Rubriken
Aus Nr.03 - 2006


30TAGE IN DER WELT


Benedikt XVI.  legt Stanislaus Dziwisz das Kardinalsbirett auf.

Benedikt XVI. legt Stanislaus Dziwisz das Kardinalsbirett auf.

Hl. Stuhl
Neue Präsidenten bei den Päpstlichen Räten

Am 11. März nahm Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch des japanischen Kardinals Stephen Fumio Hamao an. Der 76jährige Kardinal hatte dem Wunsch Ausdruck gegeben, sein Amt als Präsident des Päpstlichen Rates für die Migranten und Menschen unterwegs aus Altersgründen niederlegen zu dürfen. Nachfolger von Kardinal Hamao wurde der Süd­italiener Renato Raffaele Martino, der im November seinen 74. Geburtstag feiern kann und seit Ende 2002 Präsident von „Iustitia et pax“ war.
Am selben Tag hat Benedikt XVI. im Namen eines intensiveren Dialogs unter den verschiedenen Kulturen und Religionen die Leitung des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog und des Päpstlichen Rates für die Kultur zusammengelegt. Nachfolger des englischen Erzbischofs Michael Louis Fitzgerald, dessen Ernennung zum Nuntius in Ägypten am 15. Februar erfolgt war, wurde der 76jährige französische Kardinal Paul Poupard, der seit 1988 das „vatikanische Kultusministerium“ leitet.


Kardinäle
Fest der Legionäre für den neuernannten Kardinal Dziwisz

„Feststimmung heute abend in Rom für den neuernannten Kardinal Stanislaus Dziwisz. Ein Empfang für ca. 400 Personen, die aus den verschiedensten Gründen in den letzten beiden Jahrzehnten mit Papst Wojtyla zu tun hatten. Kirchenmänner eines jedes Ranges, Ärzte des verstorbenen Papstes, angefangen bei Prof. Renato Buzzonetti und einer Reihe von Ärzten der römischen Gemelli-Klinik, Leibwächter mit dem Leiter der päpstlichen Gendarmerie, Camillo Cibin, aber auch einfache Gläubige und Freunde aus den vielen, in Rom verbrachten Jahren, sowie der ein oder andere Journalist, haben an dem Fest an der Universität der Legionäre Christi teilgenommen. Der sichtlich bewegte Kardinal Dziwisz hat allen seinen Dank ausgesprochen und besonders an Papst Wojtyla erinnert, der, wie er meinte, „uns sicher auch heute abend vom Fenster im Himmel aus betrachtet und unsere Freude teilt.“ Der neuernannte Kardinal erinnerte daran, daß die Anwesenden „dem Heiligen Vater Johannes Paul II. an die verschiedensten Orte der Welt folgten – je nach ihrem jeweiligen Wirkungskreis – im Vatikan, in Castel Gandolfo und auch in der Gemelli-Klinik.“ „Ich danke Gott,“ schloß der Kardinal „für all die wunderbaren Dinge, die ich in den an der Seite von Papst Wojtyla verbrachten Jahren erlebt habe.“ Der Chor der Legionäre Christi gab multiethnische Gesänge und italienische Folklore zum Besten. Besonders viel Applaus gab es für O sole mio, Romagna mia und Funiculì funiculà; viel beachtet war aber auch die Jazzversion von Emanuele, eine der Hymnen der Weltjugendtage“ (Presseagentur Ansa am 24. März).


Neokonservative/1
Neocons, Kirche und die Versuchung Jesu in der Wüste durch den Teufel


Gustavo Zagrebelski schrieb für die Repubblica vom 8. März eine ausführliche Reflexion über die sogenannten „Pfeiler der [westlichen] Identität“, Politiker und Intellektuelle, die – so der Verfasser – meinen, erfolgreich zu sein, wenn sie als Verfechter der bedrohten westlichen Welt auftreten. Der Artikel schließt mit folgenden Worten: „Die katholische Kirche ist direkt betroffen. Man bietet ihr die Gelegenheit der Revanche über einen konstitutiven Aspekt der ‚modernen Welt‘, die Demokratie: eine Revanche, auf die ein Teil von ihr wohl schon immer gewartet hat. Unsere Identitäts-Lieferanten sind die neuen politischen Theologen. In Ermangelung von Kirchen anderer Art – starke und globale Ideologien, Geschichtsphilosophien, messianische Verheißungen – wenden sie sich an das, was ihnen als heutige Hüterin der Werte erscheint, die für ihren Kampf wichtig sind, nämlich die katholische Kirche: ihr bieten sie ein Bündnis an. Es ist die große Versuchung unserer Zeit; wie damals, als der Teufel Jesus von Nazareth in der Wüste dreimal versuchte. Diese Diskussion über die Identität muß unweigerlich weitergehen, und zwar hinsichtlich der Beziehung zwischen katholischer Kirche und Demokratie.“


Neokonservative/2
Die Faszination der Kirche und die Neocon-Ideologie

Der Corriere della Sera vom 16. März hat einen ausführlichen Artikel über eine interessante Debatte über die neokonservative Ideologie veröffentlicht. Hier die Ausführungen des Philosophen Giulio Giorello: „Einige Politiker würden die Faszination des Katholizismus gerne instrumentalisieren, um daraus das Fundament einer neokonservativen Identitäts-Ideologie zu machen, wie es Bush mit gewissen protestantischen Strömungen in den USA getan hat. Ich glaube, daß die wirklich Gläubigen die ersten sind, die ein solches Ansinnen nur ablehnen können. Und daß sich die Kirche, dank ihrer Jahrtausende alten Weisheit, davon so fern wie möglich hält.“


Neokonservative/3
Todesschwadronen auch im Irak

„‚Todesschwadronen unter den Sicherheitskräften‘. Dieses ungern gemachte Geständnis stammt von einem Beamten des Innenministeriums in Bagdad. Ein Geständnis, das weniger durch Umfragen erpresst wurde, sondern vielmehr durch unbestreitbare Tatsachen: Dutzende von Leichen, oft mit unverkennbaren Zeichen von Folterungen, die jeden Tag in der Hauptstadt aufgefunden werden“ (Avvenire, 15. März).


Diplomatie
Neue Nuntien in Pakistan und in Papua Neu-Guinea

Am 30. März wurde der 58jährige Erzbischof Adolfo Tito Yllana zum neuen Nuntius in Pakistan ernannt. Der Philippiner war seit 2002 Päpstlicher Vertreter in Papua Neu-Guinea und auf den Salomon-Inseln.
Am 1. April wurde der neue Nuntius in Papua Neu-Guinea und den Salomon-Inseln ernannt. Es handelt sich um den 53jährigen Philippiner Francisco Montecillo Padilla, der auch in den Erzbischofsrang erhoben wurde. Mons. Montecillo Padilla, der 1976 die Priesterweihe empfing, trat 1985 in den diplomatischen Dienst des Vatikan und war in den päpstlichen Vertretungen von Santo Domingo, Venezuela, Österreich, Indien, Japan und – zuletzt – Australien tätig.
Der 55jährige amerikanische Kardinal Charles Daniel Balvo, seit 2005 Nuntius in Neuseeland und in anderen Ländern Ozeaniens, wurde zum päpstlichen Repräsentanten auf den Cook-Inseln (25. März) und in Samoa (1. April) ernannt.




KIRCHE

Das letzte Interview mit Giorgio Rumi


Giorgio Rumi

Giorgio Rumi

„‚Was soll man zu dem Beschluß von Papst Ratzinger sagen, die Tiara aus dem päpstlichen Wappen zu entfernen?‘ ‚Die Tiara gibt es schon seit den Zeiten der Kreuzzüge. Und jetzt ist sie verschwunden, wie um eine größere Nähe zu den Bischöfen zu betonen: wir sind beim ersten Papst des neuen Jahrtausends angelangt, und es gibt tatsächlich Zeichen für ein Projekt, eine Hoffnung.‘ Die Politik und das Papsttum? ‚Unsere italozentrische Sicht, die kleine Küche, wo Polemik über die der Europäischen Volkspartei gewährten Audienzen gebraut wird, von wegen! Man hat noch nicht begriffen, daß der letzte Papst, der eine Beziehung zur italienischen Politik hatte, Montini war, und geendet hat das mit der Apokalypse des Begräbnisses Moros.‘ Papa Wojtyla? ‚Man hat ihn wegen seines Mutes gewählt, wegen seiner Fähigkeiten, und nicht, weil er das Pionier-Genie war, das die Mauer einbrechen läßt: so denken die Kardinäle nicht. Natürlich wußte man, daß es – wie schon Stalin sagte – einfacher ist, ein Pferd zum Kommunisten zu machen als einen Polen. Aber Wojtyla muß man im Ganzen sehen, die Zerstörung des russischen Giganten hat ihn nicht davon abhalten können, über den Sieg des Kapitalismus nachzudenken und über die Probleme, aus denen der Kommunismus erwachsen ist; lassen Sie sich das von einem Antikommunisten wie mir gesagt sein! Von wegen westliche Christenheit, er war kein CIA-Agent, und für ihn war die ganze Christenheit noch erneuerungsbedürftig‘.“ Auszüge aus einem langen Interview mit Prof. Giorgio Rumi im Corriere della Sera vom 17. März. Rumi, Dozent für Zeitgeschichte an der Universität Mailand und herausragende Persönlichkeit der katholischen Welt, ist am 30. März verstorben. Die Nachricht von seinem Tod wurde zwei Tage später von seinen Familienangehörigen bekanntgegeben.




GESCHICHTE

Als Prinz Philip für Hitler war


Die Titelseite des 
Guardian mit dem Bericht über die englischen Lager
von 1945 bis 1948.

Die Titelseite des Guardian mit dem Bericht über die englischen Lager von 1945 bis 1948.

Als Prinz Philip für Hitler war. So lautet der Titel der Repubblica vom 7. März, der mit folgenden Aussagen Philips von Edinburgh, Gemahl von Königin Elisabeth, begann: „Die Machtübernahme Hitlers? ‚Es hat uns gefallen, daß er versucht hat, Macht und Prestige in Deutschland wiederherzustellen.‘ Der Antisemitismus? ‚Wir waren den Juden gegenüber voreingenommen, man neidete ihnen ihren Erfolg‘.“ Diese Aussagen des englischen Prinzen können in dem Buch The Royals and the Reich nachgelesen werden, das in Kürze in England erscheinen wird. Beleuchtet werden darin die Wechselfälle der Familie Philips von Edinburgh und seiner vier Schwestern, von denen eine mit dem „Gestapo-Chef“ verheiratet war. Ein Auszug daraus stand vorab in der Daily Mail zu lesen.“


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