Rubriken
Aus Nr.10 - 2006

Kurznachrichten



30TAGE IN DER WELT


Daniel Ortega und Miguel Obando Bravo, emeritierter Erzbischof von Managua.

Daniel Ortega und Miguel Obando Bravo, emeritierter Erzbischof von Managua.

Kardinäle/1
Die Sandinisten und die Aussöhnung

„Es war ein wundervoller Tag auf dem Weg zu Frieden und nationaler Aussöhnung.“ So kommentierte Kardinal Miguel Obando Bravo den Sieg von Daniel Ortega bei den Präsidentschaftswahlen in Nicaragua vom 5. November. Der einstige Guerilla-Leader Ortega konnte dank der Allianz zwischen sandinistischer Linken und einem Teil des rechten Flügels den Sieg erringen. Die Erklärung des Kardinals stand im Corriere della Sera zu lesen (7. November).


Kardinäle/2
Ein Wunsch für China

„Ich hoffe, daß man in den Beziehungen zwischen Hl. Stuhl und China dasselbe Resultat erreichen wird wie beim Hl. Stuhl und Russland.“ Mit diesen Worten endete der von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone aus dem Stehgreif gehaltene Vortrag. Anlaß: die Vorstellung zweier Bücher der Vatikanischen Verlagsbuchhandlung. Eines davon, herausgegeben von Massimiliano Valente, hat die Beziehungen zwischen Hl. Stuhl und Rußland, von Leo XIII. bis Pius XI. [Santa Sede e Russia da Leone XIII a Pio XI ], zum Thema; das andere – herausgegeben von Giovanni Coco, mit dem Titel „Santa Sede e Manciukuò (1932-1945)“ – berichtet von den Beziehungen zwischen Vatikan und dem Marionettenstaat Mandschuku, dessen Schaffung die Japaner in der Mandschurei mit Waffengewalt erzwungen hatten. Die beiden Bücher wurden am 13. Oktober im Rahmen einer Podiumsdiskussion am Collegio Teutonico vorgestellt, die vom Sekretär des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, Don Cosimo Semeraro, geleitet wurde. Teilnehmer waren: Erzbischof Claudio Maria Celli, der russische Botschafter beim Hl. Stuhl, Nikolay Sadchikov, Frau Professor Rita Tolomeo von der römischen Universität Sapienza, Professor Annibale Zambarbieri der Universität Pavia. Die Begrüßungsrede hielt der Vorsitzende des Päpstlichen Komitees, von dem die beiden Bücher herausgegeben wurden, Mons. Walter Brandmüller. Der Osservatore Romano vom 17. November berichtete auf drei Seiten über das Ereignis. Betont wurde dabei, daß Kardinal Bertone das Wirken von Benedikt XV. herausstellte, einem Mann, der „geschickt im Umgang mit anderen, ein guter Vermittler war und sich für internationale Beziehungen sehr aufgeschlossen zeigte. Die Entscheidungen, die er in Sachen Beziehungen zum Osten der Welt traf, sind in die Geschichte eingegangen. Nehmen wir nur die Einrichtung der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, die Schaffung des Päpstlichen Orient-Instituts, oder – konkret – seine gesamte Haltung Rußlands gegenüber.“


Kardinäle/3
Saddam und die Freiheit der Kirche

Kardinal Renato Martino gewährte der italienischen Tageszeitung la Stampa am 7. November ein Interview, in dem er das von einem irakischen Gericht über Saddam Hussein verhängte Todesurteil kritisierte. In besagtem Interview ergriff der Bischof für den Diktator Partei: „Unter Saddam war der Irak noch ein Staat, in dem die Christen ihren Glauben in aller Freiheit bekennen konnten. Jetzt jedoch wird ihre Situation durch den Krieg immer kritischer, und viele sind gezwungen, auszuwandern. Unter Saddam waren die Christen geschützt. Ich kann mich noch erinnern, daß ich, als ich Ständiger Beobachter des Hl. Stuhls bei den Vereinten Nationen war, um Dispens von den Sanktionen ansuchen mußte, um ein großes Kruzifix in den Irak kommen zu lassen, das Saddam Hussein der katholischen armenischen Kirche geschenkt hatte. Und das ist ja wohl kein Zeichen für eine Verfolgung.“


KardinALSKOLLEGIUM
Kardinäle Vachon, Monduzzi und Pompedda verstorben

Am 29. September verstarb der kanadische Kardinal Louis-Albert Vachon, von 1981 bis 1990 Erzbischof von Quebec, im Alter von 94 Jahren. Am 13. Oktober starb der aus der italienischen Provinz Emilia Romagna stammende Dino Monduzzi im Alter von 84 Jahren. Er war emeritierter Präfekt des Päpstlichen Hauses. Am 18. Oktober verstarb Kardinal Mario Francesco Pompedda. Der 77jährige Sarde war emeritierter Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur. Ende Oktober setzte sich das Kardinalskollegium aus 187 Kardinälen zusammen, 115 davon Wähler.


Kurie/1
Hummes Präfekt der Kongregation für den Klerus, Comastri vatikanischer Erzpriester

Am 31. Oktober wurde der brasilianische Kardinal Cláudio Hummes zum Präfekten der Kongregation für den Klerus ernannt. Er tritt an die Stelle des kolumbianischen Kardinals Darío Castrillón Hoyos, der im Juli 77 Jahre alt wurde, jedoch Präsident der Päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei“ bleibt. Der 72jährige Franziskaner Hummes, der 1958 Priester und 1975 Bischof wurde, war seit 1998 Erzbischof von São Paulo.
Ebenfalls am 31. Oktober wurde der toskanische Erzbischof Angelo Comastri, 63, zum Erzpriester der vatikanischen Patriarchalbasilika ernannt. Er tritt an die Stelle des aus dem Piemont stammenden Kardinals Francesco Marchisano, der im Juni seinen 77. Geburtstag feiern konnte und das Amt des Vorsitzenden des „Ufficio del lavoro“ des Apostolischen Stuhls beibehält.


Kurie/2
Bertone zum Mitglied verschiedener Kongregationen ernannt. Neuer Prälat beim IOR

Am 30. September wurde Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone, bereits Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre, der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung sowie der für den Klerus, auch zum Mitglied der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, für die Bischöfe und Propaganda Fide ernannt. Seit 14. Oktober ist der Kardinal auch Mitglied der Kardinalskommission des Instituts für religiöse Werke (IOR), die vorher von dem slowakischen Kardinal Jozef Tomko geleitet wurde, der 2004 einen achtzigsten Geburtstag feiern konnte. Im Bulletin Variazioni all’Annuario pontificio 2006 vom 1. Oktober wurde schließlich auch die vor ein paar Monaten erfolgte Ernennung des neuen Prälaten der Vatikanbank IOR offiziell, ein Amt, das seit 1993 unbesetzt war: es handelt sich um Mons. Piero Pioppo, 45, aus dem Klerus von Acqui, Beamter des Staatssekretariats und Sondersekretär von Kardinal Angelo Sodano, als dieser noch Staatssekretär war.


Kurie/3
Girotti, Stankiewicz und Farina zu Bischöfen ernannt

Am 15. November wurden drei Kirchenmänner aus der Römischen Kurie in den Bischofsrang erhoben. Es handelt sich um den Römer Gianfranco Girotti, 70, seit Februar 2002 Regens der Apostolischen Pönitentiarie; den Polen Antoni Stankiewicz, 71, seit Januar 2004 Dekan der Römischen Rota, und den aus Kampanien stammenden Salesianer Raffaele Farina, 73, seit 1997 Präfekt der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek.


Italien
Neue Bischöfe in Alghero, Ozieri und Pistoia, neuer Militär­bischof für Italien

Am 29. September wurde Giacomo Lanzetti, 64, aus Carmagnola im Piemont, seit 2002 Weihbischof von Turin, zum Bischof von Alghero-Bosa in Sardinien ernannt. Am 29. September erfolgte auch die Ernennung des Bischofs von Ozieri, ebenfalls in Sardinen. Es handelt sich um Mons. Sergio Pintor, 70, Sarde aus Oristano, seit 1996 Leiter des CEI-Büros für die Pastoral im Krankendienst.
Am 14. Oktober wurde Vincenzo Pelvi, 58, seit Dezember 1999 Weihbischof seiner Geburtsstadt Neapel, zum neuen Militärbischof für Italien ernannt.
Am 4. November wurde Mansueto Bianchi, 57, zum Bischof von Pistoia ernannt. Der aus der Provinz Lucca stammende Bianchi empfing 1974 die Priesterweihe und war seit 2000 Bischof von Volterra.


Kultur
Die Tradition der Kirche und die „Theocons“

Am 26. Oktober veröffentlichte der Corriere della Sera ein interessantes Editorial aus der Feder von Claudio Magris, in dem der Triester Schriftsteller und Essayist u.a. bekräftigt: „Der Traditionalismus, der bei der Vergangenheit innehält, leugnet und beleidigt die Kirche und ihre Katholizität, bzw. Universalität, weil er sie de facto als tote Reliquie betrachtet. Die sogenannten ‚Theocons‘ können diese Dinge nicht verstehen; immerhin haben sie normalerweise keinerlei Erfahrung in Sachen Christentum und Katholizismus, hatten nie damit zu tun [...]. Und sich selbst als ‚fromme Atheisten‘ zu definieren, ist auch nicht gerade die beste Voraussetzung dafür, sich mit Glaubensdingen zu befassen.“ Abschließend meint er: „Jene Hochwürden (in diesem Falle Protestanten), die in dem Blutbad vom 11. September die Strafe Gottes für die Verfehlungen der USA gesehen haben, und jene, die den Wahlsieg Bushs als Willen Gottes begrüßten, sind viel blasphemischer als die Betrunkenen, die im Wirtshaus herumfluchen und die vielleicht, wenngleich Sünder, von der Tradition weniger weit entfernt sind.“


Bücher/1
Als Johannes XXIII. die Delegierten der patriotischen Kirche Chinas beim Konzil dabei haben wollte

In der Repubblica vom 21. Oktober stand eine Neu-Rezension des Buches Giovanni XXIII. Una vita nella storia von Marco Roncalli, Neffe des „guten Papstes“, zu lesen. Eine Episode darin, in der es um das II. Vatikanische Konzil geht, faßt Rezensionsschreiber Marco Politi wie folgt zusammen: „Johannes XXIII. hatte die Absicht, nicht nur die an den Vatikan gebundenen Bischöfe [Chinas, Anm.d.Red.] einzuladen, sondern auch die von den kommunistischen Behörden ausgewählten, der patriotischen Kirche angehörenden. Deshalb überlegte er – unterstützt von Giorgio La Pira –, über welchen diplomatischen Kanal man an die Pekinger Regierung herankommen könnte. Für das Projekt mußte aber auch die vatikanische Kurie gewonnen werden. Capovilla erinnert sich, daß eine Versammlung der Kongregation für die außerordentlichen kirchlichen Angelegenheiten einberufen wurde (die für die Außenbeziehungen zuständige Abteilung des Staatssekretariats). Ein Dutzend Kardinäle war dabei, darunter auch der Leiter des Heiligen Offiziums, Kardinal Ottaviani. Folgende Frage stand im Raum: soll man einen Kontakt zu China suchen oder nicht? Man fürchtete, daß das wie eine Anerkennung des Pekinger Regimes aussehen könnte, und letzten Endes endete die Abstimmung mit neun ‚Nein‘- und drei ‚Ja-Stimmen‘.“


Bücher/2
Das Pontificalis Liber von Patrizi Piccolomini und Burcardo

Die vatikanische Verlagsbuchhandlung veröffentlichte nun für die Reihe „Monumenta Studia Instrumenta Liturgica“ die anastatische Neuauflage des Pontificalis Liber von Agostino Patrizi Piccolomini und Giovanni Burcardo. Herausgegeben wurde das Werk von dem Liturgiker Don Manlio Sodi, Dozent der Päpstlichen Universität Salesiana und Konsultor des Büros des päpstlichen Zeremonienmeisters. Es ist eine Reproduktion des Buches der liturgischen Feiern unter Vorsitz des Bischofs. Das 1485 von Papst Innozenz VIII. gewollte Buch wurde von zwei Verantwortlichen der päpstlichen Zeremonien jener Zeit zusammengestellt: Agostino Patrizi Piccolomini, Adoptivneffe von Papst Pius II., und Giovanni Burcardo.


Diplomatie/1
Girelli Nuntius auch in Ost-Timor

Am 10. Oktober wurde Erzbischof Leopoldo Girelli, 53, seit April 2006 Nuntius in Indonesien, auch zum päpstlichen Repräsentanten in Ost-Timor ernannt.


Diplomatie/2
Neue Botschafter Deutschlands, Albaniens, Belgiens und Japans

Am 28. September überreichte der neue Botschafter Deutschlands beim Hl. Stuhl sein Beglaubigungsschreiben: Hans-Henning Horstmann, 61, Karrierediplomat, in den letzten vier Jahren Botschafter in Wien. Am 29. September war der neue Botschafter Albaniens an der Reihe: der 44jährige Rrok Logu, Universitätsdozent für Ingenieurwesen, war bereits als Berater der Erzdiözese Tirana-Durres für die Beziehungen zu den staatlichen Einrichtungen tätig. Am 26. Oktober wurde der neue Botschafter Belgiens vorstellig: Frank De Coninck, 61, Karrierediplomat, in den letzten vier Jahren Marschall des königlichen Hofes. Am 13. November überreichte der neue Repräsentant Japans sein Beglaubigungsschreiben: Kagefumi Ueno, 58, Karrierediplomat.


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