe Camadini", und wollte noch einmal mit Nachdruck seine „Wertschätzung der von dieser wohlverdienten Institution vorangetriebenen Initiative, die dazu beiträgt, in der Kirche und im Herzen der Menschen guten Willens die Dankbarkeit diesem großen Papst gegenüber lebendig zu halten" zum Ausdruck bringen.
„In den Herzen der Menschen ist mehr denn je die tief verwurzelte, bewegte Erinnerung an ihn wach," fuhr der Papst fort. „Paul VI. war sich der Sorgen und Hoffnungen seiner Zeit sehr wohl bewußt und hat sich darum bemüht, die Erfahrungen seiner Zeitgenossen zu verstehen, indem er sie mit dem Licht der christlichen Botschaft erhellte. Er wollte ihnen die Quelle der Wahrheit in Christus zeigen, dem einzigen Retter, Quelle der wahren Freude und des wahren Friedens."


Krieg und Frieden/1
Bush, Baker und die Wunder
Bush bittet Baker um Hilfe, den alten Freund des Vaters. Unter diesem Titel brachte der Corriere della Sera vom 27. Juli (in Anlehnung an die Washington Post) die Nachricht, daß US-Präsident George W. Bush den ehemaligen US-Außenminister James Baker gebeten haben soll, das Amt des Schatzmeisters im Irak zu übernehmen. „George Bush hofft, daß Baker noch einmal Wunder wirken kann — wie schon im Jahr 2000," beginnt der Artikel. „Ein Wunder wie das, das — dank Berufungsverfahren beim Obersten Gerichtshof der USA — die Wahlniederlage verhindern konnte, und ihn heute — hoffentlich — auch vor dem Desaster im Irak bewahren kann." Die interessante Schlußfolgerung: „Die Kritiker sind der Meinung, daß Bush keine neuen Männer braucht, sondern eine neue Politik. Sie fordern ihn auf, eine UNO-Resolution zu akzeptieren, die es auch Frankreich und Ländern der Dritten Welt wie Indien ermöglicht, am Wiederaufbau [des Irak, Anm.d.Red.] teilzuhaben. Wenn es Baker gelingen sollte, ihn zu überzeugen, dann wäre schon allein das ein Wunder."


Krieg und Frieden/2
Regierung des Sudan: Schreiben an den Papst
„Mit einem Schreiben an den Papst und Ministerpräsident Berlusconi bekräftigte die Regierung des Sudan ihren Willen, dem blutigen Konflikt, der seit nunmehr zwanzig Jahren den muslimischen Norden und den christlichen und animistischen Süden in zwei Lager spaltet, ein Ende zu setzen." So Avvenire am 8. Juli.


USA und Europa
Zwischen Kaiser und Gott unterscheiden
In La Stampa vom 21. Juli analysierte Enzo Bianchi, Prior von Bose, in einem langen Artikel mit dem Titel Irak, nach dem Krieg die Apokalypse die Verflechtung von Religion und Politik in den Vereinigten Staaten: „Was sich in Europa nach Fundamentalismus und Integralismus anhört, erscheint in den USA einfach nur als kulturelle Einheit. Es ist das Ergebnis eines evangelikalen Protestantismus, der die Zurschaustellung der die Nation einenden religiösen Riten liebt und die Koexistenz von religiösem Integralismus (was Familie, Sexualität, Erziehung und Strafrecht angeht) und zügellosem Wirtschafts- und Gesellschaftsliberalismus ermöglicht. Dieser Zusammenprall der Kulturen ist bereits im Gange und wir hoffen, daß das alte und weise Europa weiterhin in der Lage sein wird, die Unterscheidung zwischen Glauben und Politik beizubehalten. Und wir hoffen vor allem, daß die Christen im Namen des Evangeliums das Entstehen einer Zivilreligion beanstanden, die nicht zwischen Kaiser und Gott zu unterscheiden versteht.


Trauerfälle/1
Patriarch Bidawid verstorben
Ãm 7. Juli verstarb in Beirut nach langer Krankheit der Leader der irakischen chaldäischen Katholiken, Raphael I. Bidawid. Der 81Jährige war seit 1989 Patriarch von Babylon der Chaldäer gewesen.


Trauerfälle/2
Msgr. Majo verstorben
Am 7. Juli verstarb Msgr. Angelo Majo, seit 1974 bis zum vergangenen Jahr Erzpriester des Mailänder Doms. Am 2. August wäre er 77 Jahre alt geworden. Zwei Nachrufe waren an ihn zu lesen (Avvenire, am 8. Juli: Mailand weint um Majo, ein Leben für den Dom; und am 9. Juli: Angelo Majo, ein Leben für das Verlagswesen und die Kultur).


Zeichen der Zeit/1
Die göttliche Überraschung
Am 6. Juli erschien in der Stampa ein Editorial aus der Feder von Barbara Spinelli. Der Artikel kommentiert die Bemerkung, mit der der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi im Europäischen Parlament den sozialdemokratischen Abgeordneten Martin Schulz bedachte. „Italien sollte sechs Monate lang ganz Europa repräsentieren," schrieb Frau Spinelli. „Jetzt dagegen steht zu befürchten, daß Isolation, verlorene Glaubwürdigkeit, Verachtung drohen. Aber wir sind nicht allein, und daher ist der Straßburger Vorfall auch keine Tragödie, sondern hat viel mit einer göttlichen Überraschung zu tun: für etwas Neues, auf das wir nicht vorbereitet sind. Da sind keine Verletzten, da gibt es keine Massaker aus Liebe zu sich selbst oder zum Vaterland, wie viele Zeitungsleserreaktionen vermuten lassen. Europa hat ganz einfach nur ein Auge auf uns."


Zeichen der Zeit/2
Der Tod von Pater Cremona, der Vatikan und das Fernsehen
Am 18. Juli erinnerte Filippo Ceccarelli in der Stampa an den am 13. Juli plötzlich verstorbenen Pater Carlo Cremona: „Es ist nicht nur für einen Glaubenden wichtig, das Herz und den Blick dafür zu haben, das zu erkennen, was man ein ‚Zeichen der Zeit‘ nennt. Wer weiß — vielleicht kann der gestrige Tod von Pater Carlo Cremona, fast schon vor laufenden Kameras, bei den Dreharbeiten der Unterhaltungssendung ‚Uno Mattina‘, zwischen den Journalisten Ruta, Goria, dem Schriftsteller Bevilacqua und der Volleyballmeisterin, dieser so plötzliche und immateriale, so televisive Tod, als ein Zeichen der Zeit betrachtet werden." Nach dem Nachruf auf Pater Cremona, „der fast sein halbes Leben der RAI (staatlicher ital. Fernsehsender, Anm.d.Red.) gewidmet hat" schließt der Artikel, in dem auf die Beziehungen zwischen RAI und Vatikan eingegangen wird, mit folgenden Worten: „Nun ja, wie man sieht, ist die Beziehung zwischen der Kirche und der RAI sowohl unausgeglichen als auch verworren. Aber vielleicht zum ersten Mal hat man den Eindruck, daß das nicht ewig währen kann. Und daß — jegliche Rhetorik beiseite gelassen — der Tod von Pater Cremona vielleicht wirklich das Ende einer Ära bezeichnet."


Kurie/1
Die Caritas des Papstes in Zahlen
Am 17. Juli verbreitete das vatikanische Presseamt des Hl. Stuhls ein Kommuniqué des Päpstlichen Rates „Cor Unum". Geleitet wird er von dem deutschen Erzbischof Paul Josef Cordes. In besagtem Kommuniqué wird (für das Jahr 2002) die Tätigkeit des Dikasteriums erläutert, das sich um die sogenannte Caritas des Papstes kümmert. Demnach hat der Päpstliche Rat 5.718.606 Dollar und 2.450.225 Euro ausgegeben: ca. zwei Millionen Dollar an 49 Länder für Katastrophen, die natürliche Ursachen haben oder vom Menschen verursacht wurden; fast zwei Millionen Dollar an 48 Länder im Bereich Gesundheits-, Bildungswesen und für arme Bevölkerungsschichten; fast zweieinhalb Millionen Euro — durch die Stiftung Johannes Paul II. für die Sahel-Zone — für 233 Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt (vor allem in Afrika) und fast zwei Millionen Dollar — durch die Stiftung Populorum Progressio — für weitere 223 Projekte in armen Ländern (vor allem in Lateinamerika).


Kurie/2
Hl. Stuhl in den roten Zahlen
Am 10. Juli präsentierte Kardinal Sergio Sebastiani, Präsident der Präfektur für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Hl. Stuhls, die Bilanz des Hl. Stuhls für das Jahr 2002 — zum ersten Mal in Euro. Zum zweiten Mal hintereinander war die Jahresbilanz negativ — mit einem Defizit von 13.506.722 Euro (Einnahmen: 216.575.034, Ausgaben: 230.081.756), das vor allem auf die Verluste im finanziellen Bereich und die Kosten für den Mediensektor (L’Osservatore Romano und Radio Vatikan) zurückzuführen ist. In den roten Zahlen ist auch die Bilanz des Staates der Vatikanstadt mit einem Defizit von 16.048.508 Euro, die im vergangenen Jahr dagegen noch positiv war („Schuld" der geringeren Einnahmen und einer großzügigen Finanzspritze für Radio Vatikan). Was nun den Peterspfennig angeht, so konnten 2002 noch 52.836.693,50 Dollar gesammelt werden, was 1,8% mehr als im Jahr zuvor ausmacht.
Eine interessante Randbemerkung: Das Budget des Hl. Stuhls liegt deutlich unter dem einer bedeutenden Diözese in den USA. Am 26. Juni veröffentlichte der Erzbischof von Philadelphia nämlich seine Bilanz für das Steuerjahr 2002-2003. Und die zeigt, daß die Diözese, die anderthalb Millionen Gläubige zählt, in den USA an sechster Stelle steht und einen „Umsatz" von 334.449.037 Dollar hat.


Anglikaner
Homosexueller Bischof nimmt Ernennung nicht an
Am 6. Juli wurde bekanntgegeben, daß Jeffrey John, der Kanoniker, der am 20. Mai zum anglikanischen Bischof von Reading ernannt worden war, auf sein neues Amt verzichtet. Die Ernennung Johns, der zugab, homosexuell zu sein und seit 27 Jahren einen Lebensgefährten zu haben, hatte zahlreiche Proteste im Innern der anglikanischen Gemeinschaft ausgelöst, einige afrikanische Bischöfe hatten sogar mit einem Schisma gedroht.


Ernennungen/1
Benotto Bischof von Tivoli, Maniago Weihbischof von Florenz
Am 5. Juli wurde Giovanni Paolo Benotto zum Bischof von Tivoli ernannt. Der 54Jährige, der aus der Provinz Pisa stammt, wurde 1973 zum Priester geweiht. Benotto war bis 1980 Privatsekretär des Erzbischofs von Pisa, Benvenuto Matteucci, und seit 1993 Generalvikar der toskanischen Erzdiözese, die derzeit unter der Leitung von Alessandro Plotti steht.
Am 18. Juli wurde Claudio Maniago zum Weihbischof des Erzbischofs von Florenz, Ennio Antonelli, ernannt. Die Familie des vor 44 Jahren in Florenz Geborenen stammt aus Friaul. Maniago wurde 1984 zum Priester geweiht. Sein Studium absolvierte er am Almo Collegio Capranica. Er unterrichtete Liturgie an der Theologischen Fakultät für Mittelitalien; seit 12 Jahren ist er Generalprovikar und seit zwei Jahren Generalvikar der Erzdiözese.


Ernennungen/2
Italoamerikaner Rigali Erzbischof von Philadelphia
Am 15. Juli wurde Justin Francis Rigali, seit 1994 Erzbischof von Saint Louis, zum Erzbischof von Philadelphia ernannt. Er tritt somit in die Fußstapfen von Anthony Joseph Bevilacqua, der im Juni seinen 80. Geburtstag feiern konnte. Der 68jährige Rigali stammt aus Los Angeles und wurde 1961 zum Priester geweiht. Von 1966 bis 1970 arbeitete er in der Nuntiatur von Madagaskar, von 1970 bis 1985 in der englischsprachigen Abteilung der 1. Sektion des Staatssekretariats. 1985 erfolgte seine Ernennung zum Erzbischof und zum Präsidenten der Päpstlichen Diplomatenakademie. 1989 wurde er zum Sekretär der Kongregation für die Bischöfe ernannt, ein Amt, das er bis 1994 innehatte, als er gerufen wurde, die Leitung des Metropolitansitzes Saint Louis in Missouri zu übernehmen.
Eine interessante Randbemerkung: Rigali ist Italo-Amerikaner, ebenso wie Bevilacqua, der derzeit einzige amerikanische Kardinal mit italienischen Wurzeln. „Luigi Rigali, mein Großvater väterlicherseits, das 12. Kind von Santino Rigali und Carola Luchini," erklärt er, „wurde am 4. Oktober 1851 in Fornaci di Barga in der Provinz Lucca (Erzdiözese Pisa) geboren. Tags darauf wurde er in der Pfarrkirche von Loppia getauft. 1869 wanderte er in die USA aus. Er kehrte dann für eine Zeitlang nach Italien zurück und heiratete später in den USA die irisch-stämmige Charlotte Sweney. Meine Mutter war irischer Abstammung."


Ernennungen/3
Ein Priester aus Padua Bischof von Pesqueira
Am 23. Juli wurde der Italiener Francesco Biasin zum Bischof von Pesqueira in Brasilien ernannt. Der 60Jährige stammt aus der Provinz Padua. Biasin empfing 1968 die Priesterweihe. 1972 absolvierte er in Frascati bei Rom einen Kurs in priesterlicher Spiritualität an der Priesterschule der fokolaren Bewegung. Danach schickte man ihn als fidei-donum-Priester nach Brasilien. Er war erst vor kurzem nach Italien zurückgekehrt, wo er seit vier Monaten für das diözesane Missionsbüro der Diözese Padua zuständig war.


Diplomatie/1
Neue Nuntien in Mosambik, Marokko, Kamerun, Honduras
Am 3. Juli wurde der indische Erzbischof George Panikulam zum Apostolischen Nuntius in Mosambik ernannt. Der 61jährige Panikulam, der 1967 Priester wurde, trat 1979 in den Diplomatischen Dienst des Papstes und war bereits in Kanada, Deutschland, Brasilien, Venezuela und am UNO-Sitz in New York tätig. 1999 erfolgte seine Ernennung zum Erzbischof und zum Apostolischen Nuntius in Honduras.
Am 17. Juli wurde der aus Kalabrien stammende Erzbischof Antonio Sozzo zum Nuntius in Marokko ernannt. Der 61Jährige tritt somit in die Fußstapfen von Erzbischof Domenico De Luca, der wegen Erreichung der Altersgrenze (im Januar wurde er 75) um seinen Rücktritt angesucht hatte. Sozzo, der 1971 für die Diözese Verona zum Priester geweiht worden war, trat 1976 in die Papst-Diplomatie ein. Stationen seiner Laufbahn waren: Panama, Uruguay, Nigeria, Chile, Deutschland, Marokko, Belgien und Spanien. 1995 war das Jahr seiner Ernennung zum Erzbischof und zum Nuntius in Algerien und Tunesien; seit 1998 ist er Nuntius in Costa Rica.
Ebenfalls am 17. wurde der frischgebackene Erzbischof Eliseo Antonio Ariotti zum Nuntius in Kamerun ernannt. Der 55jährige Ariotti aus der Provinz Cremona wurde 1975 in dem berühmten Marienheiligtum von Caravaggio zum Priester geweiht. 1984 schlug er die Diplomatische Laufbahn beim Hl. Stuhl ein. Stationen seiner Laufbahn waren: Uganda, Syrien, Malta, Vereinigte Staaten, zweite Sektion des Staatssekretariats, Spanien, und in den letzten drei Jahren Frankreich.
6m 18. Juli wurde der frischgebackene Bischof Antonio Arcari zum Apostolischen Nuntius in Honduras ernannt. Der 50jährige, aus der Provinz Brescia stammende Arcari ist seit 1977 Priester. Sein Eintritt in die Papst-Diplomatie erfolgte 1982. Die Stationen seiner Laufbahn hießen: Nuntiatur der Tschechischen Republik, der Zentralafrikanischen Republik, der Vereinigten Staaten, Boliviens, Irlands, Kroatiens, Albaniens und schließlich Perus.

Diplomatie/2
Neue Botschafter von Korea (mit Schreiben auf Lateinisch) und Zypern
Am 4. Juli überreichte der neue Botschafter Südkoreas sein Beglaubigungsschreiben. Der 61jährige Akademiker Bosco Seong Youm ist seit 1996 Direktor des Koreanischen Instituts für griechisch-lateinische Studien. Es ist daher also auch nicht verwunderlich, daß der Diplomat sein Beglaubigungsschreiben auf Lateinisch vorbereitet hat. Vervollständigen konnte er seine Sprachkenntnisse mit einem 1986 an der Päpstlichen Salesianer-Universität erworbenen Doktorat in klassischer Literatur. Youm hat mehrere Leitfäden zum Studium der Lateinischen Sprache verfaßt und hat begonnen — zusammen mit dem Verlag der koranischen Benediktiner —, die Übersetzung einiger Werke des Augustinus herauszugeben — mit gegenüberstehendem lateinischem Text und Kommentar. Bereits erschienen sind De libero arbitrio, De vera religione und De doctrina christiana. Für Ende des Jahres ist die Veröffentlichung von De civitate Dei vorgesehen.
Am 5. Juli war der neue Botschafter Zyperns an der Reihe. Sein Name ist Georgios F. Poulides. Der 57Jährige Karrierediplomat war bereits als Konsul in Genua und als Botschafter bei der FAO tätig. Poulides ist der erste Repräsentant Nikosias im Vatikan, der in der Ewigen Stadt wohnhaft ist.


Universitäten/1
Don Toso UPS-Rektor
Am 7. Juli wurde die Ernennung von Don Mario Toso zum Rektor der Päpstlichen Salesianer-Universität (UPS) bekanntgegeben. Der 53jährige, aus Venetien stammende Dozent für theoretische Philosophie wird die Salesianer-Universität in der kommenden Drei-Jahres-Periode leiten. Toso, ehemaliger Präses und Dekan der Philosophie-Fakultät (1994-2000), ist ein Experte der Soziallehre der Kirche und Konsultor des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden.


Universitäten/2
Padua: Die Zukunft der Tradition
So lautet der Titel eines Artikels über die Universität Padua (la Repubblica, 12. Juli). Der Artikel ist Teil eines ausführlichen Dossiers über die italienischen Universitäten, die übrigens auch klassifiziert werden. Padua geht daraus als Spitzenreiter hervor.


Kafka
Das messianische Licht läßt alles einfacher erscheinen
„Eine Tradition besagt, daß das Eintreffen des Messias nur einige kleine Veränderungen mit sich bringe. So läßt das messianische Licht, das sich ausweitet, alles an seinem Platz. Läßt alles einfach nur ‚ruhiger und einfacher‘ erscheinen. Schließlich ‚gab es kein ins Auge fallendes Detail‘." So endet ein Artikel von Roberto Calasso über eine gestrichene Passage aus dem berühmten Prozess von Franz Kafka (Corriere della Sera, 1. Juli).


Bücher/1
Schwarzafrika zwischen Christentum und Islam. Die Erfahrung des Daniele Comboni
Im Oktober wird der sel. Daniele Comboni heiliggesprochen werden. Die Heiligsprechung des großen Afrika-Missionars ist auch dank eines Wunders in greifbare Nähe gerückt: dank seiner Fürsprache war eine praktizierende sudanesische Muslimin geheilt worden (vgl. 30Tage, Nr. 4, April 2003, SS.56-59). Und das jüngste Werk von Professor Gianpaolo Romanato, Dozent für moderne und zeitgenössische Kirchengeschichte der Universität Padua, befaßt sich gerade mit ihm: dem 1997 seliggesprochenen Veronesischen Priester Comboni. Erschienen ist das Werk in der historischen Reihe, die Sergio Romano für den Verlag „Edizioni Corbaccio" herausgegeben hat (450 Seiten, 24,50 Euro). In den Buchhandlungen wird es voraussichtlich am 5. September erhältlich sein.


Bücher/2
„Die katholische Jugend... auf dem Vormarsch" von Piva
In der Stampa vom 12. Juli erschien in der Beilage Tuttolibri eine Rezension mit dem Titel „Die katholische Jugend... auf dem Vormarsch". Gedächtnis und Geschichte der Führungsgruppe (1946-1954), in dem Francesco Piva, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Tor Vergata, die Ereignisse im Innern der katholischen Jugendorganisationen in den Jahren 1946-1954 rekonstruiert, darunter die Massenkündigung von 22 Führungskräften der GIAC (Italienische Jugend der katholischen Aktion), die u.a. an der Strenge Kritik geübt hatten, mit der Luigi Gedda die Katholische Aktion leitete. In dem Buch wird eine Episode um den damaligen Msgr. Montini erzählt, der den Rebellen heimlich einen Scheck zukommen ließ, damit diese „in Ruhe über ihr Leben entscheiden könnten."


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