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Aus Nr. 03 - 2009

Don Primo Mazzolari (1890-1959): Kurzbiographie.



von Walter Montini


Don Primo auf dem Petersplatz. <BR>[© Fondazione Mazzolari]

Don Primo auf dem Petersplatz.
[© Fondazione Mazzolari]

Die einfachen Wurzeln. Das Seminar
Primo Mazzolari wurde am 13. Januar 1890 als Kind einer einfachen Bauernfamilie in Boschetto, einem Vorort von Cremona geboren. Am 24. August 1912, nach dem Besuch des Seminars von Cremona, wurde er in der Pfarrkirche von Verolanuova zum Priester geweiht, einem Dorf bei Bresica, in das seine Familie Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gezogen war.

Die ersten pastoralen Aufgaben und die Prüfungen des Krieges
Don Primo wurde als Pfarrvikar zunächst nach Spinadesco (Cremona), dann in seine Geburtspfarrei Boschetto gesandt.
Im Herbst 1913 wurde er Italienisch-Professor am Gymnasium des Seminars. Eine Aktivität, die er zwei Jahre lang ausübte. Die Sommerferien verbrachte er im Schweizerischen Arbon als Missionar des Bonomelli-Werkes, das sich um die aus Deutschland heimkehrenden italienischen Immigranten kümmerte. Er war auch in den Militärkrankenhäusern von Genua und Cremona tätig; dann, 1918, neun Monate lang als Militärkaplan bei den an die französische Front geschickten italienischen Truppen. Nach seiner Rückkehr nach Italien war er weiter für das Königliche Heer tätig, u.a. auch bei der Bergung der Leichen der Gefallenen in der Zone von Tolmino. 1920 verbrachte er sechs Monate bei den italienischen Truppen in Oberschlesien, die in einem von Deutschland an das neu entstandene Polen abgetretenen Gebiet für Ordnung sorgen sollten.

Die Zeit in Cicognara. Der Widerstand gegen den Faschismus
1921 ernannte ihn der Bischof von Cremona, Msgr. Giovanni Cazzani, zum bischöflichen Delegaten in der Dreifaltigkeitspfarrei von Bozzolo. Von dort wurde er als Pfarrer nach Cicognara in der Po-Ebene geschickt, einem stark sozialistisch gefärbten Dorf, wo er 10 Jahre bleiben sollte (bis zum Juli 1932).

Die „Beförderung“ nach Bozzolo
1932 wurde er erneut nach Bozzolo versetzt, dieses Mal als Pfarrer. Die 1930er Jahre waren eine schaffensreiche Zeit. 1934 veröffentlichte er La più bella avventura. 1938 erschienen: Il samaritano, I lontani, Tra l’argine e il bosco; 1939 wurde La Via Crucis del povero veröffentlicht. Die nachfolgenden Werke fielen der Zensur zum Opfer. Die Faschisten zogen 1941 u.a. gegen Tempo di credere ins Feld. 1942 erschien Anch’io voglio bene al Papa.

Krieg und Widerstand. Die Zeit im Untergrund
1943, als der Niedergang des Faschismus besiegelt war und die Waffenruhe (8. September) angekündigt wurde, trat Don Primo mit verschiedenen katholischen Kreisen und Persönlichkeiten in Kontakt und knüpfte Beziehungen zum Widerstand an. Im Juli 1944 wurde er vom deutschen Kommando in Mantua verhaftet. Nach seiner Befreiung ging er in Gambara in den Untergrund, einem Dorf in der Provinz Brescia. Nach Bozzolo konnte er nur noch heimlich zurückkehren.

Die Nachkriegszeit
1945 erschien Il compagno Cristo. Vangelo del reduce. In jenen Jahren schrieb er viele Artikel für die katholischen Zeitungen von Cremona, Bergamo und Genua. Er arbeitete auch mit den Zeitungen Democrazia und L’Italia zusammen. Sein Interesse an den „Fernstehenden“ – besonders an den Kommunisten – war immer noch groß. Bei den Wahlen des Jahres 1948 unterstützte Mazzolari die christdemokratische Partei.

Titelseite einer Ausgabe von <I>Adesso</I>, der 1949 von Don Mazzolari gegründeten Zeitschrift.

Titelseite einer Ausgabe von Adesso, der 1949 von Don Mazzolari gegründeten Zeitschrift.

Die Jahreszeit von Adesso
Am 15. Januar 1949 erschien die erste Nummer der zweiwöchentlich erscheinenden Zeitschrift Adesso. Mitarbeiter waren Don Lorenzo Bedeschi, Pater Aldo Bergamaschi, der sozialistische Bürgermeister von Mailand, Antonio Greppi, viele Priester und mehr oder weniger bekannte Laien.
Die innovative und mutige Prägung von Adesso rief den Vatikan auf den Plan und die Zeitung musste ihre Arbeit im Februar 1951 einstellen. Im Juli wurde auch gegen Don Mazzolari persönlich vorgegangen: ohne Genehmigung der zuständigen Bischöfe durfte er nicht mehr außerhalb der Diözese predigen und auch keine Artikel veröffentlichen, die nicht vorher einer kirchlichen Revision unterzogen wurden.
Im November 1951 nahm Adesso seine Arbeit wieder auf. Don Primo war immer noch einer der Mitarbeiter, auch wenn er sich oft eines Pseudonyms bediente. Einige seiner Artikel zum Thema Frieden und Dialogbereitschaft brachten ihm erneute disziplinarische Maßnahmen ein: 1954 erhielt er aus Rom den Befehl, nur in seiner Pfarrei zu predigen und das Verbot, Artikel über „soziale Themen“ zu schreiben.

Die letzten Jahre
In den 1950er Jahren veröffentlichte er weitere Der Gesundheitszustand des Pfarrers von Bozzolo hatte sich jedoch in der Zwischenzeit drastisch verschlechtert. Nach einem Gehirnschlag, den er während der Feier der Sonntagsmesse vom 5. April erlitt, starb Don Primo Mazzolari am 12. April 1959 in Cremona.


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