Rubriken
Aus Nr.02/03 - 2010


KIRCHE/1.

Benedikt XVI.: Stellungnahme gegen Pädophilie


Lasset die Kinder zu mir kommen (IMt/I 19, 14).

Lasset die Kinder zu mir kommen (IMt/I 19, 14).

Am 19. März, dem Hochfest des hl. Josef, Patron der Weltkirche, hat Papst Benedikt XVI. den Hirtenbrief an die Katholiken Irlands unterzeichnet, in dem er zu Pädophilie-Fällen in der Kirche Stellung nimmt. Hier einige Auszüge.
An die Opfer des Mißbrauchs und ihre Familien: „Ihr habt schrecklich gelitten, und ich bedaure das aufrichtig. Ich weiß, daß nichts das Erlittene ungeschehen machen kann. Euer Vertrauen wurde verraten und Eure Würde wurde verletzt. Viele von Euch mußten erfahren, daß, als Ihr den Mut gefunden habt, über das zu sprechen, was Euch zugestoßen ist, Euch niemand zugehört hat. Diejenigen von Euch, denen das in Heimen und Internaten geschehen ist, müssen gefühlt haben, daß es kein Entkommen gibt aus Eurem Leid. Es ist verständlich, daß es schwer für Euch ist, der Kirche zu vergeben oder sich mit ihr zu versöhnen. Im Namen der Kirche drücke ich offen die Scham und Reue aus, die wir alle fühlen. Gleichzeitig bitte ich Euch, die Hoffnung nicht aufzugeben. In der Gemeinschaft der Kirche begegnen wir Christus, der selbst ein Opfer von Ungerechtigkeit und Sünde war. Wie Ihr trägt er immer noch die Wunden seines eigenen ungerechten Leidens. Er versteht die Tiefe Eures Leides und die fortdauernden Auswirkungen auf Euer Leben und Eure eigenen Beziehungen, einschließlich Eurer Beziehung zur Kirche. Ich weiß, daß es einigen von Euch schwer fällt, den Fuß in eine Kirche zu setzen, nach all dem, was passiert ist. Aber Christi eigene Wunden, verwandelt durch sein erlösendes Leiden, sind der Weg, durch den die Macht des Bösen gebrochen wird und wir zu Leben und Hoffnung wiedergeboren sind. Ich glaube zutiefst, daß diese heilende Kraft der aufopfernden Liebe Befreiung und die Verheißung eines Neuanfangs bringt – sogar in den dunkelsten und hoffnungslosesten Situationen.“
An die Priester und Ordensleute, die Kinder mißbraucht haben:
„Ihr habt das Vertrauen, das von unschuldigen jungen Menschen und ihren Familien in Euch gesetzt wurde, verraten und Ihr müßt Euch vor dem allmächtigen Gott und vor den zuständigen Gerichten dafür verantworten. Ihr habt die Achtung der Menschen Irlands verspielt und Schande und Unehre auf Eure Mitbrüder gebracht. Die Priester unter Euch haben die Heiligkeit des Weihesakraments verletzt, in dem Christus sich selbst in uns und unseren Handlungen gegenwärtig macht. Gemeinsam mit dem immensen Leid, das Ihr den Opfern angetan habt, wurde die Kirche und die öffentliche Wahrnehmung des Priestertums und des Ordenslebens beschädigt. Ich mahne Euch, Euer Gewissen zu erforschen, Verantwortung für die begangenen Sünden zu übernehmen und demütig Euer Bedauern auszudrücken […]. Christi erlösendes Opfer hat die Kraft, sogar die größte Sünde zu vergeben und Gutes sogar aus dem schlimmsten Übel erwachsen zu lassen. Gleichzeitig ruft uns Gottes Gerechtigkeit dazu auf, Rechenschaft über unsere Taten abzulegen und nichts zu verheimlichen.“
An die Priester und Ordensleute in Irland: „Wir alle leiden infolge der Sünden unserer Mitbrüder, die einen heiligen Auftrag mißbraucht oder versagt haben, gerecht und verantwortungsvoll mit den Mißbrauchsvorwürfen umzugehen. In der Wut und Empörung, die all das nicht nur unter den Gläubigen, sondern auch unter Euch und in den Ordensgemeinschaften hervorgerufen hat, fühlen sich viele von Euch mutlos oder sogar verlassen. Mir ist ebenfalls bewußt, daß Ihr in den Augen vieler durch die Nähe zu den Tätern einen Makel tragt und als irgendwie verantwortlich für die Verbrechen anderer angesehen werdet. In dieser schmerzlichen Zeit möchte ich Eure Hingabe an das Priestertum und das Apostolat würdigen und Euch einladen, Euren Glauben in Christus zu festigen, Eure Liebe zu seiner Kirche und Euer Vertrauen in die Verheißung des Evangeliums auf Erlösung, Vergebung und innere Erneuerung. Auf diese Weise werdet ihr aufzeigen, daß da, wo die Sünde mächtig wurde, die Gnade übergroß wurde (Röm 5, 20).“





Nancy Pelosi. [© Associated Press/LaPresse]

Nancy Pelosi. [© Associated Press/LaPresse]

USA/1
Die Gesundheitsreform und der hl. Josef

„Heute ist das Fest Heiliger Josef, der Arbeiter. Ein Fest, das besonders für die Italoamerikaner wichtig ist; so erinnern wir an Josef und beten zu ihm, damit er den Arbeitern Amerikas Gutes tut, genau wie das Gesetz zur Gesundheitsreform“, sagte Nancy Pelosi, Vorsitzende des Repräsentantenhauses, in einer Pressekonferenz vom 19. März. Dass die Demokratin den hl. Josef erwähnt hat, stand am 22. März in La Stampa zu lesen.


USA/2
Katholische Ordensfrauen und Krankenhäuser begrüßen die Gesundheitsreform

Am Vorabend der Abstimmung, mit der die Gesundheitsreform in den Vereinigten Staaten abgesegnet wurde, haben sich die amerikanischen Ordensschwestern auf die Seite Barack Obamas gestellt. Im Corriere della Sera vom 19. März steht zu lesen: „In einem Brief an den Kongress hat Network, eine Gruppe von 50 religiösen Frauenorden und -Kongregationen Amerikas, im Namens des Rechts auf Leben ihre Befürwortung des Dekrets zum Ausdruck gebracht [...]. Die Stellungnahme der amerikanischen Ordensfrauen erfolgte im Kielwasser der Reaktion der Catholic Health Association, zu der 600 Krankenhäuser und 1.400 katholische Pflegeheime gehören.“


Kirche/3
Crociata: Gott ist es, der uns entgegen kommt

„Die Zeiten sind günstig, weil wir mit neuem Staunen feststellen, dass Gott uns entgegen kommt, ungeachtet dessen, was wir sind und was wir getan haben mögen. Er beugt sich über uns und hält uns fest, damit wir nicht ins Leere stürzen.“ So Mariano Crociata, Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz (CEI), am Aschermittwoch in der Predigt der Messe mit den Priestern, Ordensfrauen und Laien des Generalsekretariats (zusammengefasst in Avvenire, 18. Februar). „Unsere Initiative“, schloss er, „beruht ganz auf der uns von ihm gegebenen Fähigkeit, zu antworten und sein ganzes Sein anzunehmen.“


Kirche/4
Pater Lombardi gegen den Fundamentalismus, der auch „christlich“ sein kann

Anfang März wurden einige christliche Gemeinden Nigerias zum Schauplatz von blutigen Massakern. Im Zusammenhang mit diesen tragischen Vorkommnissen bekräftigte Pater Federico Lombardi, Direktor des Presseamtes des Hl. Stuhls und von Radio Vatikan, erneut, was bereits die Ortsbischöfe gesagt haben: dass diese Auseinandersetzungen nicht „religiöser, sondern sozialer Art“ gewesen seien. In einem Interview (Corriere della Sera, 9. März) präzisierte er später: „Es gibt auch einen christlichen Fundamentalismus, der von Gruppen oder Sekten betrieben wird, denen es um Proselytenmacherei geht und der dann wieder Reaktionen anderer, gegensätzlicher und gewalttätiger Fundamentalismen auslöst. Wenn man alle über einen Kamm schert, kann es auch vorkommen, dass Christen, und insbesondere Katholiken, in Schwierigkeiten gebracht werden. Die Kirche dagegen hat immer für eine dem Dialog aufgeschlossene, respektvolle Haltung plädiert. Wichtig ist es, die Bedingungen für ein Zusammenleben in Frieden zu schaffen.“


Kardinäle
Maida, Williams und Herranz werden achtzig

Im März konnten drei Kardinäle ihren 80. Geburtstag feiern. Am 18. März der Amerikaner Adam Joseph Maida, von 1990 bis 2009 Erzbischof von Detroit. Am 20. der aus Neuseeland stammende Thomas Stafford Williams, von 1979 bis 2005 Erzbischof von Wellington. Am 31. der Spanier Julián Herranz vom Klerus des Opus Dei, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates für die Interpretation der Gesetzestexte. Ende März setzte sich das Kardinalskollegium aus 182 Kardinälen zusammen, von denen108 in einem eventuellen Konklave wahlberechtigt sind.


Weltgeschehen
US-Soldaten wollen keinen Angriff auf den Iran

Der Iran? „Die Regierung steckt in Schwierigkeiten. Schwer zu sagen, wie lange sie sich halten kann. Die Revolutionsgarden würden gerne einschreiten. Die Pasdaran werden wahrscheinlich versuchen, Israel zum Angriff zu bewegen. So könnte sie die Bevölkerung nämlich für die Verteidigung des Landes an einem Strang ziehen lassen“, sagte Joseph Cirincione, Amerikaner und einer der namhaftesten internationalen Experten in Sachen nuklearer Abrüstung in einem Interview (La Stampa, 2. März). Auf die Möglichkeit eines israelischen Angriffs auf den Iran ohne amerikanische Zustimmung angesprochen, antwortete er: „Das ist zwar möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Die amerikanischen Soldaten wollen in Nahost keinen dritten Krieg führen. Generalstabschef Admiral Mullen hat erst vor ein paar Tagen gesagt, dass ein Angriff ‚unerwünschte Folgen‘ hätte.“


Kurie/1
Internationale Kommission über Medjugorje

Am 17. März verbreitete das vatikanische Presseamt die Nachricht, dass in der Kongregation für die Glaubenslehre eine internationale Untersuchungskommission über die „Phänomene“ von Medjugorje eingerichtet wurde. Den Vorsitz hat Kardinal Camillo Ruini. Die Kommission, die „aus Kardinälen, Bischöfen, Sachverständigen und Experten“ zusammengesetzt ist, wird bei ihrer Arbeit „diskret“ vorgehen und die Ergebnisse ihrer Untersuchungen besagtem Dikasterium unterbreiten.


Kurie/2
Enrico Dal Covolo predigte Fastenexerzitien

Vom 21. bis 27. Februar wurden im Vatikan die Fastenexerzitien für die Römische Kurie gehalten. Eine Aufgabe, die Benedikt XVI. dieses Jahr Don Enrico Dal Covolo, Generalpostulator der Salesianer, übertragen hat. Die Meditationen rankten sich um das Thema: „Lektionen Gottes und der Kirche über Priesterberufungen.“ Am Ende der Exerzitien sprach der Papst Don Enrico seinen herzlichen Dank aus für die sehr persönliche Art und Weise, in der er seine Mitbrüder auf dem Weg zu Christus geleitet hat, dem Weg der Erneuerung des Priesterdienstes.


Italien
Di Cerbo Bischof von Alife-Caiazzo

Am 6. März wurde Msgr. Valentino Di Cerbo (67), seit 2002 Büroleiter der italienischen Sektion des Staatssekretariats, zum Bischof von Alife-Caiazzo in Kampanien ernannt. Di Cerbo, der aus dem italienischen Frasso Telesino (Benevento) stammt, wurde 1968 zum Priester geweiht und in der Diözese Rom inkardiniert.


Diplomatie
Neue Aufgaben für Nuntien

Am 17. Februar wurde der aus Kampanien stammende Erzbischof Alessandro D’Errico, seit 2005 Apostolischer Nuntius in Bosnien-Herzegowina, zum Päpstlichen Vertreter in Montenegro ernannt. Am 20. Februar wurde der aus Tansania stammende Erzbischof Novatus Rugambwa, der seit dem 6. Februar Nuntius in São Tomé und Príncipe ist, auch zum Päpstlichen Vertreter in Angola ernannt. Am 13. März erfolgte die Ernennung des irischen Erzbischofs Eugene Martin Nugent, seit dem 13. Februar Nuntius in Madagaskar, zum Päpstlichen Vertreter auf Mauritius und den Seychellen. Am 27. März wurde der kroatische Erbischof Petar Rajic, seit Dezember letzten Jahres bereits Nuntius in Kuwait, Bahrein und Qatar, zum Päpstlichen Vertreter in Jemen und den Vereinigten Arabischen Emiraten ernannt.




BÜCHER.

Der Exorzist, der Teufel und die Kirche


Das Buch des Exorzisten Pater Amorth über seinen Kampf gegen den Teufel, Piemme, Mailand 2010, 224 SS., Euro 15,00.

Das Buch des Exorzisten Pater Amorth über seinen Kampf gegen den Teufel, Piemme, Mailand 2010, 224 SS., Euro 15,00.

„Der Papst glaubt fest an die Praxis der Befreiung vom Bösen. Denn der Teufel findet auch im Vatikan Unterschlupf. Das hat man mir anvertraut. Natürlich ist es schwer, Beweise zu erbringen. Die Folgen sind allerdings schon jetzt offensichtlich: Kardinäle, die nicht an Jesus glauben, Bischöfe, die mit dem Teufel im Bunde sind. Wenn man vom ‚Rauch des Satans‘ in den heiligen Hallen spricht, dann ist das wahr, auch, was die jüngsten Berichte über Fälle von Gewalt und Pädophilie angeht.“ So Pater Amorth, der bekannteste Exorzist der Kirche von Rom, in einem Interview mit Marco Ansaldo (la Repubblica, 10. März:




KIRCHE/2.

Bagnasco: der geheimnisvolle und unverdiente „Vorrang Gottes“


Angelo Bagnasco. [© Romano Siciliani]

Angelo Bagnasco. [© Romano Siciliani]

„‚Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen‘ (2Kor 5, 20): es ist nichts Gewohnheitsmäßiges im zyklischen Wiederkehren der Fastenzeit. Vor allem aber hat es nichts mit uns zu tun, sondern ist vielmehr eine Initiative Gottes, ein geheimnisvoller und unverdienter ‚Vorrang Gottes‘: unsere Aufgabe ist es, offen, empfänglich zu sein für die Liebe und für seinen Ruf. Nur Gott kann uns nämlich anziehen.“ Mit diesen Worten eröffnete Kardinal Angelo Bagnasco, Erzbischof von Genua, am 22. März den Ständigen Rat der italienischen Bischofskonferenz. Hinsichtlich der Polemiken dem Papst gegenüber, die im Kielwasser der Fälle pädophiler Priester laut wurden, wollte er den Heiligen Vater der Solidarität aller italienischen Bischöfe versichern: „Je mehr gewisse Kreise vergebens versuchen, einen so aufrichtigen und liebenswerten Menschen wie unseren Heiligen Vater anzugreifen, desto mehr blickt das Gottesvolk gerührt und stolz auf ihn. Auch aus diesem Grund wollen wir ihn erneut unserer Nähe und Dankbarkeit versichern, unserer tiefen Zuneigung und konkreten Gemeinschaft“. Danach sagte der Kardinal: „Zum Abschluß möchte ich an einen katholischen Laiengläubigen erinnern, Vittorio Bachelet, der vor ca. 30 Jahren, am 12. Februar 1980, auf den Stufen seiner Universität heimtückisch ermordet wurde. Er sagte: ‚In dieser Phase des Übergangs, an dieser Wende der Zivilisation, auf die das Zweite Vatikanische Konzil, auf dessen fruchtbarem Boden wir gearbeitet haben und auch weiter arbeiten wollen, eine Antwort geben wollte, bedarf es vor allem einer geistlichen Kraft, die trotz der Armseligkeit der menschlichen Mittel Zeugnis ablegt für die Treue zu Christus. Und geschehen muss das mit einer offenen, vorurteilslosen Liebe allen Brüdern und Schwestern gegenüber, in der sich das Antlitz Christi zeigt. Das aber geschieht nicht, ohne sein Leben zu geben: wie es Pater Maximilian Kolbe im Konzentrationslager getan hat, aber wie es ein jeder von uns jeden Tag tun kann und muss, damit ein Bruder, damit die Brüder ein bisschen mehr Leben haben mögen‘ (Vittorio Bachelet, Reden 1964-1973).“




GESCHICHTE.

Hitler und die Psychoanalyse


Adolf Hitler.

Adolf Hitler.

„Ein Bild, 10x20cm groß, fast so klein wie eine Postkarte. Gezeichnet: ‚A. Hitler 1910‘. Und ein Bleistiftvermerk in italienischer Sprache auf der Rückseite: ‚Praxis Dr. Sigmund Freud‘.“ So beginnt der Artikel (Corriere della Sera, 14. Februar) mit dem Titel Hitler-Aquarell wird versteigert. „Es befand sich in der Praxis Freuds.“ Danach wird in dem Artikel erklärt, wie das Bild „gleich nach dem Krieg von einem jungen amerikanischen Soldaten nach Italien gebracht worden war, der behauptete, es in der Praxis Freuds entdeckt zu haben.“ Es werden auch Hypothesen darüber angestellt – die man glauben kann oder auch nicht –, wie Freud in den Besitz des Bildes gelangt sein könnte. Hier das Ergebnis: „Gewiss, bisher hat nichts darauf schließen lassen, dass sich die zwei gekannt haben. Es ist auch möglich [...], dass das Aquarell von einer Sekretärin oder von Freud selbst erworben wurde, ohne zu wissen, wer es gemalt hat. Vielleicht – vorausgesetzt natürlich, dass es sich bei dem Werk nicht um eine Fälschung handelt oder dass sich jemand einen Scherz daraus machen wollte, die Schicksale der beiden Männer miteinander zu verflechten – werden wir nie wissen, ob Freud dieses Bild ‚klinisch untersucht‘ hat. Aber es ist auch bizarr zu denken, dass er unzählige Male daran vorbeiging, ohne dass ihm irgendetwas aufgefallen ist.“


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