30TAGE IN KIRCHE UND WELT
APOSTOLISCHEN PÖNITENTIARIE
Im Mittelpunkt der Buße steht nicht die Sünde, sondern die Barmherzigkeit Gottes

Die Rückkehr des verlorenen Sohnes, Rembrandt, Radierung, Pierpont Morgan Library, New York.
THEOLOGIE
Die Kirche darf nicht die Sonne sein wollen, sondern muss sich daran erfreuen, Mond zu sein

Christus in der Gestalt des Helios (die Sonne), Vatikanische Nekropolen, beim Petrusgrab.
DON LUIGI GIUSSANI
Seligsprechungsprozess von Don Luigi Giussani eingeleitet

Don Luigi Giussani.
Kurznachrichten
Lasset die Kinder zu mir kommen, Carl Vogel von Vogelstein, Galerie für moderne Kunst, Florenz.
Kardinal Dolan: wie die Kinder vom Glauben sprechen
„Was uns vor der Arroganz und dem Stolz des Triumphalismus schützt, ist die Anerkennung dessen, was uns Papst Paul VI. in Evangelii nuntiandi gelehrt hat. Die Kirche selbst hat stets das Bedürfnis, evangelisiert zu werden! Das gibt uns die Demut, anzuerkennen, dass nemo dat quod non habet – dass die Kirche das tiefe Bedürfnis nach innerer Umkehr hat“. So der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Michael Dolan, in einer Ansprache (17. Februar) zur Eröffnung des Tages des Gebets und der Reflexion, den der Papst aus Anlass des Konsistoriums vom 18. Februar für die Mitglieder des Kardinalskollegiums und die neuen Kardinäle angesetzt hat. Dann erzählte er zum Thema der christlichen Freude folgende Episode: „Ein Aids-Kranker, der im Haus Gift of Peace der Missionarinnen der Nächstenliebe in der Erzdiözese Washington – der Diözese von Kardinal Donald Wuerl – im Sterben lag, bat darum, getauft zu werden. Als ihn der Priester um ein Zeichen für seinen Glauben bat, antwortete er mit schwacher Stimme: “Ich weiß nur, dass ich unglücklich bin, die Schwestern dagegen glücklich sind, auch wenn ich sie beleidige und anspucke. Gestern habe ich sie endlich gefragt, warum sie so glücklich sind. ‚Jesus‘ haben sie mir geantwortet. Ich will diesen Jesus, damit auch ich glücklich sein kann.” Ein echter Glaubensakt, nicht wahr?“. Am Schluss seiner Ausführungen sagte der Kardinal dann: „Ihnen, Heiliger Vater, und meinen Mitbrüdern herzlichen Dank dafür, dass Sie mein fürchterliches Italienisch ertragen haben! Als mich Kardinal Bertone gebeten hat, Italienisch zu sprechen, war mir das sehr, sehr peinlich, denn mein Italienisch ist nicht besser als das eines Kleinkindes. Dann aber fiel mir ein, dass mein erster Bischof, als ich als frischgeweihter Priester sechsjährigen Kindern Katechismus-Unterricht geben musste, zu mir gesagt hat: “Was wird dir jetzt wohl deine ganze Theologie nützen, wenn du wie ein Kind vom Glauben sprechen musst!”. Vielleicht sollten wir abschließend gerade diesen Denkanstoß geben: wir müssen wieder wie die Kinder die ewige Wahrheit sagen, einfach wie sie von der Schönheit und Schlichtheit Jesu und seiner Kirche sprechen“. Der Beitrag des Kardinals stand am 18. Februar im Osservatore Romano zu lesen (Titel: Der Welt wie die Kinder vom Glauben sprechen).
Maria und Johannes unter dem Kreuz, Detail der Kreuzigung, Giotto, Scrovegni-Kapelle, Padua.
Kardinal Filoni: „Jesus ist es, der uns dem Schutz der Muttergottes unterstellt“
Am 19. Februar, zu Beginn der Eucharistiefeier aus Anlass des Konsistoriums, bei dem am 18. Februar 22 neue Kardinäle kreiert wurden, richtete Fernando Filoni (Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker) als Erster einen Gruß an den Papst. Abschließend meinte er: „Stellen wir unseren Kardinalsdienst unter den Schutz Mariens, Mutter der Gnade; ja, Christus ist es, der uns vom Kreuz aus unter ihren mütterlichen Schutz stellt: “Frau, siehe, dein Sohn!” (Joh 19, 26). So bitten wir sie, unsere Mutter, dass sie bei uns wohnen möge“ (Osservatore Romano, 20./21. Februar).
Kirche/1
Nuntius Viganò bei Obama
Im Osservatore Romano vom 6./7. Februar stand zu lesen, dass Erzbischof Carlo Maria Viganò „seinen Dienst als Apostolischer Nuntius in den USA angetreten hat“. In besagtem Artikel heißt es, dass der neueNuntius am 18. Januar im Oval Office des Weißen Hauses US-Präsident Barack Obama begegnete. Dieser „bereitete ihm einen liebenswürdigen Empfang und bat ihn, dem Heiligen Vater seine besten Wünsche zu übermitteln und ihn der Wertschätzung für seine hohe Sendung zu versichern. Der Präsident betonte, wie sehr er das Werk der katholischen Kirche schätze, und zwar nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt. Er unterstrich, dass die Stimme des Heiligen Vaters und die Aufmerksamkeit der katholischen Kirche für die Menschen, die unter Armut, Hunger und Kriegen zu leiden haben, den Heiligen Stuhl zu einem wichtigen Partner für die USA machen.“
Francesco Moraglia.
Der neue Patriarch von Venedig: der Vorrang des Gebets
Was ist Ihr Programm für die neue Sendung? „Vor allem Beten“. So der neue Patriarch von Venedig, Bischof Francesco Moraglia, in einem Interview, das er der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz Avvenire am 1. Februar gegeben hat. In besagtem Interview antwortete er auf die Frage, wie er seine Ernennung aufgenommen habe: „Mein erster Eindruck war, in eine vollkommen neue Situation katapultiert worden zu sein, und deshalb war es mir schlichtweg unmöglich, an die Zukunft zu denken. Ich habe diese Ernennung mit einem gewissen Bangen angenommen. Doch dann habe ich mich auf mein Gottvertrauen besonnen und mir gesagt: mit Ihm, mit Seiner Hilfe, wird alles möglich!“
Nahost
Türkei: Angriff auf Syrien katastrophal
Ein amerikanischer Militärangriff auf Syrien? Nur ein Bluff! Das behauptet Patrick Seale, britischer Journalist und Nahost-Experte – vor allem in Sachen Syrien – in einem Interview (Corriere della Sera, 9. Februar): „Der Rückzug aus dem Irak, der zehnjährige Einsatz in Afghanistan; die kontinuierlichen Blitzangriffe auf Pakistan, Jemen, Somalia, Ostafrika. Washington kürzt die Verteidigungsausgaben und verlagert sein Augenmerk auf den asiatischen Pazifikraum – also auch auf China. Glauben Sie mir, diese Gerüchte sind nur ein Bluff: niemand ist bereit, sich in einen Konflikt einzumischen, der die gesamte Region in ein Pulverfass verwandeln könnte. Auch die Türkei ist der Meinung, dass es eine wahre Katastrophe wäre.“
Iran
Abschreckung weniger katastrophal als Präventiv-Kriege
„Die israelischen Offiziere wollen uns einreden, dass wir Amerikaner ihre Furcht nicht verstehen, nicht nachfühlen können, dass sie den Iran als Bedrohung für ihr Land empfinden. Dabei verstehen wir sie nur zu gut – schließlich haben wir selbst ähnliches erlebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Sowjetunion mit Atomwaffen aufrüstete, löste das in den Vereinigten Staaten eine Panik aus, von der man sich jahrelang nicht mehr erholen sollte. Alles, was Israel heute über den Iran sagt, haben wir damals über die Sowjetunion gesagt. Die UdSSR war in unseren Augen ein extremistisches, revolutionäres Regime, das unsere Werte mit Füßen trat und entschlossen war, die westlichen Regierungen zu stürzen, um dem Eroberungszug des Kommunismus den Weg zu ebnen. Für uns war Moskau irrational, aggressiv und menschenverachtend. Genauso wie Israel heute offen präventive militärische Schritte gegen den Iran in Erwägung zieht, drängten Ende der 1940er Jahre viele im Westen auf ähnliche Schritte gegen Moskau“. So der bekannte amerikanische Journalist Fareed Zakaria in einem Artikel vom 19. Februar (Corriere della Sera). Der Text schließt mit folgenden Worten: „Im letzten Jahrzehnt hat es Tausende von Selbstmordattentätern saudischer, ägyptischer, libanesischer, palästinensischer und pakistanischer Herkunft gegeben, aber nur ein Attentat wurde von einem Iraner verübt. Doch selbst wenn es dem Iran gelingen sollte, sich in den nächsten Jahren einen rudimentären Sprengsatz zu beschaffen – sind wir wirklich sicher, dass der Iran als erster einenselbstmörderischen Militärangriff starten will?“ Israel steht heute vor derselben Entscheidung, wie die Vereinigten Staaten und Großbritannien vor mehr als 60 Jahren“, meint Gideon Rose, Leiter der amerikanischen Zeitschrift Foreign Affairs. „Es ist zu hoffen, dass auch Israel zugeben wird, dass im Atomzeitalter unmöglich die absolute Sicherheit garantiert werden kann, und dass – sollte es nicht in der Lage sein, die Atomprogramme seiner Feinde unter Kontrolle zu haben oder ganz zu vereiteln – Abschreckung weniger katastrophal ist als ein Präventiv-Krieg.“
Kardinäle
Kardinal Bevilacqua verstorben. Saraiva und Zen werden achtzig. 22 neue Purpurträger kreiert
Am 31. Januar verstarb Kardinal Anthony Joseph Bevilacqua (88), von 1987 bis 2003 Erzbischof von Philadelphia. Ihr 80. Lebensjahr vollenden konnten dagegen die Kardinäle José Saraiva Martins (6. Januar) und Joseph Zen (13. Januar).
Kurie
Ernennungen in der Pöniteniarie, bei der Kongregation für die Bischöfe, die Ordensleute und in der Römischen Rota
Am 5. Januar wurde der portugiesische Erzbischof Manuel Monteiro de Castro (74) zum Groß-Pönitentiar ernannt; seit 2009 war er Sekretär der Kongregation für die Bischöfe.
Am 11. Januar wurde der toskanische Erzbischof Lorenzo Baldisseri (71) zum Sekretär der Kongregation für die Bischöfe ernannt; seit 2002 war er Nuntius in Brasilien.
Am 25. Januar wurde der deutsche Msgr. Udo Breitbach (52) zum Untersekretär besagten Dikasteriums ernannt.
Am 17. Dezember erfolgte die Ernennung von Sr. Nicoletta Vittoria Spezzati (63) aus San Severo (Foggia) zur Untersekretärin der Kongregation für die Institute geweihten Lebens. Seit 2006 war sie Mitarbeiterin besagten Dikasteriums.
Am 30. Dezember ernannte Benedikt XVI. zwei neue Auditoren des Gerichts der Römischen Rota. Es handelt sich um den Italiener Don Davide Salvatori (40), bisher beigeordneter Gerichtsvikar am regionalen Kirchengericht Flaminio von Bologna, und den deutschen Salesianer Markus Graulich (47), bisher Kirchenanwalt am Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur.
Italien
Ernennungen inVenedig, Cagliari, Cassano inIonio und in Rom
Am 9. Dezember wurde Msgr. Nunzio Galantino (63) zum Bischof von Cassano all’Ionio in Kalabrien ernannt. Der aus dem apulischen Cerignola stammende Monsignore wurde 1972 zum Priester dieser Diözesegeweiht.
Seit 2004 ist er National-Verantwortlicher für höhere Studien der Theologie und der Religionswissenschaften der Italienischen Bischofskonferenz.
Am 31. Januar wurde der Bischof von La Spezia, Francesco Moraglia (54) zum Patriarchen von Venedig ernannt.
Am 31. Januar erfolgte auch die Ernennung des Bischofs von Sora, Filippo Iannone (54), Karmelit, zum Stellvertreter des Kardinalvikars von Rom. Am selben Tag wurden die Monsignori Matteo Maria Zuppi (56) und Lorenzo Leuzzi (56) zu Weihbischöfen in Rom ernannt.
Am 25. Februar wurde Msgr. Arrigo Miglio (70), seit 1999 Bischof von Ivrea (und in den 7 Jahren zuvor Bischof von Iglesias), zum Erzbischof von Cagliari ernannt.
Diplomatie
Neue Nuntien in den Niederlanden, Armenien, Trinidad, Argentinien, Brasilien, Sambia, auf den Salomon-Inseln und in Ruanda
Am 15. Dezember wurde der französische Erzbischof André Dupuy (72) zum Apostolischen Nuntius in den Niederlanden ernannt. Seit 2005 war er Päpstlicher Vertreter bei der EU, seit 2006 im Fürstentum Monaco.
Am 15. Dezember wurde der gewählte Erzbischof Marek Solczynski (50), der am 26. November zum Nuntius in Georgien ernannt worden war, auch zum Päpstlichen Vertreter in Armenien ernannt.
Am 21. Dezember wurde Erzbischof Nicola Girasoli (54), seit dem 29. Oktober bereits Nuntius in verschiedenen Antillen-Ländern, auch zum Päpstlichen Vertreter in Trinidad und Tobago und auf Barbados ernannt.
Am 5. Januar wurde der Schweizer Erzbischof Emil Paul Tscherrig (65) zum Apostolischen Nuntius in Argentinien ernannt; seit 2008 war er Päpstlicher Vertreter in Skandinavien.
Am 27. Januar wurden folgende neue Nuntien ernannt: der türkische Msgr. Julio Murat (50) für die Vertretung in Sambia; der Italiener Santo Gangemi (50) für die Salomon-Inseln; der Italiener Luciano Russo (49), dem am 16. Februar die Päpstliche Vertretung in Ruanda zugeteilt wurde.
Am 10. Februar wurde der kampanische Erzbischof Giovanni d’Aniello (57) zum neuen Nuntius in Brasilien ernannt; seit 2010 war er Päpstlicher Vertreter in Thailand.