30TAGE IN KIRCHE UND WELT
PAPST
Die Beichte ist "Weg" für die Neuevangelisierung
Gläubige stehen vor dem Beichtstuhl des heiligen Paters Pio von Pietrelcina an.
JAHR DES GLAUBENS
Messori: Der Glaube bedeutet nichts anderes, als auf die Auferstehung Jesu zu „setzen“
Maria Madgdalena und die andere Maria am Grab.
KIRCHE
Die Vorliebe Gottes „für das, was klein ist“
„Die großen Dinge beginnen immer beim kleinen Senfkorn, und die Massenbewegungen sind immer nur von kurzer Dauer“. Dieser Satz, den Papst Benedikt XVI. noch als Präfekt der römischen Kongregation für die Glaubenslehre bei der Beschreibung der heutigen Herausforderung einer neuen Evangelisierung geschrieben hat, fasst wie in einem Brennglas zusammen, worum es Joseph Ratzinger als Theologe, als Bischof und als Papst geht.“ So der Auftakt eines Artikels von Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, der am 15. April im L’Osservatore Romano erschienen ist. Darin erläutert der Kardinal, dass der Heilige Vater als „Grundprinzip“ des Wirkens Gottes in der Geschichte das „Wählen des Kleinen“ herausstellt. Und erführt aus: „Ihm gegenüber kann die menschliche Haltung nur Liebe und Geduld sein, die der lange Atem der Liebe ist. […]
Demgegenüber stehen wir Menschen immer wieder in der Versuchung, den Teil für das Ganze zu halten, das Unendliche mit dem Endlichen zu verwechseln und deshalb im Gleichnis Jesu den Akzent sofort auf das Gewächs zu legen, in nervöser Ungeduld sehr schnell einen großen und kräftigen Baum haben zu wollen und notfalls mit eigener Hand nachzuhelfen, in unserem Bemühen sofort nach respektablem Erfolgt zu schielen und in der Pastoral Seel-Sorge mit Zähl-Sorge zu verwechseln. [...]. Und mit dem Gleichnis vom Senfkorn betont der Papst, dass sich das kirchliche Handeln an seinem Geheimnis orientieren müsse und nicht beanspruchen dürfe, sofort den großen Baum hervorzubringen. Denn die Kirche sei immer zugleich Senfkorn und Baum, wobei der Papst präzisierend hervorhebt: “Vielleicht mussten wir, musste die Kirche in “starke Bedrängnis” (1Ts 1, 6) hineingeführt werden, um neu zu wissen, wovon sie lebt – auch heute von der Hoffnung des Senfkorns, nicht von der Kraft ihrer Pläne und ihrer Strukturen”.“
Kurznachrichten
KIRCHE/1
Bertello, der Glaube der Einfachen und die Wunder Jesu
„Es gibt zwei Arten, sich an Jesus anzunähern: mit dem Ansatz der “Gelehrten”, die seine Worte in Zweifel stellen, oder dem der einfachen Leute, die Zeugnis abgeben für die Wunder Christi und Augen haben, den Erwarteten zu sehen“. So Kardinal Giuseppe Bertello, Präsident des Governatorats des Staates der Vatikanstadt, in der Predigt bei einer Messe in der Kirche “Santa Maria della Pietà” beim Kolosseum in Rom (zitiert nach L‘Osservatore Romano, 4. April).
KIRCHE/2
Moraglia und das Jahr des Glaubens
Am 25. März ist der neue Patriarch von Venedig, Francesco Moraglia, in seinen Bischofssitz eingezogen. In seiner ersten Messe kommentierte er den Evangeliumsbericht über das Mahl in Emmaus. Hier ein Auszug: „Die beiden Pilger – Kleophas und sein Wegbegleiter – gehen ein Stück mit dem auferstandenen Jesus und sind traurig, weil er für sie noch immer tot ist; irgendwann scheinen sie sogar zu meinen, gerade Ihm erklären zu müssen, was in den Tagen zuvor in Jerusalem geschehen war [...]. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, in diesem unbeholfenen Versuch das Bild einer gewissen – eher übereifrigen denn erleuchteten – Theologie zu erkennen, die sich ganz dem unwahrscheinlichen und gewagten Unterfangen verschrieben hat, Jesus Christus und Sein Wort zu retten. Aber in diesem Bild sind auch wir repräsentiert; immer dann nämlich, wenn wir mit unseren Pastoralplänen, unseren Projekten und Debatten, von einem wahren Glauben losgelöst, den Anspruch stellen, Jesus Christus erklären zu wollen, wer Er ist. Kleophas, sein Wegbegleiter – und nach ihnen die Jünger jeder Zeit –, bringen am Ende ihre ganze Untröstlichkeit, ihr ganzes Misstrauen Jesus und seinem Wirken gegenüber zum Ausdruck; die Worte der beiden und der Gebrauch des Imperfekts scheinen unmissverständlich: „… Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde. Und dazu ist heute schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist…“ (Lk 24, 21). Wenn der Glaube schwindet oder nicht mehr in der Lage ist, das Leben der Jünger zu stützen und fruchtbar zu machen, dann erscheint jeder theologische Diskurs, jeder pastorale Plan, jede Medienberichterstattung unzureichend. Und wir finden uns in derselben Befindlichkeit wieder wie dereinst die Emmaus-Jünger, die unfähig sind, über ihre Logik, ihre Empfindungen hinauszugehen, und feststellen müssen, gefangen zu sein in ihren Ängsten. All das wird uns bewusst am Vorabend des beginnenden Jahrs des Glaubens.“
24. März 2012, Tel Aviv, Demonstration gegen einen eventuellen israelischen Präventiv-Angriff auf den Iran. [© Associated Press/LaPresse]
Grossman: „Warum nein zum Krieg im Iran“
Der bekannte israelische Romancier David Grosmann schrieb am 12. März in der la Repubblica: „Der Iran ist bekanntlich nicht nur ein fundamentalistisches und extremistisches Land. Breite Schichten seiner Bevölkerung sind Laien, gebildete und fortschrittliche Laien. Zahlreiche Vertreter der Mittelschicht haben mutig und unter Gefährdung ihres Lebens gegen ein religiöses Tyrannen-Regime protestiert, das sie verabscheuen. Ich sage ja nicht, dass ein Teil des iranischen Volkes für Israel Sympathie empfindet, aber eines Tages, irgendwann in der Zukunft, könnten diese Leute den Iran regieren – und Israel vielleicht besser gewogen sein. Diese Hoffnung würde sich aber zerschlagen, wenn Israel den Iran angreifen und damit als arrogante, größenwahnsinnige Nation erscheinen würde, als ein historischer Feind, den es zu bekämpfen gilt, auch in den Augen der gemäßigten Iraner. Und was soll man zu der mehr oder weniger gefährlichen Eventualität eines Iran sagen, der über Atomwaffen verfügt? Was wird Israel tun, wenn irgendwann auch Saudi-Arabien beschließen sollte, sich Atomwaffen zu beschaffen, und ihm das sogar gelingt? Wird es zum Angriff übergehen? Und wenn auch Ägyptens neue Regierung beschließen sollte, diesen Weg einzuschlagen? Wird es Israel bombardieren – und vielleicht für immer das einzige Land der Region bleiben, das autorisiert ist, Atomwaffen zu besitzen? [...]. Ein derartiger Angriff wäre nicht nur vermessen, unangebracht und unüberlegt – er könnte unsere Zukunft tiefgreifend verändern, und ich wage nicht mir vorzustellen, wie. Oder besser: ich kann es mir eigentlich sogar sehr gut vorstellen, aber ich bringe es nicht über mich, es niederzuschreiben.“