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SOZIALLEHRE DER KIRCHE
Aus Nr. 06/07 - 2007

Die res novae der Globalisierung zwischen Begünstigten und Ausgeschlossenen


Der Text des ehemaligen Gouverneurs der Banca d’Italia für die Festschrift zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt XVI., die am 14. Mai 2007 an der Päpstlichen Universität Salesiana in Rom vorgestellt wurde.


von Antonio Fazio


Im Laufe der 1980er-Jahre, ja auch Anfang der 1990er-Jahre, wurde mir mehrmals die Ehre zuteil, dem Erzbischof von Wien zu begegnen, Kardinal Franz König.
So geschehen im Rahmen der Versammlungen der Stiftung Nova Spes1, deren Vorsitzender der Kardinal war. In dieser Eigenschaft lud er damals mehrfach illustre Persönlichkeiten aus den Bereichen Wirtschaft, Biologie, Physik und Chemie nach Rom ein, darunter auch den ein oder anderen Nobelpreisträger. Sinn und Zweck dieser Versammlungen war es, im Rahmen der Stiftung Denkanstöße und Diskussionsanregungen zu jenen Themen zu geben, die für die bürgerliche Gesellschaft und für die Kirche von großer Wichtigkeit sind. Besagte Persönlichkeiten aus der Welt der Kultur kamen aus allen Teilen der Erde, waren Katholiken, Protestanten, Muslime, Juden, Jünger des Konfuzius, Buddhisten. Sie alle waren der Einladung gefolgt wegen des damit verbundenen Prestiges, aber auch, weil sie ein ehrliches gemeinsames Interesse an den anstehenden Themen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Schicksal der Menschheit hatten.
Zu diesen Themen gehörten, wie ich mich erinnere, die menschliche und soziale Entwicklung im Kontext des Wirtschaftswachstums; die Probleme des Klimas und der Umwelt; die Verbreitung der Atomwaffen; die Biotechnologien; die Genmanipulation2.
Es wurden einige Schlussversammlungen gehalten, und die Ergebnisse der Debatten wurden bei erinnerungswürdigen informellen Begegnungen oder bei Audienzen mit Johannes Paul II. kundgetan. Wie bei einer Versammlung vom 14. September 1981, Tag der Kreuzfindung, in Rom und in Castel Gandolfo: der Heilige Vater hatte uns liebenswürdigerweise in seiner Sommerresidenz zum Essen eingeladen, und wir sprachen über die aufstrebende Rolle Chinas auf der Bühne der Wirtschaft und Weltpolitik. Wir hatten auch Gelegenheit, in kleineren Gruppen organisatorische Aspekte und Aktivitäten der Stiftung zu besprechen: an diesen Versammlungen nahm des Öfteren auch Guido Carli teil. Bei einer informellen Versammlung in meiner Wohnung, eines schönen Herbsttages Ende der 1980er-Jahre3, erzählte uns Kardinal König beim Essen von seiner Doktorarbeit über die Östlichen Religionen und Zarathustra. Es war die Zeit der Perestrojka, und der Kardinal sprach lange über die Öffnung der Kirche dem Osten gegenüber, eine Politik, für die er in gewisser Weise magna pars war, als Initiator fungiert hatte. Nach dem Essen führte er auf der Terrasse noch ein langes, zwangloses Gespräch mit dem Sekretär der Stiftung, Don Pace, meiner Frau und meinen fünf Kindern, die damals zwischen sechs und zehn Jahre alt waren.
Er stellte mir an jenem Tag auch eine unerwartete Frage: „Herr Doktor, was halten Sie eigentlich vom Konzil?“. Über diese Frage war ich sehr überrascht, und obwohl ich eigentlich nicht glaubte, darauf eine erschöpfende Antwort geben zu können, fühlte ich mich doch geehrt, dass er sie mir gestellt hatte. Ich antwortete also, dass ich mich mit Gaudium et spes befasst hätte. Eine Konstitution, die, wie ich fand, voller Zuversicht und Hoffnung für die Zukunft der Menschheit wäre – Themen, die auch Nova Spes ausführlich behandelt hatte. Kurzum: ich brachte die Meinung zum Ausdruck, dass die Früchte der ökumenischen Konzilien in den Jahrzehnten, ja manchmal erst Jahrhunderten danach, geerntet würden. Der Kardinal schien mir zuzustimmen und mit meiner Meinung zufrieden zu sein. Recht viel mehr konnte ich dazu nicht sagen. Soweit ich mich erinnere, kamen wir dann auch noch – wenn ich auch nicht mehr weiß, wie ausführlich – auf die Soziallehre zu sprechen.

Leo XIII., der  am 15. Mai 1891 die Enzyklika Rerum novarum promulgierte.

Leo XIII., der am 15. Mai 1891 die Enzyklika Rerum novarum promulgierte.

1. Eine stets aktuelle Frage
Diese Frage habe ich nicht mehr vergessen. Ich hatte mich bereits intensiv mit den Enzykliken Pacem in terris und Populorum progressio beschäftigt. Rerum novarum war mir in ihren wesentlichen Zügen bekannt. In dem Eröffnungstext der Sozialen Woche der italienischen Katholiken in Neapel am 6. November 1999 versuchte ich, einige Prinzipien der Soziallehre abzustecken, mit Bezug auf Italien.
Im Juni des Jahres 2001 bat mich Kardinal Van Thuân, bei der Plenarsitzung des Pontificium Consilium de Iustitia et Pace einen Vortrag zu halten. Und zwar gemeinsam mit dem Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds, Michel Camdessus. Obwohl mein Terminkalender mehr als voll war, wollte ich die Einladung dieses Mannes, der in einer der düstersten Perioden der kommunistischen Verfolgung in Vietnam ein so heldenhafter Zeuge des Glaubens gewesen war, nicht ablehnen.
Der bei „Iustitia et Pax“ zu haltende Vortrag wurde auf den 14. September angesetzt, 20 Jahre nach der Begegnung mit Johannes Paul II. in Castel Gandolfo. Der Vortrag war bereits am 11. September fertig. Es musste nichts geändert werden. Ich fügte lediglich zwei Seiten an, auf denen ich die tragischen New Yorker Terroranschläge kommentierte.
Ausgehend von Populorum progressio ging es in dem Vortragstext um die Natur der sozialen Frage – die inzwischen planetenweite, globale Ausmaße angenommen hat – und die damit zusammenhängenden sozialen und politischen Spannungen. Ich äußerte mich zu der Notwendigkeit, die in vielen Teilen der Erde immer noch weit verbreitete Armut zu bekämpfen. Notwendig sei dafür – wie ich ausführte – eine Ankurbelung des Weltwirtschaftswachstums besonders der rückständigen Länder, deren landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Lebensmittelprodukten ein besserer Zugang zu den Märkten der wirtschaftlich besser entwickelten Länder ermöglicht werden müsse.
Von der Liberalisierung des Handels in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war – wie ich ausführte – vor allem die Industrieproduktion und, in den letzten zwei Jahrzehnten, auch das Finanzkapital betroffen. Von diesen Formen der Liberalisierung profitierten hauptsächlich die ohnehin schon wirtschaftlich fortgeschrittenen Länder.
Gerade diese Länder – vor allem die Vereinigten Staaten, Japan und die Europäische Union – halten immer noch an einem starren Protektionismus fest. Und das trifft vor allem die landwirtschaftlichen Produkte aus Entwicklungsländern. Die Beseitigung, oder zumindest Abschwächung, dieser Formen von Protektionismus wäre der Entwicklung der Entwicklungsländer und der Weltwirtschaft überaus zuträglich.
Ich griff eine Argumentation wieder auf, die im Rahmen internationaler Versammlungen – wie den G7 oder den periodischen Versammlungen der Weltbank und des Währungsfonds – ausgearbeitet worden war und erinnerte an die Notwendigkeit, Politiken zu entwickeln, die den negativen Auswirkungen der Liberalisierungspolitik in Sachen Verteilung jener Güter entgegen wirken, die Produkt der Intensivierung des Handelsaustausches sind4.
Die res novae der Globalisierung werfen nämlich auf internationaler Ebene Probleme auf, die denen ähnlich sind, die die Industrierevolution und die Entwicklung der Massenproduktion im 19. Jahrhunderts jenen Staaten beschert hatten, die wir heute als wirtschaftlich fortschrittlich betrachten. Der langen historischen Phase, die mit der Industrierevolution begann, hat wohl – zumindest, was die für die Weltpolitik dramatischsten und bedeutendsten Aspekte betrifft – der Fall der Berliner Mauer ein Ende gesetzt: Zwei Jahrhunderte der Spannungen und Ungleichgewichte, der ungeahnten Möglichkeiten und des materiellen Fortschritts, der Konflikte, Kriege und der damit einhergehenden, sich weltweit auswirkenden politischen Umwälzungen!
Mit der Informatik, der Entwicklung der Kommunikationskanäle und der internationalen Finanzmärkte erleben wir wahrscheinlich eine historische Übergangsphase ähnlich der Ende des 15. Jahrhunderts und der nachfolgenden Jahrhunderte, mit ihren großen geographischen Entdeckungen und der Erfindung des Buchstabendrucks.
Die Kultur reagierte damals vortrefflich. Man denke nur an die unbeugsame Haltung, die man bezüglich der Frage einnahm, ob die Indianer eine Seele hätten oder nicht. Eine Frage, hinter der enorme materielle Interessen steckten, die darauf abzielten, menschliche Wesen „in Besitz zu nehmen“, die man als Sache, als Vieh betrachtete. In Sachen Wirtschaft darf man nicht vergessen, dass jene Epoche neue praktische und moralische Probleme aufwarf. Diese hatten mit der Entwicklung der Märkte zu tun, mit dem Geldhandel, mit den neuen internationalen Handelsgeschäften, mit dem Verbot von Zins und Wucher: mit all diesen Problemen haben sich Sittenlehrer wie Molina, Lessius und Lugo5 befasst, die eine detaillierte Finanz- und Wirtschaftslehre entwickelten. Eine Lehre, die noch heute Gültigkeit hat.

Johannes XXIII. beim Unterzeichnen der Enzyklika Pacem in terris (9. April 1963).

Johannes XXIII. beim Unterzeichnen der Enzyklika Pacem in terris (9. April 1963).

2. Gaudium et spes: ein Programm
Wie stehen wir heute zu den großen Umwälzungen des internationalen Szenariums? Gaudium et spes widmet sich eingehend dem Problem der Kultur.
Johannes Paul II. kam in seinen Enzykliken und Ansprachen des Öfteren auf das Phänomen und die Bedeutung der Frage zu sprechen, die der Globalisierung im heutigen historischen Kontext zukommt; er reagierte auf diese Probleme mit seiner auf die gesamte Menschheitsfamilie ausgerichteten pastoralen Aktion. „Iustitia et Pax“ befasst sich kontinuierlich mit dem Thema der Ungleichgewichte, die auf internationaler Ebene mit einer Wirtschaftsentwicklung einhergehen, die auf rein wirtschaftlichen Kriterien basiert.
Im Sommer 1978 gewährte der damalige Erzbischof von Krakau, Karol Wojtyla, Professor Possenti ein langes Interview. Darin gab er zu verstehen, wie notwendig die Kirche eine eigene Soziallehre bräuchte, eine solche entwickeln und als wesentlichen Bestandteil ihrer Sendung, „das Evangelium zu verkündigen“6, lehren müsste. Besagtes Interview ist nur so gespickt mit Verweisen auf Gaudium et spes. Auf die Frage Possentis, ob die Katholiken ein eigenes konkretes Programm für die – nationale und internationale – Gesellschaft haben sollten, in der sie leben und wirken, und wie ein solches Programm aussehen solle, antwortete der Erzbischof von Krakau, das politische und soziale Programm der Katholiken sei die Pastoralkonstitution Gaudium et spes.
Die Lehre, die Johannes Paul II. in Sachen Gesellschaft, Wirtschaft und Politik im Laufe seines langen Pontifikats entwickelte, liegt sicherlich auf der Linie besagten Konzilsdokuments. In einer synthetischen Darlegung des aus den Enzykliken jenes Papstes hervorgehenden Gedankens beschreibt der damalige Kardinal Joseph Ratzinger die Struktur desselben und stellt die philosophische und theologische Grundlage heraus, bestehend in der Anthropologie und im Geheimnis der Menschwerdung7. Die Pastoralkonstitution bekräftigt an einer ihrer zentralen Passagen, dass die Möglichkeit, das Wesen der Befindlichkeit des Menschen, sein Schicksal, seine Aufgabe in der Welt zu verstehen, eben in der Menschwerdung des Sohnes Gottes liegt.
Wegbereiter des Denkens, das der Papst in seinen Lehren entwickelte, waren seine vorherigen philosophischen Studien8. An dieser Stelle kommt einem unweigerlich ein anderer Mann in den Sinn, dessen Denken und Wirken in der italienischen Gesellschaft in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg heute wieder Interesse weckt: Giorgio La Pira. Er hatte bekräftigt, dass das zentrale Ereignis des christlichen Glaubens nicht nur auf die Gesellschaft unweigerlich konkrete Auswirkungen habe, sondern auch auf die Politik und die Beziehungen zwischen den Menschen. Und das nicht nur innerhalb der Völker, sondern auch zwischen Völkern und Kulturen. Von dieser Überzeugung ausgehend wirkte La Pira nachhaltig auf Kultur und Politik ein9.

Kardinal Franz König und Joseph Ratzinger bei den Konzilsarbeiten im Jahr 1962.

Kardinal Franz König und Joseph Ratzinger bei den Konzilsarbeiten im Jahr 1962.

3. Der Markt in einer globalisierten Welt
Hier muss ein offensichtlicher Gegensatz herausgestellt werden. Und zwar der zwischen der optimistischen Sicht der Unternehmer, Politiker und Finanzexperten, die in der Globalisierung ein nicht aufzuhaltendes Phänomen, einen mächtigen Faktor des materiellen Fortschritts sehen, und der jener, die das Voranschreiten der Globalisierung anfechten wollen.
Eine ausführliche, ausgewogene Diskussion über die verschiedenen kulturellen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Aspekte des Problems bietet uns Jesús Villagrasa in seinem Werk Globalizzazione. Un mondo migliore?10 an. Die Erfahrung der letzten Jahrzehnte zeigt, dass die Quantität der Güter und Dienstleistungen, die in einer historischen Phase der Bevölkerungsexplosion produziert wurden, auch dank des freien Verkehrs von Gütern, Produkten und Kapital so ungemein groß sein konnte.
Entgegen dem, was weit verbreitete Neomalthusianische Theorien schon seit einigen Jahrzehnten befürchteten, konnte das Bevölkerungswachstum die Zunahme des Reichtums nicht bremsen. Vielmehr hat sich herausgestellt, dass sich eine Verlangsamung, Stagnation oder gar ein Rückschritt in der demographischen Entwicklung letzten Endes sogar negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirkt. Die Ursache sind komplexe sozial-psychologische Phänomene, die den Unternehmergeist, das Anhäufen von Produktionskapital bremsen – wie von namhaften Experten schon seit geraumer Zeit herausgestellt. Die Überalterung der Bevölkerung, die Zunahme des Durchschnittsalters, der Rückgang des Prozentsatzes von Jugendlichen sind Phänomene, die sich unweigerlich negativ auf die soziale Bilanz auswirken11.
Von Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute – also im Laufe der letzten 50 Jahre – lag das durchschnittliche Wachstum der Weltbevölkerung bei 1,8%: in den vorherigen Jahrhunderten blieb es über lange Perioden so gut wie unverändert. In einigen historischen Phasen des Mittelalters (man denke nur an die große Pestwelle des 14. Jahrhunderts) oder des Altertums hatte die Verringerung der Weltbevölkerung unglückselige Auswirkungen auf die bürgerliche Gesellschaft und den wirtschaftlichen Fortschritt. So erlebte die Bevölkerung des römischen Weltreiches beispielsweise in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung einen Rückschritt, der auch zur Krise des Reiches beitrug.
In den letzten 50 Jahren, seit Mitte des 20. Jahrhunderts, nahm nicht nur die Bevölkerungszahl in einem in den vorherigen Jahrhunderten nie gekannten Tempo zu, sondern auch die Produktion des materiellen Wohlstands. Das Bruttoinlandsprodukt ist weltweit um das Achtfache gestiegen, das Pro-Kopf-Einkommen hat sich verdreifacht. Der Austausch, der Handel, der Kapitalfluss, die Verbreitung von Ideen und Erkenntnissen, der wissenschaftliche und technische Fortschritt (der vom Handelsaustausch erst begünstigt wird) sind die Ursachen dieser außergewöhnlichen Entwicklung der Weltwirtschaft.
Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass dort, wo Markt ist, die Freiheit des Austausches von Waren und Kapital, die Ziele der Schaffung von Wohlstand, faktisch zu absoluten Werten erhoben werden, die wirtschaftliche Analyse letztendlich zur Ideologie wird. Ausgehend von einer anthropologischen Konzeption, die den Menschen zum homo oeconomicus reduzieren möchte, lässt man sich zu Schlussfolgerungen hinreißen, die theoretisch und unter gewissen – ohnehin so gut wie nie tatsächlich gegebenen – Bedingungen die Möglichkeit, ja fast schon die Notwendigkeit bekräftigen, ein solcher Ansatz in Sachen Wirtschafts- und Sozialpolitik wäre eine Garantie für eine bestmögliche Entwicklung.
Aber die sicherlich positiven Resultate der Schaffung von Wohlstand sind leider nicht ebenso positiv, was die Verteilung dieses Wohlstands angeht. Die Politik kann, auf nationaler und internationaler Ebene, nicht ohne das edle Ziel der ausgleichenden Gerechtigkeit auskommen. Schon im Namen einer guten Wirtschaftsentwicklung.

Papst Paul VI. unterzeichnet die Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967).

Papst Paul VI. unterzeichnet die Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967).

4. Die Ungleichgewichte und die Notwendigkeit, sie auszuräumen
Aufgrund des Fortschreitens der Globalisierung ist die Kluft zwischen Arm und Reich ein Problem geworden, das inzwischen breite Gesellschaftsschichten betrifft12. Und das gilt sowohl zwischen Völkern als auch innerhalb der einzelnen nationalen Gemeinschaften.
Einige Völker konnten vom Fortschritt der Technik und der Wirtschaft profitieren: ihr Pro-Kopf-Einkommen ist in den letzten 50 Jahren stark gestiegen. Andere Völker dagegen blieben vom Fortschritt ausgeschlossen. Afrika bekam die Vorteile der Integration so gut wie gar nicht zu spüren; in Lateinamerika hat der wirtschaftliche Fortschritt die großen Unterschiede bei der Verteilung des Einkommens sogar noch verschärft.
Das Bevölkerungswachstum ging in einigen Zonen des Globus nicht mit einem proportionalen Wachstum des produzierten Wohlstands einher. Andere Gebiete wieder erlebten aufgrund von Kriegen, endemischen Stammes- und Rassenkonflikten oder Naturkatastrophen eine Verschlechterung der Lebensbedingungen ihrer Bevölkerungen.
Man muss sagen, dass sich – relativ gesehen – die Situation eines erheblichen Teils der Weltbevölkerung deutlich verschlechtert hat. Mehr als eine Milliarde Personen leben in einer Befindlichkeit, die man als absolute Armut bezeichnen könnte, müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Fast ein Fünftel der Weltbevölkerung. Wenn man einen weniger strengen Maßstab anlegt und von zwei Dollar pro Tag ausgeht, steigt der Prozentsatz der Armen auf ein Drittel der Weltbevölkerung.
Die Entwicklung der Kommunikationsmittel lässt diese Kontraste nun noch deutlicher hervortreten. Die Folgen, die das auf die wirtschaftlich rückständigen Länder hat, auf das Verhalten der Einzelnen und breiter Schichten der Bevölkerung, und damit auf sozialer und unweigerlich auch politischer Ebene, sind absehbar.
Die Massenmedien werden nicht müde, uns darauf aufmerksam zu machen, dass dem enormen Anstieg des materiellen Wohlstands einiger Bevölkerungen in gewissen Teilen des Globus die nach wie vor rückständigen Lebensbedingungen vieler Bevölkerungsschichten in anderen Gebieten gegenüberstehen. Auch innerhalb eines Landes.
Das Phänomen der Migrationen – dem infolge der zunehmenden wirtschaftlichen und demographischen Ungleichgewichte auf unserer Erde eine immer größere Bedeutung zukommt – hängt zweifellos mit dem Globalisierungsprozess zusammen. Ein Phänomen, für das ein hoher Preis bezahlt werden muss, das menschlich und sozial gesehen manchmal dramatische Ausmaße annehmen kann – aber auch voller positiven Potentials ist für die Weltwirtschaft und für die verschiedenen Länder.
Viele Kirchenmänner haben sich kritisch zu den Kontrasten, Ungleichgewichten, den negativen sozialen Auswirkungen und den von der heutigen Entwicklung der Weltwirtschaft ausgelösten Spannungen geäußert.
Zur Situation in Lateinamerika nahm beispielsweise Kardinal Oscar Rodríguez Maradiaga Stellung. Seine Heimat Honduras wurde in den letzten Jahrzehnten fast schon zu einer Art „Versuchslabor“ für eine Form von Markt, die auf dem Kriterium des hemmungslosen Liberalismus basiert. Der Kardinal hat in seiner Analyse herausstellen wollen, wie unhaltbar ein derartiger Ansatz in Sachen Wirtschaftswachstum nicht nur von einem sozialen, sondern auch politischen – ja letztendlich wirtschaftlichen – Standpunkt aus ist.
Die Kritik, die auf der Beobachtung einer konkreten Realität basiert, lässt durchscheinen, dass hinter der Verbreitung einiger wirtschaftlicher Aktivitäten oft mächtige Interessen stehen. Dabei werden allerdings jene ethischen und sozialen Elemente vernachlässigt, die Korrektheit garantieren, die Einhaltung der Regeln und der ausgleichenden Gerechtigkeit. Dinge also, die für ein harmonisches Wachstum wesentlich sind. Ein Teil der Bevölkerung kommt nicht in den Genuss der Vorteile, während jener Teil der Bevölkerung, der an der Entwicklung neuer Produktionsaktivitäten beteiligt ist, nicht selten Arbeits- und Lebensbedingungen erlebt wie vor der Industrierevolution.
So wie die Analyse gehandhabt wird, fällt sie nicht unter die „Zensur“ des Wirtschaftsexperten. Sie stellt die menschlichen, sozialen und politischen Opfer heraus, die die Wirtschaftstheorie nur in groben, allgemeinen Zügen behandelt, ja letztendlich sogar als fremd13 zu betrachten neigt.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, darüber nachzudenken, in welcher Richtung man agieren soll – was konkret nicht immer leicht zu sagen ist. Die Haltung von intellektuellen und politischen Bewegungen, die das Phänomen der Globalisierung en bloc ablehnen, kann nicht überzeugen. Und ist auch wenig konstruktiv.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewirkte die „soziale Frage“ eine systematische Reflexion, führte zur Entstehung ihr gewidmeter Institutionen und Politiken. Und in derselben Weise sind in naher Zukunft auch jene, die mit den mit der Globalisierung zusammenhängenden sozialen und wirtschaftlichen Phänomenen vertraut sind, aufgefordert, über dieses Problem nachzudenken und dessen Lösung auch im Zusammenhang mit einem noch edleren Gedanken zu sehen: dem des Lehramts und der christlichen Soziallehre. Das ist die Methode, die auch der Erzbischof von Krakau in oben genanntem Interview anrät.
Der Heilige Vater Benedikt XVI. hat des Öfteren über die Notwendigkeit gesprochen, gewisse Mechanismen der Weltwirtschaft zu ändern, damit dem Skandal des Hungers entgegengewirkt und die Armut verringert werden kann. Diese betrifft nämlich trotz des wachsenden Reichtums und der weltweit zunehmenden Disponibilität von Gütern immer noch breite Bevölkerungsschichten. Im Kampf gegen die Armut engagieren sich schon seit geraumer Zeit die UNO (man denke nur an Programme wie „Millennium Development Goals“), die Weltbank und der Internationale Währungsfonds.
In Afrika sind die Wirtschaftslage und die Probleme anders gelagert als in Lateinamerika. In Asien dagegen finden wir in den verschiedenen Regionen, den aufstrebenden Wirtschaftssystemen und den großen Länderblöcken – China und Indien auf der einen, Japan auf der anderen Seite – sehr unterschiedliche institutionelle Situationen und eine vollkommen unterschiedlich gelagerte Wirtschaftsentwicklung. Und in Europa unterscheiden sich die Gesellschaften und Institutionen der wirtschaftlich fortschrittlichen Länder wiederum von denen der Länder Mittel- und Osteuropas, die eine sozialistisch-kommunistische Vergangenheit haben.

Kardinal Oscar Andrés Rodríguez Maradiaga leitet einen Protestmarsch mit 5.000 Menschen (San Ignacio, 4. Juli 2001).

Kardinal Oscar Andrés Rodríguez Maradiaga leitet einen Protestmarsch mit 5.000 Menschen (San Ignacio, 4. Juli 2001).

5. Möglichkeiten einer Vertiefung
Vor dem Hintergrund der oben erwähnten Fragen scheint mit, dass gewisse theoretische Ansätze - und deren konkrete Verwirklichung - Vorrang haben sollten. So steht in der Pastoralkonstitution unter Nr. 86 zu lesen: „a) Den Völkern der Entwicklungsländer muss sehr daran gelegen sein, als Ziel des Fortschritts ausdrücklich und entschieden die volle menschliche Entfaltung ihrer Bürger zu erstreben. Sie sollen daran denken, dass der Fortschritt vor allem aus der Arbeit und den Fähigkeiten der Völker selbst entspringt und sich steigert und sich nicht allein auf fremde Hilfe, sondern vor allem auf die volle Erschließung der eigenen Hilfsquellen und ihren Ausbau entsprechend den eigenen Fähigkeiten und Traditionen stützen muss. Hier sollen jene Völker mit gutem Beispiel vorangehen, die größeren Einfluss auf andere haben. b) Es ist eine schiere Verpflichtung der hoch entwickelten Länder, den aufstrebenden Völkern bei der Erfüllung der genannten Aufgaben zu helfen [...].“
Hier scheint man Adam Smith herauszuhören, der in seinem Wealth of Nations bekräftigt, dass dieser Wohlstand in erster Linie auf der „ability and dexterity of men“, basiert – der Fähigkeit, dem Einfallsreichtum, der Initiative des Menschen, dem Menschenkapital also – um es mit einem technischen Ausdruck zu sagen.
Aber der oben zitierte Text listet unter den dringlichsten Pflichten auch die Hilfe der wirtschaftlich hoch entwickelten Länder auf. Während der Schwerpunk der Diskussionen in den internationalen Versammlungen in einer ersten Phase (bis Mitte der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts) nämlich vor allem auf dem Wachstum und folglich auf den Marktmechanismen lag, verlagerte sich der Akzent danach auf die Notwendigkeit einer gerechten Verteilung der Güter der Wirtschaftsentwicklung. Und das auch und vor allem im Namen eines dauerhaften Friedens unter den Völkern.
Im Herbst 2001 brachte es der Generalsekretär der Vereinten Nationen bei einer informalen, auf Initiative des Währungsfonds und der Weltbank einberufenen Versammlung der Minister und Regierenden auf den Punkt, als er sagte: „... Die Armut – im absoluten und relativen Sinn – ist ein fruchtbarer Boden für den Terrorismus“14. Die Gesichtsfarbe der Teilnehmer an den Versammlungen der internationalen Organismen ist seit einigen Jahren vorwiegend gelb, olivenfarbig und schwarz.
Das Thema der Investitionen im Bildungssektor kommt nun gleich neben so grundlegenden Themen wie food, health, shelter. Und hat große Priorität. Das haben auch die italienischen Repräsentanten bei jeder möglichen Gelegenheit herausgestellt.
Aber man muss mehr Wohlstand schaffen. Unter Nr. 85 der Pastoralkonstitution heißt es: „Materielle Hilfe wird den aufstrebenden Völkern nicht zuteil werden, wenn die Praktiken des heutigen Welthandels sich nicht von Grund auf ändern.“ Dieses Thema wurde später der Enzyklika Populorum progressio zugrunde gelegt. Die starke Entwicklung in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war aufgrund der Liberalisierung des Austausches der Industrieprodukte möglich. Profitiert haben davon – wie oben bereits erwähnt – jene Länder, die technisch am besten dafür gerüstet waren, diese Produkte auch herzustellen. Die rückständigeren Länder, deren Inlandsprodukt vor allem der Primärsektor bildet, blieben dabei auf der Strecke.
Der Landwirtschaftssektor wird zwar kräftig unterstützt, kann mit beachtlichen Finanzhilfen der Industriestaaten (Vereinigte Staaten, Japan, Europäische Union) rechnen. Aber die Entwicklungsländer haben auch mit starken Importbeschränkungen zu kämpfen. Dabei könnten sie Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte zu sehr niedrigen Preisen anbieten, was für Import- und Exportländer Vorteile birg. Aber die Verhandlungen zu diesem Thema kommen nur schleppend voran. Zwar sind die Bedenken gewisser landwirtschaftlicher Sektoren der Industriestaaten verständlich. Aber ein solcher Widerstand kann nicht lange gerechtfertigt werden. Ein Ausweg könnte für die Staaten mit hoch entwickelter Wirtschaft in einer Intensivlandwirtschaft und der Spezialisierung auf hochwertigere Produkte liegen15.
Das 4. Kapitel der Pastoralkonstitution ist dem Leben der politischen Gemeinschaft gewidmet. Die dort aufgelisteten Prinzipien gelten nicht nur für unsere Gesellschaft, für unsere fortschrittlichen Wirtschaftssysteme, sondern auch für die aufstrebenden Wirtschaftssysteme. Hierzu muss der beachtliche Einsatz des Generaldirektors des Währungsfonds genannt werden: In der letzten Periode seines Mandats hat sich Michel Camdessus sehr für die Vorantreibung angemessener Reglementierungen für die wirtschaftliche Entwicklung jener Länder eingesetzt, die in den Genuss des Programms zum Abbau der Auslandsverschuldung kamen. Die Weltbank ist schon seit geraumer Zeit darum bemüht, in den Ländern, die in den Genuss von Investitionen und Finanzierungen kommen, die hartnäckigsten Formen der Korruption zu bekämpfen.

Benedikt XVI. mit Antonio Fazio auf dem Petersplatz (22. Dezember 2005).

Benedikt XVI. mit Antonio Fazio auf dem Petersplatz (22. Dezember 2005).

6. Schlussbemerkung
Die Möglichkeit, die Gelegenheit und die Notwendigkeit, auf die einzelnen Länder (seien es nun Industriestaaten oder Entwicklungsländer) die Prinzipien der Pastoralkonstitution Gaudium et spes anzuwenden, die Karol Wojtyla das „soziale und politische Programm der Katholiken“ nannte, erfordert zunächst einmal eine gründliche Analyse der Probleme allgemeiner Art. Aber auch der Situation, die wir in den verschiedenen Ländern und geographischen Gebieten der Erde vorfinden.
Die großen Päpstlichen und Katholischen Universitäten bieten inzwischen alle Vorlesungen und Kurse zum Thema Sozialwissenschaften an. Verbunden mit den von den einzelnen Ländern und den internationalen Organismen durchgeführten Studien kann ihnen also die Analyse der verschiedenen Situationen und Problematiken anvertraut werden.
Diese Analyse sollte dann mit den – notwendigerweise allgemeinen, nicht spezifischen – Prinzipien im Einklang stehen, die in der Soziallehre zum Ausdruck kommen. Eine systematische Koordinierung des Engagements seitens der Universitäten und der Experten kann diese Bemühungen dann konkrete Form annehmen lassen: Mit vereinten Kräften und mit Hilfe des Lehramts.


Anmerkungen

1 Die internationale Stiftung Nova Spes konnte mit Hilfe von Personen, die in den Institutionen und in der Welt der Kultur tätig sind 1980 auf Initiative des 1996 verstorbenen Don Pietro Pace ins Leben gerufen werden. Sie wird derzeit von Frau Prof. Laura Paoletti geleitet. Den Vorsitz führt Vittorio Mathieu.
2 Hier sei besonders auf folgende Werke verwiesen: L’economia e lo sviluppo globale della persona e della società, herausgegeben von V. Mathieu, Stiftung Nova Spes, Rom 1988; Man, Environment and Development: Towards a Global Approach, herausgegeben von P. Blasi und S. Zamboni, Nova Spes, International Foundation Press, Rom 1991.
3 Gemeint ist der 1. Dezember 1989, Tag des Besuchs von Gorbatschow bei Johannes Paul II. im Vatikan. Ich wurde aufgefordert, den Besuch im Fernsehen verfolgen und den öffentlichen Teil zu kommentieren.
4 Vgl. Globalizzazione, sviluppo economico e riduzione della povertà; Vortrag bei der Tagung: „Il lavoro. Chiave della Questione sociale“, anläßlich der Versammlung des Pontificium Consilium de Iustitia et Pace, Vatikanstadt, 14. September 2001.
5 Vgl. Vortrag „cultura, democrazia, sviluppo economico“, gehalten anläßlich der 450-Jahr-Feier der Stiftung des Collegio Romano, Rom, 4. April 2001. Verwiesen sei auch auf die eingehende Studie von B.W. Dempsey, Interest and Usury, mit Einleitung von J.A. Schumpeter, Dennis Dobsan Ltd, London 1948.
6 K. Wojtyla, Die Soziallehre der Kirche, Lateran University Press, Rom 2003. Das Interview, geführt von Prof. Vittorio Possenti, wurde nach der Wahl Wojtylas zum Papst dreizehn Jahre lang zurückgehalten.
7 Vgl. T. Stenico (ed.), Le lettere encicliche di Giovanni Paolo II, Vorwort von G. Andreotti, Einleitung von J. Ratzinger, Rom 2004; vgl. Enchiridion delle encicliche, Bd. 8: Johannes Paul I. – Johannes Paul II. 1978-2005, Edb, Bologna 2005.
8 Vgl. K. Wojtyla, Metafisica della persona. Tutte le opere filosofiche und saggi integrativi, herausgegeben von G. Reale und T. Styczen, Bompiani, Mailand 2003.
9 Vgl. V. Possenti, La Pira tra storia e profezia. Con Tommaso maestro, Marietti, Genua 2004. Das bedeutendste Werk La Piras im Bereich Wirtschaft und Soziales ist Le attese della povera gente, Libreria Editrice Fiorentina, Florenz 1951. Der Verfasser regte zu einer weitreichenden politischen Debatte an und trug so in den 1950er-Jahren entscheidend zum italienischen Wirtschaftswunder bei. Inspirieren ließ er sich dabei vor allem vom BeveradgeReport und löste in Italien – La Pira war ein Jurist, kein Wirtschaftsfachmann – die Debatte über die Theorien Keynes’ hinsichtlich der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit aus.
10 J. Villagrasa, Globalizzazione. Un mondo migliore?, Logos Press, Rom 2003.
11 Hier sei auf den bedeutenden Beitrag von A. Sauvy verwiesen: Théorie générale de la population, Bd. 1: Economie et population; Bd. 2: Biologie sociale, Presses Universitaires de France, Paris 1952. Verwiesen sie auch auf die Studien über die Ansammlung von Ersparnissen und Kapitalanhäufung, beispielsweise die von F. Modigliani über den Lebenszyklus und die Ansammlung von Ersparnissen.
12 Neben der ausführlichen Dokumentation der Weltbank und anderer internationaler Organismen findet sich eine detaillierte Synthese bei N. Acocella, Globalizzazione, povertà e distribuzione del reddito, in Studi e Note d’economia, Nr. 2, 2005.
13 Vgl. E. Romeo, L’Oscar color porpora. Kardinal Rodríguez Maradiaga, voce dell’America Latina, Ancora, Mailand 2006.
14 Beim Angelusgebet vom 16.Juli 2006 spricht Benedikt XVI. im Zusammenhang mit den neuen Wellen von Gewalt von objektiven Verletzungen des Rechts und der Gerechtigkeit.
15 Siehe Ansprache an der „Accademia dei Georgofili“ von Florenz, „Die italienische Landwirtschaft im europäischen und internationalen Kontext“, 3. Juli 1999.


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