Startseite > Archiv > 12 - 2003 > „Die Allmacht des Gebets ist unsere Stärke”
COMBONIANER
Aus Nr. 12 - 2003

„Die Allmacht des Gebets ist unsere Stärke”



von Stefania Falasca


Bildnis der in der Kirche der Mission von Khartum verehrten Muttergottes.

Bildnis der in der Kirche der Mission von Khartum verehrten Muttergottes.

„Heilige und Schlitzohren haben mich bekämpft. Aber für die Werke Gottes muß gekämpft werden. Und ich bin frohen Mutes wie nie zuvor, so stark wie der Tod.“ „Gott macht meine Fehler mit seiner Gnade wieder gut.“
Einzigartig, immer für eine Überraschung gut, verwirrend. Und um es gleich zu sagen: Er läßt sich in keine Schublade stecken. Das sollte man gar nicht erst versuchen... die wäre ihm viel zu eng. So ist er nun einmal. War nie anders. Läßt sich in keine Kategorie pressen. Und schließlich hatte das auch schon Pius IX. verstanden, der dennoch nicht zögerte, ihm sein ganzes Vertrauen zu schenken und ihm die Mission des Vikariats von Khartum in Zentralafrika anzuvertrauen. Und ein Lied davon singen können auch seine Biographen; denn wenn sie sich auch noch so sehr bemüht haben, ihn zu definieren, mußten sie sich doch damit abfinden, auf verlorenem Posten zu stehen. „Der Kirche bedingungslos treu ergeben,“ haben sie gesagt; „aber auch fähig, diese seine grenzenlose Treue mit einer nicht weniger grenzenlosen Freiheit zu leben.“ „Männer wie er sind Männer der Zukunft,“ schrieb Jean Guitton. Wie wahr. Denn Daniele Comboni – besser gesagt der hl. Daniele Comboni, Apostel Afrikas –, gehört zu jener Gilde bedeutender Seelen, die niemals aufhören, uns zu verblüffen und in ihren Bann zu ziehen, uns zu entwaffnen und zu faszinieren.
Man muß nur einen Blick auf seine Briefe werfen, um sich ein Bild machen, ihm begegnen zu können, ohne Filter sozusagen, vis–à –vis. Denn gerade hier, in seinem Epistolar, steckt der ganze Comboni. Live. Authentisch. Mit seinem stark ausgeprägten, so menschlich leidenschaftlichen Temperament, seiner so mitreißenden und gleichzeitig auch von jeglichem Personenkult so fernen Persönlichkeit, seinen großen Intuitionen und seinem bewundernswerten Mut, seiner Entschlossenheit und seinen Momenten der Unsicherheit, seinem diplomatischen Geschick und seiner entwaffnenden Offenheit.
Das Buch mit seinen gesammelten Schriften (Gli scritti) umfaßt über 2200 Seiten, 900 Briefe. Und man muß anmerken, daß das nur ein kleiner Teil von denen ist, die er geschrieben hat. So hat er beispielsweise am 21. Mai 1871 den Bischof von Verona, Kardinal Luigi di Canossa, wissen lassen, daß er seit Beginn des Jahres schon 1347 Briefe geschrieben hätte. Und zwei Jahre später sollte er gestehen: „Ich muß noch mehr als 900 Briefe schreiben. So zahlreich sind die Kontakte zu berühmten Wohltätern, die ich pflegen muß...“ Diese umfassende, fast ausschließlich zu nachtschlafener Zeit entstandene Korrespondenz, mit den Mitteln geschrieben, die er gerade auftreiben konnte, unter der sengenden Sonne der Wüste oder in vom Regen durchweichten Hütten, ist das wertvolle Dokument einer unerschöpflichen Leidenschaft, eines Lebens, das ganz im Zeichen der Mission stand, im Dienst „der unglücklichen Negerländer“, ein Werk, bei dem er ein Pionier war, seiner Zeit voraus. „Mir liegt einzig und allein das Wohl der Kirche am Herzen, und für das Heil dieser Seelen würde ich, wenn ich könnte, hundertmal mein Leben geben,“ schrieb er; „und gewiß, mit langsamem, sicherem Schritt, auf Dornen dahinschreitend, wird es mir gelingen, das Werk für die Missionierung der Negerländer zu beginnen und auszubauen, das alle aufgegeben haben, und das das schwierigste, heikelste Werk des katholischen Apostolats ist.“
Daniele Comboni in arabischer Kleidung auf einem Foto von1860.

Daniele Comboni in arabischer Kleidung auf einem Foto von1860.


„Ich und der Herrgott zusammen sind alles“
Der „Gedanke, Afrika durch Afrika zu missionieren“ war ihm prompt gekommen, nachdem er am Grab Petri gebetet hatte. Man schrieb den 15. September 1864, und fünf Jahre später sollte er es mit großer Entschlossenheit den Konzilsvätern des I. Vatikanums unterbreiten. Für einige war es purer Wahnsinn. Und doch gelang es ihm als erstem, auf diesem Boden ständige Missionsstützpunkte einzurichten und damit der Evangelisierung des Kontinents den Weg zu ebnen. Er war der erste, der, mit einem für jene Epoche bemerkenswerten Mut und Weitblick, Frauen geweihten Lebens nach Afrika brachte, in der festen Überzeugung, daß es „ohne sie unmöglich war, Zugang zur dortigen Bevölkerung zu finden.“ Und es gelang ihm, auch die Gläubigen in der Überzeugung zu bestärken, daß die Mission nicht nur „eine Sache von Priestern und Nonnen“ war. Seitdem er 1858 zum ersten Mal seinen Fuß auf afrikanischen Boden gesetzt hatte, bis zu seinem Tod 1881, im Alter von fünfzig Jahren, unternahm er sieben Reisen ins Herz des Schwarzen Kontinents. Der ganzen Bandbreite seines turbulenten Lebens, den von ihm ausgetragenen Kämpfen, den Hinterhalten Rechnung tragen zu wollen – ganz zu schweigen von den Entbehrungen und ihn immer wieder ans Krankenbett fesselnden Fiebern –, wäre ein ebenso gewagtes Unternehmen wie es sein Werk war. Und seine Briefe bezeugen die breitgefächerte Vielzahl der Kontakte und Beziehungen, die er für seine Missionszwecke anzuknüpfen verstanden hat. Er stand mit den bedeutendsten Afrikanisten und Forschern seiner Zeit in Kontakt und wagte sich, inmitten von tausend Gefahren und Widrigkeiten, in Gebiete vor, wo noch niemand einzudringen gewagt hatte. Peinlich genau zeichnete er Landkarten und Berichte über die Brauchtümer und Gewohnheiten der damals unbekannten Bevölkerungen auf. Er berichtete über ihre Lebensbedingungen, die Hungersnöte und Pestepidemien, von denen jene Orte heimgesucht wurden. Er traf sich mit den Regierungschefs und Mächtigen halb Europas: von Kaiser Napoleon III., dem König von Belgien, Leopold II. bis zu Franz Josef, um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen und mit Finanzhilfen rechnen zu können. Er trat in Kontakt zu allen größeren Missionsorden, den Missionsvereinen ganz Europas und mit den namhaftesten Kirchenmännern des Kontinents. Er zögerte nicht, sich bei den Mächtigen Europas bitter über den verabscheuungswürdigen Sklavenhandel zu beklagen, trat für deren Befreiung und Formation ein, und scheute sich nicht, mit politischem Realismus und Weitblick, freundschaftliche Beziehungen zu den türkischen und ägyptischen Leaders anzuknüpfen, den großen Paschas und Muftis dieser arabisierten Stätten, ja, sogar zu den skrupellosesten Sklavenhändlern unterhielt er Kontakte. „Ein guter Treiber und Kaufmann muß drei Eigenschaften besitzen: Umsicht, Geduld und Dreistigkeit,“ schrieb er. „Die erste fehlt mir: aber die mache ich bei weitem mit den anderen beiden wett, vor allem mit der dritten.“ In einem Brief an den finanzkräftigen Graf Guido di Carpegna schrieb er: „Ich bin jetzt seit 17 Tagen in Paris. Ich habe Kontakte zu den großen Institutionen angeknüpft in der Hoffnung, Fonds für mein Werk zu finden..., aber so Gott will, wird es erfüllt werden; und wenn Gott nicht will, können weder Napoleon III. noch die mächtigsten Monarchen, und auch nicht die weisesten Philosophen der Erde irgendetwas tun. Hoffen wir also, daß Gott etwas tut, und daß ich, der Geringste seiner Söhne, in meinem Unterfangen vom Erfolg gekrönt sein werde. Sie und ich zusammen sind reich, ich und Franz Xaver zusammen sind heilig, ich und Napoleon III. zusammen sind mächtig, ich und der Herrgott zusammen sind alles.“ Was soviel bedeutet wie: was dem einen fehlt, das hat der andere im Überfluß, und so geht die Rechnung auf...

„Wenn wir beten, ist alles getan, denn Christus ist ein Kavalier“
Sein unterschwelliger Humor und die „evangelische ‚Unverfrorenheit‘“, die es ihm erlauben, sich – auch hohen kirchlichen Würdenträgern gegenüber – kein Blatt vor den Mund zu nehmen, nötigenfalls auch mit der „Peitsche“ nachzuhelfen, bringen ihm so manches Unverständnis, so manche Verleumdungskampagne ein. „Bei Propaganda [Fide] hat man mir vorgeworfen, mich aller sieben Todsünden schuldig gemacht zu haben, gegen alle 10 Gebote und die Vorschriften der Kirche gesündigt zu haben, und was weiß ich noch alles... Ich verdiene noch Schlimmeres als das, denn ich bin ein Sünder und habe mit Gott mehr als eine Schuld zu begleichen...,“ schreibt er Pater Sembianti. Aber an den Kardinalpräfekten von Propaganda Fide, Alessandro Barnabò, dem er einen bedingungslosen, auch in den schwierigsten Situationen demonstrierten, Gehorsam entgegenbringt, schreibt er 1878: „So sehen Sie, Eminenz, wie der Feind des menschlichen Heils auch in diesen neuen Wirren versucht hat, mir Böses zu tun und das Werk zu behindern, das Gottes ist; und Sie werden verstehen, daß ich so vielen Stürmen standhalten muß, daß es ein Wunder ist, wenn ich das Gewicht der vielen mir auferlegten Kreuze aushalten kann. Aber ich fühle mich so voller Mut und Vertrauen in Gott und die Jungfrau Maria, daß ich sicher bin, alles zu überstehen, ja, noch viel größere Unterfangen vor mir zu haben [...]. Und mit dem Kreuz als allerliebster „Braut“ und weisem Ratgeber, mit Maria, meiner über alles geliebten „Mutter“ und mit Jesus, meinem „ein und alles“, oh mein erlauchter Fürst, fürchte ich weder die Stürme von Rom, noch die Unwetter von Ägypten und auch nicht die Nebel von Verona und die Wolken von Lyon und Paris.
Und wenn er sich in seinen Briefen auch selbst als „als Fürst verkleideter Harlekin“ bezeichnet, als „Tellerwäscher des Werkes Gottes“, „unnützer Fußsoldat“, „sündiger Flickschuster“, „untauglicher Pfaffe“, so gesteht er Pater Sembianti auch: „Viel muß man auf sich nehmen aus Liebe zu Christus [...], mit den Herrschern kämpfen, mit den Türken, mit den Atheisten, den Freimaurern, den Barbaren, den Elementen, den Mönchen, den Priestern [...], aber mit Seiner Gnade werden wir über die Paschas triumphieren, über die Freimaurer, die atheistischen Regierungen, die verdrehten Gedanken der Guten, die Verschlagenheit der Bösen, die Verlockungen von Welt und Hölle... all unser Vertrauen setzen wir ihn Ihn, der für uns gestorben und wieder auferstanden ist, und der sich der einfachsten Mittel bedient, um sein Werk zu vollbringen.“
„Vertrauen“, dieses Wort wiederholt er Hunderte von Malen. Ein Schlüsselwort, das einem aus dem Epistolar über dieses turbulente Leben nur so entgegenspringt. Ein unerschütterliches, grenzenloses Vertrauen. Ein vertrauensvolles Sich-Hingeben, das es ihm erlaubt, voller Hoffnung, mit großer Entschlossenheit, auch den schrecklichsten und katastrophalsten Entwicklungen zu trotzen, vor allem in den letzten Jahren seines Lebens. Der Kirche vom Heiligen Herzen Jesu und dem Heiligen Herzen Mariens, Königin der Negerländer, hatte er Afrika geweiht, und er versäumte es auch nicht, bei den Klöster von halb Europa anzuklopfen und dort um Gebetshilfe zu bitten, um „den Himmel mit unseren flehentlichen Gebeten erweichen“ zu können.
„Die Allmacht des Gebets ist unsere Kraft,“ schrieb er aus Kairo an Msgr. Luigi di Canossa. „Das Gebet ist das wirkungsvollste und sicherste Gebet. Wenn wir um alles beten, ist alles getan, denn Christus ist ein Kavalier. Das hat mir von Kindesbeinen an mein verstorbener Oberer gesagt“. An den Rektor des Instituts von Verona schrieb er in einem Moment, in dem er besonders große Finanzprobleme hatte: „Wenn man Jesus wirklich kennen und lieben würde, könnte man Berge versetzen: und das geringe Gottvertrauen ist fast allen guten Seelen gemein (das hat mich meine lange Erfahrung gelehrt), die so manches Gotteslob auf den Lippen tragen, in Wahrheit aber wenig oder gar kein Vertrauen haben, wenn Gott sie auf die Probe stellt und ihnen das vorenthält, was sie ersehnen [...].Und wenn da jemand ist, der den wahren Glauben hat in den, der größer ist als er, als ich und als die Heiligen Europas (oder doch zumindest viele), dann Schwester Teresa Grigolini, Schwester Vittoria [...]. Beten heißt also Glauben haben, Beten mit Worten, aber mit den Worten der Liebe... [...]. Ich sage Ihnen das, um Sie daran zu gemahnen, ihr festes und entschlossenes Vertrauen in Gott zu setzen, in die Jungfrau Maria und den hl. Josef.“ Und von seiner besonderen Zuneigung zum hl. Josef finden sich in seinen Briefen eindeutige Beweise.
Die Missionsstation von Delen, im Sudan, die 1874 gegründet und 1882 von den Madhisten zerstört wurde. Rechts, überlagertes Bild, Panorama von Berber, im Sudan.

Die Missionsstation von Delen, im Sudan, die 1874 gegründet und 1882 von den Madhisten zerstört wurde. Rechts, überlagertes Bild, Panorama von Berber, im Sudan.


Der hl. Josef und die zeitlichen Gnaden
Pius IX. hatte im Jahr 1870, während des I. Vatikanischen Konzils, den hl. Josef zum Patron der universalen Kirche ernannt. Comboni vertraute ihm eine besondere Aufgabe an, nämlich den Schutz der Negerländer, machte ihn zum sein ganzes Vertrauen genießenden Verwalter der Mission. Er schreibt: „Zeit und Unheil gehen vorbei, wir werden alt; aber der hl. Josef ist immer jung, hat stets ein gutes Herz und einen rechten Kopf, liebt aber seinen Jesus, und die Belange seines Ruhms, und den Ruhm Jesu interessiert die Konversion Zentralafrikas stets sehr.“ Und für Comboni war das nicht nur eine fromme Überlegung, sondern ganz einfach eine Tatsache: „Wie kann man an der göttlichen Vorsehung und der des sorgfältigen Verwalters, des hl. Josef, zweifeln, der mir nie seine Hilfe versagt hat, die mir in nur achteinhalb Jahren, in so schwierigen Zeiten, die voll sind von Verleumdungen, mehr als eine Million Franken geschickt hat, um das Werk in Verona, in Ägypten und in ganz Afrika einzuleiten? Die spärlichen Mittel für die Unterstützung der Mission sind das letzte, worüber ich Gedanken verschwende. Es reicht, zu beten...“: diese Worte schrieb er im Juni 1876 an Kardinal Alessandro Franchi. Seine Beziehung zum hl. Josef steht im Zeichen einer erstaunlichen Vertraulichkeit, gemacht aus flehentlichen Anrufungen, Vertrauen, aber auch Ermahnungen, Klagen, Vorwürfen, ja sogar Erpressungen. Er bezeichnet ihn als „Kavalier“, ja, „König der Kavaliere“, „Hausmeister“, „Verwalter von vortrefflicher Urteilskraft und auch von gutem Herzen“, „Schiedsrichter der Schätze des Himmels“, „Säule der Kirche“. Mit großer Vertraulichkeit nennt er ihn Beppe, Beppo, Beppino, Beppetto. „Alles kommt aus dem Bart des himmlischen Vaters durch Beppetti, und den Beppe werden wir kräftig ‚springen‘ lassen.“
Die schreckliche Hungersnot des Jahres 1878 stellt den Haushalt der Mission auf eine harte Probe, was dem grenzenlosen Vertrauen zu dem himmlischen Verwalter jedoch keinen Abbruch tun kann. „Ich habe alle meine Ressourcen dazu aufgebraucht, die Missionen aufrechtzuerhalten, und ich konnte mir mehr als 1000 Franken borgen. Lange Zeit haben sich die Kosten verdreifacht, obwohl Muslime und Paschas der Mission unter die Arme greifen. Seien Sie unbesorgt, Eminenz,“ schrieb er aus Karthum an Kardinal Giovanni Simeoni, „daß der hl. Josef, Verwalter Zentralafrikas, innerhalb eines Jahres alles wieder ins Lot bringen, die Mission unterstützen wird. Er hat mich immer vor dem Bankrott bewahrt, mich viele Male aus dem Schlamassel gezogen, und da wird er mich wohl kaum jetzt im Stich lassen! Innerhalb eines Jahres werde ich die Rechnung aufgehen lassen. Nicht die, die bereits hundert Mal von den Minghettis, den Lanzas, den Sellas, den De Pretis und anderen der italienischen ‚Futterkrippen‘ versprochen worden ist [...]. Die besten meiner Missionare teilen meine Hoffnungen, meine Sicherheit, meinen Glauben. Ihnen werde ich regelmäßig Bericht erteilen... Solange ich lebe.“ Aber so manches Mal stellte sich der gute Josef taub, wollte nicht so recht hören. Und da versäumte es Comboni nicht, ihn an seine Pflichten zu gemahnen, da man, wie er meinte, „mit dem guten Heiligen dreist sein muß.“ Mit diesem Heiligen, der jedoch „niemals enttäuscht, auch wenn er sich nach einer präzisen Werteskala richtet: erst denkt er an den Geist und unsere Seelen, dann ans Geld.“ In einem Brief, den er knapp ein Jahr vor seinem Tod geschrieben hat, läßt er durchblicken, daß er sich auf ein riskantes finanzielles Abenteuer eingelassen hat: „Mit Bankiers will ich nie wieder etwas zu tun haben, selbst dann nicht, wenn sie Heilige aus dem Paradies wären. Der einzige Bankier (und seine Bank ist sicherer als die von Rothschild), zu dem ich noch Vertrauen habe, ist mein lieber himmlischer Verwalter, dem ich die Bitte um eine kräftige Finanzspritze von Propaganda anvertraut habe; ja, was sage ich: ich habe den guten Heiligen so sehr bedrängt, daß Propaganda gar keine andere Wahl hat, als mir zu helfen. Und wenn mir Beppino seine Hilfe versagt, dann habe ich ihm gedroht, mich an seine Frau zu wenden, und da ich eine Novene (bei meinen Schwestern) für die Unbefleckte Jungfrau Maria aufgegeben habe, und ein Tridum zum Fest der Erwartung der Niederkunft gemacht habe, ist wohl kaum anzunehmen, daß sie nein sagen wird! Ich bin sicher, daß sie mir meinen Wunsch nicht abschlagen wird; mein Verwalter Beppino wird schon stolz genug sein, sich davor zu hüten, daß man Finanzangelegenheiten, die doch Männersache sind, den Frauen anvertraut...“
Die letzten Jahre seines Lebens waren von großen Schwierigkeiten, Verfolgungen, dem Tod seiner liebsten Mitarbeiter geprägt, „bitteren Pillen“, aber auch von Verleumdungen und Steinen, die ihm unentwegt von Seiten der Kirche in den Weg gelegt wurden. „Ich bin hier auf dem Schlachtfeld und muß fürchten, jeden Augenblick für Jesus und für diese armen Seelen mein Leben zu verlieren, bin in einem Meer von Drangsal und Heimsuchungen versunken, was mir das Herz bluten läßt. Meine Gesundheit wird immer schwächer: das Fieber will einfach nicht zurückgehen.“ „Habt Mut, füchtet euch nicht,“ schrieb er in seinem letzten Brief. „Es soll geschehen, wie Gott will. Gott verläßt niemanden, der sein Vertrauen in ihn setzt. Ich bin glücklich...“ Am Abend des 10. Oktober 1881 lag Comboni, vom Fieber ausgezehrt, auf einer feuchten Matratze, seinem Totenbett. Der über ihn gebeugte Pater Bouchard sagte zu ihm: „Monsignore, der letzte Moment ist gekommen...“ „Er richtete den Blick auf das Kruzifix und küßte liebevoll das Kreuz.“
Bei Péguy hörte sich das so an: „Jede sklavische Unterwürfigkeit der Welt stößt mich ab, sagt Gott, und ich würde alles geben/für den Blick eines freien Mannes,/für die holde Gehorsamkeit und liebevolle Verehrung eines freien Mannes.“


Italiano Español English Français Português