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LEKTÜRE
Aus Nr. 11 - 2003

Oboedientia et pax


Mitschrift von zwei Beiträgen von Luigi Giussani bei den Exerzitien der Novizen und der Memores Domini


von Luigi Giussani


Sonntag, 28. September 2003
Verzeiht mir, wenn auch ich mich in eure Meditation mit einer Reflexion einschalte. Ihr habt mir einen Gedanken in den Sinn gebracht, einen Gedanken erneut in den Sinn gebracht. Er basiert auf einem Ausspruch von Kardinal Baronio, einem der Lieblingsschüler des heiligen Philipp Neri. Der heilige Philipp hielt ihn für richtig und in Diskussionen für zuträglich: „Oboedientia et pax“. Baronio hatte die Gewohnheit, jeden Tag seinen Kopf an den Fuß der Statue des heiligen Petrus in der Petersbasilika zu Rom zu lehnen und dabei zu sagen: „Oboedientia et pax“.
Bronzestatue des Petrus (vatikanische Basilika).

Bronzestatue des Petrus (vatikanische Basilika).

Die Bedeutung dieses lateinischen Satzes ist für einen jeden von euch sehr groß, auch wenn er erst die Grundschule besucht haben sollte: „Oboedientia et pax“. Der Gehorsam, von dem die Rede ist, schenkt einen Frieden, den man einfach nur ersehnen kann, mag man es auch unbewusst tun, denn das menschliche Herz sehnt sich nach ihm, immer und überall. Wie dem auch sei: „Dieser Gehorsam und dieser Friede“ setzen eine Heimstatt voraus, wo sie verweilen können, einen Lebensumstand, durch den sie in uns einziehen können, etwas durch das Gott sich vorbehält, dein Lebensgefühl zu durchdringen, dein Bewusstsein vom Leben, vielleicht ohne daß du es merkst, ja eigentlich immer ohne daß du es merkst.
Ich wünsche euch, daß der gute Wille, den ihr sicherlich in diesen Tagen oder überhaupt in dieser Zeit hegt, dem Ansturm dieses Friedens in eurer Leben die Türe öffne und euch ein Leben in Frieden eröffne. Dieser Ansturm wird allein von dem Wort „Gehorsam“ und seiner Bedeutung gefördert, die ihr mit der Zeit verstehen werdet, so wie ich sie jetzt nach fünfzig Jahren Priestertum entdecke. „Oboedientia et pax“. Ich lebe heute den Gehorsam in einer Weise, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Die Gesundheit etwa, die sich von dannen macht und der Bestimmung folgt, die Gott mir zudenkt, steht für Vieles, was der Gehorsam Tag für Tag zu etwas Bemerkenswertem macht.
Alles Gute jedenfalls. Möge der Gehorsam zum Erlebnis des Friedens werden!
Bis bald!

Sonntag, 12. Oktober 2003
Es gibt da einen Punkt, den ich noch hervorheben möchte. Von ihm möchte ich im folgenden ausgehen. Es ist euch gesagt worden, daß derjenige euch liebt, der euch wirklich auf dem Weg zur Bestimmung behilflich ist, dem die Mission eures Lebens wirklich am Herzen liegt, der eure Berufung wirklich liebt. Nun, es stimmt schon, Gott hat mich dazu bestimmt, für eure Berufung verantwortlich zu sein. Dies ist ein Sachverhalt, der niemanden gleichgültig lassen kann. Ich sage das, damit ihr die Gottesmuter bittet, auf daß sie mir bei meiner nicht gerade leichten Aufgabe helfe, die sie mir gegeben hat, die ihr Sohn mir gegeben hat, die Jesus mir gegeben hat. Ich weiß nicht, ob bei der letzten Lektion das Wort von Kardinal Baronio gefallen ist, das in der Kirchengeschichte fortwirken sollte: „Oboedientia et pax“, Gehorsam und Friede. Der Gehorsam Gott gegenüber verwirklicht sich im Gehorsam demjenigen gegenüber, dem Gott die Verantwortung für euer Leben überträgt. Mir hat Er, wie schon gesagt, diese Verantwortung übertragen, mich hat Er dazu aufgerufen, mich mit all meinen Fehlern, mit all meinen möglichen Schwächen; doch es ist immer Seine Stärke, ja Seine Stärke, die euch retten wird, es ist Seine Stärke, die auf euch zurückfällt und euch den Weg erhellt. Seine Stärke wird eure Schritte sicher machen – nicht menschliche Stärke, sondern göttliche – auf dem Weg, den Er euch durch meine Worte weisen wird, durch die Herzlichkeit meines Herzens. Jede andere Lösung bleibt äußerst zweideutig, kann der Zweideutigkeit nicht entrinnen: denn jemand könnte behaupten, eure Bestimmung und eure Berufung zu lieben und dabei doch nur sich selbst lieben, die Formen, die seine Berufung annimmt. Er könnte als Eingreifen Gottes lieben, was ihm nur als solches erscheint und was nach seinem Geschmack ist. Bitten wir den Herrn mit einem Ehre sei dem Vater zum heiligen Josef, dem Schutzpatron der Kirche, den niemand je für Christus verantwortlich zu halten gewagt hätte, wenn er nicht von der Gottesmutter zum Verantwortlichen für das Leben Christi eingesetzt worden wäre.
„Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen“.
Sancte Joseph, ora pro nobis.
Protector Sanctae Ecclesiae, ora pro nobis
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Auf Wiederhören und auf Wiedersehn! Danke.



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