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SYRIEN
Aus Nr. 05 - 2007

Reportage. Ora et labora, wo Gott Allah heißt.

Ein Kloster mitten im Islam


Geschichte eines römischen Jesuiten und einer Klosterruine, die auf arabischem Boden wieder aufblühen, zum Ort der freundschaftlichen Begegnung zwischen Christen und Muslimen werden konnte. Ein offener, realistischer Blick auf die im Nahen Osten ausgetragenen Machtkämpfe.


von Gianni Valente


Das Kloster Mar Musa von der darunter liegenden Wüste aus gesehen.

Das Kloster Mar Musa von der darunter liegenden Wüste aus gesehen.

Der Weg aus rosa Gesteinsplatten, der sich den felsigen Berghang hinaufschlängelt, mutet wie eine gigantische klaffende Fleischwunde an. Eine Art feine Naht im Zickzackmuster, die sich um die Steilhänge und heimtückischen Geröllhalden der Jabal al-Qalamoun-Berge windet, zwischen Damaskus und Aleppo. Von dort unten weht eine sanfte Frühlingsbrise, und genau hier breitet sich die Wüste vor jenem Irak aus, der ganz im Zeichen der Bomben und des Schreckens steht. Hier oben dagegen lässt das gedämpfte Abendlicht die zackige skyline des Klosters von Mar Musa al-Habashi, des hl. Moses, des Abessiniers, noch weiter entfernt erscheinen. Das Jahrtausende alte Bollwerk auf dem steilen Abhang, dort, wo schon ein alter romanischer Turm über den feindlichen persischen limes wachte, mutet noch heute wie eine Hochburg an, die kein Brigant einnehmen kann. Eine über dem Abgrund thronende Burg, die von jenen errichtet wurde, die sich vor den Wechselfällen der Geschichte schützen wollten. Aber wenn man erst einmal die halbe Stunde Fußmarsch bis zum Gipfel in Kauf genommen hat, wird einem klar, dass es sich um etwas ganz anderes handelt. Die Klosterpforte ist zwar denkbar niedrig – wer diese Schwelle überschreiten will, muss sich schon bücken –, aber dafür steht sie weit offen.
Gerade hierher war zu Zeiten Muhammads Moses, der Abessinier, gekommen. Der Sohn des Königs von Äthiopien hatte auf der Flucht vor dem Schicksal, das seine Dynastie für ihn vorgesehen hatte, in einer der vielen Grotten im Bergesinnern Zuflucht gefunden. Er wollte Mönch werden und sein Leben ganz Gott und dem Gebet widmen. Später dann, als die Gegend die Jahrhunderte islamischer Zivilisation erlebte, konnte das christliche Leben auf dem Berg von Mar Musa in einem Kloster syrischen Ritus’ wieder aufleben. In einem wahren „Bienenstock“ von Höhlen, in denen Mönche ein Zönobitenleben führten. Der Niedergang kam mit dem 18. Jahrhundert. Der letzte Mönch verließ das Kloster 1830, bevor es in den Besitz der syrisch-katholischen Kirche überging. Seit damals schien alles dem Chaos anheim zu fallen. Wind und Schnee, Wandalen und Regen führten den Zerfall des Mönchsberges herbei, brachten mit dem Dolomitgestein auch Fragmente von Jahrtausende alten Fresken und Baptisterien ins Tal. Jedes Jahr am 27. August, Vorabend des Festes des hl. Moses des Äthiopiers, stiegen die Christen aus dem nahe gelegenen Nebek zu der verfallenen Zitadelle empor, um in den Ruinen des Klosters ihre nostalgischen Gebete zu beten. Und irgendwann verschlug es auch Paolo Dall’Oglio hierher, einen römischen Jesuiten, abenteuerlustigen Sohn des hl. Ignatius. Und auch ein bißchen des hl. Franziskus.

Seite gegenüber, eine der freskengeschmückten Wände 
des Klosters Mar Musa mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts (11. Jh.)

Seite gegenüber, eine der freskengeschmückten Wände des Klosters Mar Musa mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts (11. Jh.)

Ein neuer Anfang
Wenn man von Pater Paolo erzählt, läuft man Gefahr, in das Klischee des unverbesserlichen Idealisten mit ausgeprägtem Ego abzugleiten. Der Sohn eines Christdemokraten der ersten Stunde („als sie im Zug von ihren Kundgebungen nach Hause fuhren, schlief De Gasperi einmal an der Schulter meines Vaters Cesare ein. Er leitete Ende der Vierzigerjahre die Jugendgruppen“), viertes von acht Kindern, stammt aus gutbürgerlichem Haus, dem römischen Viertel Salario. Sein„Werdegang“ umfasst: die Links-Militanz als Christ „für den Sozialismus“, den Volontarismus in den römischen Vorstadtvierteln, die Zeit bei den Pfadfindern, den Militärdienst bei den Gebirgsjägern („wir wollten die Kaserne besetzen, rechneten jeden Moment mit einem Staatsstreich der Amerikaner…“). Dann der überraschende Entschluss, in die Gesellschaft Jesu einzutreten – entstanden 1974 als Antwort auf eine Berufung, die inmitten all dieser Wünsche erwachsen war, das Leben in all seinen Facetten auszukosten. Ein Abenteuer, das von so manchem Zufall gepägt war – einer Reise von der Türkei nach Jordanien, der Begegnung mit dem Islamologen und Jesuiten Arij Roest Crollius. Aber auch von der Faszination für die muslimische Welt, für jene große Menge von Menschen „die in einem jeden Land mit derselben Geste das Knie beugt, mit derselben Sprache ihre Worte der Unterwerfung unter den einzigen Gott betet.“ Bereits im Februar 1975 gestand der römische Novize Pedro Aruppe, „sein Leben in den Dienst des Heils der Muslime stellen“ zu wollen. Der Jesuitengeneral musterte ihn abschätzend und meinte dann, dass das zwar „eine schwierige Mission“ sei, aber auch eine, die – so Gott will – erfüllt werden könne. Acht Monate später war Paolo schon in Beirut und lernte eifrig arabisch. Der Holländer Peter-Hans Kolvenbach, damals Leiter der Jesuitenprovinz Nahost, nahm ihn im Haus der Gesellschaft auf, das nur wenige Meter von der grünen Linie entfernt war, die die Bürgerkriegsfronten in der leidgeprüften libanesischen Hauptstadt teilte. Dann widmete er sich in Damaskus und am Orient-Institut Neapel dem Studium des Islam und traf die glückliche Entscheidung, sich in einer Ortskirche des Ostens zu verwurzeln. Einer jener Kirchen eben, „die die Prophetie des Korans überlebt hatten und seit Jahrhunderten mit ihr zusammenlebten.“ Er wählte den Ritus der syrischen Kirche. Einer „apostolischen, semitischen Volkskirche, einer armen Kirche von Christen am Rande der Wüste ohne imperiale Vergangenheit“, deren Liturgie, „ohne Übergang ins Griechische die arabische Sprache angenommen hat, die heilige Sprache des Islam, dabei aber Hymnen und Gebete in syrischer (oder aramäischer) Sprache beibehielt, die Jesus selbst gesprochen hat.“ Im Sommer 1982, auf der Suche nach einem Ort, an den er sich für seine geistlichen Exerzitien zurückziehen konnte, stieß er auf einen Syrien-Führer des Jahres 1938. Darin wurden die Ruinen des seit zwei Jahrhunderten verlassenen Klosters Mar Musa erwähnt. Als er in die Kirche mit dem verfallenen Dach eintrat und mit seiner Taschenlampe die Fresken aus dem 11. Jahrhundert erforschte, konnte er Bilder bestaunen, die so gut erhalten waren, dass es fast schon an ein Wunder grenzte: in den Kirchenschiffen die Antlitze heiliger Männer und Frauen; unter den Bögen und hinten an der Wand ein Jüngstes Gericht mit einem Paradies, in dem sich Propheten, Evangelisten, Heilige und Mönche tummelten – und eine Hölle auch voller Kirchenmänner und Bischöfe. Am Anfang dachte er nur, dass man diese Kirche restaurieren lassen sollte, vielleicht mit Hilfe des einen oder anderen befreundeten Mönches aus Rom – der Benediktiner vielleicht, oder der Trappisten. Dann jedoch kamen muslimische Jäger vorbei, die sichtlich überrascht waren, ihn an diesem verlassenen Ort anzutreffen. Sie aßen mit ihm zu Abend, lasen gemeinsam im Koran, und bevor sie wieder weiter zogen, gaben sie ihm ihre gesamten Essensvorräte – Almosen eben, die man einem Mönch zu geben pflegt. Nicht weniger überrascht waren auch die Christen syrischen Ritus’, die wie jedes Jahr am 27. August von Nebek heraufkamen. In der verfallenen Kirche beteten sie unter freiem Himmel mit Abuna Paolo, der es in seinem Herzen schon längst wusste: hier wollte er den Rest seines Lebens zubringen
Ein Unterfangen, das er als guter Jesuit allerdings unmöglich allein umsetzen konnte. Wohlweislich wandte er sich an alle möglichen Stellen: Vatikan, syrische Regierung, italienisches Außenministerium, Europäische Gemeinschaft, Agenturen für internationales Volontariat, archäologische Schulen für Restaurierungsarbeiten. Dank seiner Entschlusskraft, die sich von nichts abhalten ließ, gelang es ihm, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, auch das anfängliche Misstrauen der Einheimischen, sowohl Christen als auch Muslime. Auch die Beziehung zur Gesellschaft Jesu wurde erst einmal für ein paar Jahre „auf Eis gelegt“, bevor die Dinge geklärt werden konnten. Anfang 1991 wurde Mar Musa wieder zum Sitz einer kleinen Klostergemeinschaft mit einem Männer- und einem Frauenzweig. Einer Gemeinschaft mit drei „Prioritäten“: dem Gebet (mit den Tagesliturgien in arabischer Sprache nach dem syrischen Ritus), der Handarbeit (Oliven, Ziegen, Fleisch und Käse, Restaurierung von Fresken, Küchenarbeit, Bibliothek) und dem Gebot der Gastfreundschaft, „die in der Welt der Semiten, der Araber und der Nomaden die größte Tugend darstellt,“ wie Paolo betont. Genau genommen nichts Besonderes: Ora et labora. Nicht aber, wenn man bedenkt, dass wir uns hier mitten im Islam befinden. Und dass die Gäste, denen Paolo die Klosterpforten öffnete, vor allem Söhne und Töchter der islamischen Umma waren. Jene, die Tag für Tag mindestens fünfmal Allah, dem Großen und Barmherzigen, gegenüber ihr Vertrauen in die göttliche Barmherzigkeit versichern, ohne das niemand Gott gefallen kann.

Der Jesuitenpater Paolo Dall’Oglio bei einer liturgischen Feier in Mar Musa.

Der Jesuitenpater Paolo Dall’Oglio bei einer liturgischen Feier in Mar Musa.

Allen alles werden
In Scharen kommen sie hier herauf, vor allem am Freitag, ihrem Festtag. Allein, in Gruppen, Familien mit Kindern. Sie treten in die Kirche ein, ziehen sich die Schuhe aus und setzen sich auf die Beduinenteppiche auf dem Boden, manchmal der weißen Wand Richtung Mekka zugewandt. Aber da sind auch Gesten der Frömmigkeit der Jungfrau Maria, Jesus und Johannes dem Täufer gegenüber. Dann essen sie gemeinsam in dem großen Zelt, das als Refektorium fungiert, oder zwischen den Felsplatten des Berghanges mit den Grotten für die zukünftigen Eremiten. Diese Besuche ganz im Zeichen des Friedens sind auch Widerschein der zahlreichen Berührungspunkte zur islamischen Welt, die die Mönche von Deir Mar Musa in mehr als 15 Jahren geschaffen haben. Schon der große Jesuit Matteo Ricci behielt bei seiner Sendung, im Reich der Mitte Zeugnis abzulegen für Christus, die Riten der konfuzianischen Tradition bei. Und auch Pater Paolo findet nichts dabei, die Brauchtümer des hiesigen muslimischen Ambientes zu übernehmen. Wenn seine muslimischen Freunde am Ramadan fasten, schließt er sich ihnen in dieser Bußpraxis an. „Keine Nachahmung,“ sagt er, „sondern Sympathie in Christus.“ Die hiesigen jungen Christen haben ihm oft erzählt, dass sie während des Militärdienstes oder wenn sie auswärts arbeiten mussten, mit ihren muslimischen Freunden gemeinsam gefastet haben. Wer ihm vorwirft, für Ärgernis und Verwirrung zu sorgen, dem antwortet er, dass er nichts Besonderes tut. Dass hierzulande „die arabischen christlichen Bevölkerungen Jahrhunderte lang das Gefühl hatten, eine Gemeinschaft zu sein, die durch ein einzigartiges Schicksal mit der muslimischen Mehrheit verknüpft ist, den Muslimen gegenüber Zeugnis ablegt für Christus, und zwar mehr durch das Vorbild ihres Lebens als durch Worte.“ Eine Nähe, die sich nicht nur im täglichen Leben zeigt, sondern auch in den gewöhnlichen Gesten des Glaubenslebens. So betritt man auch die ältesten Heiligtümer der syrischen Christenheit – beispielsweise das Marienheiligtum von Saydnaya oder das der hl. Thekla in Maalula, barfuss und auf Teppichen kniend betend – wie in einer Moschee eben. Und gerade in Deir Mar Musa konnten dank der Restaurierung der Fresken aus dem 11. Jahrhundert auch zahlreiche arabisch-christliche Inschriften wieder ans Tageslicht gebracht werden, gespickt mit Sprüchen und Worten aus dem „Frömmigkeitslexikon“ der Muslime, angefangen beim incipit des Korans „im Namen Allahs, des Gnädigen und Barmherzigen.“ Eine unvermeidliche Vermischung, da die hiesigen Kirchen als liturgische Sprache die des Koran übernommen haben, jene, die der gesamte Islam als heilige Sprache benutzt. „Und die zufälligerweise auch als letzte der Sprachen genannt wird, in der man wunderbarerweise am Pfingsttag die Verkündigung der Apostel vernehmen konnte,“ meint Dell’Oglio.
Wie Islam-freundlich man in Deir Mar Musa ist, hat man auch im Vatikan erfahren. Als das Kloster um Approbierung seiner Regel ansuchte, wurden die Texte und Informationen über die monastische Gemeinschaft den römischen Kongregationen unterbreitet – eine Untersuchung, die von 2002 bis 2006 dauerte. Nach genauester Überprüfung und einiger Textverbesserungen erging das nulla osta, das der kanonischen Approbierung durch die syrisch-katholische Diözese Homs den Weg ebnete, der die Jurisdiktion über das Kloster untersteht. Abuna Paolo und seine Freunde wissen nur allzu gut, dass es ihnen schlecht ergangen wäre, wenn das Urteil jenem „Kommando“ von opinion leaders zugestanden hätte, das seit Jahren in der westlichen Presse Alarm schlägt und vor islamistischen Aggressionen gegen die christliche Zivilisation warnt. Ja, sogar soweit geht, die Muslime als eine Milliarde potentieller Mörder zu beschreiben. Wenn man ihnen glauben kann, müsste man auch die Mönche von Deir Mar Musa ex officio in die Liste der Deserteure aufnehmen, weil sie es gewagt haben, sich mit dem Feind zu verbrüdern.
In Wahrheit sieht das „glühende Eisen“ der Beziehungen zwischen islamischer und christlicher Welt von dieser Anhöhe über der syrischen Wüste einfach ganz anders aus und muß auch dementsprechend bewertet werden. Laut Abuna Paolo stellt die islamische Welt einen providentiellen und paradoxen, auch geopolitischen Verbündeten beim Abenteuer der Christen in der Welt dar. Die mehr als eine Milliarde Muslime, die – so die Worte des Konzils – „Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten verehren“, sind für den hyperbolischen Jesuiten „die Masse, die jegliche hegemonische ‚Kreuzzug‘-Gebärden in ihren verschiedenen Formen eindämmt, einschließlich der ‚laizistischen‘ Form der säkularisierten und globalisierungsorientierten Moderne.“ Doch die islamische Terrorwelle, die die ganze Welt erfasst, auch viele arme Menschen auf dem Gewissen hat, die den Namen Jesu tragen, „hätte niemals ausbrechen können ohne die Komplizenschaft des Westens, der diesem Gift den Weg bereitet hat.“ Dasselbe Identitäts-Fieber hat auch viele christliche Leader angesteckt. „Dieses Gefühl, immer die Überlegenheit der eigenen Religion demonstrieren zu müssen, zeigt im Grunde die tiefverwurzelte Angst der christlichen Welt, den Verdacht, dass Er, Christus, nicht wirklich lebendig ist, weshalb man sich von der Wahrheit des Christentums und seiner moralischen Überlegenheit durch den kulturellen und sozioökonomischen Sieg unter den Religionen überzeugen muss.“

Altar der Kirche von Mar Musa; 
im Hintergrund, das  schlecht erhaltene Apsisfresko mit der Jungfrau Maria umgeben von den Kirchenvätern.

Altar der Kirche von Mar Musa; im Hintergrund, das schlecht erhaltene Apsisfresko mit der Jungfrau Maria umgeben von den Kirchenvätern.

Die Geduld Gottes
Eines der drei Minarette in der gigantischen Umayyaden-Moschee von Damaskus ist unter dem Namen Jesusminarett bekannt. Laut einer Überlieferung der Muslime aus Damaskus wird Jesus am Tag seiner Wiederkunft auf dem Turm erscheinen, um den Antichrist zu besiegen, das Ende der Zeiten anzukündigen, die Guten von den Bösen zu scheiden.
Das II. Vatikanische Konzil hat gesagt, dass die Kirche den Muslimen Ehrerbietung und Wertschätzung entgegen bringt, die „sich mühen, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen“ und „überdies den Tag des Gerichtes erwarten, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt.“
Die „Mimikryhaltung“ – oder besser gesagt inkulturelle Haltung –, die Abuna Paolo und seine Gesinnungsgenossen der sie umgebenden Masse von Muslimen gegenüber einnehmen, ist keine „Neuauflage“ der alten jesuitischen „Tarnstrategie“. Und auch keine Überlebensstrategie für „umzingelte“ Minderheiten. Abuna Paolo macht darauf aufmerksam, dass „der Islam kein zeitweiliges, kurzlebiges Phänomen ist.“ Die Verneinung der Gottheit Christi im Koran „ist analog zur Weigerung der Juden, die Verkündigung des Evangeliums anzunehmen.“ Und wenn Paulus die Weigerung der Israeliten im Hinblick auf das Ende der Zeiten angenommen hat, wenn „ganz Israel gerettet werden wird“ (Rm 11, 26), projiziert Abuna Paolo in das Ende der Zeiten auch die Hoffnung hinein „uns durch Fürsprache der Jungfrau Maria vor Christus, dem barmherzigen Richter und Friedensfürsten, gemeinsam mit der Umma Muhammads dem Chor der Engel und der Heiligen anzuschließen.“ In der Zwischenzeit, die ja schließlich die Zeit der Kirche ist, erscheint ihm das herzliche „Beisammensein“ der Jünger Jesu von Nazareth inmitten des Islam immer noch als einziger Weg, auf entwaffnende Weise „die Liebe Jesu für die Kinder Israels“ zu zeigen. Wie es schließlich schon der hl. Franz, Charles de Foucauld und Jahrhunderte lang die alten Minderheitskirchen des Ostens taten. Die ihre Hoffnung in Sein Handeln setzten, das auch heute eines jeden Herz rühren kann. „Ich wäre selbst schon vor langer Zeit zum Islam übergetreten,“ meint Abuna Paolo „wenn ich in meinem Leben nicht die Süße Jesu von Nazareth, Sohn Gottes, erfahren hätte.“


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