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KATAR
Aus Nr. 05 - 2008

Begegnung mit Emir Hamad bin Khalifa al-Thani.

Hoffnungsschimmer aus Katar


Eine solide Außenpolitik, gute Beziehungen zu allen Ländern, Offenheit für einen Dialog mit den anderen Religionen: „Es gibt nichts, was gegen einen Besuch des Papstes in unserem Land spricht.“ Das Gespräch unseres Chefredakteurs mit dem Emir von Katar. Nach der Weihe der ersten katholischen Kirche in Doha.


Interview mit Hamad bin Khalifa al-Thani von Giulio Andreotti


Emir al-Thani wird von tosendem Applaus begrüßt: eine Anerkennung für die Erreichung des Abkommens zwischen den verschiedenen libanesischen Gruppen (Doha, 21. Mai).

Emir al-Thani wird von tosendem Applaus begrüßt: eine Anerkennung für die Erreichung des Abkommens zwischen den verschiedenen libanesischen Gruppen (Doha, 21. Mai).

Hoheit, ein häufiges Thema unserer internationalen Zeitschrift ist der interreligiöse Dialog – ein Gebiet, auf dem Sie sich wegen Ihres ehrlichen Interesses, Ihrer zahlreichen Initiativen einen Namen gemacht haben. Warum diese bewundernswerte Disponibilität? Was erwartet jene, die mit diesem Dialog befasst sind?
HAMAD BIN KHALIFA AL-THANI: Unsere Haltung liegt in der von unserer islamischen Religion gelehrten Toleranz begründet. Und diese Toleranz ist das Ergebnis der menschlichen Tugenden, die von den göttlichen Religionen verfochten wurden, die dem Islam vorausgingen. Seither hat sich unsere Sicht des Dialogs zwischen den Religionen entwickelt: er ist ein Mittel, mit dem anderen zu kommunizieren, ihn besser kennen zu lernen. Ein Mittel für die Suche nach Konvergenzmöglichkeiten, um Diskriminierung unter den Menschen zu überwinden und Richtlinien für die verschiedenen Aspekte des Lebens zu geben. Das alles auf der Grundlage der Prinzipien, die die Religionen gemeinsam haben. Das zeigt uns konkret, wie bedeutungsvoll der Dialog zwischen den Religionen ist: er führt uns einer Zukunft der Liebe und Harmonie entgegen.
Ihr Land kann ein beachtliches Wirtschaftswachstum verzeichnen, hat eine starke internationale Dynamik. In Katar leben viele Gastarbeiter verschiedenster Religionen. Was tun Sie, um diese Menschen in Ihr Land zu integrieren? Hängt die Entwicklung Katars nicht auch davon ab, welche Perspektiven man diesen Gastarbeitern langfristig bietet?
AL-THANI: Die Integration eines Einwanderers in eine ausländische Gesellschaft ist normalerweise dann gegeben, wenn er sich sicher fühlt, seine Rechte garantiert weiß. Genau das wird den Ausländern, die bei uns arbeiten, angeboten. Und es ist auch im täglichen Leben greifbar, feststellbar – immerhin nehmen auch Ausländer an den verschiedenen, vom Staat organisierten Initiativen teil. Und man darf auch nicht vergessen, dass die Einwohner Katars schon ihrem Wesen nach tolerant und gastfreundlich sind, dass sie das, was die Ausländer leisten, sehr wohl zu schätzen wissen.
Katar unterhält bereits diplomatische Beziehungen zum Hl. Stuhl. Auf welchen Gebieten kann die Beziehung zum Hl. Stuhl ein positives gemeinsames Handeln hervorbringen, das auch für andere Länder ein Vorbild sein könnte?
AL-THANI: Dank ihrer diplomatischen Beziehungen konnten der Staat Katar und der Vatikan ihre Zusammenarbeit, ihren Dialog und den gegenseitigen Meinungsaustausch ausbauen. Wir glauben, dass das gemeinsamen Initiativen im Hinblick auf den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen dienlich sein kann. Schließlich konnten schon bei den vorherigen interreligiösen Konferenzen – einige davon fanden in Doha statt – Kontakte zwischen beiden Ländern hergestellt werden.
Der Besuch des saudischen Königs Abdullah bei Benedikt XVI. war eine symbolische und doch auch konkrete Geste. Halten Sie es für möglich, dass der Papst eines Tages eingeladen wird, Länder der arabischen Halbinsel zu besuchen?
AL-THANI: Der Besuch meines Bruders, des Hüters der beiden heiligen Moscheen, im Vatikan war die Bestätigung der Toleranz des Islam jeder Religion gegenüber und hat die Konvergenz zwischen Islam und Christentum wachsen lassen. Was einen zukünftigen Besuch des Papstes in den Ländern der arabischen Halbinsel angeht, kann ich nur sagen, dass das Sache der einzelnen Länder ist. Katar hat eine solide Außenpolitik, die ihm gute Beziehungen zu allen Ländern der Welt ermöglicht. Bei uns gibt es keine Diskriminierung, sondern Disponibilität für den Dialog und Toleranz den verschiedenen Kulturen und Religionen gegenüber: es gibt also nichts, was gegen den Besuch des Heiligen Vaters in unserem Land sprechen würde.
Der Emir von Katar mit Kardinal Nasrallah Pierre Sfeir, Patriarch 
der Maroniten (Doha, 5. Mai).

Der Emir von Katar mit Kardinal Nasrallah Pierre Sfeir, Patriarch der Maroniten (Doha, 5. Mai).

Im März konnte in Doha die erste katholische Kirche geweiht werden. Den Baugrund haben Sie gestiftet. Glauben Sie, dass es – sozusagen als Fortsetzung dieses wohlwollenden Weitblicks – möglich ist, dass die katholische Kirche auf die Entwicklung Katars direkt Einfluss nimmt? Beispielsweise im Bereich des Gesundheitswesens, im Bildungs- und Wohltätigkeitsbereich – zumindest als eine Art Hilfestellung für die Einwanderer?
AL-THANI: Katar hat dank seiner Naturressourcen Öl und Erdgas eine starke Entwicklung erfahren. Wir haben unseren Freunden aus verschiedenen Ländern der Welt die ToreW geöffnet, damit sie sich an der Umsetzung von Entwicklungsprogrammen beteiligen können. Projekten, die wir in Übereinstimmung mit den in dieser Branche geltenden Gesetzen geplant haben. Wir haben uns darum bemüht, den Bereich des Gesundheits- und Bildungswesens auszubauen, ihn unseren Bürgern und den Ausländern zugänglich zu machen.
Was bedeutet es Ihrer Meinung nach, in der heutigen Welt schneller, ja manchmal undenkbarer Veränderungen ein muslimischer Gläubiger zu sein?
AL-THANI: Unsere Sicht dessen, was auf der Welt passiert, liegt – wie schon gesagt, in den Prinzipien unserer Religion begründet. Wir sind sicher, dass alle Dramen und Probleme der Welt von heute gelöst werden können, wenn man die ehrliche Absicht hat, den Standpunkt des anderen zu respektieren, seine Ideen, seinen Glauben. Kurzum: Wenn man einen konstruktiven Dialog vorantreibt.


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